Kapitel 41
Mit schräg gelegtem Kopf stehe ich vor meinem Kleiderschrank, wie schon seit einer geschlagenen halben Stunde, und überlege was ich heute Abend in das Restaurant anziehen soll.
Allerdings sind meine ganzen Bedenken, Zweifel und Überlegungen berechtigt, denn ohne Anzug, Krawatte, schickem Abendkleid oder sehr, sehr aufgetakeltem Kostüm kommt man dort nicht rein.
Meistens haben sich unsere Eltern dort immer mit irgendwelchen Geschäftspartner getroffen, um irgendwelche Verträge zu besprechen, Papierkram zu erledigen, oder ihr Vermögen noch weiter auf die Spitze zu treiben.
Das war immer echt die Höhe.
Sowie für mich, als auch für Jason und Cassandra.
Ich mein, welcher normale Mensch kümmert sich in seinem Urlaub freiwillig um seine Firma und diverse Jobangelegenheiten?
Genau niemand, außer natürlich meine Eltern!
So gesehen ist es moralische einfach nur traurig, dass Mum und Dad selbst in ihrem wohlverdienten Urlaub irgendwelchen Angeboten nachgeeifert sind und somit keine Zeit für ihre drei Kinder hatten.
Doch davon will ich mir heute nicht den Abend verderben lassen, denn schließlich leben wir im Hier und Jetzt und sollten nicht der Vergangenheit hinterher trauern.
Deshalb schiebe ich diese trüben Gedanken bei Seite und konzentriere mich wieder auf das Wesentliche, nämlich mein Kleiderproblem.
Geschlagene Minuten starre ich auf den Berg von Klamotten vor mir, bis sich auf einmal die Tür zu meinem Zimmer knarzend öffnet.
„Jason sagt, dass wir in ungefähr einer Stunde bereit sein sollten", teilt Felix mir mit und lässt seinen Blick einmal an mir hoch und wieder runter wandern.
„Was? Schon in einer Stunde!? Das schaffe ich doch nie", jammere ich auch schon los und Felix habt eine Braue.
„Dein Ernst Chiara? Sonst machst du dir doch auch nie etwas aus Klamotten, Haare oder Make-Up..."
„Ich will keinen Ärger mit den Türstehern", lüge ich etwas zu halbherzig und wenig überzeugend. „Aha, ich verstehe. Türsteher, natürlich", verschwörerisch zwinkert er mir zu.
„Aber mal abgesehen davon. Was genau hast du denn bitte in der letzten halben Stunde gemacht? Nicht ernsthaft die ganze Zeit vor dem Kleiderschrank gestanden?"
Als Antwort habe ich meine Schultern leicht an und lächele zaghaft.
„Mädchen", stöhnt Felix augenverdrehend und knallt die Tür hinter sich zu.
Irritiert schüttele ich den Kopf und greife dann, ohne großartig zu überlegen, nach ein paar Sachen. Schnell sammeln sich diverse Röcke, Kleider du Oberteile in meinen Armen, welche ich sorgfältig auf meiner Tagesdecke ausbreite.
„Also gut", murmele ich und stemme meine Hände in die Hüften.
Schnell und prüfend wandern meine Augen von einem Kleidungsstück zum Nächsten. Ich sortiere alles aus was mir nicht gefällt, oder was mir unpassend erscheint und letzten Endes bleiben drei Outfits vor mir liegen.
Ein türkisenes Abendkleid ohne Träger, welches sowohl meine Beine als auch meine Taille betont und knapp vor meinen Knien endet.
Ein schlichtes schwarz – weiß gehaltendes Kleid, verziert mit einigen Stickereien.
Schließlich noch einen weitschwingenden schwarzen Rock mit Falten. Dazu eine weiße Bluse die schulterfrei ist und am Kragen mit Spitze verziert ist und eine dünne, Hautfarben Strumpfhose.
Was von den dreien würde Leon wohl gefallen...und Fabian?
Entsetzt schnappe ich nach Luft. Habe ich das gerade wirklich und wahrhaftig gedacht!?
Großer Gott, was ist bloß los mit mir?
Ich versuche meine zitternden Hände wieder einigermaßen zu Ruhe zu zwingen und laufe nervös in meinem Zimmer auf und ab. Frustriert schüttele ich den Kopf und vergrabe meine Hände in meinen Haaren.
Gleich darauf schnappe ich mir ein herumliegendes Kissen und schleudere dieses wutschnaubend in irgendeine Richtung.
„Alles in Ordnung bei dir?"
Ich fahre herum und sehe meinen Bruder, welcher an meinem Türrahmen lehnt. Aufmerksam mustert er mich. „Ich glaube ich werde langsam ... verrückt", nuschele ich und ziehe angesichts dieser dummen Worte die Nase kraus.
„Aha." Jason lacht.
„Hat das auch einen bestimmten Grund?"
Ja, natürlich gibt es einen bestimmten Grund!
„Nein", sage ich dennoch.
„Du lügst", wiederspricht mir mein Bruder zurück.
„Sagt wer?", feure ich zurück.
„Ich", lautet die simple Antwort.
Wir schauen uns an und brechen zeitgleich in Gelächter aus, bezüglich dieses schnellen Wortwechsels. „Bist du bald fertig?", erkundigt sich mein Bruder jetzt bei mir, woraufhin ich den Kopf schüttele und auf meine ausgebreiteten Klamotten deute.
„Nimm den Rock und die Bluse. Das reicht vollkommen aus, glaub mir!"
Jason verschwindet ohne Weiteres und lässt mich wieder alleine. „Habe ich etwa Ausschlag an den Händen, oder wieso verschwindet ihr alle so plötzlich?", murmele ich verwirrt und greife nach den Sachen, die mir mein Bruder empfohlen hat.
Damit verlasse ich mein Zimmer und verschwinde in das Badezimmer, das ich mir mit meinem Bruder und Felix teile.
Dort angekommen sperre ich die Tür ab, um keinen unerwarteten Besucher empfangen zu müssen. Ich entledige mich meiner Kleidung und werfe Shorts und mein Tanktop auf den Boden.
Vorsichtig streife ich mir die Strumpfhose über, um unnötige Laufmaschen, so gut es geht, zu vermeiden und schlüpfe auch ihn die Bluse.
Den Reißverschluss des schwarzen Rockes ziehe ich hoch und schließe den Knopf an der Seite mit geschickten Fingern.
Nachdem mein Problem bezüglich der Kleidung gelöst ist, muss ich mich noch um meine Haare kümmern, sowie etwas Schminke auftragen.
Kurzerhand greife ich nach meiner Wimperntusche und tusche meine Wimpern sorgfältig, um mir nicht versehentlich in mein Auge zu stechen. Danach trage ich noch etwas Rouge auf meine Wangen auf und greife nach einem zarten Himbeerfarbenen Lippenstift.
Leicht fahre ich mit diesem die Konturen meiner vollen Lippen nach und bin positiv überrascht von dem gelungenen Ergebnis.
Meiner Meinung nach steht mir Make - Up überhaupt nicht, denn es lässt mein Gesicht immer so unecht und gestellt wirken.
Locken oder hochgesteckte Haare?
Nachdenklich wiege ich die Bürste in meiner Hand und entscheide mich schließlich für ein offenes, aber leicht gewelltes Haar.
Deshalb schließe ich den Lockenstob, welchen ich in einem Wandschrank finde, an die Steckdose an und beginne mir hübsche Locken zu zaubern.
Nach vollen fünfzehn Minuten schaut mir eine vollkommen veränderte Chiara Hayden aus dem Spiegel entgegen. Mit einem letzten prüfenden Blick in die Richtung des Spiegels greife ich nach einem Flakon und betätige das Parfümfläschchen.
Ein kleiner Spritzer genügt und schon werde ich in eine zarte Wolke aus einem Gemisch aus Zitrus und Rosenblättern eingehüllt.
Zufrieden mit dem Ergebnis sperre ich die Tür auf und schwebe wie auf Wolken zurück zu meinem Zimmer.
Dort angekommen ziehe ich das Ladekabel aus meinem Handy und greife nach ein paar Armbändern, sowie den schönen, verdrehten Ohrringen, welche ich vor ein paar Tagen gekauft habe.
Meine schwarze Umhängetasche steht auf meinem Bett und wartet nur darauf, dass ich nach ihr greife.
Dementsprechend kann es also losgehen!
Meine Mundwinkel zucken als ich meine Tasche nehme und dann den Raum verlasse.
„Bist du fertig?", ruft mein Bruder, besser gesagt schreit er, zu mir hinauf.
„Jaha!"
„Ich bin ja schon da", meine ich augenverdrehend als ich mich den Jungs zeige.
„Nichts sabbern, Jungs. Ich weiß, dass ich gut aussehe", eingebildet werfe ich meine Haare zurück, achte dabei aber darauf, dass ich meine Frisur nicht ruiniere und ahme einen verführerischen Augenaufschlag nach, was mir einige Lacher einbringt.
„Eins muss man dir lassen", Chris zwinkert mir zu.
„Du weißt wie man sich zu präsentieren hat!"
Mein Blick gleitet zu den Jungs vorbei, bis sich meine Augen, wie von selbst, auf eine ganz bestimmte Person heften.
Mein Mund wir augenblicklich staubtrocken.
Er sitzt mit verschränkten Armen auf einem Stuhl und hat seinen Kopf auf seinen Armen abgestützt.
Die Haare und sein Hemd sitzen perfekt, so wie immer. Alles an ihm ist perfekt...
Genau wie bei seinem großen Bruder.
Liegt wahrscheinlich in der Familie!
Ich frage mich, ob die Jungs insgeheim gewusst haben, dass wir mal ein paar, etwas schickere Klamotten in dem Urlaub benötigen werden. Wer nimmt schon freiwillig Hemde mit nach Frankreich?
„Können wir dann?"
Alle nacheinander verlassen den Raum und auch Fabian und ich folgen ihnen.
„Du siehst echt hübsch aus", äußert er sich nach einem kurzen Räuspern in meine Richtung und ich lächele leicht verlegen.
„Danke."
Selbst über so ein kleines Kompliment freue ich mich riesig! Schon seltsam, was für eine große Bedeutung, nur ein kleiner Satz, eines Menschen für mich hat!
Fabian schiebt sich an mir vorbei, wobei er mich leicht angrinst, um sich seine weißen Sneaker anzuziehen.
Ich greife währenddessen nach einem Paar schwarzen High Heels Boots. Sie haben einen mittelmäßigen Absatz und sind akkurat geschnürt.
Mein Bruder hält mir die Tür auf und ich trete hinaus. Glücklich atme ich die kühle Abendluft ein und folge dann den Jungs, die bereits auf der anderen Straßenseite stehen, mit Ausnahme von meinem Bruder.
Als auch er schließlich zu uns stößt, machen wir uns auf den Weg zu dem nahegelegenen Restaurant, welches ich so liebe, genau wie mein Bruder!
Fabian und Chris laufen neben mir her, während der Erstgenannte auf seinem Handy herum tippt und dabei ein Lächeln auf dem Gesicht trägt.
Unversehens trifft mich die Eifersucht und ich überlege fieberhaft mit wem er denn schreiben könnte, dass ihn diese Person so glücklich macht.
Unauffällig trete ich näher an ihn heran und spähe so gut es geht auf sein Handydisplay.
„Na, ist da jemand eifersüchtig?" Spöttisch grinst Fabian mich an und ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu.
Doch er hat nichts Besseres zu tun, als dass er mich weiter auslacht, weswegen ich ohne ein weiteres Wort davon stolziere.
Wieso war mir das nicht von vorne herein klar?
Wie konnte ich auch nur ernsthaft glauben oder annehme, dass jemand wie Fabian Grace wirklich an mir interessiert ist?
Allein die Vorstellung ist schon fast absurd und lachhaft!
Es grenzt schon beinahe an ein Wunder, dass Fabian es so lange ohne seinen Frauenfanclub ausgehalten hat, denke ich bitter und schnaube bei dem Gedanken.
Wieso um alles in der Welt habe ich mir auch nur annähernd vorgestellt, dass zwischen mir und Fabian etwas ist?
Klar, mein Bruder ist sehr eng mit ihm befreundet und sie stehen sich sehr nahe, aber das muss deshalb ja nicht auch bei mir der Fall sein, oder?
Mit einem Stich in meinem Herzen muss ich feststellen, dass mich die Erkenntnis zu tiefst betrübt und eine Welle der Traurigkeit über mir zusammenbricht.
„Schöne Grüße von Leticia."
Ohne es zu bemerken schließt Fabian zu mir auf und funkelt mich mit seinen strahlenden Augen an. Es scheint fast wie ein Friedensangebot zu sein. „Oh", ist das Einzige was mir dazu einfällt und ich blicke beschämt zu Boden.
„Jah, grüß sie zurück", sage ich bevor das Schweigen zu unangenehm wird.
„Hey, wir sind ja schon da", stelle ich erstaunt fest, als ich meinen Blick wieder habe und das imposante, einschüchternde Gebäude vor mir erblicke.
Ich drehe mich um und suche nach den Augen meines Bruders.
Jason lächelt mich warm an und ich erwidere das strahlende Lächeln.
Mittlerweile sind wir schon fast am Ende der Hauptspeise angekommen und ich schiebe mir die letzten Gabeln mit der köstlichen Quiche in den Mund.
Dieses Mal wollte ich einfach mal etwas anderes als Paella ausprobieren und zum Glück ist mein Gericht mehr als zufriedenstellend!
Jeder einzelne Franzose würde sich wahrscheinlich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass ich heute zum aller ersten Mal eine Quiche gegessen habe, obwohl ich doch schon so oft in Frankreich war.
Nachdem ich fertig aufgegessen habe schiebe ich meinen Teller ein Stück von mir weg und möchte auch mein Besteck hinlegen, als sich mein Blick in die Ferne richtet und meine Hand erstarrt von einer Sekunde auf die andere in der Luft.
Ein schwarzhaariger, äußerst muskulöser Junge lehnt an einer der vergoldeten Säulen des Restaurants und schaut in die Richtung, in welcher unser Tisch liegt.
Nein, er schaut mich an.
Nur mich!
Doch nicht mal von schauen kann hier die Rede sein, denn er fixiert mich regelrecht.
Mein Herz hört auf zu schlagen, mein Atem geht immer flacher und schließlich setzt er ganz aus. Vor Schreck reiße ich die Augen weit auf.
Es ist er!
Unverwechselbar!
Seine dunkelbraunen Augen fesseln mich und ich versuche in schnellem Tempo die letzten Minuten zu rekapitulieren.
Wie lange steht er schon da?
Seit wann beobachtet er mich?
Aber die wichtigste Frage von allen, ist eine andere:
Was tut er hier und wie zum Teufel hat er mich hier gefunden?
In Frankreich?
Plötzlich spüre ich wieder das Einsetzten der trommelnden Herzschlages, welcher erst nach einer gefühlten Ewigkeit erneut spürbar ist.
Ein hämisches, neckendes Grinsen liegt auf dem Gesicht des Jungen und seine Augen glänzen vor Übermut. Man könnte beinahe meinen, dass er verrückt ist, denn er wirkt mit seinen übergroßen Pupillen wie auf Drogen.
Unablässig fixiert er mich.
Mörderisch lächelt er mir zu, wohlwollend, in dem Wissen, dass ich gerade eine Todesangst aushalten muss und ich mich beherrschen muss, um nicht sofort aufzustehen und dieses Restaurant schreiend zu verlassen.
Lautlos formt er mit seinen Lippen einen Satz.
Immer und immer wieder.
Zunächst verstehe ich kein einziges Wort, doch nach einer geschlagenen Minute weiten sich meine Augen und ich beginne am gesamten Körper zu zittern, so als hätte ich Schüttelfrost.
Komm nach draußen. Jetzt sofort! Alleine!
Das ist der Moment in dem meine Gliedmaßen wieder einsetzen und meine Finger sich um die, schon etwas warmgewordene Gabel lösen.
Mit einem lauten Klirren landet sie auf dem Teller.
Die Jungs unterbrechen ihre Gespräche und schauen zu mir herüber, aber mein Blick ist steif auf die Säule geheftet, an der ... niemand mehr steht!
„Chiara?", holt mich mein Bruder wieder in die Realität zurück und wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum.
Geistesabwesend nicke ich mit dem Kopf und drehe diesen dann wie in einem Zeitlupentempo zu Jason um.
Er sagt irgendetwas, aber ich sehe nur wie sich die Lippen meines Bruders bewegen.
Der Ton bleibt aus oder dringt nicht zu mir hindurch.
Vielleicht liegt es aber auch an dem Geräusch des rauschenden Blutes in meinen Ohren, welches alles andere um mich herum ausblenden lässt.
„Entschuldigt mich", presse ich gerade noch so zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und stoße meinen Stuhl heftiger nach hinten als beabsichtigt, sodass er beinahe nach hinten kracht.
Ich umrunde den Tisch, aber mein Bruder packt mich an meinem Handgelenk und zieht mich zurück.
„Du sagst mir jetzt sofort, was hier abläuft", zischt er mir zu.
Seine Augen funkeln, nicht so aggressiv wie die von ihm.
Sondern beruhigend, abwartend, besorgt und mit einer Menge von Verständnis.
„Wir haben es uns versprochen! Keine Geheimniskrämereien mehr."
Ohne weiter auf seine Worte zu achten winde ich mich geschickt aus seinem Griff und eile weg von dem Tisch.
Doch trotzdem staut sich ein Keim, des schlechten Gewissens in mir auf.
Die Absätze meiner Schuhe knallen auf dem gefliesten, kalten Marmorboden und lassen mich erschauern.
Es ist, als könnte ich jede noch so kleine Zelle in meinem Körper spüren, wenn nicht sogar zählen!
Was um Himmelswillen bewegt mich gerade zu ihm rauszugehen?
Seinem Befehl zu folgen?
Dem Befehl eines geisteskranken Psychopathen?
Nur noch ein paar wenige Meter trennen mich vor den imposanten Ausgangstüren des Restaurants, von ihm, jetzt hätte ich noch die Entscheidung meine Meinung zu ändern, aber zu meinem eigenen Erstaunen erhöhe ich die Geschwindigkeit noch.
Mit mehr Mut als ich eigentlich besitze, stoße ich die schweren Türen mühelos auf und trete hinaus in den kühlen Abend.
Es ist frisch und zugleich angenehm hier draußen, auch wenn es für meine Verhältnisse etwas zu kühl ist.
Fröstelnd reibe ich mir über die Arme und blicke mich suchend um.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du wirklich kommst. Eigentlich dachte ich, Jason passt besser auf seinen kleinen, hilflosen Schoßhund auf! Doch wie es scheint habe ich mich geirrt! Na ja, sei's drum!"
Heftig zucke ich zusammen und drehe mich langsam um.
Spöttisch grinst er mich an.
Aaron.
Der Junge, der ein kranker Psychopath ist und seine Grenzen gegenüber anderen Menschen nicht zu kennen scheint.
Die Person, die ein Wolf in einem Schafspelz ist!
„Was willst du hier?"
Eigentlich wollt ich selbstsicher und unerschrocken klingen, aber meine verräterische Stimme ist ein einziges heißeres Flüstern, wenn nicht sogar Krächzen!
„Ich wollte dich sehen. Deshalb bin ich hier. Chiara, ich habe dich vermisst. So sehr! So viel mehr, als du dir jemals träumen könntest", Aarons raue Stimme raubt mir die Fähigkeit zu atmen, aber eindeutig nicht auf die schöne Weise!
„Chiara ich braue dich, und du brauchst mich! Auch wenn du dir das nicht eingestehen möchtest! Wir werden einander immer brauchen!"
„Sei ruhig", unterbrech ich ihn flehend.
Wütend ballt er die Hände zu Fäusten, verengt die Augen zu Schlitzen und tritt so nah an mich heran, dass ich seine Körperwärme spüre.
„Ein paar Minuten später und ich hätte bekommen was ich wollte. Ein paar verfluchte Minuten, die dein Bruder zu früh kam, sonst..."
„Sonst hättest du mich vergewaltigt", wimmere ich und weiche panisch zurück.
„Und genau dort werden wir jetzt weitermachen!"
Aaron packt mich an den Hüften und lässt seine Hände unter den Stoff meiner Bluse wandern. Als seine Fingerspitzen auf meine Haut treffen, zucke ich zusammen.
Ich ekel mich vor jeder seiner Berührungen und würde am liebsten einfach nur weglaufen, aber weit würde ich nicht kommen!
Seine Hände beben und streichen immer höher, bis er meine Brüste zu fassen bekommt.
Und ganz plötzlich reiße ich mich aus dieser Starre.
Egal was passiert, ich muss das hier beenden, denn ich möchte nicht von ihm angefasst werden.
Entschlossen habe ich meine bleischweren Arme und stoße mit ihnen gegen die Brust von Aaron.
„Was...!?", verdutzt blickt er mich an, aber davon lasse ich mich nicht aus dem Konzept bringen.
„Fass mich nicht an!", zische ich mit vollem Hass und ich spüre wie alles wortwörtlich in mir zu schäumen beginnt!
Ich weiß nicht woher diese Entschlossenheit und dieses Selbstbewusstsein auf einmal herkommen, vielleicht ist es auch Hilflosigkeit, Leichtsinn oder der Mut der Verzweiflung, aber es fühlt sich gut an, dass ich meine Grenzen zeigen und auch verteidigen kann.
Adrenalin pummpt durch meine Adern und ich fühle mich plötzlich su unglaublich stark!
„Geh", herrsche ich ihn an und tatsächlich nehme ich wahr, dass Aaron einen kleinen Schritt zurück weicht. Im nächsten Moment hat er sich allerdings wieder gefangen und tritt erneut auf mich zu.
„Aber Chiara", flüstert er mit dunkler Stimme, „du weißt nicht was du von mir verlangst! Wir wollen es doch beide. Du so sehr wie ich auch!"
„Nein das will ich nicht. Das redest du dir nur ein", halte ich dagegen und knirsche mit den Zähnen.
„Und jetzt geh!"
Seine Augen funkeln amüsiert.
Er nimmt mich nicht ernst.
Aaron hält meine Verhalten für eine kindische Verleumdung, aber er wird noch sehen was er davon hat!
Wieder läuft er näher an mich heran, aber ich lasse diese Annäherung kalt und hebe meine Hand.
Mit einem Ruck lasse ich sie hinab schnellen und mit einem fetzenden Geräusch landet sie auf der Wange des Jungens, den ich so sehr hasse.
Der Knall zerreißt die Stille und ich sehe Schock in Aarons Augen auftreten. Erstaunt greift er sich an die Wange und fährt darüber.
Dort zeichnen sich deutlich rotverfärbte Stellen ab, aber ich verspüre kein Fünkchen Mitgefühl.
Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und lasse Aaron in dem Dunkeln der Nacht zurück.
Aber schon in dieser Sekunde weiß ich ganz genau, dass das Adrenalin, welches gerade durch meine Adern fließt, in jeder Sekunde in den Hintergrund treten wird und ich realisiere was dieses Gespräch für mich, für meine Zukunft bedeutet!
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Hey,
wie oben vielleicht schon bemerkt: Ich habe mich dazu entschieden Banner zu erstellen. Ab diesem Kapitel werden oben also immer die Banner der jeweiligen Person, aus dessen Sicht das Kapitel geschrieben ist, eingeblendet sein.
Diese Idee habe ich schon öfters auf Wattpad entdeckt und wollte sie selbst auch einmal ausprobieren.
Ich hoffe es gefällt euch!
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