Kapitel 3
Ich weiß nicht wie lange ich daliege, doch ich kann mich nicht rühren. Alles um mich herum ist still und ich spüre ein schmerzhaftes Pochen an meinem Kopf.
Das einzige was ich wahrnehme ich Schwärze. Ich atme flach.
Ich spüre wie sich jemand über mich beugt und meine Stirn berührt. Benommen öffne ich die Augen.
Das Licht ist grell und ich hebe die Hände vor mein Gesicht. Mein Sportlehrer beugt sich besorgt über mich und betastet meinen Kopf: „Chiara? Kannst du mich hören? Kannst du aufstehen?!"
Bella kniet neben mir und ist ganz blass, zugleich aber auch wütend. Sie greift nach meiner Hand und drückt sie tröstlich.
„Hm ja...", murmel ich Herr Wright zu. Langsam richte ich mich auf und stöhne sofort wieder.
Mein Kopf hämmert schrecklich und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Bella steht auf und läuft auf jemanden zu der unter dem Korb steht. „Sag mal spinnst du?!", schreit sie die Person an.
„Was denkst du dir eigentlich? Du hast doch gesehen, dass Chiara da steht. Bist du total bekloppt? Mach gefälligst deine Augen auf!"
„Das war keine Absicht okay...", schneidet ihr Fabian mit heiserer Stimme das Wort ab. „Ich wollte ihr nicht wehtun, das schwöre ich dir! Ehrenwort.", fügt er noch hinzu.
Bella sticht ihm mit dem Zeigefinger in die Brust:
„Das ich nicht lache! Seit wann kümmert es dich wie es deinen Mitmenschen geht?! Du bist so ein arrogantes, wiederliches Arschloch Fabian Grace. Ich schwöre dir bei Gott. Du weißt nicht was dir blüht. Wenn Jason davon erfährt bist du tot und du würdest dir wünschen, dass du Chiara nie begegnet wärst. Ich kann nicht fassen, dass..."
„Bella hör auf zu schreien", bitte ich sie leise. Sie reagiert nicht und macht Fabian weiter runter. Anscheinend hat sie mich nicht gehört.
„Bella sei still", weist Herr Wright sie zu Recht. Er hilft mir auf die Beine uns stützt mich. Ich lehne mich an meinen Trainer und humpel zu der Bank.
„Das Training ist beendet. Geht euch jetzt umziehen und wir sehen uns nächste Woche zu der Zeugnisausgabe."
Alle stehen auf und verlassen den Platz bis auf Bella, Fabian und ein paar seiner Freunde. Ich sitze auf der Tribüne und massiere mir den Kopf.
Ich habe Mühe mich bei Bewusstsein zu erhalten.
„Bella, hol Jason bitte her. Er soll Chiara nach Hause bringen", richtet Wright das Wort an meine Freundin.
Ich sehe wie Fabian kaum merklich zusammenzuckt.
Noch bevor Bella gehen kann hebe ich ruckartig den Kopf und ein stechender Schmerz schießt mir in den Kopf: „Bitte nicht mein Bruder. Kann ich nicht meine Schwester anrufen und die holt mich ab?"
Ich blicke meinen Lehrer verzweifelt an und schließlich willigt er ein.
Er entfernt sich ein paar Schritte uns zieht sein Handy raus. Ich höre wie er leise telefoniert. „Ich hole deine Sachen", ruft Bella mir zu und entfernt sich rasch.
Fabian, seine Freunde und ich sind alleine. Ich senke meinen Kopf uns schließe die Augen.
Mein Kopf hämmert unerträglich.
Ich höre wie sich jemand nähert und ich hebe den Blick, als sich eine Hand auf meine Schulter legt.
„Chiara, du musst mir glauben, ich wollte das wirklich nicht! Ehrlich. Es war nicht meine Absicht. Ich würde dich niemals grundlos verletzen und...und...", Fabian bricht ab und hebt hilflos die Hände.
„Schon okay", sage ich zittrig.„Nichts ist okay. Schau dich doch an. Das hätte nicht passieren dürfen!"
Fabians harte Schale ist gerade ziemlich am bröckeln.
„Nein ehrlich Fabian. Du hast nichts gemacht. Ich bin rein gesprungen, also ist es allein meine Schuld. Es hätte genauso gut eine völlig andere Person sein können...Ich mache dich echt für nichts verantwortlich", versuche ich ihm begreiflich zu machen.
„Es tut mir leid", flüstert er kaum hörbar. „Danke, aber wie gesagt es ist nicht deine Schuld", wiederhole ich.
Seine azurblauen Augen wandern zu meinen Augen und Fabian steckt mir die Hand entgegen.
Ich ergreife sie und lasse mich hochziehen.
Einen Moment lang schaut er mich an und will etwas sagen, doch Bella stürmt auf uns zu: „Verpiss dich Fabian, bevor ich mich vergesse", schnauzt sie ihn an.
„Bella es reicht. Ganz im Ernst! Fabian hat nichts gemach, es hätte auch eine völlig andere Person sein können", wiederhole ich noch einmal.
„Chiara, du hast Kopfschmerzen und weißt nicht was du sagst, also hör auf so eine Müll zu reden", sagt Bella sanft, aber bestimmt. „Nein Bella ich meine es ernst."
Ohne ein weiteres Wort wende ich mich um, nehme meine Sportsachen und gehe zu Herr Wright.
Der hat fertig telefoniert und teilt mir mit, dass meine Schwester in ungefähr sieben Minuten da ist.
„Okay, danke", sage ich noch. Dann drehe ich mich um und verlasse den Platz. Ich höre wie Bella meinen Namen ruft, aber ich gehe weiter.
Mein Energielevel ist für heute erreicht und ich habe keine Nerven mehr übrig.
Am Tor unserer Schule warte ich auf meine Schwester. Als sie nach knapp zwölf Minuten angefahren kommt steigt sie sofort aus und blickt mich sorgevoll an.
„Mensch Chiara, was machst du denn? Wie fühlst du dich? Ist dir schwindelig?" Eine Wucht von Fragen prasselt auf mich ein. „Ganz okay. Ich habe Kopfschmerzen", erkläre ich also knapp.
Wir steigen ein und Cassi fährt eilig los, damit ich so schnell wie möglich nach Hause komme. Ich lehne meine pochende Stirn an die kühle Fensterscheibe und döse ein.
Als ich aufwache ist es früher Abend. In meinem Zimmer ist es stockdunkel und im ganzen Haus hört man kein einziges Geräusch.
Wie bin ich hierhergekommen, ich war doch noch eben im Auto?
Leicht verwirrt schwinge ich die Beine über den Bettrand und setze mich aufrecht hin. Ich massiere mir die Schläfe und stöhne leise auf. Es hat sich gebessert, aber ganz weg sind die Schmerzen noch nicht.
Hoffentlich ist mein Kopf nicht irgendwie angeschwollen...
Ich öffne die Tür und schleiche auf Zehenspitzen hinunter. Cassandre steht zusammen mit Liam in der Küche und kocht.
Es duftet herrlich nach knusprigem Hähnchen und angebratenem Safran. „Hallo", mache ich mich bemerkbar.
Beide schauen auf und Cassi wischt sich die Hände ab. „Hey wie geht's dir? Solltest du nicht lieber wieder ins Bett. Du siehst etwas blass aus", erkundigt sie sich bei mir.
„Ne alles gut. Mir geht's besser", winke ich ab. „Wirklich", beteuer ich als Cassi ihre Braue hebt. „Kann ich helfen", frage ich.
„Klar nimm den Salat und wasch den mal gut", weist Liam mir an. „Mach ich." Schweigend bereiten wir das Abendessen vor. Da fällt mir etwas ein.
„Könntet ihr Jason vielleicht nichts erzählen? Sagt einfach, dass mir schlecht war und du mich abgeholt aus", bitte ich meine Schwester und Liam. Die beiden sehen mich mit großen Augen an.
„Warum", will Liam schließlich wissen. „Weil er danach definitiv zu Fabian rennen wird und dann gibt's eine Schlägerei. Hundertprozentig", ich wende mich wieder dem Salat zu.
„In Ordnung", willigt Cassi nach einer Weile. Wie auf's Stichwort geht die Tür auf und Jason tritt herein. „Wo warst du Chiara? Ich habe mir Sorgen gemacht!", mein Bruder atemlos.
Cassi erwidert darauf: „Ihr war schlecht und dann habe ich Chiara abgeholt."
Bei dieser Lüge zieht sich mein Herz etwas zusammen, denn ich hasse es Jason anzulügen, aber es geht nicht anders.
„Ach so", brummt er. „Sagt aber das nächste Mal Bescheid. Ich möchte nicht nochmal einen halben Herzinfarkt bekommen", murmelt mein Bruder leicht verstimmt.
„Setz dich doch erst mal hin es gibt gleich Essen", sagt Liam zu meinem Bruder und der lässt sich auf einen Stuhl fallen.
„Hast du Nico schon geschrieben?", erkundigt er sich bei mir.
Ich rupfe den Salatkopf auseinander: „Jupp. Er freut sich schon total auf uns und hat gefragt ob er schon gleich vorbei kommen darf, oder ob es euch nicht passt."
Nun mischt sich auch Cassandra ein: „Wer kommt alles mit?"
Jason zählt alle auf. „Und die vierte Person? Ihr habt ja noch einen Platz frei", interessiert sich auch Liam. „Wissen wir noch nicht", sagen Jason und ich wie auf Kommando.
„Na ihr habt ja noch ungefähr acht Tage Zeit, um alles zu klären", sagt Cassi aufmunternd.
„Da hast du Recht", stimme ich ihr zu und stelle die Salatschüssel auf den Tisch.
Liam legt die Teller hin und Jason steht auf und hilft das Besteck auszulegen. Cassi bringt das Essen, das herrlich duftet!
Kein Wunder, denn Liam will unbedingt Koch werden.
Er hat auf jeden Fall ein Händchen dafür.
Spätabends liege ich auf meinem Bett und denke über die heutigen Ereignisse nach.
Ich bin etwas irritiert von Fabians plötzlicher Fürsorge. Das passt gar nicht zu ihm. Er ist durch und durch der Typ der komplett gefühlkalt ist.
Da bin ich mir sicher.
Mit diesem Gedanken schlafe ich ein, doch Fabian spukt weiter in meinem Unterbewusstsein.
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