Kapitel 21
„Na endlich. Wir wollten schon jemanden hochschicken, um uns zu vergewissern, dass du noch lebst", begrüßt Chris meinen Bruder, als der um halb elf endlich runterkommt.
„Hm", grummelt der nur und lässt sich neben Jason fallen.
„Jaja, dir auch einen guten Morgen", grinst Chris weiter und reicht Fabian ein Stück Baguette, doch dieser macht keine Anstalten es zu nehmen.
„Ist da jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden?", belustigt tauschen meine Freund Blicke.
„Ne, nur eine lange Nacht", gähnt mein Bruder und sieht mir dabei direkt in die Augen, doch ich tue so als ob ich es nicht bemerke.
Stattdessen wende ich mich Jase zu: „Also, was sind die Pläne für heute?" „Nun ja. Ich bin dafür, dass ein paar von uns einkaufen gehen und die anderen gehen zum Strand, oder machen was anderes.
Wir erstellen schnell eine Liste damit jeder bekommt was er braucht."
„Oder sie", ergänzt Chiara, die zu uns an den Esstisch kommt und ihre Hände auf die Schultern ihren Bruders legt.
Auf ihre Bemerkung hin verdreht mein Freund nur die Augen und Chiara wendet sich an Fabian: „Du bist also auch endlich da"
Ihre meergrünen Augen funkeln in den unterschiedlichsten Grüntönen und verschlingen mich gerade zu. Wie hypnotisiert starre ich in ihre Augen, bis Fabian mich unsanft aus dieser Trance reißt.
„Kann man so sagen", brummt er.
„Schlafmangel?", bohrt sie weiter und lässt sich nicht von Fabians wortkargen Antworten aus dem Konzept bringen.
„Kann sein." „Trink einen Kaffee. Das hilft", rät sie weiter und ich bewundere sie angesichts ihrer Gelassenheit. Wenn jemand so mit mir reden würde, dann hätte ich ihn nach wenigen Sekunden stehen lassen oder würde ihm die Fresse polieren.
„Dieses Gesöff werde ich ganz sicher nicht trinken! Lieber erschieße ich mich", gibt mein Bruder muffelnd zurück und Chiara runzelt die Stirn.
„Wir könnten dich auch einfach ins Wasser werfen, so wie du das gestern mit Chiara gemacht hast", mische ich mich provozierend ein.
In Zeitlupentempo wendet Fabian seinen Kopf zu mir und plötzlich wirkt er hell wach.
„Wir könnten dich auch einfach mal ins Wasser werfen. Vielleicht würde das helfen und du würdest aufhören nur Müll von dir zu geben", erwidert er unverfroren.
Ich weiß genau, dass diese Worte eine Anspielung auf unseren gestrigen Streit sind, aber ich möchte unsere Auseinandersetzung nicht vor unseren Freunden fortführen, also sage ich leicht hin:
„Wir können auch einfach zusammen schwimmen gehen, ohne irgendwen irgendwo rein zuschmeißen, während zwei oder drei von uns einkaufen gehen. Die Idee gefällt mir deutlich besser."
„Mir auch", Chiara grinst. Ich werfe meinem Bruder einen triumphierenden Blick zu, woraufhin er nur schnaubt, so als will er sagen: „Ist das alles, was du kannst? Du Schleimer!" Na warte, denke ich.
Du wirst schon noch sehen werter Bruder!
Nachdem wir uns um entscheiden, bleiben Chiara und ich alleine zu Hause.
Chris, Felix, Jason und auch mein Bruder gehen einkaufen. „Und was machen wir zwei jetzt?", neugierig blickt Chiara mich an nachdem die Tür hinter den anderen ins Schloss fällt.
„Keine Ahnung", murmel ich und fahre mir müde über das Gesicht. Ich lasse mich auf das Sofa fallen und Chiara setzt sich mir gegenüber auf den Teppich, wie bei einem Verhör.
Ich rutsche auf den Boden, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein, woraufhin sie die Augenbrauen hebt und ich nur mit den Schultern zucke.
„Was hast du gestern gemacht?" „Warum?", gebe ich zurück. „Ich will nur versuchen zu verstehen, warum du so müde bist. Wir sind auf elf ins Bett..."
Ich wende mein Gesicht ab, aber ich kann ihren Blick noch immer deutlich auf mir spüren.
Ihre Augen schimmern so intensiv, dass ich manchmal das Gefühl habe komplett offenbart zu werden und ich gezwungen werde alles über mich preiszugeben.
„Ich hatte noch einen Wortwechsel mit...jemandem", spreche ich möglichst neutral aus. „Aha", macht Chiara und ich denke schon, dass ich mich raus winde, aber ich freue mich zu früh.
„Mit wem?", stochert sie weiter.
Okay, das ist definitiv ein Verhör.
Sogar schlimmer, wie wenn meine Mutter mir Vorträge über meine angebliche Player Seite hält. Dabei wills ei anscheinend nicht verstehen, dass ich nicht mal einer von diesen Aufreißern bin!
Einfach nur ätzend sag ich euch.
Mit dem Unterschied, dass ich hier nicht weiß, was ich sagen darf und kann und vor allem wie!
Es ist als würde man mir mein Gehirn rauben, wenn ich mit Chiara rede und erst wieder einsetzen, wenn sie geht. „Mit meinem Bruder", es kostet mich sichtlich Mühe auszusprechen, was ich gerade denke.
„Um was ging's?", fragt sie leise weiter, so als ob sie Angst hat, dass ich jeden Moment ausraste, weil ich meinen Bruder nicht ausstehen kann.
Jetzt kann ich nicht anders und muss ihr wieder meine volle Aufmerksamkeit widmen. „Willst du das wirklich wissen?", vergewissere ich mich misstrauisch und schaue sie an.
Sie verzieht den Mund: „Schau nicht so grimmig. Natürlich will ich es wissen!" Ich wittere einen Ausweg, ziehe meine Augenbrauen zusammen, presse die Lippen aufeinander und schaue sie noch grimmiger an.
Doch sie quittiert meinen schwächlichen Versuch zu entkommen mit einem Kichern, schnappt sich ein Kissen und wirft es mir entgegen. Als es geradewegs auf meine Brust knallt zucke ich zusammen.
Auf meiner Brust hat sich über Nacht ein heftiger Bluterguss gebildet, den ich dank dem Temperament meines Bruders habe. Zwar ist das Kissen weich, doch trotzdem tut es erstaunlich weh.
Ich sehe wie sich Chiaras Mine verfinstert und sie mich prüfend anstarrt: „Was ist los?"
„Nichts. Was soll sein?" Da umspielt ein listiges Lächeln ihre Lippen und sie haut raus: „Ich würde dich am liebsten vor allem und jedem beschützen", wiederholt sie meine Worte auf dem Balkon und ein Schauer überkommt mich.
Leider hat sie damit so ziemlich ins Schwarze getroffen, denn genau so habe ich sie gestern auch gekriegt.
„So läuft das jetzt also", ich versuche ein kleines Lächeln, doch leider springt Chiara nicht darauf an.
„Lenk nicht ab." Ich seufze nur auf, denn ich kann ihr unmöglich sagen was gestern Nacht passiert ist.
Ja, weißt du ich hatte einen Streit mit Leon über dich. Ich habe von ihm verlangt, dass er sich von dir fernhält und dich in Ruhe lässt, aber mein bescheuerter Bruder wollte das nicht. Und dann hat er mich geschlagen.
Genau Fabian!
Wenn ich ihr das sage, dann muss ich auch erklären, warum ich so was von meinem Bruder verlange.
Hey Chiara, weißt du ich mag dich echt gerne. Du bist der tollste Mensch auf Gottes Erdboden, du bist so anders als die ganzen anderen Mädchen und deswegen habe ich mich glaube ich in dich ver...!? D
as denke ich gerade jetzt nicht wirklich! Fuck, ich werde von meinen eigenen Gedanke komplett verwirrt.
Habe ich gerade ernsthaft gedacht, dass ich mich in...Bin ich etwa...?
„Fabian!?", unsanft schleudert Chiara mich zurück in die Gegenwart. „Hm?" „Ich habe dich gefragt, warum du gerade so zusammengezuckt bist, als das Kissen deine Brust berührt hat."
„Ich...können wir das Thema wechseln?", bittend schaue ich zu ihr hinüber. Sie wiegt meine Worte sorgfältig ab und prüft, ob sie ihr reichen.
Natürlich nicht!
Schneller als ich gucken kann erhebt sie sich und lässt sich an meiner Seite nieder. „Schau mich an", kommandiert sie. Verwundert runzel ich die Stirn, folge aber ihrer Aufforderung, was ein großer Fehler ist.
Ich wende mich zu ihr und ruckartig packt sie den Saum meines T-Shirts, doch ich ergreife ihr Handgelenk um sie zu stoppen.
Leider lässt sich Chiara von meinen Protesten nicht aufhalten, denn sie zieht mir das Hemd hoch, bis mein Oberkörper ganz zum Vorschein kommt.
„Verdammt Chiara", knurre ich heiser. Das Ganze geschieht in wenigen Sekunden, doch es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit.
„Fabian? Wie...was hast du gemacht", ich höre wie sie entsetzt auf keucht und mich fassungslos anstarrt.
Auch ich blicke hinab auf meine Brust.
Fuck!
Das sieht echt ziemlich übel aus. Dort wo die Faust meines Bruders gelandet ist, ist es bläulich verfärbt und wird nach außen hin lila. Drum herum erkenne ich grünliche Punkte und außerdem beträgt der Durchmesser meines Blutergusses ungefähr sechzehn Zentimeter.
Auf einmal streckt Chiara ihre Hand vor und berührt mit den Fingerspitzen meine Brust, woraufhin ich zurück zucke.
„Tut mir leid", murmelt sie. „Schon okay", gebe ich flüsternd zurück. Erneut legt sie ihre Hand auf meinen Brustkorb und mein Puls beschleunigt.
Mein Herz pumpt schneller als es sollte und ich schnappe nach Luft, was ich nicht nur meinen Schmerzen zuschreiben kann.
Sie fährt langsam mit ihrer Hand über die Färbungen und ich entdecke wie sich ein leichtes Rosa auf ihre Wangen schleicht.
Jedes Mal, wenn sie stärker drauf drückt beiße ich die Zähne zusammen und verfluche meinen Bruder.
Warum hat er mich geschlagen?
Warum?
Was bringt es ihm!?
Doch am meisten rege ich mich über mich selbst auf. Wieso habe ich mir das überhaupt gefallen lassen?
Ich konzentriere mich wieder auf Chiaras Berührungen und nehme wahr, dass sie ein kleines Muster auf meine Haut zeichnet, aber ihre Augen sind noch immer starr auf den Bluterguss geheftet.
„Was hast du gemacht?", eindringlich fordert sie mich auf zu erzählen. Ich höre an dem Ton in ihrer Stimme, dass sie keine Wiederrede duldet.
Ich rücke ein Stück ab und ziehe mein Shirt wieder nach unten.
„Es ist nicht so wie es aussieht...ich bin gegen die Tür gelaufen", vorsichtig wartend schaue ich auf den Boden.
„Großer Gott Fabian! Willst du mich verarschen? Jeder Mensch sieht doch, dass du dich mit jemandem geprügelt hast!", wütend funkelt sie mich an.
„Hör auf mit deinen Geschichten und sag mir die Wahrheit. Leon hat dich geschlagen oder?" Ich fahre angesichts ihres plötzlichen Temperaments zusammen und unterbreche den Blickkontakt.
Ich kann ihr nicht sagen, dass ich mich mit meinem Bruder um sie geprügelt habe! Na ja, geprügelt haben wir uns ja nicht wirklich.
Ich würde in diesem Moment viel lieber einen Film mit Chiara schauen, oder sonst was machen und Chiaras Anwesenheit neben mir genießen und mich nicht von ihr anschreien lassen.
Hilfe, was passiert mit mir?
„Chiara es ist nichts", versuche ich sie zu beruhigen.
„Es ist NICHTS?!? Hast du dich überhaupt mal genau angeguckt. Du siehst übel aus, das sieht übel aus! Du musst sofort zum Arzt", fährt sie mich an, aber das ist so ziemlich das Letzte, was ich möchte.
Ich will schon den Mund aufmachen, aber Chiara ist noch nicht fertig: „Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet! Das war Leon, oder?"
Ich bin nicht der Typ der petzt, selbst wenn es um meinen Bruder geht, aber ich kann sie auch nicht belügen, nur um Leons Arsch zu retten, denn das hat er sich ja selbst zuzuschreiben, deswegen nicke ich: „Ja, das war Leon."
Sie zieht scharf die Luft ein, weswegen ich eilig fortfahre: „Aber es ist nicht so wie du denkst. Ich habe ihn provoziert und er ist halt eher derjenige, der sofort zuschlägt. Ich tue lieber mit Worten weh."
„Is klar", höre ich sie neben mir murmeln.
Okay, ich habe keine Ahnung warum ich mich gerade für meinen Bruder und sein bescheuertes Verhalten rechtfertige und ihn schütze, aber ich will die Stimmung hier nicht versauen.
Langsam nickt Chiara mit ihrem Kopf: „Darf man fragen, um was es bei eurem Streit ging?"
„Familie", diese knappe Lüge kommt mit automatisch über die Lippen, sodass ich ein Grinsen unterdrücken muss. Wieder nicht Chiara wissend, so als ob sie einiges zu diesem Thema beitragen könnte.
„Das heißt du und Leon habt euch wegen Family Geschichten gezofft und er hat dir eine verpasst, weil du ihn provoziert hast?", fasst sie zusammen und ich hoffe inständig, dass sie es mir abkauft.
Also bin ich jetzt dran mit nicken. „Aber wie willst du das den Jungs erklären", fragt sie dann weiter und ich hebe die Brauen, weil ich nicht verstehe, was sie meint.
„Na ja, wenn wir schwimmen gehen", hilft sie mir auf die Sprünge.
Mist, da hat sie Recht!
Daran habe ich nicht gedacht, doch Chiara scheint meine Gedanke zu erraten, denn sie antwortet schulterzuckend: „Du solltest dir halt schnellst möglich etwas einfallen lassen."
Unverwandt steht sie auf: „Willst du was trinken?"
„Ne, aber kannst du mir bitte einen Apfel mitbringen. Ich habe seit der Pizza gestern Abend nichts gegessen", gebe ich zurück.
Ich höre wie Chiara in der Küche hantiert und nutze die Gelegenheit um mich kurz zu entspannen und meine Gedanken zu sortieren.
Was zum Henker passiert gerade mit mir?
Ich fühle immer noch ihre Berührungen auf meiner Haut. Ihre seidigen Finger, die an meiner Brust entlangfahren.
Scheiße!
Ich wollte so etwas nie!
Ich lasse gewöhnlich niemanden an mich heran.
Und warum?
Weil ich nicht nochmal solche Schmerzen empfinden möchte! Ich will nicht erneut so verletzt werden!
Mit geschlossenen Augen denke ich über die Worte meines Bruders nach.
Wie werden ja schon sehen, wie es am Ende ausgeht Fabian.
Aber ist Chiaras Interesse an meinem Wohlbefinden nicht ein deutliches Zeichen für Zuneigung?
Man, ich bin echt schlecht in der Deutung von Blicken, Berührungen und Worten.
Warum ist das Leben manchmal so kompliziert?
So viele Fragen schwirren in meinem Kopf herum, auf die ich alle keine Antwort habe! Chiara kommt zurück und hält mit statt dem gewünschten Apfel eine Müslischale hin.
Lächelnd bedanke ich mich und wir entscheiden uns dazu einen Film zu schauen. Chiara sucht sich einen aus, den ich nicht kenne.
Schweigend sitzen wir nebeneinander und ich löffel stumm mein Müsli. Gerade ist der Hauptcharakter im Inbegriff seine „Auserwählte" vor den Bösen zu retten.
Eigentlich stehe ich nicht so auf Fantasy-Quatsch und schon gar nicht auf Romanzen. Aber hier neben Chiara zu sitzen macht es schon fast erträglich.
Plötzlich schießt ein unerwarteter Schmerz durch meinen Brustkorb und ich japse auf. Sofort hält Chiara den Film an und betrachtet mich eingehend. „Ist was?"
„Ne", winke ich ab „muss nur schnell ins Badezimmer." Ich springe schnell auf und renne schon fast in die zweite Etage.
Dort angekommen öffne ich die Tür zum Bad und lehne mich gegen die Wand. Ich massiere mir die Brust und meine Muskeln ziehen sich schmerzlich unter meiner Hand zusammen.
Wie erstarrt stehe ich da und warte, dass sich die Schmerzen in meiner Brust verziehen. Kurz bleibe ich noch so stehen um so normal wie möglich wieder runter zu gehen. Ich starre in den Spiegel und mir starrt ein übles Ich zurück.
Meine sonst so braune Haut ist deutlich blässer und unter meinen Augen liegen tiefe Schatten. Ich sehe ja beinahe so aus wie ein Panda.
Über diesen Vergleich muss ich lachen und dann steige ich entschlossen die Treppe hinab.
Chiara wartet auf mich, blinzelt mich fragend an und ich lächel ihr entgegen.
Doch dieses Mal ist es ein richtiges aufrichtiges Lächeln.
Als ich mich neben sie setzten will, strauchel ich und falle unglücklich zur Seite. Direkt auf Chiara. Glücklicherweise kann ich mich noch mit den Armen abfangen, um sie nicht unter meinem Körper zu erdrücken.
Ich möchte mich wieder aufrichten, doch irgendwas sperrt sich in meinem Kopf und verhindert es.
Augenblicklich verändert sich die Atmosphäre im Raum und es kommt mir wärmer vor, oder liegt das an Chiara?
Ihre Haut strahlt so viel Hitze aus, dass mir heiß wird. Ich stütze mich auf die Ellenboden und mein Bauch streift kurz ihren.
Ihre meergrünen Augen funkeln und reißen mich in einen Strudel in die Tiefe. Ich versinke regelrecht in ihnen.
Ich hör meinen abgehackten Atem und spüre auch den ihren, als er meine linke Gesichtshälfte streift. Ich liege beinahe auf ihr drauf und spüre das Verlangen mich weiter vorzubeugen und sie zu küssen.
Die Luft um mich herum ist wie elektrisiert und die Zeit scheint still zu stehen.
Unkontrolliert senkt sich meine Brust hoch und runter und ich ignoriere die Schmerzen die sich erneut bei diesem ungleichmäßigen Rhythmus bilden.
Hier sind gerade nur Chiara und ich.
Alles andere zählt nicht mehr!
Ich beuge mich weiter vor und auch sie streckt sich mir entgegen. Ein stummes Lächeln umspielt ihre Lippen und auch ich fühle, wie sich meine Mundwinkel erstaunlich weit nach oben ziehen.
„Ist das okay?", raune ich leise, kaum hörbar und Chiara nickt.
Ich stoße ein atemloses Lachen aus. Meine Hand legt sich unter ihren Kopf und hebt diesen leicht an.
Mit der anderen stütze ich mich an um sie nicht unter mir zu begraben und sie zu zerquetschen. Ihr entfährt ein undefinierbarer Laut als ich mich weiter runter beuge und nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfährt bin.
Ich möchte mich noch weiter vorrecken und endlich meine Lippen auf ihre legen.
Ich kann mich kaum noch beherrschen.
Was macht Chiara nur mit mir?
Was an ihr ist so besonders, dass ich sie nicht so vergessen kann, wie alle anderen Mädchen?
Ich kann das Verlange nicht mehr unterdrücken und beuge mich hinab, während sie es mir gleich tut.
„Leute wir sind wieder da", ruft eine laute Stimme aus dem Flur und wir fahren so plötzlich auseinander, dass Chiara das Gleichgewicht verliert. Meine Hand schnellt vor und ich halte sie fest, woraufhin sie mich dankbar anlächelt.
Jason erscheint im Türrahmen und schaut auf uns runter. „Und was habt ihr so getrieben?", will er dann von uns wissen.
Ich hoffe meine Stimme nicht zu zittrig klingt und ich höre mich sagen: „Wir schauen einen Film." „Seit wann schaust du so einen Liebesschrott?", will da Felix wissen und ich hebe gespielt verzweifelt die Hände: „Ich habe den Film ja nicht ausgesucht...."
„Na, wenn das so ist."
Puh!
Das ist ja gerade nochmal gut gegangen.
Nein, so ein Bullshit!
Gar nichts ist gut.
Als meine Freunde reinkommen haben sie einen fast schon magischen Moment zerstört. Ich bin mir sicher, dass Chiara auch dieses Gefühl gespürt hat!
Die Jungs schleppen die Einkäufe herein und ich nutze die kurze Zeit, um mich zu Chiara umzudrehen. Sie schaut allerdings weg, so als ob ihr das peinlich ist, was hier vor wenigen Sekunden passiert ist.
Verzweifelt fahre ich durch meine Haare.
Scheiße! Ich wusste es!
Es ist zu früh und außerdem komplett unangebracht. Ich stöhne frustriert auf. Sie hält mich wahrscheinlich für einen gefühlslosen Player, der alle ausnutzt, so wie alle anderen.
Ich hätte sie nicht so bedrängen dürfen.
Aber ich bin kein Playboy! Verdammt, ich habe es so satt, dass sich alle so ein schnelles Vorurteil über mich bilden, nur weil mir so viele dämliche Hühner hinterher rennen.
Außerdem weiß ich nicht, was sie für den Arsch, namens mein Bruder, empfindet...
Schnell verbanne ich diesen Gedanken aus meinem Kopf, denn vor mir ziehen Bilder von Leon und Chiara vorbei. Wortlos erheben wir und helfen dabei die Einkäufe aus zu packen.
Ich verfluche mein Glück und wünsche mir, dass die Jungs ein paar Minuten später gekommen wären!
Ich entdecke in den Tüten einen Apfel, klaue ihn mir und beiße herzhaft hinein. „Mach dich doch lieber mal nützlich anstatt nur rumzustehen und zu essen", streng schaut Chris mich an, aber ich kenne ihn gut um zu wissen, dass alles nur Fassade ist.
Außerdem wäre Chris so ziemlich der Letzte, der sowas ernst meint, weil er selbst so ein fauler Sack ist. „Sorry Bro."
Kopfschüttelnd läuft er weiter und ich plumpse zu Jason auf die Couch. Chiara schaut zu uns herüber: „Jason ich habe mich mit Nico verabredet. Er holt mich gleich ab. Ist das okay?"
„Klar geht in Ordnung, aber dann macht es dir doch nichts aus, wenn wir ohne dich schwimmen gehen oder?" S
ie rollt auf diese Bemerkung hin die Augen: „Also bitte! Seit wann musst du deinen Zeitplan nach mir richten? Außerdem hatte ich gestern ja schon einen Vorgeschmack, was das Wasser betrifft."
„Stimmt", lache ich.
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So ein sehr, sehr langes Kapitel... Und spannend noch dazu!
Bis Freitag
Eure Carmen
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