Kapitel 2
„Morgen alle zusammen", begrüßen Bella und ich die Jungs. Wir haben momentan Pause und meistens verdrücken wir uns dann in den Innenhof auf die Tribüne des Basketballfeldes.
Ich hocke mich neben meinen Bruder und Bella setzt sich vor mich.
Wir alle blicken hinunter auf das Feld, auf dem ein paar Jungs aus der Elften sehr radikal spielen.
Einer von ihnen fällt mir besonders ins Auge.
Er ist groß, hat stechende azurblaue Augen und seine goldblonden Haare fallen ihm leicht in die Stirn.
Unter seinem T-Shirt zeichnen sich deutlich unzählige Muskeln ab. Gerade spielt er einen seiner Gegner aus und springt in die Höhe.
Für den Bruchteil einer Sekunde rutscht sein Shirt hoch und ich erkenne sein Sixpack das darunter verborgen ist.
Er streckt sich wie ein Panther und wirft den Basketball lässig in den Korb.
Alle klatschen. Ich nicht.
Ich mag Fabian nicht besonders. Er ist unglaublich oberflächlich und trotzdem der Schwarm vieler Mädchen, obwohl er für meinen Geschmack ein viel zu großes Ego hat.
Ich führe mir immer wieder vor Augen wie unterschiedlich er und Leon sind, obwohl sie Brüder sind!
Die Jungs spielen unermüdlich weiter, bis es 38 zu 49 steht und Fabians Mannschaft natürlich gewinnt. Als sie ihr Spiel beenden klatschen sie ich ab.
Alle jubeln und Fabian genießt den Applaus seiner Fans, die größtenteils Mädchen sind. Er sonnt sich regelrecht in seinem Ruhm.
Ich könnte brechen.
Schließlich geht er zu der Bank, sammelt seine Sporttasche und blickt noch einmal zur Tribüne hoch.
Für einen kurzen Augenblick bleibt sein Blick an mir haften und er mustert mich von oben bis unten.
Ich muss schlucken.
Was ist das denn bitte?!
Er kneift die Augen zusammen, sodass das blau in seinen Augen regelrecht leuchtet. Puh! Ich versinke tief in seinen Augen.
Ich schüttele den Kopf, doch ich kann mich nicht losreißen. Der Moment wird jäh unterbrochen, als sich ein Mädchen zwischen mich und Leon quetscht, der auf meiner Linken sitzt.
Amy!
Sie ist mir schon seit längerer Zeit ein Dorn im Auge. So wie sie an Leon klebt gefällt mir überhaupt nicht. Ich hoffe nur, dass es nichts Ernstes ist, sonst...!
Wie sie an ihm rumfummelt, ihn ansieht oder ihn verehrt ist echt ätzend. Die kann sich doch einfach zu Fabian verpissen.
Die beiden passen bestimmt wie die Faust aufs Auge zusammen. Als sie ihm jetzt noch durch die Haare streichelt und gaaaaanz zufällig seine Hand berührt bin ich den Tränen nahe.
Ist sie etwa seine...?! Das glaub ich nicht, oder zumindest hoffe ich.
Glücklicherweise gongt es zur nächsten Stunde, sodass Bella und ich eilig die Tribüne verlassen um rechtzeitig zur nächsten Stunde zu kommen. Doch da eh bald Ferien sind machen unsere Lehrer, mit Ausnahme von Herr Meiners, keinen richtigen Unterricht mehr.
Meistens spielen wir irgendwelche Spiele, schauen Filme oder unterhalten uns mit den Lehrern. Es ist alles relativ entspannt.
Als ich die Tür jedoch aufmache, hätte ich sie am liebsten sofort wieder zugeschlagen.
Denn in dem Raum steht nicht nur die 10b, also unsere Klasse, sondern auch noch das Basketballteam aus der Elften.
Das darf ja wohl echt nicht wahr sein!
Kaum verschwindet Mister-Fabian-Großklotz von dem Basketballfeld taucht er ausgerechnet in meiner Klasse wieder auf. Auch diesmal wirft er mir wieder diesen Blick zu.
Ich senke schnell den Kopf, nicht damit es gleich peinlich wird...!
So weit wie möglich setze ich mich von Leons Bruder weg, doch als sich unsere Blicke erneut treffen, umspielt ein belustigtes Lächeln seine perfekten Züge.
Ich blinzele rasch und widme meine Aufmerksamkeit ganz unserem Lehrer Herr Wright. Er ist ebenso der Trainer der Jungs, wie auch unserer.
Leider!
Zu meinem Entsetzen wird meine schlimmste Vermutung auch gleich Realität. „Guten Morgen liebe 10b. Wie ihr bereits bemerkt habt sind wir heute ein paar mehr als sonst."
Die ganzen Mädchen kichern wie blöd und ich schnaube laut.
„Nun ja. Auf jeden Fall hatte ich die Idee, was die Basketballmanschaften an unserer Schule angeht. Ich dachte mir, dass wir vielleicht Year 10 und 11 zusammenmischen können."
Das ist doch jetzt nicht sein Ernst?!
„Na, wie findet ihr das?", erkundigt sich unser Trainer. Zustimmendes Gemurmel tritt auf, doch ich lasse meine Hand nach oben schnellen. W
right nickt mir zu. „Und für wie lange wird das sein", frage ich geradeheraus. Mein Lehrer mustert mich amüsiert.
„Also zunächst ist es erst mal ein Versuch und dann...ja also wenn es klappt, werden wir nächstes Jahr so weitermachen.
„Klingt gut. Eigentlich kann man davon ja nur profitieren oder?", meldet sich der Besserwisser zu Wort. Die letzte Frage ist speziell an mich gerichtet das ist mir bewusst.
Nur mühsam lasse ich meinen Blick auf meine Füße schweifen.
Idiot!
Ich zwinge mich sein ignorantes Gesicht aus meinem Gedächnis zu verbannen. „Wir werden uns heute während der eigentlichen Sportstunde zum trainieren treffen.
Die die nicht in den Mannschaften sind, werden sich auf die Tribüne setzen und die genauen Spielzüge analysieren."
Jessica meldet sich: „Warum müssen wir irgendwas analysieren? Können wir nicht einfach nur zuschauen?", sie giegelt total bescheuert.
Ich werfe ihr einen entnervten Blick zu: „DU wirst doch eh nur da sitzen wie ein aufgescheuchtes Huhn, dass alle Jungs dumm angafft." „Wenigstens spiel ich nicht Basketball um bei den Jungs bemerkt zu werden."
Empört schnappe ich nach Luft: „ICH mache Sport für mich, nur damit das klar ist. Wenn ich was von jemandem will dann sag ich's und wenn nicht dann nicht. Ich muss mich nicht auftakeln wie eine glitzrige Pute nur damit die Jungs mich wenigstens noch mit dem Arsch angucken.
Ich habe im Gegensatz zu dir wenigstens etwas Selbstwertgefühl und kann meinen Stolz bewahren. Ich muss nicht irgendwelchen dahergelaufenen Jungs hinterher rennen.
Denk mal drüber nach!"
„Chiara Hayden das reicht jetzt. Das geht entschieden zu weit.", schaltet sich Herr Wright ein. Alle sehen mich sprachlos an und selbst Fabian und seinen Freunden klappen die Münder auf.
„Tut mir leid, Herr Wright", gebe ich klein bei, allerdings bin ich sehr stolz auf mich. Ich habe dieser Marino-Tussi endlich mal die Meinung gegeigt.
Die soll jetzt von ihrem hohen Ross herab kommen. Auch jetzt sitzt sie neben Fabian, zusammen mit ihrem Hofstaat der sie tröstet. Das was sie aber am meisten ärgert ist, dass ich Recht habe.
Fabian interessiert sich nicht die Bohne für sie. Blöde Nuss!
„Entschuldige dich lieber bei Miss Marino", kommt die knappe Antwort. Das glaube ich echt nicht. Soll ich mich bei der entschuldigen und vor allem für was?!
„Sorry Jessi, kommt nicht wieder vor...", presse ich mühsam hervor. Die funkelt mich nur an.
„Gut dann hätten wir das ja geklärt. So setzt euch bitte auf die Plätze und ich teile euch in zwei Gruppen auf. Dann besprechen wir alles weitere."
Stühle rücken und Bella und ich setzen uns ganz nach hinten.
Leider haben die Jungs aus Year 11 die gleiche Idee. Ich beachte sie nicht, sondern verfolge gebannt was Herr Wright uns gerade erklärt.
Er teilt uns seine Vorlieben und Ziele mit und das was er von uns erwartet. Ich bin zwar total gegen diesen Vorschlag, aber so wie es unser Trainer jetzt präsentiert, klingt es gar nicht mal so schlecht.
Da piekt mich ein Stift in den Rücken.
Automatisch drehe ich mich um. „Coole Aktion eben", murmelt Kiran mir zu: „Soll ich dir von Fabian ausrichten."
Ich blicke von ihm zu Fabian und wieder zurück. „Sag Fabian, wenn er mir was sagen möchte soll er es persönlich tun und keine Brieftäubchen schicken", zische ich ärgerlich zurück. Kiran blinzelt perplex und wendet sich wieder Fabian du.
Der grinst nur und raunt Kiran etwas ins Ohr.
„Willst du in unser Team?", erkundigt sich Kiran arrogant bei mir. „Nur über meine Leiche!" Ich wende mich wieder um und sehe, dass Herr Wright uns gerade einteilt.
Die Teams sind momentan gleichstark und ich halte den Atem an als mein Trainer zu meinem Namen kommt. Bitte nicht Fabians Team, bitte nicht Fabians Team, bitte nicht Fabians Team! Der Satz pulsiert in meinem Kopf wie ein Mantra.
Team B. Yeah!
Ich werfe Fabian einen triumphierenden Blick zu und er formt mit seinen Lippen: Eins zu null für dich. Ich strecke ihm die Zunge raus und tippe mir an die Stirn.
Ohne dass ich es bemerke verabschiedet sich Herr Wright von uns und verlässt die Klasse.
Als Bella und ich unsere Sportsachen aus dem Spind holen biegt Jason um die Ecke und bleicbt bei uns stehen. „Hey, ich hab gehört, dass ihr ab sofort mit dem Team der Oberstufe trainiert."
„Woher weißt du das denn?", erkundige ich mich. „Von Leon. Na und der von seinem Bruder Fabian."
„Also ich finde es eigentlich cool, weil ich meine so toll spiele ich jetzt nicht und ich kann somit nur profitieren...", erklärt Bella meinem Bruder.
„Das stimmt doch nicht", wiedespricht Jason meiner Freundin heftig. „Du spielst total klasse, glaub mir!" Bella wird scharlachrot und blickt zu Boden: „Danke."
Meine Freundin hat total weiche Knie und stammelt vor sich hin.
Oje, die hat es aber erwischt. Ich schließe meinen Spind ab und ziehe Bella mit bevor sie gleich noch in Ohnmacht fällt.
Jason ruft noch einen Abschied und entfernt sich schnellen Schrittes. Neben mir hibbelt Bella rum und analysiert Jasons Blicke und Worte.
„Hast du gehört? Er hat gesagt ich spiele total klasse. Hast du das gehört?!", quetscht sie mich aus.
„Ja ich hab's gehört", bestätige ich belustigt und lache.
Wir laufen in Richtung Innenhof uns sehen gleich dass alle schon da sind. Hastig begeben wir uns zu ihnen. „Zieht euch jetzt bitte um und fangt danach sofort mit dem Aufwärmen an.
Zehn Minuten Korbleger rechts und danach links. Wir laufen hinüber zu den Umkleideräumen und ziehen uns um.
Als ich meine neuen Jordans anziehe fragt Bella bewundert: „Neue Schuhe?" Ich nicke: „Ja, hab ich mir letzte Woche bestellt." „Die sehen echt schick aus!" Ein Pfiff ertönt und wir joggen schnell auf den Platz.
„Los nicht einschlafen", ruft unser Trainer. Ich laufe locker los. Rechts, links, hoch und Treffer. Ich laufe weiter und erziele dasselbe Resultat.
So geht es zwanzig Minuten weiter, bis wir uns in Mannschaften einteilen.
Wright wirft den Ball in die Höhe. Fabian und ich springen hoch, doch da er um einiges größer um stärker ist schnappt er mir den Basketball weg.
Zähneknirschend spurte ich ihm hinterher und hole ich ihn ein. Ich stelle mich in seinen Weg und er gerät kurz ins Wanken. Er gibt den Ball an Kiran ab und der wirft, doch Bella ist zu Stelle springt und klaubt den Ball aus der Luft.
„Yes", murmel ich begeistert. Bella dribbelt nach vorne und passt mir den Ball.
Geschickt umspiele ich die Gegner. An der Freiwurflinie bleib ich stehen und werfe. Ich halte den Atem an als der Ball in dem Korb herum wirbelt.
Als er durchfällt klatschen Bella und ich uns ab.
Ich übergebe den Ball an unsere Gegner und begebe mich in unsere Hälfte.
Gleich vier Angreifer laufen auf mich zu und spielen den Ball hoch über meinem Kopf. Ich stehe alleine unter dem Korb uns schaue lauernd von einem zum anderen.
Locker und mit fedrigen Schritten sprintet Fabian auf mich zu.
Angeberisch blinzelt er mich an und lässt seine Muskeln spielen. Ich richte mich auf und probiere ihn zu decken, doch er ist zu schnell.
Er macht ein Rolling und schon steht er unter dem Korb. Er wirft und dreht sich dann zu mir um.
Nach vierzig Minuten steht es 55 zu 63 für Fabians Mannschaft. Wir müssen unbedingt aufholen, nicht dass Fabian noch am Ende in seinem Ego ertrinkt.
Wobei das prinzipirll gar nicht schlecht wäre...
Gerade starten wir einen Angriff. Maxton, Bella und ich laufen über das Spielfeld. Weiter vorne steht Lee und wartet nur darauf den Ball in die Hände zu bekommen.
Doch leider haben wir nicht mit Fabian gerechnet. Er nimmt Maxton den Balle ab und prescht zurück, wir hinterher. Ich rufe Bella zu, dass sie Fabian decken soll und ich übernehme Eddie. Fabian wirft einen Druckpass zu Eddie.
Er und ich springen gleichzeitig in die Luft. Wie in Zeitlupe wende ich mich um. Der Ball rast geradewegs auf mich zu.
Ich will mich noch ducken, doch es ist zu spät.
Der Ball trifft mich an der Schläfe und ich taumel zurück.
Meine Beine geben unter mir nach und die Welt fängt sich rasant zu drehen an. Ich stöhne auf und fasse mir an die Schläfen.
Ich höre Bella erschrocken aufschreien und Fabian lautstark fluchen.
Alles um mich herum wird schwarz und ich spüre noch, wie zwei starke Arme mich auffangen.
Dann wir alles still.
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