Kapitel 17

„Chiara wach auf." „Hä?", mache ich nur. Ich blinzele gegen das Licht und versuche mich zu orientieren. Fabian schnippt ungeduldig mit seinen Fingern vor meinem Gesicht herum und sein Gesichtsausdruck ist arrogant wie immer.

In meinem Kopf schwirren lauter Fragen: „Hör auf mich zu nerven und sag mir lieber wo wir sind!"

Ich gähne. „Wir sind gerade gelandet. Wenn du's genau wissen willst vor ungefähr fünfzig Sekunden", erwidert der nur.

Aha dann habe ich also den größten Teil des Flugs verpasst. Aber hey, ich will mich nicht beschweren! Ich strecke mich und schaue mich um.

Fabian begibt sich zu Chris, der mit Felix bereits am Ausgang steht. „Und du lebst noch?", reißt eine Stimme mich aus meinen Gedanken. „Scheint so", brumme ich zurück ohne aufzublicken.

Ich erhasche einen Blick auf Leon, der sich müde die Augen reibt und immer noch so mitgenommen aussieht wie davor. Unauffällig gucke ich zu ihm herüber und betrachte ihn eingehend.

Wackelig steht er auf den Beinen und streichet sich abweisend durch seine Haare die wild vom Kopf abstehen. Er greift nach seinem Rucksack und folgt meinem Bruder Richtung Ausgang.

Ich beuge mich hinunter und binde die Schnürsenkel meiner Vans zusammen. Als ich wieder aufblicke ist das gesamte Flugzeug wie leer gefegt. Alle Passagiere sind bereits draußen und ich beeile mich rauszukommen.

Nicht, dass ich noch in diesem Monstrum eingesperrt bleibe. Das wäre für mich echt die pure Hölle!

Ich trete aus dem Gate und schaue mich suchend um. Plötzlich schreit sich jemand von hinten an mich heran und brüllt laut: „Buhhhhhhh!" „AHHH...", erschrocken stolpere ich vorwärts und werde im letzten Moment festgehalten, sodass ich nicht auf den Boden klatsche.

Wütend drehe ich mich zu Chris um, der sich mit Fabian über mich lustig macht. „Dein Gesicht", grölen beide lautstark, aber ich funkel sie erbost an und gebe ein „Pah" von mir. „Geht's noch?! Ihr habt mich zu Tode erschreckt!", fahre ich sie an.

Doch die scheinen sich nicht darum zu scheren, und kugeln sich weiter. Ungehalten stürme ich an ihnen vorbei. Ich erreiche meinen Bruder, Leon und Felix und zische auch an ihnen vorbei.

„Wa...", beginnt Leon verdattert, doch ich trete bereits aus dem Gebäude. Von dem unerwartet plötzlichen Licht geblendet, blinzele ich gegen die Sonne.

Ich breite die Arme aus und vollführe eine Drehung, während ich über das ganze Gesicht strahle. Ich spüre es tief in mir drinnen. Das hier werden die besten Ferien aller Zeiten, das weiß ich genau!

Ich drehe mich zu den Jungs um und falle meinem Bruder spontan um den Hals. „Ich freue mich so hier zu sein. Nizza ist soo mega cool!", raune ich ihm ins Ohr. „Ich weiß. Ich freue mich auch! Und ich freue mich Nico wieder zusehen", raunt er zurück.

„Und ich erst!", entgegne ich lachend. Wir lösen uns von einander und begeben uns zu unserem wartenden Reisebus. Unser Gepäck wird bereits schon verstaut uns wir klettern in den Bus hinein.

Ganz hinten sind sechs Plätze nebeneinander frei und auf die steuern wir zu.

Ich blicke Jason mit meinem überzeugendsten Hundeblick an: „Können wir heute Abend schon schwimmen gehen? Bitte?" Flehentlich schaue ich ihn an.

„Ich weiß genau, dass du mit dieser Frage etwas ganz anderes bezwecken willst, und deswegen lautet die Antwort: ja", Jason zwinkert. „Tschaka! Danke lieber, werter Herr Bruder", flöte ich übertrieben liebenswürdig und lehne mich zurück.

Ich hole mein Handy heraus und gehe auf mein Insta-Profil. Hier wollte ich schon lange etwas machen. Oben im Suchfeld gebe ich Fabian Grace ein.

Nur eine Millisekunde später werden mir die Ergebnisse ausgespukt. Nach kurzem Suchen werde ich fündig. Ich klicke auf sein Profil und beiße mir auf die Lippen um ein Grinsen zu verhindern.

Ich scrolle durch seine geposteten Bilder und mir wird immer wieder vor Augen geführt wie unverschämt gut er eigentlich aussieht. Es gibt auch einige Bilder von Partys, darunter auch welche wo Fabian immer mit einem anderen Mädchen im Arm in die Kamera lächelt.

Ich unterdrücke ein Knurren.

Manchmal finde ich es derart asi, was er hier abzieht. Er wechselt ständig von einer zur anderen und kann sich scheinbar nicht entscheiden.

Doch da fallen mir Fabians Worte im Flieger wieder ein: „Ich habe Angst vor meinen eigenen Gefühlen, insbesondere gegenüber anderen."

Ist das vielleicht der Grund?
Hat er Angst und will deshalb lieber nur eine unverbindliche Affäre. Wartet er nur auf das richtige Mädchen?

Je länger ich über diese Spekulation nachgrübel, desto realistischer erscheint sie mir. Ich habe tatsächlich noch nie gehört, dass Fabian eine feste Freundin hat. Ich habe ihn auch noch nie ein Mädchen küssen sehen, geschweige denn händchenhaltend.

Klar, er macht mit vielen in der Öffentlichkeit rum, aber das ist bei ihm ja nichts Neues. Da mal eine Umarmung, dort mal ein anschmachtender Blick, aber noch nie aus vollem Herzen!

Augenblicklich schrecke ich aus meinen Gedanken hoch und komme zu mir. Über was denke ich hier überhaupt nach? Führe ich gerade Hirngespinste über Fabians Liebesleben?

Nein! Oder doch? Was stimmt nur nicht mit mir?

Urplötzlich schnellt mein Finger auf ein zufälliges Bild. Fabian mit einer Sonnenbrille auf der Nase und schimmernden goldblonden Haar, auf einer Liege am Rande eines Pools.

Ein paar Wassertropfen glitzern auf seiner gebräunten Haut und mein Blick fällt auf seinen Bauch, der ganz straff ist und mit Muskeln bedeckt ist. Doch wenn ich sehr gegenüber diesen ganzen Bodybuildern abgeneigt bin, ziehen mich Fabians Muskeln irgendwie in einen Bann.

Sie wirken natürlich, richtig und überhaupt nicht überentwickelt. Ein plötzlicher Ruck geht durch den Bus und mein Smartphone rutscht mir aus der Hand.

„Shit", murmel ich und beuge mich hinunter, aber mein Bruder ist einen Tick schneller und hebt es hoch. Er will es mir schon reichen, da erkennt er was auf dem Display abgebildet ist.

„So ist das also. Interessant!", tönt er ein paar Dezibel zu laut und die Jungs drehen sich um. „Was?", wollen alle begierig wissen.

Ich laufe rot an und spüre, wie Hitze durch meinen Körper schießt. Die Flammen lodern innerlich und ich entreiße meinem Bruder mit bebenden Händen mein Handy.

„Chiara hat gewisse Fotos auf Instagram angegu...", will Jason schon raus posaunen, doch er erntet einen heftigen Schlag von mir in seine Magengrube.

Schmerzvoll stöhnt er auf und ich zische erbarmungslos: „Noch ein Wort und ich schwöre dir ich vergesse mich! Ich habe auch noch so etwas, wie ein Privatleben und da gibt es gewisse Grenzen, wenn du verstehst, was ich meine! Also wehe du sagst jetzt noch was, denn dann bist du so gut wie tot! Verlass dich darauf!"

Im selben Moment sehe ich wie bei Fabians Handy eine Nachricht ein geht. Er schaut drauf und sein Blick zuckt zu mir. Frech grinst er: „Jason ich verstehe genau, was du meinst!"

Mein Bruder und er klatschen sich ab und ich lache nervös auf. Das darf doch jetzt nicht sein Ernst sein! Ich knurre Jase an: „Du hast es kommentiert?!"

Mein Bruder fasst das alles gelassen auf und schüttelt sich stumm vor Lachen. „Halt die Klappe", fauche ich ihn an. Die anderen werfen sich nun auch in das Gespräch und überlegen laut, was ich wohl so pompöses auf meinem Handy anschaue.

Eine Nachricht blinkt auf meinem Display auf: „Sweet". Ich werde rot, als ich Fabians Kommentar sehe und wende meinen Blick ab.

Doch trotzdem spüre ich den seinen weiter auf mir ruhen. Zum Glück stoppt der Fahrer in dem Moment und wir müssen aussteigen. Wir nehmen unser Gepäck entgegen und laufen die Straße entlang.

Dann biegen wir in eine kleine Seitenstraße ein und vor uns erstreckt sich eine lange Auffahrt. „Das ist jetzt nicht wahr, oder?!", hauche ich überwältigt.

Ungelogen: Es fehlt nicht viel und ich werde mich gleich wie eine von diesen Disney-Prinzessinnen fühlen.

Vor uns ragt eine dreistöckige Villa empor. Die Fassade ist weiß und die Fenster werden von einem pastellfarbenen Koralle umrahmt. Ich erkenne einen Garten, sowie eine große Terrasse und einen riesigen Pool.

„Was ist das denn bitte", verlange ich von Jason. „Darf ich vorstellen: Das ist für die nächsten vier Wochen unser Zuhause." „Coole Location", pfeift Chris anerkennend.

Ich kann nur stumm den Kopf schütteln. Nie im Leben haben Mum und Dad das für uns bezahlt! Ich erwarte jeden Moment aus diesem ganz und gar perfektem Traum aufzuwachen. Doch nachdem weitere Minuten verstreichen wird mir bewusst, dass diese Villa wirklich für uns ist!

OMG!Ich schnappe nach Luft und mir entfährt ein „Yes".

„Man sollte meine, dass du weißt, wie das Haus aussieht in dem du wohnen wirst! Ich meine du bist doch der ausschlaggebende Grund, warum diese Ferien überhaupt arrangiert wurden. Oder hab ich da was falsch verstanden?", verwirrt lacht Fabian mich an.

„Woher weißt du das?", verwundert wende ich mich an ihn. „Ich habe da so meine Quellen..."

Kopfschüttelnd schaue ich ihn an und mein Herz macht einen Satz. Alle anderen sind laufen schon zu der Villa und deshalb beeilen Fabian und ich ihnen hinterherzukommen.

Als mein Bruder die Tür aufschließt betrete ich das riesige Haus als erste. In seinem inneren sieht es genauso edel und pompöse aus, wie die äußere Fassade. Ich gehe ins Wohnzimmer und stelle dort meinen Koffer ab.

Dann haste ich die Treppen hinauf in den zweiten Stock, wo sich die vier Schlafzimmer sowie ein Bad befinden. Ganz oben ist ebenfalls ein Badezimmer, eine Abstellkammer und ein Raum, der aussieht wie ein Wohnzimmer, was aber nicht sein kann, da sich dieses bereits unten befindet.

Da ich zu faul bin alle Treppen nochmal runter zulaufen rutsche ich einfach das Treppengeländer herunter. Hinterher hätte ich es lieber nicht gemacht, denn ich verliere jegliche Kontrolle und werde immer schneller.

Rasant rutsche ich bis in das Erdgeschoss hinab und fliege fast runter. Als ich das Ende sehe kann ich nicht stoppen und zische weiter. „Hey, Endstation!", lacht Fabian und ich knalle mit dem Kopf gegen seine steinharte Brust.

Er fängt mich auf und ich bleibe anscheinend etwas zu lange in seinen Armen liegen, denn mein Bruder räuspert sich hörbar: „Häm."

„Nehmt euch ein Zimmer", rutscht es Chris heraus und mir wird ganz flau. Ich stehe so dicht an Fabian, dass ich die Wärme seiner Haut spüren kann und ich höre wie sein flacher, aber schneller Atem mein Gesicht streift.

„Wer soll sich ein Zim...", hinterfragt Leon, der gerade durch die Tür kommt und wie erstarrt stehenbleibt, als er mich so dicht neben seinem Bruder stehen sieht.

Hastig rutsche ich zur Seite und hoffe, dass es nicht so aussieht, wie es eigentlich ist.

„Die Schlafzimmer sind oben?", fragt Leon und ohne eine Antwort abzuwarten rauscht er hinaus. Ich stoße meine Luft aus: „Mann, mann, mann, das kann ja heiter werden!"

Beinahe mitleidig blicken mich Chris und Felix an und mein Bruder rettet die Situation: „Also Zimmeraufteilung würde ich sagen."

„Wir haben vier", erwidere ich mit gerunzelter Stirn. „Gut, dann kriegst du dein eigenes und Leon bekommt eins um sich zu entspannen. Wenn ihr mich fragt sieht er mehr tot als lebendig aus...", sagt Felix.

„Cool Danke!" „Fabian und ich?", fragt mein Bruder dann weiter.

„Okay und Chris und ich", brummt Felix. „Das klingt ja sehr begeistert", kichert Chris Felix zu und ich kann wieder lachen.

Wir schleppen unsere Koffer nach oben, wo bereits Leon steht und auf uns wartet. „Ich nehme das mittlere hier, wenn es für euch okay ist", sage ich und deute auf eine der offenen Türen.

„Klar", kommt es vielstimmig zurück und ich ziehe die Tür hinter mir zu. Das Zimmer ist relativ groß mit einem Bett, Schrank, Kommode und einem schwarzen Ledersofa in der Mitte, was total teuer aussieht.

Vor dem Fenster hängen Vorhänge, doch diese nehme ich ab, da ich einen besseren Blick auf das Meer haben möchte!

Die Nachmittagssonne glitzert tausendfach auf dem türkisfarbenen Mittelmeer und aus dem Augenwinkel kann ich den sandigen Pfad entdecken, der sich bis nach unten zu unserem Strand hinab schlängelt.

Ich stoße ein Jauchzen aus und werfe mich auf mein Bett. Es quietscht leicht, doch das macht mir nichts aus. Ich schließe die Augen und plane gedanklich schon alles Mögliche für die nächsten vier Wochen durch.

Ich will unbedingt mit einem Katamaran an der Küste entlang fahren und auf die Beachparty in St.Tropez gehen!

Zum Glück ist mein Bruder sehr locker drauf und verbietet mir so gut wie gar nichts, sodass ich prinzipiell fast alles machen kann, was mein Herz begehrt.

Ich öffne die Augen, greife nach dem Koffer und öffne ihn. Sorgfältig hole ich alle Klamotten heraus und stapel sie ordentlich in dem weißen Kleiderschrank. Meine Kleider hänge ich an die Bügel und entscheide mich dann kurzentschlossen duschen zu gehen.

Wegen der nahezu tropischen Temperaturen kleibt mein Shirt an meinem Körper und mir ist einfach nur unerträglich heiß!

Ich schnappe mir Handtuch und mein Rosenduschgel und laufe dann in das obere Badezimmer, dass ich mir mit meinem Bruder und Felix teile. Ich schließe die Tür ab und lege alles hin.

Dann springe ich unter die Dusche und lasse das kühle Wasser auf meinen Körper fließen. Nach etwa sieben Minuten bin ich fertig und wickel mein Handtuch um mich herum.

Ich linse aus der Tür und laufe dann so schnell ich kann runter in mein Zimmer. Doch anscheinend bin ich zu langsam, denn urplötzlich streckt Leon seinen Kopf aus der Tür und starrt mich entgeistert an.

Ich erkenne wie die Röte in sein Gesicht steigt und spüre wie auch meine Wangen ganz warm werden. „Ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich mich kurz hinlege, weil na ja...du weißt schon", stammelt er und sein Blick wandert an meinem Körper entlang.

Blöder Mist!

„Äh ja, tu das...", verlegen blinzel ich ihn an. „Hm ja", murmelt er, macht aber keine Anstalt die Tür zu schließen.

Doppelter Mist!

Rasch setze ich mich in Bewegung und stürze hochrot in mein Zimmer.

Dort krame ich blitzschnell ein Kleid hervor und ziehe es mir über. Es ist türkis und fächert sich nach unten zu einem hellen weiß. Es schmiegt sich wie eine zweite Haut an meinen Körper und ich lächel selig.

Meine Haare sind noch nass, aber es lohnt sich nicht bei dreißig Grad zu föhnen. Das wäre eine unnötige Stromverschwendung!

Nachdem ich fertig ausgepackt habe und runtergehe, erinnere ich mich daran, dass ich Cassi versprochen habe sie anzurufen.

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Voilà ein neues Kapitel. Endlich sind sie in Frankreich XD!
Ab jetzt wird es erst richtig interessant...Wie findet ihr das Kapitel? Zu lang oder zu kurz? Schreibt es mir in die Kommentare. Ich bin offen für Verbesserungvorschläge und Kritik. Nur her damit!
Bis nächsten Freitag,
Eure Carmen

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