Kapitel 11

Als ich die Treppen hinunter stolpere und das Wohnzimmer betrete, sehne ich mich zurück in Fabians Arme, an seine harte Brust und die innige Umarmung.

Ich fühle seine starken Arme noch immer an meinem Körper, wo sie mich zärtlich, tröstlich und zugleich kraftvoll berührt haben.

Ich berühre meine Arme und schüttele gleich darauf den Kopf. Ich rieche immer noch seinen Geruch und rufe mir in Erinnerung wie er sich liebevoll um mich kümmert.
Ich muss aufseufzen und höre sofort eine Stimme in meinem Kopf.

Chiara er ist ein Player! Er hat sich wahrscheinlich nur um dich gekümmert, weil er dich ins Bett kriegen will und gleich danach wieder abschickt.

Zumindest war das mein Urteil bevor gerade eben.

Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich bin überzeugt, dass ich gerade den liebevollen und aufmerksamen Fabian, den richtigen Fabian kennenlernen durfte.

Ich bin verwirrt von seinen Blicken, Worten und Berührungen.

Doch dann werde ich unsanft in die Realität zurückbefördert. Ich habe gerade einen Jungen verloren den ich geglaubt habe über alles zu lieben.

Ich kann mich doch jetzt nicht einfach dem Nächsten in die Arme werfen, vor allem nicht seinem Bruder!

Bellas Worte im Bad kommen mir augenblicklich wieder in den Sinn: „Fabian wird die Finger nicht von dir lassen können."

Stimmte das! Ist er wirklich an mir interessiert? Chiara, nicht ernsthaft, über was denkst du überhaupt nach, ermahne ich mich streng.

Da legt sich eine Hand auf meinen Rücken und eine raue Stimme flüstert mir ins Ohr: „Falls du mich brauchst ich bin im Garten, okay?"

Ich habe Fabian total ausgeblendet und vergessen, dass er hinter mir steht.

Kurz stellt er sich unauffällig vor mich und mustert mich besorgt mit seinen azurblauen Augen, oder bilde ich mir das nur ein?

„In Ordnung", forme ich lautlos mit den Lippen. Fabian streckt seine Hand nach vorne und streicht mir eine Strähne hinters Ohr.

Genau dieselbe Bewegung, wie auf der Terrasse, als er mir die Tränen abgewischt hat. Unwillkürlich schaudere ich und eine Gänsehaut überzieht meinen Körper.

Kurz bevor die Fünf mich erreichen, verschwindet Fabian mit einem unglücklichen Gesichtsausdruck und raunt mir noch ein "Bis später" zu.

Dann ist er weg und zehn Augenpaare funkeln mich an.

„Wo warst du? Wir haben dich gesucht!", bricht Bella schließlich vorwurfsvoll das Schweigen.

Ich hebe die Hände: „Mir war schlecht und ich war in meinem Zimmer um mich etwas zu entspannen...", erwidere ich schlicht.

Das ist nicht mal ganz gelogen.

„Und mein Bruder war mit beim „Entspannen" oder was", will Leon abfällig wissen. Eine geballte Wut schießt in mir hoch: „Hast du ein Problem Leon?!", spuke ich seinen Namen förmlich aus.

Das war wohl etwas zu laut, denn einige unserer Freunde drehen sich verwundert zu uns um. Nur nicht ausrasten, versuche ich mich zu beruhigen.

„Na ja ich will nur nicht, dass du nach dieser Party auf einmal schwanger wirst, bei deinem One-Night-Stand."

Ich schnappe empört nach Luft und funkel ihn erbost an, aber er besitzt noch die Dreistigkeit zu grinsen.
„Und hast du dich schön amüsiert? Sah ja ziemlich wild aus", brause ich auf.

Was fällt ihm überhaupt ein? Erst hintergeht er mich so dreist und jetzt diese Show, als hätte ich etwas verbrochen, dabei ist er doch der „Täter".

Die Blicke meines Bruders, Bellas, Felix' und Chris' wandern zwischen mir und Leon hin und her.

„Bevor du das nächste Mal so einen Scheiß abziehst, überleg dir genau wie und vor allem mit wem du es machst, hast du mich verstanden?", drohe ich gefährlich leise.

„Och bitte, jetzt tu doch nicht so verletzt", schneidet mir Leon das Wort ab. „Du bist echt ungeheuerlich", presse ich hervor.

„Jetzt komm schon, du wolltest nur an meinen Bruder rankommen...Glaubst du etwa, ich habe die Blicke die er dir zuwirft nie gesehen?!", zischt er mir entgegen.

„Bevor du mit solchen Behauptungen um dich wirfst, prüf lieber erst mal nach, ob sie überhaupt stimmen", keife ich ihn an.

„Ähm, kann uns mal jemand aufklären, was hier überhaupt los ist...?", schaltet sich Jason völlig irritiert ein.

„Halt dich da raus", pflaume ich ihn an und er will schon den Mund aufmachen, doch ich wende mich wieder Leon zu.

„Denk mal darüber nach was du hier gerade sagst und dann hör auf mir ausgedachte Dinge an den Kopf zu werfen. Mir gegenüber ist das nicht besonders fair!"

„Und du denkst am besten mal darüber nach, mit wem du das nächste Mal ins Bett steigst", fährt Leon ungerührt fort.
„Hörst du mir überhaupt zu?!", schreie ich aufgebracht.

„Ich hatte kein Sex, mir war nur schlecht, okay?!" „Ja klar dir war nur schlecht, wer's glaubt...", brüllt Leon zurück.

Der Tumult lässt die Leute in unserer Nähe neugierig zu uns herüber spähen. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen, danke, ich brauche keinen Babysitter", sage ich ein paar Dezibel leiser, aber nicht minder zorniger als davor.

„Das sehe ich anders! Und außerdem wissen wir beide, dass die nicht nur schlecht war", kommt die patzige Antwort.

„Wenn ich jemanden brauch, der auf mich aufpasst, dann wärst DU der Letzte auf der Liste! Und ja Du weißt glaub ich am besten, dass mir nicht nur schlecht war...Da hast du ausnahmsweise Recht", kreische ich außer mir.

„Fuck, es geht hier um dich und meinen kleinen Bruder und das kann ich mir verdammt nochmal nicht anschauen."

„Wenn du es dir nicht anschauen kannst, warum steckt dann deine Zunge in dem Hals eines Mädchens?", rufe ich sauer zurück.

Bella und Jason ziehen scharf die Luft ein und Chris murmelt schockiert: „Darum geht es also..."

Felix will Leon zurückziehen, der so aussieht, als würde er sich jeden Moment auf mich stürzen und mir wehtun, doch eine andere Hand ist schneller.

„Ist das dein Ernst Leon?", knurrt Fabian seinen Bruder an.

„Was meinst du?", fragt dieser arglos, aber schweratmend. Ich schnappe nach Luft, aber Fabian sagt diplomatisch: „Ich glaube, du weißt genau was ich meine..."

„Wenn es darum geht, dass du und Chiara zusammen, bestimmte Dinge gemacht habt dann ja", gibt Leon lässig zurück.

Inzwischen sind alle verstummt, so wohl auf der Tanzfläche, als auch draußen im Garten.

Die Musik dudelt leise im Hintergrund weiter. Fabian sieht aus als hätte ihm jemand eine Faust in den Magen gerammt: „Wie kannst du es wagen solche Gerüchte in die Welt zu setzen?"

„Ich kann dir leider nicht ganz folgen Bruderherz", schnippisch zuckt er mit den Schultern. Das Gesicht seines Bruders ist wutverzerrt und nur mühsam zwingt Fabian sich zur Ruhe.

„Ich rate dir dich von Chiara fernzuhalten, das ist das Beste für sie und für dich!"

„Dasselbe kann ich dir auch nur sagen, nicht dass sie am Ende noch wirklich schwanger wird", fällt er seinem Bruder ins Wort.

In dem Moment brennen bei Fabian wohl alle Sicherungen durch, denn er stürzt sich nach vorne.

Im selben Augenblick wird mir klar, dass es Leons Ziel war Fabian aus der Reserve zu locken. Deswegen hat er diesen Schwachsinn von mir, seinem Bruder und Sex erzählt.

Wie krank ist das bitte schön?!?

Da holt Fabian aus bereit, um ihm den Schmerz zuzufügen, denn Leon mir verpasst hat, aber ich gehe dazwischen.

„Fabian", flüstere ich leise, aber eindringlich. Ich lege meine Hand auf seine steinerne Brust, die sich rasch und ungleichmäßig hebt und senkt. „Lass ihn, das hat keinen Zweck", rede ich weiter auf ihn ein.

Verwundert blickt er mich an und in seinen Augen liegt tiefe Entschlossenheit. „Bitte", schiebe ich hinterher. Fabian schaut zwischen mir und seinem Bruder hin und her und schließlich lässt er die Faust sinken.

Mit einem Mal fällt auch bei meiner Freundin der Groschen und sie flüstert in Fabians Richtung: „Ist dein Hemd deshalb so nass, weil Chi...", vergewissert sie sich.

Der nickt stumm und ich starre wie hypnotisiert auf die feuchte Stelle.
Ich merke, dass Fabian nicht wohl in seiner Haut ist und wende mich gebrochen an Leon, der mit einem sturen Gesichtsausdruck da steht.

„Ist das das was du wolltest?", frage ich mit schwacher Stimme. Leon streckt seine Hand aus und will mich scheinbar berühren, doch Fabian zieht mich an sich heran.

„Fass sie nicht an", faucht er. „Du hast schon genug angerichtet. Reicht es nicht, dass du Chiara das Herz gebrochen, sie bloßgestellt und noch unnötig aufgebracht hast? Willst du jetzt auch noch endgültig die Party ruinieren?! Hattest du noch nicht genug Spaß?"

„Ich glaube wir lassen das jetzt", sagt Jason laut und zieht Bella demonstrativ zurück auf die Tanzfläche.

Überrascht folgt sie ihm und sie fangen an alleine zu tanzen.
Das ist anscheinend das Zeichen für die Gäste, denn auch sie zerstreuen sich wieder auf ihre Ursprungsplätze und quatschen mit einander.

Fabian und ich stehen immer noch gegenüber von Leon. Ich funkel ihn an und hoffe ihn mit meinem Blick niederzustechen, aber er weicht mit komplett aus.

„Es tut mir leid. Ich wollte das nicht. Ich schätze ich hatte einfach nur Angst vor den Folgen der Sache", stammelt Leon und blickt getroffen und unglücklich zu Boden.

Erst jetzt fällt mir auf, dass er aussieht, als würde er gleich umkippen.

„Was?", frage ich verständnislos und jetzt bin ich diejenige, die auf ihn zutritt. Doch Leon wendet sich ab und drängelt sich durch die Menge.

„Was hat er damit gemeint?", wende ich mich an Fabian. „Was war das?" Doch Fabian blinzelt mich nur an und zieht mich dann auf die Tanzfläche.

Überrumpelt lasse ich mich von ihm führen und stelle fest, dass er besser tanzen kann als ich gedacht hätte.

Immer wieder stelle ich mir die Frage vor was Leon Angst hat und warum seine Meinung plötzlich so umgeschwenkt ist.

Ich spüre Fabians festen Griff an meiner Hüfte und mir geht ein Licht auf, warum er mit mir tanzt. Er möchte mich ablenken und auf andere Gedanken bringen.

Ich lächel und er schaut fragend auf mich hinab, aber ich schüttel nur den Kopf und lehne mich etwas näher an Fabian, als nötig wäre.

Mittlerweile ist es kurz nach zwölf und einige haben sich bereits verabschiedet. Das Eis haben wir dank unserer hitzigen Diskussion komplett vergessen, aber das ist nicht schlimm.

Das restliche Essen ist auch weg, bis auf ein paar Pizzastücke und erstaunlicherweise ist noch jede Menge Bier da.
Heute haben sich wohl alle zurück gehalten.

Warum auch immer?!

Wir sind noch ungefähr zwanzig Personen. Ein paar tanzen noch zu den ruhigeren Liedern, darunter auch Bella und Jason, die mit Abstand das süßeste Pärchen sind!

Wir anderen räumen schon etwas zusammen, schmeißen Müll weg und bringen Tische und Sonstiges zurück ins Haus.

Allerdings entscheide ich mich dazu, die Lichterketten hängen zulassen, da es wunderschön funkelt.

„Ich muss dann auch langsam mal los", sagt jemand hinter mir und ich drehe mich um. „Schön das du da warst", gebe ich förmlich zurück. „Danke für die Einladung", erwidert Fabian in dem gleichen Tonfall.

„Und danke für vorhin und auch noch oben auf der Terrasse.", bringe ich hervor und wage ein kleines Lächeln. Seine Augen mustern mich warm und er streckt mir die Hand entgegen.

„Das habe ich gerne gemacht, Chiara. Ciao", flüstert er.

Ich ergreife seine Hand.
Fabian dreht sich um und verlässt den Garten.

„Tschüss", murmel ich ihm verspätet nach.

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Hey, sorry Leute

ich habe es gestern vergessen hochzuladen. Deshalb kommt hier ein bisschen längeres Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Das nächste Update wird wieder am Freitag erscheinen. Ich werde ab heute jede Woche Freitag etwas online stellen. Hoffe das ist okay... :)

LG Carmen

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