Kapitel 7

Louis POV

"Mein Herr", hörte ich Harrys Stimme auf einmal sagen, als wir das Restaurant verließen. Bevor ich es begriffen hatte, hatte er mir bereits von hinten meine Jacke übergestreift. Ich drehte mich zu ihm um und sah in sein Gesicht, welches mit einem Grinsen geschmückt war. Augenblicklich musste ich lächeln. "Sehr aufmerksam", entgegnete ich und versuchte die Überheblichkeit in meiner Stimme zu reduzieren.

Eine Weile liefen wir still nebeneinander die Straße entang. Da Harry kein Wort mehr sagte, tat ich es ihm gleich und driftete schnell in meine Gedanken ab. Ich hatte die Zeit mit Harry genossen, da es nicht oft vorkam, dass wir ungestört waren. Nur hatte er dies rein beruflich gemacht. Er hatte keine Hintergedanken! Doch würde sich so ein Mensch benehmen, dem nichts an einen lag:

Langsam beugte er sich zu mir herüber und küsste mich. Geschockt sah ich ihn an. Die altbekannte Gänsehaut breitete sich auf meinem Hals aus, den er mit seinen Lippen streifte. Ich konnte nicht vermeiden erschrocken zusammen zu zucken. Ich hatte Angst, dass er es bemerkte, doch schien er in Gedanken ganz woanders zu sein.

"Louis?", fragte auf einmal Harrys Stimme, woraufhin ich aprupt aufsah.
"Mhm?", brachte ich leise heraus und fuhr mir durch die Haare, um das Zittern meiner Finger zu verstecken.
"Das ist alles ziemlich schräg"

Ich nickte und zwang mir ein Grinsen auf. Doch aus irgendeinen Grund schien diese Taktik nicht mehr ganz so gut zu funktionieren. Ich sah ihn einen Moment an, als sich auf einmal unsere Blicke trafen und eine Erinnerung in mein Kopf schoss.

Er sah mich einen Moment ernst an. "Wieso hast du mich eben so angesehen?"
"Wie habe ich dich denn angesehen?", entgegnete ich herausfordernd. Erneut suchte mich eine Panik auf. Ich machte den Mund auf, nur um ihn wieder zu schließen. Was hätte ich auch sagen sollen? "Ach egal", hörte ich ihn da glücklicherweise sagen, woraufhin ich erleichtert ausatmete.

Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab. Nicht dass er wieder auf die Idee kam, dass ich ihn wieder so angesehen hatte. Das konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen.

"Ich schaue noch kurz zu den anderen", meinte Harry, als wir kurze Zeit später das Hotelzimmer erreichten. Ich nickte ihm kurz zu, ehe ich mich auf das Bett schmiss. Ich hatte keine Lust auf weitere Gesellschaft. Dieser Abend war schon genug für einen Tag.

Kurze Zeit später hörte ich die Tür zufallen. Es dauerte nicht lange, da war ich in Gedanken wieder bei dem heutigen Abend. Als plötzlich ein lautes Klingeln ertönte. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah auf mein Handy, auf dessen Bildschirm Mums Name aufleuchtete.

"Hallo?", nahm ich den Anruf entgegen und setzte mich umständlich auf.
"Louis", rief Mum erfreut in mein Ohr. "Ich habe gehört, dass du jetzt mit Harry zuammen bist"
Ich hätte mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckt. Ich hatte noch niemanden erzählt, dass ich schwul war. Dass die ganze Welt (eingeschlossen meiner Mutter) von diesem Geheimnis erfahren würde, wurde mir erst jetzt richtig bewusst.

Da ich noch immer kein Ton heraus brachte, fügte sie hinzu:
"Ich frage mich nur, warum ich es aus dem Internet erfahre und nicht von dir"
"Ich….Ich hatte viel um die Ohren", murmelte ich und musste erneut an das 'Date' denken.
"Ich freue mich auf jeden Fall für euch", meinte Mum da und ich konnte ihr Lächeln förmlich vor mir sehen.

"Du findest es nicht komisch?", platzte es aus mir heraus. Schnell biss ich mir auf die Lippe und wartete ihre Antwort ab.
"Komisch? Louis nach 21 Jahren solltest du mich aber wirklich besser kennen"
Ich konnte nicht anders als zu lachen. Eine Erleichterung suchte mich auf, von der ich noch nicht einmal selbst etwas gewusst hatte.

"Ich hoffe nur, dass ihr glücklich bleibt", meinte sie auf einmal in einer ernsten Stimme. Glücklich bleiben konnte ich wohl kaum, wenn ich es nicht war.
"Ich möchte nicht, dass der Berühmtheitsfaktor euch im Weg steht. Ich lese so viel, Louis und habe Angst, dass privates und berufliches keine Grenze mehr hat"

Aus irgendeinem Grund spürte ich bei diesen Worten Tränen in meinen Augen brennen. Vielleicht lag es an der Wahrheit, die in ihren Worten steckte oder doch an dem verdammt  schlechten Gewissen.
"Das ist süß", meinte ich grinsend und fuhr mir über die Augen.
"Ich meine es ernst", entgegnete Mum, doch wusste ich, dass sie ebenfalls ein Grinsen auf den Lippen trug.
Leise antwortete ich: "Ich auch"

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