Die erste Begegnung

1.09.1942

Dieser Tag änderte mein Leben und sollte mein Schicksal bestimmen. Es war vom Wetter her ein wirklich wunderschöner schöner Spätsommer Tag. Die Sonne schien auf die langsam bunt werdenden Laubblätter, ein wirklich schöner Anblick. Nur leider konnte ich diesen so gar nicht genießen.
Ich war auf der Flucht, viele waren hinter mir her und dabei wusste ich nicht warum. Denn ich konnte mich nicht mehr an meiner Vergangenheit erinnern und so an das warum sie mich jagten.

Völlig außer Atem und mit meinen Kräften am Ende lief ich auf die Gleise, welche mitten durch den Wald führten. Hinter mir zeigte eine Spur aus roten Tropfen meinen Weg. Dies war Blut, welches aus einer Wunde an meinen Oberschenkel drang. Ich ignorierte den Schmerz welchen sie verursacht, genauso den metallisch süßen Geruch von Blut. Viel zu sehr wollte ich weitergehen, so weit mich meine Beine noch tragen mögen.

Ein schriller Ton und das Geräusch eines herannahenden Zuges ließ mich zusammen zucken. Sofort sah ich hinter mir und meine Augen weiteten sich. Der Zug kam geradewegs auf mich zu und ich konnte mich für einige Zeit nicht bewegen. Der Zugführer schien mich zu bemerken, denn ein ohrenbetäubendes Quietschen ertönte von den Bremsen des Zuges. Erst dann schaffte ich es noch gerade rechtzeitig von den Gleisen zu springen. Unsanft landete ich auf den Boden und zog mir einige Schirfwunden zu. Der Zug kam wenig später zum Stehen und es stiegen einige vom Zugpersonal aus. Sie suchte wahrscheinlich nach mir.

Da war sie meine Chance schnell und weit von hier weg zu kommen. Ich druckte mich im Gebüsch und hielt mich im Schatten auf, um nicht entdeckt zu werden. Langsam schlich ich mich auf den Zug zu, dabei presste ich meine Lippen eng aufeinander, um so leise wie möglich zu sein. Mit jedem Schritt verzog sich mein Gesicht vor Schmerzen, doch da musste ich jetzt durch, wenn ich erst da bin kann ich mich noch langen genug ausruhen.
Schritt für Schritt bewegte ich mich auf den Zug, mein Ziel war das letzte Abteil, meine Hoffnung das dort nicht all zu viele Passagiere sind.

Ich kletterte hinten auf die kleine umzäunte Plattform, wo ich mich auch gleich erstmal setzte. Ich nahm meinen schwarzen Umhang zu Seite und begutachtete meine Wunde. Sie blutete zu meinen Pech immer noch bzw. schon wieder. Ich riss kurzerhand von meiner anderen Hose das Hosenbein hab und wechselte so den Verband, danach schloss ich meinen Umhang. Dieser reichte mir bis zu meinen Knöchel, so konnte auch keiner das Blut an meinen Bein sehen.

Ich strich meine Haare ordentlich und klopfte mir den Staub von meinen Umhang, ehe ich die Tür zum letzten Abteil und gleichzeitig die Tür zur einem der großen Wendepunkte in meinem Leben öffnete.
Sogleich lagen viele Augenpaare in den unterschiedlichsten Farben auf mich gerichtet. Es waren doch unerwartet viele in dem Abteil und alle hatten die gleichen Sachen an. Beinahe so wie Uniformen von einer Schule, dass würde dann auch mit dem Alter passen.
Gemurmel breitete sich immer mehr aus, dazu kam noch die Gedanken von jedem einzelnen. Wie eine Welle schlug es auf mich ein und verursachte mir rasende Kopfschmerzen.

Eine Gruppe von vier Jungs löste sich von der Menge und traten auf mich zu. Sofort senkte ich mein Blick ein wenig zu Boden. Für einen Moment schloss ich diese sogar um mich zu Konzentrieren und die Stimmen aus meinen Kopf zu verbannen.
"Nun wer bist du?" ertönte eine äußers charmante und höfliche, aber ernste Stimme. Langsam hob ich mein Blick und betrachtete den Jungen, welcher mir eine Frage gestellt hatte. Er hatte dunkelbraune Haare und braune Augen. Allgemein schien er sehr gut erzogen und konnte sich sehr gewählt ausdrücken. Doch es war etwas anderes, zu dem Zeitpunkt noch nicht erklärbaren Grund warum er mein Interesse weckte.
" Ey du dir wurde eine Frage gestellt!" kam es von dem einzigen blonden Jungen aus der Gruppe. Sogleich betrachtete ich ihn und den anderen. Mir wurde auch bewusst das sie sich untereinander gut kannte. Schätze mal sie waren Freunde.
Der Junge, welcher mich zuerst angesprochen hatte, trat auf mich zu. Das veranlasste mich zum einen selber ein Schritt nach hinten zu gehen und zum anderen ihn direkt anzusehen.

Unsere Blicke trafen sich und für ein Moment herrschte Stille, zumindest für die Außenstehenden. Für uns beiden jedoch nicht. Ich konnte vieles von seinen Gedanken sehen und er konnte in meinen Augen meine gesamte Gemütslage lesen. Das erstaunte ihn wohl, denn er wandte seinen Blick nachdenklich ab. Im gleichen Moment sah auch ich auf den Boden. Die Situation wurde von Minute zu Minute unangenehmer. Ich hatte keine Ahnung was sie vorhatten und ob sie mir gut gesinnt waren. Zu oft wurde ich dahingehend getäuscht.
Der Blonde setzte wieder zum Reden an, doch wurde durch einem Handzeichen, von dem Jungen der am dichtesten zu mir Stand, unterbrochen.

Seine braunen Augen lagen musternd auf mir, während meine eine Möglichkeit suchten einen Ausweg zu finden. Ein Pfeifen von draußen ertönte und kurz darauf setzte sich der Zug in Bewegung. Nun war es deutlich schwieriger wieder vom Zug zu kommen. Durch den Ruck vom Anfahren geriet ich ins stolpern, dabei zog es wieder in meinen Bein und ich musste mich zusammenreißen mein Gesicht nicht zu verziehen. Der Junge legte seinen Kopf leicht schräg. "Nun weg kommst du nun nicht mehr. Also verrätst du uns deinen Namen. Wir wollen dir auch nichts böses." Na da war ich mir ja nicht so sicher, weswegen ich ihn misstrauisch ansah. Ein anderer von ihnen beugte sich zu dem Redensführer hin und flüsterte ihm leise was ins Ohr. "Sie ist ganz schön blass und..." Er unterbrach ihm und nickte, darauf hin trat er einen Schritt auf mich zu. Diesmal jedoch blieb ich stehen, weil ich spürte wie Blut an meinen Bein herunter floss. Die Wunde ist wohl weiter aufgegangen. Schlecht für mich, denn das bedeutet einen noch höheren Blutverlust und dass wiederum das mir eine Ohnmacht drohte.

"Keine Angst mein Name ist Tom..." weiter kam er nicht. Diesmal war ich es die ihn unweigerlich unterbrach, als meine Beine nach gaben. Er und seine Freunde fingen mich gerade so auf. Sogleich bildete sich eine Traube um mich rum. Ein erschrockender Schrei eines Mädchens ertönte. "Sie blutet. Eine Starke Schnittwunde an ihrem linken Oberschenkel." redete sie aufgeregt und hastig. "Holt einen erwachsenen. Sie ist wohl nur ohnmächtig wegen dem Blutverlust" erklang entfernt die Stimme von Tom. Sofort erklangen mehrere Schritte, welche sich entfernten. Langsam kam ich wieder etwas zu mir und richtete mich Ruckartig auf. Mein erster Gedanke war, von hier zu flüchten. "Liegen bleiben!" ertönte die Stimme von dem Blonden. Er war es auch der einen Stock auf mich richtete und etwas sagte. Mit großen Augen sah ich ihn an und für einen Moment änderte sich meine Augenfarbe. Sofort sah er mich verwirrt an und ein paar fingen an zu Lachen. Nun war ich auch verwirrt.

"Avery du solltest mehr üben!" tadelte er ihm, ehe er sich wieder zu mir sah. In seinem Blick lag nun deutlich mehr Interesse, als vorher. Doch ob das was gutes war, war ich mir bei seinen Gedankengängen gar nicht so sicher, denn diese sind sehr verworren und kompliziert. "Nun zu dir. Es wäre wirklich besser mit solch einer Verletzung liegen zu bleiben, je weniger ist der Blutverlust." Mit diesen Worten richtete er sich nun wieder an mich. Eine Weile sah ich ihn prüfend an. Er sagte die Wahrheit und in seinen Gedanken war nichts zu finden, was für mich schlecht wäre. So nickte ich und senkte meinen Blick. "Avery hilf mich sie auf dem Sitz zu legen." kurzerhand wurde ich von den beiden vorsichtig hoch gehoben und auf einen Sitz gelegt. Erschöpft lehnte ich mich an die Lehne und schloss meine Augen, um mich etwas auszuruhen. Ich schlief jedoch nicht ein und bemerkte so, dass mich dieser Tom Riddel keine Sekunde aus den Augen ließ, auch nicht als eine erwachsene Person, wohl vom Personal zu uns stieß. Das ganze jedoch bekam ich nur noch verschwommen mit.

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