❇Kapitel 1: Die Trolle im Keller❇

Jim kam erst relativ spät nachhause, und konnte Tobi nur mühsam abwimmeln. Der andere war noch immer sehr besorgt, besonders nachdem Jim einen weiteren Nervenzusammenbruch erlitten hatte, nachdem er mit Klara gesprochen hatte. Der schwarzhaarige war nur dankbar, dass er es geschafft hatte rechtzeitig die Turnhalle zu verlassen. Wenn Coach das gesehen hätte... er wäre wohl ziemlich schnell beim Rektor gelandet. Und seine Mom durfte davon ebenso wenig etwas erfahren. Er würde es ihr dieses mal sagen, da war er sicher. Doch jetzt durfte sie noch nichts davon wissen. Erst wenn das ganze Drama mit Draal vorbei war. Während er wartete, dass die Sonne unterging, versuchte er probeweise das Amulett zu aktivieren. Er trug sie nur wenige Minuten, doch das vertraute Gefühl von der magischen Rüstung ließ Erleichterung durch ihn strömen. Er war dankbar für das neue Amulett gewesen, doch im Herzen wusste er, dass dieses das einzig wahre Amulett des Tageslichts war. Er schwenkte das Schwert vorsichtig durch die Luft, acht auf die Möbel gebend, und machte sich neu vertraut mit dem Zweihandschwert. Es war genau wie er es in Erinnerung hatte.

Fürs erste musste er sich jedoch auf das Treffen mit Blinky und Arrrgh vorbereiten, nahm das Amulett und ließ die Rüstung verblassen. Also fing er an zu kochen, hauptsächlich aus Nervosität. Sollte er die beiden einweihen? Nein, noch nicht. Er würde sie alle einweihen, sobald Bular aus dem Weg war. Genau, das wäre perfekt. Zumindest war er sicher, das es perfekt war. Doch dann kamen die ersten Zweifel. Was wenn er die ganzen Toten nicht verhindern konnte? Was wenn Draal nochmal sterben würde? Nomura und Strickler? Tobi? Der schwarzhaarige kauerte sich auf dem Sofa zusammen und starrte das Amulett an, verzweifelt und nah an einem dritten Nervenzusammenbruch. Was wenn alles sich wiederholen würde? Nein, nein es würde sich nicht alles wiederholen. Entschieden schüttelte er seinen Kopf und verbannte diese Gedanken. Er würde es nicht zulassen. Dieses mal würde er alles anders machen. Gut, nicht alles... aber so einiges.

Etwas rumpelte vom Keller. War es schon so spät? Jim atmete einmal tief durch, schluckte schwer und legte das Amulett auf den Tisch. Er machte sich nicht die Mühe nach einem Besen zu greifen und ging direkt nach unten. "Hallo?" rief er in die Dunkelheit, nachdem mehrere Sekunden nichts geschah, kurz davor das Licht anzumachen, als Blinky bereits angelaufen kam. Der dunkelhaarige zog seine Hand vom Schalter weg. Blenden wollte er die beiden nicht versehentlich. "Meister Jim!" rief der sechsäugige Troll euphorisch, Arrrgh direkt hinter ihm. Er hatte letztes mal geschrien und war in Panik verfallen. Sollte er schreien? Angst zeigen? Sich verunsichert verhalten? Rennen?  Sein Gehirn setzte einen Moment lang aus während er nachdachte, blendete die Worte des Trolles vor ihm völlig aus. Erst als Arrrgh seine Hand vor seinem Gesicht auf und ab schwenkte kam er aus seiner starre hinaus. "Ich... muss darüber nachdenken..." murmelte er schließlich versucht eingeschüchtert, und verzog sein Gesicht als er realisierte, wie halbherzig seine Verunsicherung klang. Falls die Trolle bemerkt hatten, dass er weder zugehört noch wirklich verunsichert war, ließen sie es sich bisher nicht anmerken. 

Auf dem weg raus blieb Blinky dann jedoch doch stehen und sah ihn einen Moment lang prüfend an. "Du... scheinst nicht sonderlich überrascht zu sein Trolle zu sehen" fing der blaue Troll nach kurzem schweigen an, während Arrrgh voraus ging. Jim atmete tief durch, einen Moment lang die Augen schließend. "Sagen wir ich glaube schon seit ein paar Jahren an das Übernatürliche..." meinte er schließlich, hoffend das die Ausrede halbwegs plausibel klang. Irgendwie bezweifelte er es, doch er war erleichtert, dass Blinky nicht allzu viel Ahnung von Menschen hatte. Noch nicht. "Ah, das ergibt Sinn!" rief der sechsäugige Troll, fasste sich mit einer der vier Händen ans Kinn und nickte verstehend. Jim grinste schief, versuchend so seine Nervosität zu verbergen, und nickte schnell. Lügen. Er hasste es Blinky anzulügen, stellte er fest und sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Blinky war wie ein Vater für ihn gewesen. Würde das nochmal Geschehen? Dann scheuchte er den Troll raus, als er seine Mutter kommen hörte und machte sich im Anschluss schleunigst dran ins Bett zu kommen.

Kaum lag er unter der Decke in seinem Zimmer starrte er gedankenverloren zur Wand. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Was durfte er tun? Dann, langsam, kam ihm die erste Idee. Dann eine zweite. Stumm starrte er zur Decke während er sich einen Plan zurecht legte, verwarf und dann den nächsten überlegte. Immer und immer weiter. Doch ein Punkt blieb für ihn bestehend: Das schlimmste musste er verhindern. Sollte er Merlin aufsuchen? Nein, der würde ihn nur in einen halbtroll verwandeln. Sofern es möglich war, wollte er dem ausweichen. Er durfte Angor leider nicht verhindern, fiel ihm auf. Ansonsten würde Klara nie den Skathen-Hrün, den Schattenstab, erhalten. Ohne würde sie nie Magie lernen, nie Portale erschaffen und Trollmarkt retten. Fürs erste wäre sein Ziel Bular besiegen. Danach konnte er sich anderweitig Gedanken machen.

Dann wurde ihm klar, dass er bald mit Draal kämpfen würde. Würde es viel zerstören, wenn er ihn beim ersten mal besiegen würde? Nein, er würde sich verprügeln lassen müssen. Sowie auch beim ersten mal. Er würde gegen ihn kämpfen müssen, ihn nochmal herausfordern müssen, wie beim ersten mal. Niemand durfte wissen, dass er all das zum zweiten mal durchmachte. Niemand. Nicht bis Bular besiegt war. Eine leise Stimme in seinem Unterbewusstsein wisperte ihm zu, dass er doch einfach alle Vorsicht aus dem Fenster werfen solle. Er könne so viel mehr bewirken und so viele Leben retten wenn er sein Wissen nutzte um den schlechten Dingen aus dem Weg zu gehen. Er könne so viele Tote verhindern- doch dann runzelte er seine Stirn. Er konnte es, doch hieß das, dass er es sollte? In seinem Kopf spielten sich sämtliche Tote ab, die er direkt oder indirekt zu verschulden hatte. Mit der Zeit zu spielen war komplizierter als erwartet. Überrascht war er nach dem Fiasko in Camelot jedoch nicht. Wenn er eine Sache veränderte, könnte es folgen für die gesamte Zukunft nehmen. Er musste vorsichtig sein, das wusste er, aber... sie hatten in der Vergangenheit von Camelot Sachen verändert und trotzdem das richtige Ziel erreicht. Wer sagte dann nicht, dass er Dinge anders angehen konnte als beim ersten mal?

Erstmal musste er jedoch seinen Plan für den nächsten Tag verwirklichen, und hoffen, dass er den nächsten Tag überhaupt überstehen würde. Für ein paar Dinge hatte er seine Zweifel. Doch er durfte nichts falsch machen, er durfte nicht alles auf den Kopf stellen. Noch nicht. Nicht wenn so viel auf dem Spiel stand.

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