Kapitel 30
Es war Dienstag und auch der heutige Tag hatte Potenzial, einer der besten meines Lebens zu werden. Denn vor drei Minuten hatte Timothy Mia sehr höflich mitgeteilt, dass er heute in der Pause mit mir, Robin und Henry abhängen würde. Sie war daraufhin wütend abgedampft. Ich stand gerade noch in der Raucherecke, zog hastig die Luft durch meine Kippe und wollte mich gleich zu meinen drei Freunden gesellen, als plötzlich Irina neben mir stand. Ihre Augen waren rot und verweint. „Hey Tristan, hättest du kurz einen Moment?"
„Klar!", sagte ich ohne zu zögern und schmiss meine Zigarette auf den Boden. Wir gingen ein paar Schritte, um neugierigen Zuhörern zu entkommen.
„Ich war gestern Abend bei Mia", fing sie an. Ihre Stimme brach ab, doch sie räusperte sich und sprach nach ein paar Sekunden weiter. „Es ist nicht sonderlich gut gelaufen." Eine Träne bahnte sich einen Weg über ihre Wange.
„Oh Mann." Ich zog sie zu mir und nahm sie fest in den Arm, erinnert an meinen eigenen Schmerz. „Das tut mir so leid!"
Sie schluchzte und ich streichelte ihr beruhigend über den Rücken. „Sie hat gesagt, dass ich damit unsere Freundschaft kaputt gemacht habe und ich sie in nächster Zeit in Ruhe lassen soll."
Ich seufzte. „Vielleicht braucht sie nur ein bisschen Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen", meinte ich.
„Aber dadurch wird sie nicht lesbisch und verliebt sich auch nicht in mich. Mann, ich bin so dumm."
„Du bist nicht dumm." Aber mit dem Rest hatte sie wohl recht.
Sie löste sich aus meiner Umarmung, zog ein Taschentuch aus der Jackentasche und tupfte sich die Tränen weg. „Sorry, fürs Vollheulen", meinte sie und rang sich ein Lächeln ab.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Du darfst immer zu mir kommen, wenn du magst", antwortete ich ihr, „willst du die restliche Pause mit zu mir, Timothy, Robin und Henry kommen?" Sie zögerte kurz. Doch in Anbetracht mangelnder Optionen nickte sie dann.
Die drei anderen saßen auf einer Bank. Sie schauten verwundert, als ich nicht alleine auf sie zukam. Hinter Irinas Rücken zeigte ich den anderen mit den Händen ein Herzsymbol, dass ich auseinanderbrechen ließ, um zu verdeutlichen, dass sie Liebeskummer hatte. Die anderen verstanden sofort, was zu tun war.
„Hey Irina, setz dich zu uns", meinte Robin mit freundlicher Stimme. Sie setzte sich schüchtern zwischen Timothy und Robin. Robin versuchte, sie direkt in ein ablenkendes Gespräch zu verwickeln. In dem Moment wurde mir bewusst, dass dadurch für mich kein Platz mehr auf der Bank war und ich hier alleine in der Kälte herumstehen durfte. „Ich will auch auf die Bank", jammerte ich. Robin ignorierte mich. Henry schaute mich nur grinsend und schulterzuckend an, während er in sein Marmeladenbrot biss.
Dann spürte ich Timothys Hand, die nach meiner griff. „Hier ist doch genug Platz", grinste er und zog mich auf seinen Schoß. Die anderen schauten uns kurz erstaunt an, aber sprachen dann einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Ich schaute Timothy an, er lächelte sein charmantes Lächeln und steckte mich sofort damit an. Und wäre der Hof nicht voll mit Schüler*innen gewesen, hätte ich ihn am liebsten geküsst. Er schlang seine Arme um meinen Bauch und lehnte seinen Kopf an mich an. Es fühlte sich schön an.
Doch obwohl mich die Situation unglaublich glücklich machte, verunsicherte sie mich auch etwas. Mein Blick wanderte über den Schulhof. Aber bis auf drei Personen schien unsere Nähe niemanden zu stören.
Die erste Person war Mia, die mich vermutlich nicht nur hasserfüllt anschaute, weil ich auf Timothys Schoß saß, sondern auch, weil Irina bei uns war. Es musste sich für sie wie ein doppelter Verrat anfühlen. Wie eine verkehrte Welt, in der der Außenseiter ihr plötzlich ihren Schwarm und ihre beste Freundin gestohlen hatte. Mein Mitleid hielt sich in Grenzen.
Der zweite böse Blick, der mich traf, war der von Micha. Er stand wie immer bei Leon und Raffi. Seine Hände steckten tief in den Taschen seiner aufgeplusterten Bomberjacke. Als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, spuckte er vor sich auf den Boden. Dann zog er seine Hand aus der Tasche und streckte mir seinen Mittelfinger entgegen. Ich erhob meinen ebenfalls und streckte ihm zusätzlich noch die Zunge raus. Hier bei Timothy und meinen Freunden konnte er mir nichts anhaben. Bei ihnen fühlte ich mich sicher.
Doch der dritte fiese Blick, der mich traf, stellte die anderen beiden in den Schatten. Andrews Augen waren zu schmalen Schlitzen verengt. Langsam, sodass es außer mir vermutlich niemand bemerke, schüttelte er seinen Kopf von links nach rechts. Ich erschrak. Mein Körper verkrampfte sich schlagartig. Timothy schien es ebenfalls zu bemerken. „Alles gut?", fragte er nuschelnd, sein Gesicht an meiner Jacke versteckt.
Ich wendete meinen Blick schnell von seinem älteren Bruder ab und antwortete: „Jap, alles gut." Als ich mich wieder auf Timothy konzentrierte, entspannte sich mein Körper. Die Nähe zu ihm fühlte sich bei dem ungemütlichen Wetter schön warm an und ich wünschte mir, die Hofpause würde nie enden. Doch als es klingelte, schubste mich Timothy ungnädig von sich und lachte über meinen empörten Blick.
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Huhu!
Cute die Zwei, oder? Vor allem, dass Timothy einfach wieder die Initiative ergreift und Tristan auf seinen Schoß zieht. *-*
Aber der Blick von Andrew hat bestimmt nichts Gutes zu bedeuten ... Was denkt ihr? :(
Wie immer freue ich mich über eure Votes und noch viel mehr über eure Kommentare! *-*
Eure Elena :) <3
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