Eine kleine Auszeit

Ja, diese gemeinsame kleine Auszeit hatten wir uns alle mal verdient. Peter hatte ja bereits die Hälfte seines neuen Buches fertiggestellt und auch mein eigenes, was ich inzwischen begonnen hatte, war schon wieder gewachsen.

Kaum zu glauben, wie schnell mir die Wörter vom Kopf direkt in den Laptop flossen. Aber manchmal sollte man einfach tun und nicht mehr über alles so nachdenken. Es wird schon irgendwie seinen tieferen Sinn haben. An diesen Gedanken musste ich mich allerdings erst noch gewöhnen. Und auch daran, dass sich mein Leben bald grundlegend ändern würde.

Meine Scheidung sollte in der nächsten Woche über die Bühne gehen und ich musste Jason nur noch ein Mal zu diesem Termin sehen. Aber allein hingehen wollte ich auf keinen Fall. Auch wenn Peter nicht mit bei der Verhandlung dabei sein durfte, so wollte er mich doch begleiten und mich dann in Empfang nehmen, wenn alles überstanden war.

Doch noch eine Woche, das war jetzt noch so weit weg für mich und ich konnte jetzt endlich mit meinen Freunden mal die Sau rauslassen. Noch ein paar Stunden und wir würden unsere Reiseziel erreichen. Und noch immer dudelte die gleiche langweilige Musik aus dem Radio. Nun kramte ich aus meiner Tasche einen Stick hervor und reichte Dorian den Stick.

Endlich hatte er begriffen, was er damit machen sollte. Und nun erklangen endlich mal ein paar Songs, bei denen wir alle vier mitsingen konnten. Und nun kam auch endlich die Stimmung auf, die ich so liebte, wenn ihr alle zusammen unterwegs waren. Es war einfach Partymugge pur, wenn man das so nennen konnte.

Und nun merkten wir auch, wie sehr Dorian Pierre ähnelte. Er konnte genauso Partysongs mitgrölen wie wir alle. Herrlich, jetzt wussten wir auch, warum er sich wohl in ihn verguckt hatte. Herrlich zu sehen, dass Pierre endlich wieder glücklich sein konnte und seine letzte Beziehung anscheinend endlich abgehakt hatte.

Sollten wir wirklich alle endlich unsere richtigen Partner gefunden haben, außer vielleicht John. Aber auch er würde spätestens nach den Tagen mit uns wieder ans im Leben stehen und vielleicht irgendwann wieder offen sein für eine neue Liebe, die ihn hoffentlich besser behandelte als es "D" getan hatte.

Doch das konnte auch noch eine ganze Weile dauern. Er suhlte sich gerade sehr in seinem Selbstmitleid. Wieder ein Zeichen, dass ich unter keinen Umständen noch ein Treffen mit "D" wollte. Sie war es mir nicht wert, meine neue Beziehung mit einem Mann zu gefährden, der mir alles gab, was ich brauchte.

Und ich triumphierte auf ganzer Linie, hatte begriffen, dass man nicht jedes Abenteuer erleben musste, was sich einem bot. Und schon gar nicht mit so einem Miststück, wie es "D" anscheinend doch war. Da konnte sie hot aussehen wie sie wollte. Sie hatte ihren Reiz für mich verloren.

Zuviel Scheiße hatte sie mit meinen Freunden angestellt, da brauchte ich nicht auch noch einen Nachschlag davon. Und Peter fand es okay, dass ich mich nicht mehr auf ein Abenteuer mit dieser verfluchten Bitch einlassen wollte.

Obwohl er mich nie dazu gedrängt hatte, überließ mir die Entscheidung darüber. Er engte mich nicht ein, ließ mir alle Freiheiten, die ich haben wollte. Doch wenn man glücklich ist, und zwar in jeder Beziehung ist, braucht man sich auch nicht mehr anderweitig umsehen.

Ich wollte das nicht mehr, war zufrieden mit dem was ich jetzt hatte. Einen lieben Mann, der mich auf Händen trug, mir auch mal die Meinung geigte, wenn ich mal wieder ein wenig abheben wollte. Und er gab mir seine ganze Liebe, die er zu vergeben mochte. Und wir hatten so richtig Spaß miteinander, erkundeten zusammen das Universum Amore. Das war ja bekanntlich sehr breit gefächert.

Und nur weil man jetzt in einer Beziehung war, musste das Sexleben doch nicht langweilig und abgelutscht sein. Da hatten wir schon ein paar Möglichkeiten gefunden, um das zu verhindern. Doch das ist privat, erfährt nicht mal Suzanna. Schließlich wollte ich auch keine Details mehr von ihr und Max hören, seit es bei den beiden so richtig eng geworden war.

Ich akzeptierte ihre Partnerschaft und das Intimleben gehörte nur noch den beiden, nichts für fremde Ohren. Wenn ich nur daran denke, was sie früher so von sich gegeben hatte, wird mir heute noch schwindelig. Aber ohne sie, wäre ich aus meiner Ehehölle wohl nie ausgebrochen, hatte mir doch die Augen geöffnet.

Was war ich glücklich, dass ich so eine extrovertierte Freundin hatte, die mich an die Hand genommen hatte, gleich nachdem ich von dem Verrat Jasons an mir erfahren hatte. Und ich hatte noch immer diese Regeln vor meinen Augen, die ich jetzt eigentlich nicht mehr brauchte. Doch was sollte ich jetzt damit machen?

Zum Wegwerfen waren sie mir einfach zu schade, wollte sie mir einrahmen und im Schrank verschwinden lassen. Denn wenn Peter darauf schaute, musste er nicht nur ein Mal schmunzeln. Aber bei mir hatten diese wirklich Eindruck hinterlassen und mich zu einer vollständig anderen Person werden lassen.

Ich brauchte einfach diesen symbolischen Arschtritt von ihr, dass sie mich vor den Spiegel gezerrt hatte, wo ich selbst erkennen sollte, wer da hineinschaut und warum ich jetzt so bin wie ich bin. Was hatte ich mich verändert, wie nun auch die anderen festgestellt hatten.

Doch nur Pierre kannte mich ja in meinen tiefsten Drama, nur mit ihm war ich so eng, dass ich ihm mein Innerstes auf eine Weise offenbaren konnte, wie es nur beste Freunde tun. Suzanna war da ja bereits mit Max verbandelt und ihre Launen hätte ich glaube auch nicht wirklich ertragen wollen.

Es war gut so, wie alles gekommen war. Und unser Wochenende war ja trotz all des Jammers recht lustig geworden. Wir waren zwar wie zwei Haubitzen, konnten nicht mehr wirklich geradeaus gehen. Aber das war zu diesem Zeitpunkt scheißegal gewesen. Wir konnten uns ausheulen und dann konnten wir wieder fröhlicher in eine neue Zukunft blicken.

Eine Zukunft, die wirklich um einiges besser war, wie sich jetzt immer mehr zeigte. Und noch drei Stunden... bis wir am Zielort ankommen würden. "Wollen wir nicht mal eine Pause einlegen?", fragte ich die Jungs, die ja eigentlich keine mehr waren. Und augenblicklich suchte Pierre nach einer Möglichkeit, die Autobahn verlassen zu können.

"Hier war eine Ausfahrt!", rief Dorian und er lotste ihn zurück. Endlich mal die Beine vertreten, waren die müden Glieder eingeschlafen. Sich mal ein wenig zu strecken. Und auch die anderen hatten mitbekommen, dass wir eine Pause eingelegt hatten und fuhren nun ebenfalls von der Autobahn ab.

"Lasst uns mal was essen und trinken!", rief ich und wartete, wer denn auch so einen Hunger hatte wie ich. Und wie sollte es anders sein, mein Schatz und Max waren auch von der Spezies "Ich- kann- immer- essen". Pierre und Dorian waren da ein wenig ruhiger, doch auch sie hatten nichts gegen einen kleinen Imbiss. Schließlich gab es hier für jeden Geschmack etwas.

Und so fanden wir uns dann alle sieben vereint an einem Tisch sitzend. Jetzt erfuhren auch alle anderen, was wir alle gemeinsam hatten: den Kontakt mit "D" auf die eine oder andere Weise. Was war ich vielleicht geschockt, als John dann doch ein wenig ins Detail ging.

Augenblick wechselte ich meine Gesichtsfarbe und es war mir wirklich mehr als peinlich, dass mich jetzt alle so sehen mussten. Am liebsten würde ich mich jetzt augenblicklich in ein Erdloch verkriechen. Doch wo waren diese Dinger, wenn man sie mal brauchte?




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