Das lange Warten
Noch immer wusste ich nicht, wer mich hier mit Komplimenten überhäufte, langsam wurde ich ungeduldig. Noch zwei Tage bis zum Wochenende und die zogen sich echt wie Kaugummi. Geduld war ja noch nie meine Stärke und so wartete ich bereits etwas genervt, trotzdem neugierig auf eine neue Nachricht meines Verehrers. Doch diese kam erst mal nicht.
Was hatte das denn jetzt wieder zu bedeuten? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, war aber irgendwie enttäuscht. Doch runterziehen lassen, wollte ich mich davon jetzt auch nicht. Ich erinnerte mich an einen Satz meiner Oma: "Willst du interessant für jemanden sein, dann mach dich rar!", wenn er das so wollte, konnte ich das auch. Ich lenkte mich mit lesen, Sport und allem ab, was mir Spaß machte. Jason lief mir ab und an über den Weg, aber ich beachtete ihn einfach nicht weiter, ließ ihn nicht mehr an mich heran. Aber eins untersagte ich ihm, seine Bitch mit hierher zu bringen.
Ich konnte nicht garantieren, dass ich mich ihr gegenüber beherrschen konnte. Damit musste er jetzt leben. Nicht auszudenken, wenn die mir plötzlich in der Küche über den Weg laufen sollte oder noch viel schlimmer, vielleicht in der Badewanne liegen sollte. "Igitt, schon der Gedanke daran ließ mir die Haare zu Berge stehen!. Ich hoffte nur, er würde sich daran halten." Nachdem ich überall Ordnung gemacht und die Räume gewienert hatte, fühlte ich mich gleich viel besser. Doch was sollte ich jetzt mit meiner Zeit anfangen? Der Tag war noch jung, ich hatte ja noch Urlaub. Kurz entschlossen, packte ich eine Reisetasche und fuhr weg. Ziel noch unbekannt. Begleitung keine. Einfach nur weg.
Gerade als ich das Haus verlassen wollte, stand plötzlich wieder ein Bote vor meiner Tür. Was hatte der denn gerade für ein beschissenes Timing. Ich überflog hastig die Zeilen, kritzelte die Antwort auf ein Stück Papier. Er konnte so mit mir nicht umspringen. Und schon befand ich mich auf dem Weg in die Stadt. Von unterwegs rief ich meinen guten Freund an und bat ihn für mich etwas herauszusuchen, was ich noch heute antreten konnte.
An meiner Stimme erkannte er genau, dass ich "auf der Flucht" war, wie er es nannte. "Na, Engelchen, du hast dich ja richtig verändert!" und ihm blieb der Mund offen stehen. Nur er durfte mich so nennen. Kurz erzählte ich ihm, was sich bei mir verändert hat und er wusste genau, was er für mich buchen musste. Dann fragte ich ihn nach seinem Freund. Er tat eine lässige Handbewegung nach unten. "Oh, scheint wohl auch nicht mehr eitel Sonnenschein?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. "Komm lass uns schnell in das Cafe' hier drüben gehen! Da kannst du mir alles erzählen!" und schon hatte er seinen Mantel an und hakte mich ein.
Eine Kollegin übernahm inzwischen seinen Platz. Im Cafe' angekommen, ließen wir uns gar nicht erst die Karte bringen, wussten was wir wollten. "Zwei große Milchkaffee bitte und was Süßes dazu!", mehr brauchte ich nicht zu sagen. Man kannte uns und so dauerte es auch nicht lange, dass man mir und auch Pierre, so heißt mein einziger schwuler Freund, das Gewünschte brachte. Ich schaute ihn an: "Nun erzähl doch mal, was ist bei dir los?", wollte ich wissen.
Er druckste ein wenig herum, begann aber dann doch zu erzählen, dass er seinen Liebsten mit einem anderen erwischt hatte, und auch noch in ihrem gemeinsamen Bett. "Was für ein Horror! Und was hast dann gemacht?", wollte ich wissen. "Na, was wohl, erst mal rumgebrüllt und dann beide vor die Tür gesetzt, so wie sie waren. Ich musste mir das Lachen verdrücken.
"Du kannst ruhig lachen, die waren beide ohne Klamotten und es war mir einfach scheißegal! Und dann, wie ging's weiter?", wollte ich unbedingt wissen. "Na, nichts weiter. Habe ihm ein Ultimatum gestellt und nun führen wir eine offene Beziehung für drei Monate und dann werden wir ja sehen!", schaute ihn an und musste schlucken. "Du, auch. Bei mir läuft das gerade genauso und deswegen will ich auch weg, ganz schnell!", sagte ich.
"Warum fahren wir nicht zusammen mal in die Berge?", fragte ich und er meinte: "Gute Idee, dann kläre ich dann alles ab und wir treffen uns bei dir!". Gesagt, getan...verließ ich mit meinem schwulen Freund noch am gleichen Tag die Stadt. Sachen hatten wir schnell gepackt und Skiklamotten konnten wir vor Ort kaufen. Also alles kein Problem. Mit Jason konnte ich sowas nicht machen, mit Pierre schon. Und so konnten wir uns gegenseitig zuhören, ohne zu sehr zu jammern.
Abends waren wir unterwegs bis in den frühen Morgen. Wir waren uns gegenseitig Stütze. Suzanna schrieb ich eine SMS: "Bin mit Pierre in den Bergen!", mehr musste sie wirklich nicht wissen. Nach ein paar Stunden kam Antwort: "Viel Spaß und melde dich, wenn ihr wieder da seid!". Pierre hatte auch eine SMS bekommen: "Lasst euch beide nicht zu sehr hängen!" und er schaute mich an: "Schau, was mir Suzanna geschrieben hat!" und im Unterton, fragte er mich sicher, woher Suzanna das von ihm und seinem Freund wusste.
"Ich habe ihr nichts geschrieben, nur dass ich mit dir in den Bergen bin." und als Beweis zeigte ich ihm die SMS. "Schon gut, Engelchen. War sicher wieder jemand aus' m Laden, der uns gesehen hat und mit ihm noch Kontakt hat!", etwas wehmütig klang seine Stimme schon. Er vermied es, den Namen seines untreuen Freundes auszusprechen, was ich verstehen konnte. Immerhin waren sie sogar noch länger zusammen gewesen. Und so sprach ich den Namen auch nicht aus. Auch wenn wir nur drei Tage hier waren, so hat es uns beiden doch sehr gut getan und wir waren bereit, bereit für ein neues, hoffentlich spannendes Leben.
Ich erzählte Pierre von meinem Verehrer, zeigte ihm einige Briefe. Er staunte nicht schlecht und meinte, dass er denjenigen kennt, der das geschrieben hat. "Wie jetzt?", wollte ich von ihm wissen. "Ja, ich kenne sie!" und da fiel ich aus allen Wolken. "Ja, es ist kein "Er", sondern eine "Sie", die sehr hartnäckig sein kann. Ich musste schlucken. Mich umgarnte eine Frau und durch nichts hatte sie sich bisher zu erkennen gegeben.
"Sie spielt gern solche Spielchen!" und wieder schaute ich Pierre an. "Und wie heißt sie?", wollte ich wissen. "Mit welchem Buchstaben hat sie denn unterschrieben?", wollte er wissen. "Wie, mit welchem Buchstaben?" und ich schaute ungläubig. "Ja, sie ändert öfters mal ihren Namen und auch ihr Aussehen!", das schockierte mich dann doch. "Aber ansonsten ist sie okay, man kann mit ihr feiern gehen!". So eine Aussage zog mir echt den Boden unter den Füßen weg.
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