38 : DAY NINE

mentioned/hinted homophobia

"Willst du mir noch erzählen, was gestern bei euch passiert ist?" Jeno lehnt sich an die geschlossene Zimmertür und mustert Jaemin, der schon einen Meter weiter ist und sich nun wieder umdreht und zu ihm zurückkommt.

"Jetzt?"

"Wenn du magst." Er zieht Jaemin an sich, ihre Blicke begegnen sich und Jaemin will nie wieder wegsehen, so sanft ist Jenos. Dessen Arme wandern weiter um Jaemins Hüfte, seine rutschen von Jenos Schultern und halten an seiner Brust. Jaemin kann seinen Herzschlag spüren.

"Wie ich schon meinte", sagt er leise, "sie haben sich entschuldigt. Dass sie Arschlöcher waren und noch sind. Und weißt du, was der Auslöser war?"

"Nee?" Jenos Blick ist so aufmerksam, Jaemin kann nicht lange hinsehen und malt stattdessen auf seiner Brust herum.

"Deine Kapitänsbinde. Nach dem Motto, Wow, Jeno ist schwul, aber er ist cool, also ist Jaemin vielleicht doch nicht so scheiße."

"Damn", mehr weiß Jeno nicht zu sagen, aber er streicht über Jaemins Rücken und das nimmt diesem etwas inneren Stress.

"Sie meinten, dass sie nach dieser Woche ein Gespräch mit unseren Trainern führen wollen wegen Alex. Weil sie ihn nicht mehr als Kapitän haben wollen."

"Das klingt gut." Jeno streicht über seine Seite. "Aber das minimiert die Chancen, dass du zu mir ins Team kommst und das macht mich traurig."

Jaemin verdreht lächelnd die Augen. "Das ging sowieso nie, Jeno. Dafür muss ich auch nicht wissen, wie weit du weg wohnst, es ist einfach nicht drin, dreimal die Woche nach der Schule mit dem Zug zum Training zu kommen. Weder finanziell noch zeitlich."

"Und wenn ich mich um das finanzielle Problem kümmere?" Jenos Hundeaugen müssen unterbewusst sein, aber Jaemin muss trotzdem darüber lächeln und drückt ihm einen Kuss auf die Lippen.

"Dann schaffe ich das trotzdem nie im Leben."

"Schade", flüstert Jeno. Er macht Jaemin ja keine Vorwürfe, nur insgeheim hat er eben doch gehofft, dass das zustandekommen könnte.

"Sorry." Jaemin küsst ihn erneut.

"Alles gut." Jeno schenkt ihm ein Lächeln. "Wo wir gerade schon beim Thema sind, sollen wir gucken, wie weit weg du wohnst?"

Ihm dreht sich der Magen um (er will nicht mit der Realität konfrontiert werden, dass sie vielleicht eine Fernbeziehung führen werden, denn wie wahrscheinlich ist es schon, dass sie wirklich nah genug beieinander wohnen, um sich jedes Wochenende zu sehen?), aber er nickt trotzdem und zieht Jeno mit sich zu dessen Bett, auf das sie sich setzen und Jaemin sich fast sofort in seine Arme kuschelt.

Jaemin fängt fast an zu heulen, als sie zu dem Ergebnis kommen, dass sie kaum zwei Stunden mit dem Zug auseinander wohnen, Jeno erdrückt ihn beinahe, als er feststellt, dass es von seiner Mannschaft noch näher ist. Seine Mutter lässt sich trotzdem nicht überzeugen, sie abzuholen und zu Jaemin zu fahren, aber wenn sie den Zug zu ihm nehmen, holt sie Jeno von ihm ab, und darauf können sie sich einlassen. Jaemin sich aber auch nur, weil er Jeno so lange wie möglich sehen will, schlecht fühlt er sich dessen Mutter gegenüber trotzdem.

"Hin sind wir etwa zehn Stunden gefahren", Jeno hat sich ins Kissen fallen lassen und rechnet mit unsichtbaren Zahlen an der Zimmerdecke, "also wenn wir um sechs losfahren, sind wir um vier da, wenn wir den nächsten Zug noch kriegen, um sechs bei dir, dann wäre ich um acht zuhause."

"Wenn wir ihn verpassen, fährt der nächste um fünf, das wär um halb sieben am Bahnhof bei mir." Jaemin wechselt auf seinem Handy hin und her zwischen Maps, Nachrichten und Browser, um irgendwie an ihren Zugzeiten herumzubasteln. "Danach um halb sechs, der ist um zwanzig vor sieben da. Sechs Minuten später fährt auch noch einer bis um kurz nach sieben."

"Irgendeinen davon kriegen wir schon. Ich könnte mir vorstellen, dass wir weniger Pausen als auf dem Hinweg machen, dann könnte es weniger werden. Sollen wir trotzdem schon Tickets holen?"

Jaemin googelt. "Ja, das geht, wir können dann auch spätere Züge nehmen."

"Großartig." Jeno greift nach seinem Handy. "Dann sag ich Mama, dass sie so sieben anpeilen soll?"

Jaemin antwortet nicht, aber gerade, als Jeno nochmal nachfragen will, taucht der Jüngere über ihm auf.

"Und wenn wir den auch nicht mehr kriegen?", flüstert er.

"Ich schreib ihr einfach, wenn wir in den Zug steigen."

"Willst du denn unbedingt nach Hause...?"

Lächelnd legt Jeno das Handy wieder weg, ohne eine Nachricht geschrieben zu haben, um nach Jaemins Kopf zu greifen. "Ich kann nicht bis spät in die Nacht bei dir bleiben, Jaem."

Er wird rot. "Weiß ich doch. Ich mein ja nur, du musst nicht sofort wieder gehen, wenn du nicht willst. Meine Eltern sind auch nicht da, und..." Dann bin ich allein.

"Möchtest du, dass ich bleibe?" Jenos Blick ist weich, als Jaemin ihn ansieht, und er sinkt an seine Brust, ehe er nickt.

"Eigentlich will ich gar nicht, dass du gehst", flüstert er, "bescheuert, ich weiß."

"Gar nicht wahr." Jeno legt die Arme um ihn. "Ich will's auch nicht. Wir müssen halt nur Montag wieder zur Schule und ich will wenigstens meine Taschen ausgeräumt haben, bevor ich ins Bett falle. Sonst würde ich auch bis zehn bleiben."

"Geht wenigstens bis acht?"

"Denk ich schon." Vermutlich wird seine Mutter dann zehn Minuten eher da sein, aber das ist immer noch besser als eine ganze Stunde. "Und nächstes Wochenende?"

"Meine Eltern lassen mich sehr sicher nicht zu jemandem fahren, den sie nicht kennen", nuschelt Jaemin, "da waren sie schon immer komisch."

"Gut, dann komm ich halt zu dir. Wir müssen an der Stelle vielleicht auch gucken, ob es einen Schülerrabatt oder sowas gibt, sonst wird das auf Dauer doch teuer."

"Mhm. Oder eine Monatskarte."

"Sehen wir dann." Jeno seufzt leise. "Gut, dass bald wieder Ferien sind."

"Ja." Sehr sogar, findet Jaemin, wobei er sich gleichzeitig fragt, ob sie bis dahin noch zusammen sind. Aber er hat keine Lust auf seine ganzen pessimistischen Gedanken, deshalb richtet er sich auf und küsst Jeno, bis sie keine Luft mehr kriegen.

Bald darauf muss der Blauschopf dann auch zum Training, und kurz nachdem er gegangen ist, schreibt Jaemins Trainerin, dass ihnen einer der Plätze zum Spielen offensteht. Es braucht nur wenige Minuten, bis Felix ihm schreibt, ob er Lust hat, mitzukommen, und Jaemin ist zwar hin- und hergerissen zwischen dem Bewegungsdrang seiner Füße und der Erschöpfung seines restlichen Wesens, aber letztendlich gewinnt Ersteres, also schreibt er Felix zurück und zieht sich um. Auch Jeno bekommt eine Nachricht, die er aber erst in seiner Pause sieht.

Nana 🥰
Wir können freiwillig trainieren und ich geh hin, wann bist du fertig? 🧐

vielleicht so zwei Stunden, schreibt er zurück, kommt drauf an mit Theorie und so, ob ich noch verantwortungsvollen Kapitän spielen muss oder so – und du?

Jaemin kommt direkt nach dem Abschicken online.

Ich dachte, das bist du so oder so? 😝 Wir machen gerade Pause, also bin ich in ner Stunde vielleicht durch, selbst wenn's noch länger geht reicht's mir dann sehr sicher 🫠

klar bin ich das, hab nur manchmal keine Lust drauf
wie ist's? muss ich mich mit wem anlegen?

Nein, aber danke fürs Angebot ❤️
Wir spielen vielleicht gar nicht, haben nur kleinere Übungen und Torschießen gemacht ❤️

gut ❤️
ist Alex da?

Ja, aber er hält die Klappe 🥴

besser so 🙂❤️

Jeno 😅 Alles gut, echt, ich bin das doch schon gewohnt ❤️

mir egal?? er ist n wichser

Ja weiß ich, aber du kannst ihn ignorieren, ok 🥺❤️
Mach ich ja auch

kann ich überhaupt nicht ❤️
er ist gemein zu meinem Freund, was erwartest du denn von mir? dass ich ihn lasse? 🙄❤️

🥺❤️
Ja 🥺❤️

tja, tu ich aber nicht ❤️
ich leg mich auch noch mit ihm an wenn er das Maul wieder aufreißt

Nono ❤️

grrrr 🥴❤️

😚❤️

naja
ähm
ich werd hier schon wieder beobachtet, wenn du magst kannst du ja vorbeikommen wenn du fertig bist, ich schick dir meinen Standort ❤️

Okay ❤️
Soll ich dich anfeuern? 😇❤️

🫥
ich sag mal jetzt nichts dazu
kannst du nachher noch genug machen ❤️

Da bin ich dann am lautesten 😇❤️

pff ❤️
bis dann Nana❤️

Bis dann Nono ❤️

Eines fällt Jeno immer wieder auf: Da sie sich erst seit einer Woche kennen, ist es umso einfacher, sich ständig wieder ein Stückchen mehr in Jaemin zu verlieben.

18.10.2022

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