31 : DAY EIGHT
Jenos Wecker holt zwar nur ihn aus dem schönen Schlaf, aber sobald er sich bewegt und Jaemins Arm von ihm rutscht, wird der Jüngere unruhig, sodass Jeno sich spontan gegen das Aufstehen entscheidet und ihn an sich zieht.
Dann geht Jaemins Wecker los, und er gibt ein so dermaßen unzufriedenes Geräusch von sich, Jeno denkt kurz, er fängt an zu weinen. Aber er tippt nur blind auf seinem Handy herum, bis das Teil endlich Ruhe gibt, und verschwindet wieder in Jenos T-Shirt.
"Nana." Neein. "Wir müssen aufstehen." Jeno muss unwillkürlich lächeln, weil Jaemin so heftig den Kopf schüttelt. "Doch. Wir müssen zum Morgenlauf." Er bekommt ein Nuscheln als Antwort, das vielleicht sogar wirklich eine ist, aber aus Jaemin kommt eben nichts Vernünftiges heraus, selbst als Jeno noch einmal nachfragt.
"Ich versteh dich so nicht, Jaemin."
"Hab kein Spiel und du hast Aua", versteht Jeno ihn beim dritten Mal und muss leicht lachen, was in Jaemin an seiner Brust ein warmes Gefühl auslöst. Überhaupt ist es hier an Jenos Brust so schön, warm und weich und geborgen, geschützt, er will gar nie wieder irgendwo anders sein.
"Das sind keine akzeptablen Ausreden."
"Doch."
Ein zweites Mal klingelt Jenos Wecker. Er drückt es weg. Einen Moment sieht er nur auf Jaemins geschlossene Augen, streicht dann über seine Wange und unterdrückt das Bedürfnis, ihm einen Kuss auf die Stirn zu drücken.
"Bist du so fertig, Jaem?", fragt er leise.
"Mhm." Allein dass Jaemin keine Reaktion auf den Spitznamen zeigt, ist Bestätigung seiner Aussage genug, und Jeno seufzt lächelnd.
"Dann schlafen wir noch eine Stunde weiter, was hältst du davon?"
"Du auch?"
"Ich auch."
"Dann ja."
Also schreibt Jeno Chenle, dass Jaemin fertig ist und er selbst seinen Fuß schonen will und sie deshalb nicht zum Lauf kommen. Die Antwort nimmt er zwar wahr, aber ignoriert sie und stellt seinen Wecker neu, ehe er sein Handy weglegt und sich wieder dem an ihn gekuschelten Jaemin wenden kann.
"Das ist aber nicht von gestern, oder?" Er streicht ihm sacht über die Haare, und Jaemin schüttelt den Kopf.
"Kann mich jetzt entspannen."
"War das so anstrengend für dich?" Schulterzucken. Jeno legt schmunzelnd einen Arm um ihn und verschiebt die Unterhaltung auf später.
Sie schlafen beide erneut ein, und Jeno ist erstmal etwas orientierungslos, als er wieder aufwacht. Jaemin schläft immer noch in seinen Armen, weshalb Jeno ihn bis zum zweiten Weckerklingeln nur ansieht, wenn ihm nicht die Augen zufallen. Als er sich bei dem Geräusch aber immer noch nicht regt, lehnt Jeno sich vorsichtig zu ihm herunter und haucht ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Jaemin." Keine Reaktion. Er muss lächeln. Am liebsten will er ihn ja gar nicht aufwecken, aber wenn sie noch frühstücken wollen, müssen sie das demnächst tun. Also versucht er es noch ein paar Mal mehr, bis der Jüngere sich endlich regt – und sich erstmal von Jeno wegdreht.
"So einfach ist das nicht", schmunzelt der und dreht ihn an der Hüfte wieder zurück.
"Gemein", jault Jaemin, versucht es mit dem Angriff nach vorne (er kuschelt sich an Jenos Brust und hält sich an ihm fest), aber Jeno schiebt ihn von sich und hält auch seiner Gegenwehr stand.
"Wir müssen essen, Nana."
Ein paar Sekunden braucht Jaemin noch, bevor er hochschießt und noch vollkommen verschlafen durch die Gegend blinzelt.
"Laufen", murmelt er, Jeno will ihn knutschen.
"Haben wir ausfallen lassen, falls du dich erinnerst."
Schnaufend fällt Jaemin zurück ins Kissen. "Vage."
"Na siehst du." Jeno kuschelt sich an seine Schulter und sieht zu ihm hoch. "Wie geht's dir?"
"Müde", murmelt er, reibt sich die Augen. "Kaputt."
"Du kannst dich heute ja erholen", lächelt Jeno und traut es ihm dann zu, sich aufzurichten. Jaemin ist zwar beleidigt, aber folgt ihm, und sie tauschen einen Kuss aus, ehe sie sich nacheinander fertig machen.
Zum Frühstück ist Jaemin dann wacher, aber noch nicht so ganz anwesend, weshalb es an Jeno hängen bleibt, ihr Fehlen beim Morgenlauf zu verteidigen. Jaemin bekommt es nicht mit – bekommt überhaupt kaum etwas mit, es fühlt sich an, als wäre seine Batterie gestern leergegangen und über Nacht nur ein winziges Stück aufgeladen worden. Es ist ihm zu laut und zu voll und er will zurück in sein Bett, am liebsten mit Jeno, und einfach nur da liegen und mit ihm kuscheln und die Welt die Welt sein lassen.
"Jaemin." Er blinzelt verwirrt, als Jeno ihn leise anspricht. "Bist du okay?"
"Mhm", macht er nur, also nimmt Jeno sich vor, ihn nochmal zu fragen, wenn sie wieder auf ihrem Zimmer sind.
"Wann habt ihr Training?", fällt Jaemin ein, als Jeno sich gerade wieder nach vorne wendet, und der Ältere ist glatt überrascht, dass er etwas sagt.
"Halb zehn bis halb zwölf. Wieso, willst du mitkommen?", schmunzelt er.
"Nee." Nur wissen, wie lange ich dich vorher noch küssen kann. "Ich rühr hier keinen Finger mehr."
Jeno lacht leise auf. "Seh ich ein. Bis deine Trainerin wieder was von euch will."
"Ich glaub, sie hat die Schnauze voll." Jaemin reibt sich die Augen. "Vor allem von Alex, aber auch... allen anderen. Ich bezweifle, dass wir nochmal trainieren."
"Umso wichtiger, dass du mal bei uns mitmachst, sonst kommst du noch aus der Übung."
"Halt die Klappe", murmelt Jaemin, und Jeno lacht.
↯
"Bist du wirklich okay, Jaemin?" Sie sind gerade mal durch die Tür, als Jeno fragt, aber bei der liebevollen Strenge verzeiht Jaemin es ihm auf Anhieb.
"Ja." Er quietscht beinahe, als Jeno ihn an sich zieht und intensiv mustert.
"Nur erschöpft", sagt er leise, "und trotzdem soll das gar nichts mit gestern Abend zu tun haben."
Jaemin seufzt kaum hörbar. "Hat es nicht, ehrlich. Das eine ist körperliche Erschöpfung, das hält sich in Grenzen, das andere ist vor allem soziale, aber halt auch so generell psychisch. Wenn überhaupt hast du mich ein bisschen stressfreier gemacht."
"Ich will nicht, dass du das um meinetwillen sagst, Nana." Jaemin schmilzt unter Jenos sanfter Berührung an seiner Wange. "Es ist okay, wenn dir etwas zu viel ist, okay?"
"Ja, weiß ich. Aber war es nicht."
"Okay." Jeno drückt ihm einen Kuss auf die Lippen, den er nur allzu gern erwidert. "Was hältst du davon, wenn wir noch eine Weile kuscheln, bis ich losmuss?"
"Einiges." Jaemin schlingt die Arme um seine Schultern, weshalb er sich noch nicht bewegt. "Wenn ich es schon so lange ohne dich aushalten muss..."
"Ich streng mich an, zu verlieren, dann haben wir morgen den ganzen Tag Zeit." Jeno schiebt ihn sacht Richtung Bett.
"Au ja", schon hat Jaemin ihn mit sich ins Kissen gezogen und ihre Lippen aufeinandergepresst.
Die restliche Zeit, bis Jeno losmuss, vergeht damit auch recht schnell, und er fragt Jaemin nochmal, ob er wirklich okay ist, bevor dieser ihn schmunzelnd aus der Tür schiebt.
Zuerst setzt Jaemin sich noch auf sein eigenes Bett, aber entscheidet sich fast sofort stattdessen für Jenos und ist versucht, sich unter die Decke zu kuscheln, aber er belässt es dabei, sie sich in den Schoß zu knüllen und mit den angewinkelten Beinen an die Brust zu drücken.
Jisung hat ihm geschrieben, was es für eine Frechheit ist, dass er sich nicht gemeldet hat, und dass er doch den ganzen Abend gewartet hat, und überhaupt, wie kann Jaemin es wagen, ihn nicht anzurufen! Aber wenn Jaemin ehrlich ist, hat er sein Versprechen vollkommen vergessen und war ja auch einfach zu sehr von Jeno abgelenkt, um noch daran zu denken, deshalb setzt er zu einer Entschuldigung an, aber es liest sich alles so komisch und er schämt sich immer mehr, dass er doch noch zu einem Anruf übergeht, in der Hoffnung, dass Jisung gerade erreichbar ist.
Das Tuten dringt laut an Jaemins Ohr, und er hält sich eine Hand vors Gesicht, als ginge das Schamgefühl davon weg.
"Na?", begrüßt Jisung ihn, "gestern wolltest du nicht mehr?"
"Sorry", murmelt Jaemin, "hatte dann keine Zeit mehr."
"Du hast es mir versprochen!", schluchzt er übertrieben, "und dann sagst du mir nicht mal, wie ihr gespielt habt!"
"Jeno hat uns fertig gemacht." Unwillkürlich wird er knallrot, wenn er nur an seinen Zimmernachbarn denkt, und das macht das alles noch viel peinlicher.
"Oh, yes! Also, schade drum, aber, yes! Nimm das, Alex!"
Jaemin muss lachen. "Ja, genau."
"Wie sehr haben sie euch gefickt?"
"Ji, bitte." Das ist ein viel zu passender Ausdruck, wo ihm von einem Spieler aus dem betroffenen Team gestern die Jungfräulichkeit genommen wurde.
"Was denn", kommt es zurück, "sag schon, was ist denn los mit dir!"
"Ähm." Hitze schießt Jaemin in die Wangen. "Das, also– Das ist nicht... nicht nur im übertragenen Sinne passiert."
Eine Sekunde herrscht Stille, dann holt Jisung lautstark Luft. "Jaemin, das ist nicht dein Ernst."
"Doch?", gibt er kleinlaut zurück, und Jisung macht eine Weile lang undefinierbare Geräusche, atmet lange aus.
"Du und Jeno."
"Ja?"
"Ihr hattet gestern Sex."
Jaemin will sich eigentlich in Luft auflösen. "Ja?"
"Gut, das ist eine Entschuldigung, die ich akzeptiere, tschüss." Es klingt, als schlüge er mehrmals auf seinen Schreibtisch. "Jaemin, du bist bescheuert, oh mein Gott."
"Du hast es mir doch noch prophezeit, du Arsch."
"Das war ein Witz!" Jisung seufzt. "War's wenigstens gut?"
"Ja." Jaemin wird wieder rot. "Sehr."
"Gut. Mehr Details oder eher nicht?"
"Ich weiß nicht." Er richtet den Blick aus dem Fenster und fragt sich beim Anblick der Gebäude, wo Jeno gerade ist. "Ich glaub, es ist mir noch zu unangenehm."
"Na gut. Kannst du dir ja noch überlegen, bis du zurück bist, und dann gibt's ja vielleicht noch mehr zu berichten."
"Oh halt die Klappe", murmelt Jaemin. "Ich weiß nicht mal, wie wir gestern die Kraft dafür hatten, ich glaub nicht, dass es nochmal vorkommt."
"Weißt du's, Jaemin? Weißt du's?"
"Nein. Und jetzt Themawechsel."
"Ist ja gut", gackert Jisung, "dann erzähl mir mal einen Schwung aus deinem jetzt viel aufregenderen Leben."
"Halt. Die. Klappe."
05.09.2022 hallo wir haben schon über 1k reads? i'm- hallo? thank you so much? 💚💚
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