14 : DAY FOUR

slight homophobia (alex is being an asshole)

Jeno ist aus irgendeinem Grund aufgeregt, als er ins Zimmer tritt, aber dass Jaemin noch duschen ist, nimmt ihm etwas den Wind aus den Segeln. Er setzt sich also mal wieder ans Fenster und wartet, noch ungeduldiger, als das Wasserrauschen aufhört und Jaemin aber noch eine gefühlte Ewigkeit (es sind nur ein paar Minuten) braucht, um aus der Tür zu kommen.

"Oh, hi", begrüßt er Jeno, der dem Drang widerstehen muss, nach Jaemins Seiten zu greifen und ihn an sich zu ziehen, was ihn selbst überrascht. Aber Jaemin trägt das erste Mal in seiner Nähe ein T-Shirt, das nicht sein Trikot ist, und irgendwie fällt dessen Stoff anders – oder liegt es an dem Schwarz? –, Jeno muss schlucken.

"Hi", gibt er zurück, räuspert sich und ist ganz froh, dass Jaemin ihn nicht weiter ansieht, weil er sonst seinen Blick garantiert bemerkt hätte, den er auch immer noch nicht abwenden kann. Jaemin sieht zufrieden aus, entspannter als bisher, seine Haare sind feucht und durcheinander und Jeno tritt das Bedürfnis, die Finger in ihnen zu vergraben, so weit nach unten wie möglich. Was nicht sehr weit ist, wenn in ihm drin alles blubbert und kribbelt und so irrational nach Jaemin ruft.

Der Braunhaarige richtet sich wieder auf und setzt sich zu Jeno in die Fensterbank, muss lächeln, weil er einfach nur starrt und nicht aufhören kann.

"Was?"

"Nichts! Ähm", Jeno hüstelt leise, "du siehst– glücklicher aus als gestern?"

"Mhm. Aber das ist ja auch nicht so schwer." Jaemin lächelt ihm leicht zu, sein Duft umgreift ihn und Jeno will ihn küssen—

"Lief euer Spiel gut?" Er sieht weg, bevor er das wirklich noch tun kann.

"2:0 ist wohl gut, oder?"

"Ja. Dann seid ihr weiter?"

"Klar", grinst Jaemin, "hast du was anderes erwartet?"

"Nein, natürlich nicht." Jeno fühlt sich gefangen in Jaemins Blick, aber er hat auch nicht vor, auszubrechen. Dafür sind seine Augen zu sanft, sie leuchten förmlich, und—

"Wie war eures?"

"Was? Ach so, äh, 1:0, also auch gut. Hast du gefragt wegen heute Abend?"

"Nee. Ich wusste ja noch nicht, ob ihr's wirklich schafft." Jaemin gluckst, als Jeno ihm dafür in die Seite boxt.

"Natürlich schaffen wir das, wie kannst du es wagen, uns infrage zu stellen?"

"Pff." Jaemin winkt ab, grinst, Jenos Herz schlägt mehrfache Saltos. "Hast du schon gegessen?"

"Ohne dich?"

Jaemins Augen zucken. "Ja?"

"Bist du blöd, natürlich nicht. Deswegen warte ich doch auf dich."

"Okay." Jaemin sieht weg. "Sollen wir?"

"Jup." Jeno springt zuerst von der Fensterbank, der Jüngere folgt ihm, auf dem Flur gehen sie dann nebeneinander und in der Mensa nehmen sie ihre gewohnten Plätze ein. Der Rest hat schon angefangen, aber das stört niemanden, sie werden überschwänglich begrüßt.

"Wie lief's bei dir?", richtet Chenle sich an Jaemin, schaufelt das Essen so in sich hinein, er muss sich wohl ganz schön ausgepowert haben.

"2:0", gibt er also wieder die Antwort.

"Eyy! Dann kommt ihr weiter?!" Auf Jaemins Nicken hin reißt Chenle die Arme hoch und holt sich über dem Tisch ein doppeltes High Five ab. "Yeah! Wir machen euch fertig!"

"Sei dir da mal nicht so sicher", neckt Jaemin ihn.

Chenle schaufelt sich die nächste Portion in den Mund. "Doch, wir–"

"Lele", mahnt Jeno ihn, und er verdreht die Augen, aber sagt nichts mehr. Jaemins Bauch gibt ein unangebrachtes Kribbeln von sich.

"Wann kommt der Spielplan für morgen raus?" Jeno hat glatt vergessen, dass Renjun rechts von ihm sitzt.

"Gegen acht", antwortet Jaemin, Renjun murmelt ein Danke.

Den Rest der Mahlzeit ist Jaemin ziemlich von der Seite und vorne beschlagnahmt, weshalb Jeno still ist und hauptsächlich zuhört. Das ist auch der Grund, dass er mitbekommt, wie Jaemin sich plötzlich versteift, und bald darauf tritt der Auslöser dafür in sein Blickfeld.

Alex nähert sich ihrem Tisch mit diesem bescheuerten Grinsen, das ihm irgendwie immer in der Fresse klebt, und Jaemins Gesichtszüge sind wie versteinert. Auch die anderen um sie herum werden still, aber tun noch so, als hätte das nichts mit dem roten Kapitän zu tun, während Jeno deutlich sein Handeln unterbricht und sich mit verschränkten Armen zurücklehnt. Jaemin ballt die Hände unter dem Tisch zu Fäusten.

"Na?" Alex' Grinsen ist scharf, er stützt sich auf Jaemins Stuhllehne ab. "Freunde gefunden?"

"Was juckt's dich?", fragt Jaemin zurück, Jeno kann sehen, wie er seine Zähne aufeinanderpresst.

"Ich bin nur überrascht. Dass jemand wie du das noch schafft?"

Jaemins Antwort bleibt ihm im Hals stecken, als Jeno ruckartig aufsteht und seinen Blick in Alex' bohrt. Spätestens jetzt ist bei jedem die Nachricht angekommen, sodass die gesammelte Mannschaft keinen Muskel mehr rührt.

"Verschwinde von meinem Tisch." Jenos Stimme ist ungewohnt tief, wie ein nahendes Donnergrollen, und Jaemin sieht an Chenles Reaktion – er reißt die Augen auf und hält sogar die Luft an –, dass es wirklich die Ankündigung eines Gewitters ist. "Homophobe Arschlöcher sind hier nicht erwünscht."

"Wow, komm mal runter." Alex hebt die Hände, um Jeno von sich wegzuschubsen, aber dessen Finger legen sich um seine Handgelenke, ehe er Jeno auch nur streifen kann.

"Komm mal runter", schnaubt Jeno, "wer von uns macht das Drama, hm? Ich sag's nicht noch einmal. Verpiss dich."

Ein hämisches Grinsen erscheint auf Alex' Gesicht. "Oh, jetzt versteh ich's. Du bist auch so einer wie er."

Jeno lacht ungläubig auf. "Sag mal, hast du den Schuss nicht gehört? Was kümmert es dich überhaupt? Bist du auf der Suche nach deinesgleichen?"

"Bist du bescheuert?", spuckt Alex zurück, "ich bin kein Perverser."

"Nein, du bist noch schlimmer. Verschwinde, Alex. Leg's nicht darauf an." Jeno lässt seine Arme los, aber er bewegt sich nicht vom Fleck, hebt nur die Augenbrauen.

"Das traust du dich nicht."

"Nein? Willst du's drauf anlegen?"

Zwei Sekunden herrscht vollkommene Stille zwischen ihnen, dann dreht Alex mit einem verächtlichen Schnauben ab und nimmt an seinem eigenen Tisch Platz, während Jeno mit einem langen Ausatmen wieder auf seinen Stuhl fällt. Einen Moment sind die anderen noch so beeindruckt, dass niemand etwas sagt, dann brechen sie in Applaus aus.

"Das ist unser Kapitän!"

Jeno verdreht mit einem kurzen Grinsen die Augen. "Stellt euch nicht so an."

"Anstellen?", keift Chenle. "Hallo?! Du musstest ihm nicht mal mehr die Fresse polieren!"

"Hätte er aber verdient", murmelt Renjun und leert sein Wasserglas.

"Jeno", sofort sieht dieser zu Jaemin, der ihm nicht einmal in die Augen sehen kann, "ich– Ich fühl mich nicht so gut."

"Okay? Willst du raus?"

"Nein, ich glaub, ich... geh einfach schonmal hoch." Hastig erhebt der Braunhaarige sich und verschwindet aus der Mensa. Jeno sieht ihm noch hinterher, dann trifft sein Blick Chenles.

"Er war ganz schön blass, oder? Hat er was Schlechtes gegessen?"

"Haben wir nicht alle das Gleiche gegessen?", erwidert Donghyuck, und schon fangen sie an sich zu zoffen.

Renjun sieht Jeno schon an, als er es tut, und lächelt aufmunternd.

"Du bist Kapitän und sein Freund, es ist quasi dein doppelter Job, nach ihm zu sehen."

"Freund?", echot Jeno.

"Seid ihr nicht befreundet?", gibt Renjun unschuldig zurück, und allein, damit er nicht sieht, wie rot Jeno wird, steht dieser auf und folgt Jaemin.

Er sitzt tatsächlich in ihrem Zimmer neben dem sperrangelweit geöffneten Fenster, mit dem Kopf an die Glasscheibe hinter sich gelehnt, und reißt die Augen auf, als Jeno durch die Tür tritt.

"Hey", sagt er leise, bemerkt jetzt auch die Blässe in Jaemins Gesicht, "alles okay?"

Hör doch auf, dich um mich zu kümmern. Jaemin will ihn anschreien, aber er sieht nur ehrliche Besorgnis in Jenos Augen, die seinen innerlich wütenden Sturm nur noch anfeuert.

"Ja", gibt er alles andere als überzeugend zurück, also durchquert Jeno den Raum und setzt sich neben ihn.

"Sicher?" Jeno berührt ihn sanft am Knie, und Jaemin überkommt das überwältigende Bedürfnis, den Kopf auf Jenos Schulter zu legen und sich an ihn zu kuscheln und einfach zu vergessen, aber er traut sich nicht. Deshalb sinkt er wieder gegen das Glas und schließt wieder die Augen und atmet wieder tief durch und leert seine Gedanken.

"Ich lasse mir das nicht von Alex versauen", sagt Jaemin leise. "Wie mein Körper reagiert, ist nicht meine Schuld."

"Okay." Stille. Jeno fährt sich durch die Haare. Auf ihn wirkt Jaemin, als wolle er ihn loswerden, aber ihm geht es nur um das Beruhigen des Chaos in sich selbst.

"Soll ich gehen?", fragt Jeno vorsichtig, und Jaemin rollt den Kopf zu seiner Seite, öffnet die Augen. Ihr Blickkontakt fühlt sich an wie elektrisch aufgeladen, Jeno muss schlucken. Jaemins Stirn sinkt an seine Schulter.

"Nein." Es ist so leise, dass es kaum bei ihm ankommt, aber Jeno verwirft sowieso alles, was nicht Hier sitzen und Jaemins Kopf um jeden Preis auf meiner Schulter behalten ist.

03.08.2022

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