Trickling Raindrops

Er rennt. Er will fliehen. Wird er gejagt? Hat er Angst? Blickt er um sich, sieht die anderen, fürchtet sich vor ihnen und rennt deshalb immer schneller? Glaubt er, davonzukommen?

Ist es Furcht, was sein Leben erfüllt? Kummer? Leere und Einsamkeit? Schmerz? Möchte er dem Ganzen ein Ende setzen und fliegt deshalb auf den Rand zu?

Rutscht er ab? Versucht er eigentlich, eine andere Richtung einzuschlagen, oder möchte er stehenbleiben? Kann er nicht anders, als immer weiter zu rennen und den Tod sich nähern zu sehen?

Ist die Last zu gross? Ist sie es, die ihn herunterdrückt und daran hindert, zurückzukehren?

Ich beobachte, wie er schliesslich den Rand erreicht und zergeht. Ganz leicht, als wäre es nichts, zerfliesst der Tropfen und mischt sich unter die anderen. Und tausend weitere erleben dasselbe Schicksal. Regentropfen um Regentropfen löst sich auf, verliert die schöne runde Form, wird eins mit der Menge.

Doch manche sind unterwegs stehen geblieben. Sie klammern sich an die Scheibe, in dem Versuch, nicht weiterzugehen. Das Gewicht drückt und presst, doch sie bleiben standhaft, stehen dort, rühren sich nicht, werden immer schwächer, halten trotzdem durch. Sie werden beneidet, von allen, die an ihnen vorbeirennen, sehen, wie stark sie durchhalten, selbst nicht dasselbe tun können. Sie haben die kleine Hoffnung, für immer so verharren zu können.

Bis andere von oben kommen, die selbst nicht schuld daran sind, sie kommen von oben, können nicht ablenken, sie rollen in die Stehenden hinein und ziehen sie mit sich hinunter.

Es gibt jene, die fliessen, wie in einem Strom, und sie sind nicht imstande, sich zu wehren.

Es gibt jene, die versuchen, sich zu widersetzen, doch sie sind zu schwach und werden irgendwann von anderen aufgesammelt und mitgezerrt.

Es gibt jene, die glauben, dem entfliehen zu können, die zur Seite weichen und weiter und weiter, doch auch sie erleben einen Zusammenstoss oder erreichen den anderen Rand, den an der Seite, wo sie schliesslich abrutschen und enden wie alle anderen enden mussten.

Alles geht nach unten. Doch wann geht es nach oben?

Auf jedes Tief folgt ein Hoch, sagt man.

Doch sie alle werden niemals hochrollen.

Sie werden am unteren Rand bleiben und sich dort in Luft auflösen.

Und vielleicht ist das das einzige Hoch, das sie bekommen, das sie verdienen. Das Ende ihrer Existenz.

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