Teil 8

Die Tage bis zum 31. Oktober gingen schnell vorüber. Schnell und unspektakulär. Der einzige Tag, der besonders gewesen war und sich von allen Anderen abgehoben hatte, war der Tag an dem alle Schüler, die an dem Projekt beteiligt waren, nach Hogsmeade durften und sich Sachen für ihre Kostüme besorgen durften.

Es war ein recht wärmer Tag für Anfang Oktober gewesen und die Vier Schüler, die mittlerweile schon so etwas wie Freunde geworden waren liefen wie viele andere in das kleine Zaubererdorf. Da sie ziemlich viel zu besorgen hatten, schlug Hermine vor, sich aufzuteilen. Doch damit, dass Blaise freudig zustimmte, sofort loslief und Luna mit sich zog, hatte sie nicht gerechnet. Verdutzt sah sie Draco an, der neben ihr stehen geblieben war, dich der zuckte nur schmunzelnd mit den Schultern.

Die Beiden machten sich nun auch auf den Weg und Hermine dachte an ihre Begegnung im Park zurück. War es wirklich Draco gewesen, der sie damals aufgemuntert hatte? Doch sie kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn Draco meinte:" Hier ist der Laden in dem wir wahrscheinlich alles finden werden. Ich kenne den Besitzer, komischer Typ, aber er hat so gut wie alles."

Sie folgte ihm in den kuriosen Laden in einer der dunkelsten Gassen von Hogsmeade, uns staunte nicht schlecht, als sie sich umsah. Der von außen klitzeklein aussehende Verkaufsraum wurde offensichtlich mit einem Ausdehnungszauber versehen und vollgestopft mit einer Vielzahl an Dingen, die komischer nicht sein konnten. Allerdings hatte Draco recht behalten, sie hatten tatsächlich alles gefunden, was sie brauchten.

Hermine fragte sich zwar, warum irgendjemand außer ihnen unechte Spinnenweben mit Insektenskeletten brauchte, aber ehrlich gesagt wollte sie darüber nicht nachdenken.

"Wir haben noch ewig Zeit und Blaise und Luna haben sicher noch nicht alles gekauft. Wollen wir ein Butterbier zusammen trinken?", schlug Draco vor, als sie wieder aus dem Laden gegangen waren. Hermine stimmte dem zu und so gingen die Beiden ins Drei Besen und bestellten sich dort ein Butterbier. Nu, da sie unter sich waren, fragte Hermine endlich: "Was hast du eigentlich damals im Park gemacht?"

Verdutzt sah Draco sie an. "Ähm...", versuchte er sich zu erklären, allerdings wurde er von einem wütend aussehendem Rotschopf unterbrochen. "Ach, für mich und all deine anderen Freunde hast du keine Zeit mehr, aber mit Malfoy kannst du rumhängen? Du bist wirklich das Letzte, Hermine. Keine Ahnung was ich jemals von dir gewollt hab."

Mittlerweile waren fast alle Gäste auf Ron aufmerksam geworden, der Hermine in seiner Rage noch mehr Vorwürfe und Beleidigungen an den Kopf warf, und sahen auch mit an, wie dieser, als er das Mädchen am Arm packen wollte, wie von einer unsichtbaren Kraft weggeschleudert wurde. Beschützend legte Draco einen Arm um Hermine und zog sie sanft aus dem Lokal.

"Du trägst die Kette.", bemerkte er und Hermine, immer noch ein wenig geschockt, von dem, was gerade passiert war, nickte einfach. Sie liefen noch ein wenig in dem kleinen Dorf herum, und als Hermine sich wieder komplett beruhigt hatte, wiederholte sie ihre Frage von vorhin noch einmal.

Wieder fing Draco an: "Ähm... Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich denke, ich musste einfach aus dem Manor raus. Ich hielt es dort nicht länger aus. Seit mein Vater in Askaban sitzt und Mutter krank geworden ist, ist es dort so... kalt geworden. Es ist nicht mehr das Zuhause meiner Kindheit. Und der einzige Ort, von dem ich dachte, dass ich hin kann, war der Grimmauldplatz. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch dort aufhaltet."

Seine Stimme war kalt geworden, kalt und traurig. Genau das spiegelte sich auch in seinem Blick wieder. Beschämt sah Hermine auf den Boden. Seit dem Krieg hatten sie und ihre Freunde in Selbstmitleid gebadet und gar nicht daran gedacht, dass es jemand anderen noch schlechter gehen könnte.

Und es war ja nicht nur das, was Draco gerade erzählt hatte, auch wurde er von so gut wie der gesamten Zauberergesellschaft verachtet. Zwar war er vom Ministerium freigesprochen wurden, nicht zuletzt wegen der Aussagen von ihr und Harry, aber dennoch prangte das dunkle Mal an seinem linken Unterarm. Mit einem Mal tat ihr der Junge, den sie Jahre lang gehasst hatte, unendlich leid.

Ohne groß darüber nachzudenken umarmte sie ihn und flüsterte: "Oh Draco, es tut mir so leid." "Geht ja ziemlich schnell bei euch. Wann ist die Hochzeit?", fragte Blaise, der plötzlich neben den Beiden stand. " Du hast die ganze Stimmung zerstört!", beschwerte sich Luna, die hinter ihm erschienen war.

Draco und Hermine lösten sich, und merkten erst jetzt, was sie gerade getan hatten. Sie waren Feinde gewesen, und jetzt umarmten sie sich.

Irgendwie gab Hermine dieser Gedanke Hoffnung, und sie lächelte leicht.

Lachend und sich gegenseitig neckend, wie langjährige Freunde liefen die Vier zurück zur Schule.

An diesem Abend lag die Gryffindor noch lange in ihrem Bett und konnte nicht schlafen. Zu viele Dinge spukten in ihrem Kopf herum. Waren Draco und Blaise, waren alle Slytherins all die Jahre so gewesen und sie und ihre Freunde hatten es einfach nicht wahrgenommen? Wollten es nicht wahrnehmen?

Oder hatte sich etwas geändert, nach dem Krieg, nach dem Tod Voldemorts? Sie fand einfach keine Antwort. Kopfschüttelnd stieg sie aus ihrem Bett. Es würde nichts bringen, noch weiter wach zu liegen und über Dinge nachzudenken, auf die sie ja sowieso keine Antwort wusste. Also nahm sie sich eines ihrer Lieblingsbücher, ging leise in das Wohnzimmer, darauf bedacht, niemanden zu wecken, und setzte sich auf das schwarze Sofa.

Plötzlich öffnete sich die mit Postern vollgeklebte Tür von Blaise, und eben dieser trat, in einem langen, weißen Shirt und Boxershort, aus ihr heraus. Verschlafen rieb dieser sich die Augen. "Oh nein,", flüsterte Hermine ihm zu, "hab ich dich etwa geweckt?"

Der Junge schüttelte den Kopf, ging ebenfalls zu dem Sofa und setzte sich neben Hermine. "Ich konnte nicht schlafen. Ich hab euch Beide Arm in Arm gesehen, und das ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Komisch, dass ich über so etwas nachdenke, oder?" fragte er, doch wusste nicht, dass genau das Selbe Hermine den Schlaf geraubt hatte.

Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf. "Weißt du,", fing Blaise an, "ich glaube Draco hat dich wirklich gern. Hatte dich schon immer gern, zumindest seitdem du ihm fast die Nase gebrochen hast. Er hatte nur Angst." Stirnrunzelnd sah Hermine ihn an. Vor was hätte Draco Angst haben sollen?

Als könnte er ihre Gedanken lesen, erklärte der Slytherin: "Vor dir und deiner Reaktion, vor deinen Freunden, vor der Reaktion seiner Eltern und am meisten vor Voldemort. Nicht vor dem, was er ihm angetan hätte, sondern was er dir angetan hätte, um Draco zu etwas zu zwingen. Ich geh jetzt wieder schlafen. Ach übrigens, kannst du Luna mal fragen, ob sie mit mir ausgehen möchte?"

Und damit stand er auf, streckte sich ausgiebig, verließ den Raum und damit eine sichtlich verwirrte Hermine. Eines war klar: Jetzt konnte sie definitiv nicht mehr schlafen.

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