08 | Wellenbrecher


Heute beginnt der Trainingstag - der erste von zwei, an denen sich die Tribute im Trainingscenter auf die Spiele vorbereiten können. Kampf, Pflanzen, Klettern, Tarnung, Feuer machen, alles ist dabei.

Der Morgen beginnt mit einem vergleichsweise kurzen Frühstück, dem aber trotzdem nichts am Luxus fehlt. Nach einer warmen Dusche stehe ich schließlich in der zuvor bereitgelegten Trainingskleidung vor der Tür. Jacek trägt das gleiche wie ich und auch auf seinem Rücken prangt eine silberne Vier.

Eilig scheucht uns Saphire aus unserem Stockwerk und in den Fahrstuhl. Doch bevor sich der Aufzug schließen kann, erreicht Mags die gläsernen Türen. Sie hat noch einen letzten Ratschlag für uns.

„Beeindruckt sie - doch vergesst nicht, am Ende trainiert ihr immer für euch selbst und nicht für jemand anderen." Mit diesen Worten im Hinterkopf steigen Jacek und ich schließlich im Keller aus.

Bevor ich den ersten Schritt ins Trainingscenter wage, atme ich noch einmal tief durch. Denn dort warten nun dreiundzwanzig andere Schicksale auf mich, die alle das gleiche wollen.

Leben.

Nein. Überleben.


Die Trainingshalle ist ein seltsamer Ort.

Hohe, metallene Wände, grelles Licht und bloß gedämpfte Stimmen kreieren eine angespannte Atmosphäre. Jacek trabt sofort auf die Tribute aus eins uns zwei zu, die sich bereits zusammengeschlossen haben. Es sieht so aus, als wären sie Jaceks alte Freunde, obwohl er bloß gestern Abend ein paar wenige Sekunden mit ihnen gesprochen hat.

Ich sehe mich erst einmal um.

Die vielen Trainingsstationen könnten unterschiedlicher nicht sein, sie reichen von lebensecht nachgebauten Waldflächen bis hin zu Ständern mit funkelnden Messern, Speeren und Schwertern.

Ich sehe, wie die anderen Tribute bei meiner Ankunft zu mir schauen, doch ihren Blick sofort wieder ängstlich von mir abwenden. Der Ruf des Karrierodistrikts bewirkt wohl viel - und obwohl ich nicht mal ein Karriero bin, scheinen sie Angst vor mir zu haben.

Nach einem kurzen Vortrag einer Trainerin über die Regeln und Funktionsweisen im Trainingscenter, gibt sie die Stationen frei.

Die Karrieros machen sich sofort auf den Weg zu den Kampfstationen, obwohl das vermutlich das ist, was sie schon am besten können. Ich versuche, nur wenig beeindruckt auszusehen, als sie mit ihren Fähigkeiten preisen, doch es fällt mir schwer.

Der Junge aus eins wirft mehrere der silbernen Speere auf Zielscheiben zu - und trifft jedes Mal. Seine Distriktpartnerin schlägt gekonnt einen Trainer zu Boden.

Die beiden aus zwei werfen Messer in einem Wahnsinnstempo an die Wand, und ich frage mich bloß, wie sie die alle in einer Hand halten können.

Ich seufze - ich hoffe, ich kann den anderen Tributen wenigstens irgendetwas zeigen, das ich gut kann. Da entdecke ich neben den Karrieros eine Station, die mit dem Symbol eines Dreizacks gekennzeichnet ist. Neuer Mut flammt in mir auf und ich eile zu dieser Station, an welcher sich noch niemand aufhält.

Dort nehme ich mir den kleinsten Dreizack aus der angebrachten Halterung, doch trotz seiner mickrigen Größe liegt er schwer in der Hand, anders als zuhause. Ich hoffe, ihn trotzdem etwas benutzen zu können.

Eine metallene Stimme weist mich an, die durch Glaswände abgegrenzte Zone an der Station zu betreten. Ich folge der Aufforderung, da fährt sie fort:

„Stufe eins - Anfänger"

Was geschieht jetzt? Gegen was soll ich hier kämpfen? Das wird mir in der nächsten Sekunde auf die harte Tour gezeigt.

Eine blau leuchtende Animation in Menschenform kommt von der Seite auf mich zugerannt, eine ebenso animierte Waffe in der Hand. Ich schaffe es gerade so, auszuweichen, doch zurückschlagen konnte ich nicht.

Auf einer Punktetafel, angebracht an der gegenüberliegenden Glaswand, leuchtet eine rote „-1" auf - das beschreibt nun wohl meinen Punktestand.

Doch ich habe keine Zeit, sie mir weiter anzusehen, denn schon schießt die nächste Silhouette von hinten auf mich zu. Aber dieses Mal bin ich vorbereitet. Ich lasse sie bis auf einen halben Meter an mich heran, dann fahre ich blitzschnell herum und schwinge den Dreizack mit meiner linken Hand über die Animation.

Mit einem Krachen zerspringt der Körper in tausende Teile und ein grünes Licht auf der Punktetafel bestätigt meinen Erfolg.

Ich kann kaum durchatmen, schon kommt die nächste Animation diesmal von vorne auf mich zu. Mit einem Hieb des Dreizacks zerschmettere ich auch sie in unzählige Teile. Drei weitere folgen, dann verkündet ein kurzes Piepen das Ende der Übung.

Keuchend stütze ich meine freie Hand auf meinem Oberschenkel ab. Ich hätte nicht gedacht, dass das so anstrengend sein würde. Doch meine Punktzahl an der Wand zeigt - ich kann mit dem Dreizack umgehen.

Also warte ich einige Sekunden, bis die metallene Stimme verkündet: „Stufe zwei - Mittel"

Dieses Mal sehe ich gleich zwei Animationen gleichzeitig auf mich zurennen. Mein Herz rast, als ich mich einmal im Kreis drehe, der ersten den Dreizack in die Brust und dem zweiten ins Bein ramme. Beide leuchten auf und zerspringen in Stückchen, bevor sie sich auflösen. Anscheinend hat sich das viele Hantieren mit dem Dreizack zuhause wirklich gelohnt.

Weitere Minuten übe ich auf der mittleren, und schließlich auch auf der schwierigsten Stufe. Ich habe aus meinem Fehler aus Unaufmerksamkeit am Anfang gelernt und treffe nun fast jedes Mal, einmal sogar gegen drei Gegner gleichzeitig.

Doch trotzdem bin ich froh, als das Piepen schließlich verkündet, dass die Übung beendet ist, viel länger hätte ich es wohl kaum durchgehalten. Keuchend trete ich wieder aus der abgegrenzten Zone heraus und stelle den Dreizack zurück in die Halterung.

Ein Blick in die Halle verrät mir, dass manche Tribute von ihrer Station aufgestanden sind und mich beobachtet haben. Ein wenig beschämt blicke ich hilfesuchend zu Jacek, der mich aber breit und beinahe schon stolz angrinst. Doch damit ist er der einzige - das Mädchen aus elf verzieht hingegen keine Miene und der kleine aus zwölf blickt sogar ängstlich zu mir auf.

Müssen sich so die Karrieros fühlen?

Jedenfalls gehöre ich definitiv nicht zu ihnen, denn anstatt den kleinen Jungen mordlustig anzufunkeln, muss ich bloß aufpassen, dass ich ihm keinen tröstenden Blick zuwerfe.

Schließlich wende ich mich ab und mache eine kurze Pause, in der ich die anderen Tribute bei ihren Tätigkeiten beobachte. Vielleicht kann ich mir so ein paar erste Eindrücke machen.

Die Karrieros ziehen gemeinsam zur Schwertkampfstation, doch ich sehe, dass sie mir alle hin und wieder fragende Blicke zuwerfen, als würden sie darauf warten, dass ich mich ihnen anschließe.

Ich wende jedoch nur meinen Blick ab und beobachte die anderen Tribute.

Sie wirken beinahe lächerlich nach den Karrieros, wie sie versuchen, mit den großen Waffen umzugehen oder gegen die Trainer anzukommen. Es gibt nur wenige, die eine Sache zu beherrschen scheinen, beispielsweise das Mädchen aus elf. Aus irgendeinem Grund kann sie ziemlich gut Bogenschießen und ihre Pfeile treffen beinahe jedes Mal die Zielscheibe.

Nach einer Weile möchte ich mich wieder auf mich konzentrieren und mache mich schließlich nach einer kurzen Überlegung auf den Weg zur Pflanzen-Station.

Im Gegensatz zum Dreizack kenne ich mich in diesem Gebiet nur wenig aus, ein paar Wasserpflanzen sind wohl die einzigen, die ich identifizieren kann. Daher ist es umso wichtiger, dass ich mir diese Station genauer ansehe.

Sie besteht aus einem meterlangen Streifen Gras, auf dem die unterschiedlichen Pflanzen und Bäume wachsen. Das Kapitol hat wohl auch hier keine Kosten gescheut, denn wüsste ich es nicht besser, würde ich es für ein echtes Stück Wald halten.

Bloß eine große Tafel an der Wand dahinter, auf der Informationen zu jeder Pflanze stehen, verrät die Wahrheit. Also lasse ich mich auf die Knie sinken und halte zuerst einmal Ausschau, ob ich hier denn überhaupt irgendeine Pflanze kenne.

Es dauert eine Weile, bis ich etwas identifizieren kann, doch dann fallen mir die blau-lilafarbenen Beeren auf, die an einem mattgrünen Strauß wachsen. Das sind Blaubeeren! Auch, wenn sie zuhause nur in den Sommermonaten wachsen, und das auch noch ziemlich selten, mag ich ihren Geschmack sehr gerne.

Ich beuge mich hinunter zu dem Strauß, um die Form und Farbe der Beeren noch einmal genauer zu studieren, da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken fahre ich herum und blicke zu meiner großen Überraschung in die grünen Augen des Mädchens aus Distrikt sieben.

„Stopp. Die sind giftig. Sie sehen täuschend echt aus wie Blaubeeren, ich weiß."

Es ist das erste Mal, dass ich sie reden höre. Noch immer perplex, dass sie mich so plötzlich angesprochen hat, brauche ich eine Weile, um ihre Worte zu verarbeiten. Aber dann werfe ich einen Blick auf die Informationstafel hinter mir.

„Aber da steht, dass das Blaubeeren sind..." murmele ich und blicke wieder zurück zu Willow.

„Genau. Das ist der Trick. Was glaubst du, warum so viele Tribute in den Spielen so naiv sind, unbekannte Beeren in der Arena einfach zu essen? Klar, oft auch aus Hunger, aber trotzdem. Das ist 'ne Masche des Kapitols."

Mit diesen Worten richtet sich Willow wieder auf und lässt mich ohne weiteres zurück, bis sie sich, einige Meter von mir entfernt, wieder zu einer anderen Pflanze setzt.

Verblüfft sehe ich ihr nach. Hat Willow mich gerade eiskalt belogen, nur damit ich in der Arena verhungere? Oder ist sie tatsächlich so klug, hinter das verwinkelte System der Spielmacher zu blicken und ihre Fallen zu entlarven?

Aber warum hat sie es mir dann verraten? Mein nun zusätzliches Wissen hilft ihr in der Arena bloß, wenn wir Verbündete sind.

Kopfschüttelnd wende ich mich ab und befasse mich in den nächsten Stunden noch ausführlicher mit der Pflanzenstudie. Willows Blick meide ich dabei völlig.


Nachdem ich mich schließlich wenigstens etwas besser im Bereich von giftigen und ungiftigen Pflanzen auskenne, beschließe ich, zur nächsten Station zu wechseln. Ich sehe mich in der Halle um, dann entdecke ich eine Station, an der ein Schild mit einem Symbol eines Netzes angebracht ist.

Es steht wohl für das Binden von Knoten und Schlingen. Das lernen die Bewohner von vier schon von klein auf - vielleicht kann es mir in der Arena ja irgendwie weiterhelfen. Also steuere ich auf diese Station am hinteren Ende des Trainingscenters zu.

Gerade komme ich zum stehen, da sehe ich, dass wohl noch jemand die gleiche Idee wie ich gehabt haben muss und ebenfalls an der Station ankommt. Es ist niemand geringeres als mein Distriktpartner.

Da ich jedoch einige Sekunden vor ihm dort war, bin ich die erste, die die Station betritt. An der metallenen Wand ist ebenfalls eine Leinwand angebracht, auf der Schritt für Schritt verschiedene Knotentechniken erklärt werden. Auf einer Art Podest vor mir liegen mehrere bunt gefärbte Seile, die alle mit verschiedenen Buchstaben gekennzeichnet sind.

Zunächst beginne ich mit ein paar einfachen Knoten, die ich bereits von zuhause kenne. Für die meisten brauche ich die Anleitungen garnicht, schon so oft habe ich sie zuhause am Hafen in Windeseile um die Bootspfeiler geschlungen.

Ich blicke erneut hinauf zur Leinwand und beschließe, mich nun schwereren Techniken zu widmen. Vielleicht kann ich diese in der Arena auch nutzen, beispielsweise um eine Art Wetterschutz zu knüpfen.

Gerade möchte ich mich der nächsten Schlinge widmen, da räuspert sich jemand hinter mir. Ich fahre herum und erschrecke - denn vor mir stehen alle fünf Karrieretribute.

Ich schlucke. Wenn sie jetzt alle so dicht vor mir stehen, wirken sie noch bedrohlicher als zuvor. Der Junge aus zwei, ich glaube, er heißt Cooper, wirft einen Blick auf die bereits geknüpften Schlingen hinter mir und nickt schließlich zufrieden. Jacek wirft ihm einen ich-habe-es-dir-doch-gesagt Blick zu.

Mir wird langsam klar, worauf die fünf hinauswollen. Sicherlich möchten sie mich seit der Aktion mit dem Dreizack in ihr Bündnis holen. Dass ich aber die letzten Stunden bei der Pflanzenstation verbracht habe, hat sie wohl aber vorerst davon abgehalten, auf mich zuzugehen. Doch jetzt scheint Jacek sie wohl endgültig überzeugt zu haben.

Ich werfe ihm bloß einen mahnenden Blick zu. Er hat doch meine Antwort vor ein paar Tagen gehört! Ich will mich nicht mit ihnen verbünden. Also drehe ich mich ohne ein Wort wieder um und wende mich der nächsten Schlinge zu.

Doch nicht lange, denn schon spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Nervös drehe ich mich wieder um und sehe, dass sie von Cooper stammt. Er lächelt mir mit einem seltsam aufmunternden Lächeln zu und trotzdem habe ich das Gefühl, seine Hand auf meiner Schulter würde diese gleich zerquetschen wollen.

„Du bist gut mit dem Dreizack, vier. Genau so mit den Schlingen, das hast du soeben bewiesen. In der Arena wirst du unser Bündnis perfekt ergänzen, zusammen sind wir stärker."

Es ist das erste mal, dass ich den kräftigen Achtzehnjährigen sprechen höre. Und seine Worte klingen so, als wäre ich schon in ihrem Bündnis. Langsam verliere ich die Geduld. Warum verstehen sie denn nicht, dass ich nicht zu ihnen gehören will?

„Ich möchte nicht, danke." erwidere ich knapp und will mich wieder umdrehen. Doch da beginnt das blonde Mädchen aus eins zu sprechen.

„Hey, Librae, so wären deine Chancen viel besser. Vertrau uns. Vertrau mir. Zu sechst kommen wir viel weiter und du bist sicher. Du passt perfekt in unser Team. " murmelt sie mit einer seltsam verführerischen Stimme, die mich beinahe schon an Saphires erinnert.

Ich schüttele bloß den Kopf.

Ohne ihnen einen Blick oder gar ein Wort zu würdigen, mache ich schließlich weiter mit einer etwas komplizierteren Schlinge und versuche, die fünf hinter mir auszublenden.

Band A über B, C dadurch, D einmal herum..

Doch schon beginnt erneut jemand auf mich einzureden, diesmal ist es das Mädchen aus zwei. Sie scheint einen Moment überlegt zu haben, um die richtigen Worte zu finden, und als ich mich umdrehe und in ihre beinahe silbrigen Augen blicke, lächelt sie mich an.

„Vielleicht sollten wir uns besser kennenlernen, oder? Also ich bin Lahela, mein Distriktpartner ist Cooper. Neben mir sind Cora und Kiaro aus eins. Jacek kennst du ja schon."

Sie weist nach und nach auf ihre Verbündeten, die allesamt wohl versuchen, mir sympathisch zu sein. Doch ihre mordlustigen Grinsen beim Anblick der jüngeren Kinder gestern habe ich noch immer nicht vergessen. Ich habe noch immer nicht vergessen, wie die anderen Karrierobündnisse in den letzten Jahren die anderen Tribute auf die brutalste Weise getötet haben.

Ich seufze. Ich kann das einfach nicht - zu einem Bündnis gehören, dass andere so umbringt, wie die Friedenswächter meine Eltern.

„Danke für das Angebot, ich weiß das zu schätzen. Aber ich habe kein Interesse." sage ich ein letztes Mal und blicke dabei vor allem Jacek eindringlich an. Ich sehe, dass sich die eben noch so freundlichen Gesichtszüge der Karrieros nun in wütende umwandeln.

„Na gut, dein Pech. Denk bloß nicht, dass wir jetzt Angst vor dir haben, vier. Wir schaffen das auch ohne dich. Du wolltest es so - mal sehen, wie lange es dauert, bis dir das in der Arena zum Verhängnis wird." säuselt Cora süß.

Dann packt sie ihren Distriktpartner am Arm und zieht ihn beinahe schon beleidigt davon. Ihnen folgen schließlich auch die beiden aus zwei. Einzig und allein Jacek bleibt noch vor mir stehen.

„Was willst du? Ich möchte nicht zu euch, begreif es doch mal!" zische ich ihn wütend an.

„Ich will bloß trainieren. Ist das so falsch?" antwortet er fast schon gleichgültig. Kopfschüttelnd wende ich mich wieder den Schlingen zu, drehe mich nach einer Weile doch wieder zu ihm um, da ich seine Blicke auf meinem Rücken spüre.

„Hey - ich weiß doch, worauf du hinauswillst. Aber meine Antwort lautet Nein. Ich weiß, es ist für dich wohl schwer zu begreifen, aber ich kann das einfach nicht. Du kannst mich nicht umstimmen." stelle ich fest.

Er packt meinen Arm.

„Du hast das Potenzial, zu gewinnen. Und das sage ich jetzt nicht einfach so. Ich mag vielleicht körperlich stärker sein als du, aber ich glaube, das ist nichts gegen den Willen, den du hingegen hast. Du willst so sehr zu deinen Geschwistern zurück, dass das dir eine Kraft in der Arena verleihen wird, die wir Karrieros nicht haben. Ich..."

Jacek bricht seinen Satz ab und sieht sich einmal verstohlen nach den anderen Karrieros um, die jedoch am anderen Ende der Halle stehen.

Trotzdem senkt er seine Stimme und fährt fort: „Ich tue das ganze hier doch nur für dich. Wir sichern dir das Überleben im Blutbad und an den ersten Tagen. Und dann können wir beide auch abhauen und zu zweit weitermachen. Dann hat Distrikt vier endlich mal wieder eine Chance. Bitte, vertrau mir."

Beinahe schon flehend sieht mich mein Mittribut an und ich verstehe immer noch nicht, was ihm so sehr daran liegt, dass ich mich mit ihnen verbünde.

Verbissen blicke ich zu Boden, denn ich weiß, wie recht Jacek trotzdem mit seinen Worten hat. Mit den Karrieros würde ich am Füllhorn überleben und auch einige Zeit danach. Wenn wir irgendwann zu zweit weitermachen würden, wäre er mir aber um Welten überlegen und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis er mich besiegt.

So oder so - ich habe meine Entscheidung schon vor Tagen getroffen - und sie wird bleiben. Vielleicht hat Jacek ja recht, wenn er sagt, mein Wille sei stark. Denn der sagt mir jetzt ganz genau, was zu tun ist.

„Es tut mir wirklich leid, aber meine Entscheidung bleibt."

Ich sehe, wie die Enttäuschung Jacek nun völlig erreicht hat. Doch anstatt zu gehen, mustert er mich noch eine Weile mit einem Blick, den ich vorher noch nicht bei ihm gesehen habe.

Es scheint, als würde er nach etwas suchen, in mir, als würde er versuchen, hinter eine meterhohe Welle zu blicken, die mich von ihm trennt.

Doch gibt es eine?

Wer ist mein Mittribut wirklich?

Ist er vielleicht wirklich bloß ein Junge aus meiner Heimat, der nach einem Fels in der Brandung sucht?

Oder aber steckt hinter seinem seltsamen Verhalten die ganze Zeit schon ein Plan - ein Plan, der mich am Ende ertrinken lassen soll? 

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