Kapitel 9 - Winston
Es war schon dunkel, als Winston nach einem langen Arbeitstag endlich nach Hause kam. Als er in die Einfahrt fahren wollte, musste er jedoch abrupt bremsen, denn auf seinem gewohnten Parkplatz stand bereits ein blauer Ford Focus.
Er stöhnte, setzte rückwärts und parkte stattdessen an der Straße. Als er ausstieg, warf er einen Blick in das hell erleuchtete Wohnzimmerfenster und erkannte Allys roten Haarschopf. Sie lief aufgeregt hin und her und schien sich über irgendetwas aufzuregen.
Winston grinste in sich hinein, denn womöglich beschwerte sie sich gerade über ihren miserablen Job in dem alten Hotel, denn das machte sie wirklich gern. Er ging zur Haustür und öffnete sie und sogleich hörte er Allys aufgeregte Stimme.
„Männer widern mich einfach nur an", rief sie aus und erst als Winston die Tür etwas lauter als nötig ins Schloss warf, schien sie ihn zu bemerken. Sie riss abrupt den Kopf herum und ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Erst da bemerkte er, dass Holly auf dem Sofa saß und sich Allys Vortrag geduldig anzuhören schien.
„Auch schön, dich zu sehen", sagte er, wandte sich dann aber Holly zu und zwinkerte ihr zu. Sofort senkte sie verlegen den Blick, brachte dann aber ein schüchternes „Hallo" hervor.
„Ach, ich meine doch nicht dich", lachte Ally, während Winston näher an die beiden herantrat und sich schließlich mit einem genüsslichen Seufzen auf dem Sofa niederließ.
„Hey Holly", sagte er sanft und sah zu ihr herüber. Sie sah wirklich hübsch aus in dem weißen Top und dem Jeansrock.
„Wie geht es dir?", fragte er und suchte ihren Blick. Als sie den Kopf hob, sah sie ihm für einen kurzen Moment in die Augen, bevor sie lächelte und auf seine Brust blickte, als wäre es ihr unangenehm, mit ihm Blickkontakt zu haben.
„Gut. Ich habe ein Auto gekauft", sagte sie.
„Oh, du meinst das, das auf meinem Parkplatz steht?", fragte er und zog gespielt empört die Augenbrauen hoch. Holly zuckte zusammen, schien dann aber zu bemerken, dass er nur Spaß machte.
„Oh Mann, Winston! Es herrscht hier nicht gerade Parkplatzmangel!", rief Ally aus, eindeutig noch in Rage und nicht in der Lage zu erkennen, wann er scherzte und wann nicht.
„Reg dich ab Allison", sagte er, ohne den Blick von Holly zu nehmen, die leise lachte. Plötzlich spürte Winston einen festen Schlag gegen die Schulter. Erschrocken zog er die Luft ein und rieb sich die Stelle, an der Ally ihn getroffen hatte.
„Au! Spinnst du?", fragte er, denn sie hatte wirklich fest zugeschlagen.
„Nenn mich nicht so", fuhr sie ihn an, quetschte sich anschließend aber zwischen ihn und Holly und rieb sich mit den Händen durchs Gesicht.
„Du wirst nicht glauben, was heute passiert ist, als wir Hollys Auto gekauft haben", sagte sie, wandte den Blick zu ihm und ganz anders als Holly war es ihr nicht unangenehm, ihm direkt in die Augen zu sehen.
„Ich bin mir ziemlich sicher, du wirst es mir gleich erzählen", sagte er, grinste und erntete einen bitterbösen Blick von ihr. Er sah für einen Moment zu Holly und bemerkte, dass sie ihn die ganze Zeit angesehen haben musste. Eilig senkte sie wieder den Blick. Womöglich hatte Ally ihr von vergangenem Abend erzählt und nun dachte sie schlecht von ihm.
Winston rutschte ein wenig unbehaglich hin und her, denn er wollte nicht, dass Holly den Eindruck hatte, dass er nur mit Ally spielte. Bevor er ihr jedoch noch etwas mit seinem Blick sagen konnte, durchbrach Allys aufgeregte Stimme die Stille.
„Dieser widerliche Kerl von Autoverkäufer hat Holly die ganze Zeit in den Ausschnitt gegafft!", empörte sie sich und Winston spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Er mochte diese Typen nicht, die nicht zwischen Privatangelegenheiten und Business trennen konnten, denn seiner Meinung nach hatten solche Andeutungen nichts auf der Arbeit verloren.
„Und das Beste kommt noch: Was macht Holly? Sie zieht ihr Top noch weiter runter und wirft ihm verführerische Blicke zu!", berichtete Ally weiter und sah anschließend kopfschüttelnd zu Holly. Die jedoch grinste und zuckte die Schultern.
„Er hat mir noch einen zusätzlichen Rabatt von 500 Dollar gegeben, also...", sagte sie, sah aber eilig zu Winston, als hätte sie Angst, er würde sie dafür verurteilen. Vollkommen überrascht sah er sie an. Das hatte er nun wirklich nicht von ihr erwartet.
„Holly, Holly, Holly...", sagte er nur, grinste aber auch. Stille Wasser waren ja bekanntlich tief und er wurde den Verdacht nicht los, dass eine ganz andere Holly tief in ihr drin steckte, als sie nach außen hin zu sein schien.
„Echt, ich kann nicht glauben, dass du das gemacht hast", fuhr Ally Holly an, die jedoch leise lachte.
„Ich hätte ihn schon nicht ran gelassen, für wen hältst du mich? Aber man kann doch mit den Reizen einer Frau spielen", sagte sie unschuldig, doch Ally schnappte empört nach Luft.
„Siehst du Ally, nur du bist so verklemmt. Vielleicht solltest du das auch mal ausprobieren, dann müsstest du nicht mehr für die paar Dollar in diesem Hotel arbeiten", sagte Winston grinsend, denn er meinte er nicht wirklich ernst. Holly grinste ihn an, woraufhin er über die Armlehne des Sofas seine Hand nach ihr ausstreckte und sie ihr zu einem High-Five hinhielt. Ohne zu zögern schlug sie ein.
„Ich mag meine Arbeit!", verteidigte Ally sich, sprang auf und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf. Offensichtlich war sie heute wieder vollkommen von ihren Gefühlen geleitet.
„Ich mach doch nur Spaß", sagte Winston, hob abwehrend die Hände und lachte. Ally jedoch schien das ganz und gar nicht lustig zu finden, denn sie stürmte auf ihn zu und kniete sich auf das Sofa, sodass ein Knie gefährlich nah zwischen seinen Beine platziert war und das andere neben seiner Hüfte. Die Hände hob sie zu Fäusten geballt in die Luft, schlug ihm dann aber mit der flachen Hand auf die Brust.
„Hey, krieg dich mal wieder ein, sonst musst du mich nachher noch verarzten", lachte er, packte sie an der Hüfte und schob sie bestimmt von sich weg, bevor sein Körper auf sie reagieren konnte. Panisch warf er einen Blick zu Holly, die jedoch wegsah. Offensichtlich wusste sie, dass diese gewisse Spannung zwischen ihm und Ally bestand und es schien, als wollte sie da nicht hereingezogen werden.
Eilig erhob Winston sich, bevor Ally sich wieder auf ihn stürzen konnte und ging in Richtung Küche.
„Habt ihr Hunger?", fragte er und sofort kam von Ally ein patziges „Ja". Er sah noch einmal über die Schulter zu den beiden und sah, dass Ally die Arme vor der Brust verschränkt hatte und zu schmollen schien. Sie war wirklich unglaublich.
„Und du Holly?", fragte er, woraufhin Holly zu ihm sah und nickte.
„Ich könnte dir helfen", schlug sie vor, was ihn nicken ließ.
„Gern", sagte er und sah, wie sie sich erhob. Ally blieb, wo sie war und zog ihr Handy hervor. Holly stand auf und kam eilig zu ihm in die Küche. Er bemerkte, dass sie sich bemühte, nicht schüchtern zu sein und er nahm sich vor, es ihr ein wenig leichter zu machen. Er bildete sich ein, ziemlich gut mit schüchternen Menschen umgehen zu können, auch wenn das vielleicht wirklich nur eine Einbildung war.
„Ich will Waffelburger!", rief Ally, ohne den Blick von ihrem Handy zu nehmen. Winston lachte, sah aber zu Holly, die fragend zu Ally sah.
„Sag nicht, du kennst keine Waffelburger", stieß er aus, woraufhin sie zerknirscht den Kopf schüttelte.
„Okay, dann machen wir Waffelburger", sagte er, wandte sich zum Kühlschrank und öffnete ihn. Er ließ den Blick über die reichlich gefüllten Fächer schweifen und griff schließlich nach Rindfleisch, Tomaten und Käse.
„Es sind eigentlich normale Burger, nur mit Waffeln anstatt Brötchen", erklärte er, reichte Holly eine große Tomate und öffnete die Schublade, um ein Messer herauszuholen. Ohne zu zögern nahm sie beides, ging zur Spüle und wusch die Tomate ab.
„Okay, klingt auf jeden Fall abenteuerlich", sagte sie, nahm sich das Schneidebrett, das neben der Spüle stand und fing an, die Tomate in Scheiben zu schneiden.
„Schmeckt aber wirklich gut", erwiderte er, während er das Fleisch aus der Verpackung holte.
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