Kapitel 69 - Winston

Beschwingt von den netten Damen und dem großzügigen Trinkgeld fuhr Winston mit ziemlich guter Laune nach Hause. Neben sich auf dem Beifahrersitz hatte er die Reste des Chilis, das er heute gekocht hatte, gefüllt in Styroporschalen. Die Sonne blendete ihn, gleichzeitig fühlte sich die Wärme angenehm auf seiner Haut an. 

Während er die schnurgerade Straße in Richtung nach Hause fuhr, wanderten seine Gedanken zu Holly. Was sie wohl den ganzen Tag über so gemacht hatte? Beinahe tat es ihm ein wenig leid, dass er sie so lang allein ließ, aber krankfeiern konnte er auch nicht. 

Als er schließlich zu Hause ankam, sah er Ally, die gerade vor der Haustür stand und in ihrer Handtasche nach etwas kramte. Vermutlich dem Schlüssel. Als er hupte, zuckte sie erschrocken zusammen und wandte sich um. Sie hob eine Hand zum Gruß, ließ dadurch allerdings ihre Tasche fallen und der gesamte Inhalt verteilte sich in der Einfahrt. Winston beeilte sich auszusteigen, um ihr beim Einsammeln zu helfen. 

„Hey", sagte er, bückte sich eilig, bevor ihr Deo unters Auto rollen konnte und hob es auf. 

„Hey", sagte sie mit gehetzter Stimme, stopfte den Kram zurück in ihre Tasche und warf schließlich ihr langes Haar zurück, sodass er es beinahe ins Gesicht bekommen hätte. Er wich zurück, allerdings schien Ally es gar nicht bemerkt zu haben. 

„Alles okay?", fragte er, schob sich an ihr vorbei und öffnete endlich die Haustür. 

„Ich... ich weiß nicht", stammelte sie ohne ihn anzusehen und eilte ins angenehm klimatisierte Haus. Winston folgte ihr und schloss die Tür hinter sich. Ally hatte bereits ihre Schuhe ausgezogen und mitten im Flur stehen lassen, sodass er beinahe darüber gestolpert wäre. 

„Allison", brummte er, was sie allerdings ignorierte. Winston schob ihre Schuhe mit dem Fuß aus dem Weg, zog seine ebenfalls aus und ging in die Küche. 

„Ach, ich habe das Chili im Auto vergessen", seufzte er, doch bevor er noch einmal zurückgehen konnte, sah er Holly, die auf einmal in ihrer Zimmertür aufgetaucht war. Sie sah merkwürdig verloren aus und ihre Augen waren eindeutig gerötet, so als hätte sie geweint. 

„Hey, was ist los?", fragte er, eilte zu ihr und griff nach ihrer Hand. Da gesellte sich auch Ally zu ihnen, nahm Hollys andere Hand und blickte genau so fertig drein wie sie. Winston wurde ein wenig mulmig zumute. Hatte er irgendetwas verpasst? 

„Was ist denn los mit euch?", fragte er und sah abwechselnd zwischen Holly und Ally hin und her. Erst da schien Holly zu realisieren, dass Ally auch neben ihr stand. Erschrocken sah sie sie an. 

„Du zuerst", sagte sie und Ally nickte. 

„Okay... also... eigentlich ist es eine gute Nachricht", sagte sie, wirkte aber ganz und gar nicht so. Holly nickte. 

„Bei mir auch", warf sie ein, was Winston nun vollkommen verwirrte. 

„Was...", setzte er an, doch Ally unterbrach ihn. 

„Vincenzo geht es den Umständen entsprechend gut, aber er wird das Hotel nicht weiterführen können. Daher will er, dass Jamie und ich es weiterführen", sagte Ally in einem Rutsch und so schnell, dass Winston gar nicht begriff, was sie da sagte. Er blinzelte ein paar Mal, bis nach und nach die Information zu ihm durchsickerte. 

„Und ich habe 75.000 Dollar aus dem Opferschutzfond erhalten", sagte Holly wie beiläufig. Winston begriff gar nichts mehr. 

„Wartet mal, was? Ihr macht mich vollkommen verrückt! Ich verstehe gar nichts mehr!", rief er aus, lachte verunsichert und sah nun eindringlich Ally an. Diese straffte die Schultern und setzte tatsächlich ein Lächeln auf. 

„Vincenzo möchte, dass Jamie und ich das Hotel weiterführen. Und Holly hat 75.000 Dollar aus... was... Moment, was?", setzte Ally an und riss so erschrocken die Augen auf, als hätte sie erst in diesem Moment mitbekommen, was Holly gesagt hatte. 

„Du hast schon richtig verstanden", sagte Holly, räusperte sich und schlang die Arme um Winston. Überrascht erwiderte er die Umarmung, schüttelte den Kopf und ordnete seine Gedanken. 

„Okay, also Ally, du wirst bald ein Hotel führen und Holly, du hast 75.000 Dollar bekommen?", fragte er, woraufhin beide unschuldig nickten. Winstons Augen weiteten sich, denn das war nun wirklich ziemlich viel auf einmal. Allerdings keimte genau in dieser Sekunde eine Idee in ihm auf, die absolut verrückt war. 

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