Kapitel 53 - Ally

Kaum dass Ally Holly hatte verschwinden hören, war sie wieder aus ihrem Zimmer gekommen. Noch immer ging ihr Atem stoßweise, denn sie konnte nicht fassen, dass Holly sie angelogen hatte. War alles aus ihrem Mund gelogen gewesen? 

Langsam ging sie zum Sofa, wo Winston saß. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Ally schluckte schwer, denn es war ungewohnt, ihn so fertig zu sehen. Vorsichtig setzte sie sich neben ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. 

„Hey", sagte sie sanft, woraufhin er erschrocken das Gesicht von den Händen nahm und sie ansah. In seinen Augen schwammen Tränen und sofort schossen auch ihr welche in die Augen. 

„Was geht in dir vor?", fragte sie, denn sicherlich machte es ihm ganz schön zu schaffen, immerhin hatte er Holly gerade erst sein Herz geschenkt. Winston schien einen Moment lang darüber nachzudenken, während er auf seiner Lippe herumkaute. 

„Ich... ich weiß es nicht. Mein Hirn bekommt noch nicht so ganz auf die Reihe, was passiert ist", sagte er matt und kraftlos. Ally nickte, denn ihr ging es ganz ähnlich. Allerdings wusste sie eines sicherer als jemals zuvor. Ihr Verdacht, dass mit Holly etwas nicht stimmte, hatte sich bestätigt. Genau wie Winston hatte sie sie eingewickelt und mit ihren Lügen gefüttert. 

„Warum hat sie nur gelogen?", fragte Winston weiter, mehr sich selbst als sie. Ally seufzte. 

„Ich weiß es nicht. Was ich allerdings weiß, ist, dass du mir vertrauen kannst. Du und ich halten zusammen, so wie wir es immer schon getan haben", sagte sie und hoffte, dass es die richtigen Worte waren. Tatsächlich umzuckte Winstons Lippen so etwas wie ein Lächeln. 

„Du hast recht. Aber...", setzte er an, brachte den Satz jedoch nicht zu Ende. Stattdessen senkte er wieder den Blick und starrte auf seine Hände. 

„Ich dachte wirklich, ich liebe sie", flüsterte er so leise, dass sie es beinahe überhört hätte. Ein dicker Knoten bildete sich in ihrer Brust. Es tat unendlich weh, den Mann so verletzt zu sehen, der ihr am wichtigsten auf dieser Welt war. Ally legte die Arme um ihn und ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken. 

„Ach, Win", seufzte sie, drückte ihn fester an sich und sog seinen vertrauten Duft ein. Diesen Schmerz hatte er eindeutig nicht verdient. 

„Meinst du, sie kommt zurück?", fragte er auf einmal und klang nun nicht mehr traurig, sondern besorgt. Verwirrt sah Ally ihn an. 

„Naja, ich denke schon, dass sie versuchen will, es zu erklären. Zumindest, wenn sie...", setzte sie an, unterbrach sich aber und presste die Lippen fest aufeinander. Das konnte sie Winston nicht sagen, es würde sein Herz brechen. Als würde er spüren, dass sie etwas Wichtiges hatte sagen wollen, löste er sich aus ihrer Umarmung, drehte sich seitlich zu ihr und sah sie an. 

„Wenn sie was?", fragte er, behutsam und vorsichtig, als wappnete er sich. Ally schluckte schwer und suchte seinen Blick. 

„Wenn sie dir nicht nur etwas vorgemacht hat. Wenn ihre Gefühle für dich wirklich echt waren", sagte sie leise, was Winston scharf die Luft einziehen ließ. Langsam schüttelte er den Kopf, immer und immer wieder. 

„Nein, das kann sie nicht gespielt haben. Das glaube ich einfach nicht", sagte er, allerdings war die Angst in seiner Stimme eindeutig zu hören. Ally griff nach seiner Hand und drückte sie. 

„Ich wünsche dir wirklich, dass es nicht so ist", sagte sie, auch wenn ein kleiner Teil in ihr schon wieder daran dachte, wie sie diejenige wäre, in die Winston sich verliebte. Eilig verdrängte sie den Gedanken, denn selbst wenn Holly von der Bildfläche verschwinden würde, konnte sie seine Gefühle für sie nicht verändern. Etwas unruhig rutschte er auf seinem Platz hin und her, bis er auf einmal aufsprang. 

Ally sah ihm nach, wie er anfing, vor ihr auf und ab zu gehen. Sie folgte seiner Wanderung mit dem Blick und konnte sehen, wie er nachdachte. Immer wieder öffnete er den Mund, schloss ihn aber wieder, als wäre ihm sein Gedanke in letzter Sekunde entglitten. 

Auf einmal ließ ihn ein Geräusch innehalten und wie von allein erhob auch Ally sich. Sie hörte eindeutig das Kratzen eines Schlüssels an der Haustür. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat neben Winston, um ihm beizustehen, sollten seine Gefühle ihn übermannen. Denn auch wenn er lustig und fröhlich war, konnte er ganz schön sensibel sein, wenn es um seine Gefühle ging. 

„Da ist sie", sagte er leise, während er von einem Fuß auf den anderen trat. Allys Miene verhärtete sich, denn wenn Holly für all das keine gute Erklärung hatte, wäre ihre Freundschaft hier und jetzt beendet. Sie sah wieder zur Haustür, die sich in diesem Moment öffnete. Winston neben ihr sog scharf die Luft ein, als er sie sah und sie spürte, wie er sich für eine Sekunde an ihrem Arm festklammerte. 

„Win, es ist alles okay, ich bin bei dir", flüsterte sie, in der Hoffnung, es würde ihm Halt geben. Kaum merklich nickte er, dann ging er ein paar Schritte auf Holly zu. 

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