Kapitel 49 - Holly

„Schall dich an Ally!", mahnte Winston, was Holly kichern ließ. Sie saß neben ihm auf dem Beifahrersitz, während Ally sich zwischen jeder Menge Gepäck auf der Rückbank fläzte. Wie auch immer sie auf der Hinfahrt gepackt hatten, sie hatten es einfach nicht mehr hinbekommen und nun war auch einiges mehr auf der Rückbank gelandet. 

„Selbst wenn du einen Unfall baust, kann mir gar nichts passieren. Ich bin voll eingequetscht!"; meckerte sie und drückte mit der Hand gegen die Wand aus Schlafsäcken neben ihr. Holly sah, dass Winston grinste. 

„Ally", sagte er noch einmal, eher genervt als bittend, woraufhin sie tatsächlich ihren Gurt anlegte. 

„Jetzt zufrieden?", fragte sie, verschränkte die Arme vor der Brust und schmollte. Erst da startete Winston den Motor und lenkte den Wagen hinunter von dem kleinen Campinglatz, an den sie sich sicherlich noch ziemlich lange erinnern würde. Noch einmal ließ sie den Blick über die wunderschöne Landschaft schweifen, bis sie auf einmal Winstons Hand auf ihrer spürte. Beinahe erschrocken sah sie ihn an, verschränkte aber ihre Finger mit seinen. Es fühlte sich schön an, seine große Hand um ihre kleine zu spüren. 

„Was haltet ihr davon, wenn wir gleich zu Burglers fahren?", fragte Ally auf einmal von hinten, was Winston lachen ließ. 

„Das verkraftet mein kulinarisches Herz nicht", sagte er theatralisch, was Ally schnauben ließ. Holly jedoch wusste nicht so recht, wovon sie sprachen. 

„Was ist Bruglers?", fragte sie und sah abwechselnd Winston und Ally an. 

„Das ist ein wirklich schreckliches Fast-Food-Restaurant, das Ally anscheinend toll findet", erklärte Winston und schüttelte sich. 

„Hör nicht auf ihn. Das Burglers ist wirklich gut. Schön fettige Pommes, frittiertes Hähnchen und Eis haben sie auch", schwärmte sie, was Winston lauthals lachen ließ. 

„Du bist verrückt, Allison. Zu Hause darf kein Tropfen Öl beim Braten an dein Essen und du willst dir echt Zeug reinziehen, das aus einer Fritteuse mit sicherlich altem Fett kommt?", fragte er und Holly bemerkte, wie es sie im Rückspiegel ansah. 

„Bla bla bla", erwiderte sie nur und machte eine wegwerfende Handbewegung. 

„Du kannst mir auch was kochen, wenn dir das lieber ist", sagte sie anschließend, beugte sich nach vorn und tippte Winston auf die Schulter. Als dieser jedoch seufzte und sich durch die Haare fuhr, grinste Ally über beide Ohren. 

„Ach, hast wohl keine Lust? Dann wohl doch das Burglers", sagte sie. 

„Was sagst du dazu, Holly?", fragte sie und auch wenn Holly schon damit gerechnet hatte, dass sie entscheiden sollte, rutschte sie ein wenig unruhig auf ihrem Sitz hin und her. 

„Ehm... Pommes und Hähnchen klingt schon ziemlich verlockend. Und bis wir zu Hause sind hat sicherlich niemand mehr Lust zu kochen", sagte sie, denn auch wenn sie nicht wirklich ein großer Fan von Fast Food war, schmeckte es manchmal einfach gut. Zum Beispiel an einem Tag wie heute. 

„Ha! Du bist überstimmt!", rief Ally aus und lehnte sich ziemlich zufrieden wieder zurück. 

„Also gut, wenn ihr unbedingt wollt", gab Winston schließlich nach und sah kurz zu Holly, die ihn entschuldigend ansah. Als er jedoch lächelte und sanft mit dem Daumen über ihre Hand strich, verschwand ihr schlechtes Gewissen. 

„Winston! Guck gefälligst auf die Straße. Euch heiße Blicke zuwerfen könnt ihr später machen", sagte Ally, was Holly kichern ließ. 

„Und am besten besorge ich mir für heute Nacht Ohrstöpsel", setzte sie nach, drehte sich zur Seite und starrte aus dem Fenster. Winston richtete den Blick aber wie geheißen wieder auf die Straße, wobei er ihre Hand nicht eine Sekunde lang los ließ. 

„Es war wirklich ein schöner Ausflug, oder?", fragte er nach einigen Minuten niemand bestimmten. Holly nickte. 

„Ja, es war wirklich schön. Das können wir bald noch mal machen", sagte sie und dachte an das überwältigende Gefühl, als sie es alle drei zusammen bis hinauf zum Gipfel geschafft hatten. Ally schnaubte. 

„Klar, dass euch der Ausflug gefallen habt. Ihr habt euch ja auch endlich mal eingestanden, dass ihr scharf aufeinander seid", kommentierte sie, aber es klang nicht eifersüchtig, sondern eher belustigt. Verwundert drehte Holly sich um und sah zu ihr. 

„Und mir ist endlich klar geworden, dass ihr es seid, die zusammengehört", sagte sie leiser, sah Holly dabei aber direkt in die Augen. 

„Danke", hauchte Holly, denn ihr war klar, dass das Ganze für Ally alles andere als leicht war. Sie lächelte nur als Antwort und als Holly sich wider umwandte, bemerkte sie, dass Winston das Gaspedal durchtrat. 

„Mann Ally! Noch fünf Minuten länger mit dir im Auto und ich drehe durch", sagte Winston und wirkte auf einmal merkwürdig fahrig. 

„Was denn? Du hast jetzt eine Freundin. Gewöhn dir schon mal an, über Gefühle zu reden und nicht nur ständig Witze zu machen", erwiderte sie schulterzuckend, grinste aber, als wäre ihr durchaus bewusst, dass sie Winston so ärgerte. 

„Und außerdem: In fünf Minuten sind wir nicht bei Burglers, du musst mich also noch länger ertragen", sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. 

„Wir könnten sie in den Kofferraum stecken, meinst du nicht?", fragte Winston Holly vollkommen nüchtern, aber sie erkannte den Schalk in seinen Augen. 

„Oder besser noch auf dem Dach festbinden", erwiderte sie, was Winston lauthals lachen ließ. 

„Ha ha ha, sehr witzig!", rief Ally, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, drehte Winston das Radio auf. Sofort fing Ally lauthals an, mitzusingen. Holly lachte und stimmte kurzentschlossen mit ein, während Winston die Augen verdrehte und sich mit der Hand an die Stirn klatschte. Dennoch ließ er das Radio an und nach einigen Minuten fing auch er an zu singen. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top