Kapitel 33 - Winston
Natürlich waren die beiden Mädchen keine wirklich große Hilfe beim Aufbauen des Zeltes. Sie schienen sich ziemlich darüber zu amüsieren, dass er sich allein abmühte, während sie daneben standen und zusahen. Inzwischen dämmerte es auch noch, was es nicht gerade einfacher machte.
„Ihr beide macht mich wahnsinnig", rief er, schaffte aber in diesem Moment den letzten Hering sicher in die harte Erde zu rammen. Ally und Holly kicherten und er sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und tuschelten. Winston schüttelte den Kopf, ging an ihnen vorbei zum Auto und holte die drei Isomatten und die Schlafsäcke heraus.
„Hier", sagte er und warf erst Ally, dann Holly je einen Schlafsack zu.
„Das kriegt ihr ja wohl allein hin", fuhr er fort, bevor er die Isomatten durch den engen Zelteingang hineinquetschte und sie ausbreitete. Auch wenn das Zelt eigentlich für drei Leute ausgelegt sein sollte, war es ziemlich eng, aber für zwei Nächte würde es schon gehen.
Kaum dass er fertig war, drängte Ally sich an ihm vorbei ins Innere des Zelts und breitete ihren Schlafsack auf der rechten Isomatte aus.
„Das ist mein Platz. Ich habe keine Lust, in der Mitte von euch eingequetscht zu werden", sagte sie, doch Winston bemerkte, dass sie ihm einen kurzen Blick zuwarf. Er schnappte sich seinen Schlafsack und legte ihn auf die linke Isomatte, sodass für Holly nur noch der Platz in der Mitte übrig blieb.
Erst da bemerkte er, dass sie noch immer vor dem Zelt stand und verwundert ging er wieder nach draußen. Holly war ein paar Schritte von Zelt entfernt und ließ den Blick über die weite Landschaft wandern. Erst als er direkt neben ihr stand, bemerkte sie ihn und zuckte zusammen.
„Es ist wunderschön hier", schwärmte sie und auch Winston ließ den Blick über die krage Felslandschaft wandern. Es sah tatsächlich beeindruckend aus, denn auch wenn sie schon eine ganze Weile bergauf gefahren waren, ragten in einiger Entfernung hohe Berge in die Luft.
Sie formten ein hügeliges Relief, das sich aus der kargen, trockenen Landschaft erhob. Wie bei ihnen zu Hause war es hier trocken, karg und staubig. Hier und da gab es ein paar vertrocknete Sträucher und er hatte schon die ein oder andere Echse gesehen, die durch den staubigen Boden vor ihnen geflohen war. Er wusste, dass es in einem anderen Teil des Nationalparks durchaus bewaldete Gebiete gab, aber ihm gefiel dieser Teil besser.
„Es ist hier so anders als in Oregon", sagte Holly und wandte sich zu ihm. Winston erwiderte ihren Blick.
„Das kann ich mir vorstellen. Aber es scheint dir auch hier zu gefallen", erwiderte er und spürte auf einmal, wie sein Herzschlag sich beschleunigte.
„Ja, es gefällt mir hier. Es ist nur... naja, wir wohnen in einer Wüste", sagte sie und lachte. Winston erwiderte es schulterzuckend, denn da er aus Las Vegas kam, war die Wüste nichts Außergewöhnliches für ihn.
„Jaha", sagte er gedehnt, was Holly kichern ließ.
„Die Natur ist atemberaubend", schloss sie, wandte sich von ihm ab und verschwand im Zelt.
„Du schläfst in der Mitte", hörte er Ally sagen, gefolgt von dem Rascheln des Schlafsacks. Winston folgte Holly ins Zelt und ließ sich auf seinem Schlafsack nieder.
„So ihr zwei Hübschen. Was machen wir jetzt noch vor dem Schlafengehen?", fragte er und sah Holly und Ally abwechselnd an.
„Es wird schon dunkel, wir sollten hier bleiben", sagte Ally und er spürte, dass sie ein wenig nervös war. Immerhin gab es hier tatsächlich einige wilde Tiere, da sie aber auf einem ausgewiesenen Campingplatz waren, machte er selbst sich darüber nicht allzu viele Gedanken.
„Wie wäre es, wenn wir und erst einmal etwas zu trinken holen", schlug Ally dann vor und krabbelte, ohne eine Antwort abzuwarten, aus dem Zelt. Winston sah zu Holly, die ebenfalls wie er im Schneidersitz auf ihrem Schlafsack saß. Sofort erwiderte sie seinen Blick und lächelte verlegen.
„Ich werde nicht viel trinken", flüsterte sie, als wäre es ihr unangenehm. Winston nickte.
„Ich auch nicht. Das überlassen wir Ally", gab er ebenso leise zurück, denn auch wenn er schon oft einen über den Durst getrunken hatte, wollte er es dieses Wochenende nicht. Er wollte seine Zeit hier genießen und Holly besser kennenlernen.
Ally kam wieder ins Zelt gekrochen, zwei Flaschen in ihrer Hand, die Plastikbecher hatte sie zwischen den Zähnen.
„Oh wow, danke für die Speichelprobe", lachte Winston, was ihm einen strafenden Blick von Ally einhandelte. Keuchend setzte sie sich wieder und zog die Becher auseinander, dann warf sie ihm und Holly je einen in den Schoß.
„Also, ich hätte eine Flasche Whiskey und Cola", sagte sie und hielt die beiden Flaschen in ihren Händen hoch. Sofort hielt Winston ihr den Becher hin, damit sie ihm einschenkte und er sah, wie Holly es ihm gleichtat.
Ally mixte die Getränke und zu seiner Überraschung verschüttete sie nichts, auch wenn es allmählich wirklich dunkel wurde. Winston griff nach der kleinen Taschenlampe, die oben an der Zeltstange an einem Haken baumelte und schaltete sie ein.
Der Lichtkegel tauchte ihre Gesichter in ein unheimliches Licht und ihm kam die Idee, Ally nachher mit einer Gruselgeschichte zu erschrecken.
„Ich mache den Reißverschluss zu, damit die ganzen Mücken nicht reinkommen", sagte Ally und zog den Reißverschluss zu, sodass das Zelt geschlossen war.
„Mach das Innenzelt auch zu", sagte er, denn praktischerweise hatte dieses Zelt einen eingebauten Moskitoschutz. Gehorsam zog sie auch den zweiten Reißverschluss zu, dann setzte sie sich wieder zu ihnen und prostete ihnen zu.
„Auf ein schönes Wochenende", sagte sie und stieß ihren Becher gegen den von Holly.
„Auf dass uns keine Berglöwen, Bären oder Klapperschlangen fressen", sagte Winston und grinste, als Ally sich schüttelte.
„Hör auf", forderte sie, lachte aber ebenfalls.
„Was denn?", fragte er, nahm einen Schluck aus seinem Becher und seufzte genüsslich. Es machte einfach zu viel Spaß, sie zu necken.
„Habe ich erwähnt, dass in dem Bericht im Fernsehen auch Riesenspinnen vorkamen?", scherzte er, was Holly Lachen und Ally stöhnen ließ.
„Du bist Schuld, wenn ich die ganze Nacht nicht schlafen kann", beschwerte Ally sich und warf ihm einen zornesfunkelnden Blick zu.
„Ich oder die Spinnen?", fragte er grinsend, hob aber abwehrend die Hände, als sie zu einem Schlag ansetzte.
„Ihr seid blöd! Ich wollte doch Sterne gucken. Wie soll ich mich jetzt noch nach draußen trauen?", fragte Holly gespielt empört. Offensichtlich hatte sie keine Angst, anders als Ally.
„Ich beschütze dich, ich kann Karate", sagte Winston, was Holly in schallendes Gelächter ausbrechen ließ.
„Du bist bescheuert", murmelte sie, doch für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke und er zwinkerte ihr zu. Selbst in dem schwachen Licht erkannte er, dass sie errötete und verlegen den Blick in ihren Becher senkte.
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