Kapitel 32 - Ally

Glücklicherweise war der nervige Gast Mr. Parker nicht mehr aufgetaucht, allerdings hatte sich Vincenzo, ihr Chef, auch nicht mehr blicken lassen. Es war schon merkwürdig, dass er noch nicht einmal angerufen hatte, aber vermutlich machte er wieder irgendwelche Besorgungen für die geplante Renovierung. 

Als Ally von ihrem Kollegen abgelöst wurde, verschwand sie eilig. Immerhin musste sich noch ihre Tasche für den bevorstehenden Camping-Ausflug packen. 

Voller Vorfreude fuhr sie nach Hause und sah, dass Hollys Wagen in der Einfahrt stand. Anscheinend war sie also zu Hause, was sie merkwürdig nervös machte. Auch wenn sie sich heute Morgen entschuldigt hatte und sie sich sicher war, das Holly ihre Entschuldigung angenommen hatte, plagte sie noch immer ein schlechtes Gewissen. Nicht nur wegen ihrem Wutausbruch, sondern auch, weil sie noch immer neugierig war, was Holly vor ihnen verheimlichte. 

Sie schüttelte den Kopf, um ihr Misstrauen zu vertreiben und stieg aus. Sofort schien ihr die brütend heiße Sonne ins Gesicht und sie beeilte sich, ins Haus zu kommen. Auf jeden Fall musste sie Sonnencreme einpacken, wenn sie nicht innerhalb von fünf Minuten Sonnenbrand haben wollte. 

„Ich bin zurück!", rief sie, kickte ihre Schuhe achtlos in die Ecke und ließ ihre Handtasche daneben auf den Boden fallen. 

„Hi!", antwortete Holly und als Ally um die Ecke trat, sah sie Holly auf dem Sofa vor dem Fernseher liegen. Sie lächelte und setzte sich auf, als Ally zu ihr kam. 

„Hey, wie war dein Tag?", fragte Holly doch Ally machte nur eine wegwerfende Handbewegung. 

„Ach, nichts Besonderes. Mein Chef ist verschwunden", lachte sie und unweigerlich bohrte sich das Bild von Vincenzo in ihr Hirn, wie er stundenlang im Baumarkt stand und mit den Verkäufern feilschte. 

„Wie verschwunden?", fragte Holly besorgt, was Ally jedoch mit einem Lachen abtat. 

„Er war heute nicht im Hotel, vermutlich kauft er wieder irgendwelches Zeug ein und lässt mich die ganze Arbeit machen", sagte sie, bemerkte aber, dass Holly ernstlich besorgt aussah. 

„Montag ist er sicherlich wieder da und schleppt jede Menge Zeug an, das er heute gekauft hat", sagte sie, dann klatschte sie in die Hände und strahlte übers ganze Gesicht. 

„Hilfst du mir beim Packen?", fragte sie und sofort nickte Holly. 

„Hast du schon gepackt?", wollte sie wissen und wieder nickte Holly. 

„Allerdings brauche ich noch einen Schlafsack", bemerkte sie, woraufhin dieses Mal Ally nickte. 

„Klar, Winston müsste noch einen übrig haben. Komm, wir sehen mal in seinem Zimmer nach", sagte sie, erhob sich wieder von Sofa und marschierte schnurstracks in Winstons Zimmer.

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Zwei Stunden später saßen sie, Holly und Winston in ihrem Auto und fuhren in Richtung Nationalpark. Eben hatten sie noch im Supermarkt angehalten und sich mit Essen für eine Woche eingedeckt, was allerdings eine ziemlich gute Entscheidung gewesen war, denn Winston machte sich schon über die Cracker her. 

Er saß neben ihr auf dem Beifahrersitz, während Holly hinter ihr auf der Rückbank saß, zusammen mit sämtlicher Campingausrüstung, die Winston in seinem Zimmer gefunden hatte. 

„Wusstet ihr eigentlich, dass es im Nationalpark Berglöwen gibt? Ich habe mal so einen Bericht im Fernsehen gesehen, wo jemand von einem Berglöwen gefressen wurde", sagte Winston schmatzend, als würde er über das Wetter reden. Ally sah ihn erst geschockt an, dann lachte sie. 

„Und wusstest du eigentlich, dass du viel zu viel Fernsehen siehst?", erwiderte sie, was auch die anderen beiden lachen ließ. 

„Und es gibt Bären, die vom Essen angezogen werden", fuhr er fort, doch dieses Mal war es Holly, die ihm antwortete. 

„Wie gut, dass du unser ganzes Essen aufgegessen hast, bis wir da sind", sagte sie, was Ally kichern ließ. 

„Ha ha", sagte Winston gedehnt, legte aber die Crackerpackung auf das Armaturenbrett und wischte sich die Krümel an der Hose ab. 

„Wehe ein Krümel landet in meinem Auto", warnte Ally nicht ganz ernst, woraufhin Winston abwehrend die Hände hob. 

„Wo denkst du hin? Ich krümel nicht", erwiderte er vollkommen unschuldig. Ally grinste in sich hinein. Sie liebte diese Albernheiten von Winston und sie wollte sich an liebsten an ihn schmiegen. 

Allerdings wurde ihr wieder einmal schmerzlich bewusst, dass Winston sie niemals auf diese Weise lieben würde. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, doch dann konzentrierte sie sich wieder. Sie musste wirklich endlich über ihn hinwegkommen, immerhin machte er ihr schon seit Monaten klar, dass er sie nicht liebte. Vorsichtig sah sie zu Winston und fing an zu grinsen, denn ihr war eben ein Gedanke gekommen. 

„Wusstest du, dass es auch Klapperschlangen gibt? Die werden von Shampoo-Dieben angezogen", sagte sie gespielt ernst, was Winston in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Sie bemerkte, wie er einen verschwörerischen Blick zu Holly warf, deren Wangen zu glühen schienen. 

„Dann gehe ich wenigstens nicht allein in den Tod", lachte er, was Ally überrascht die Augen aufreißen ließ. 

„Holly! Du etwa auch?", fragte sie entsetzt, denn sie konnte nicht fassen, dass alle sich an ihrem Shampoo bedienten ohne zu fragen. 

„Tut mir leid, aber es riecht einfach zu gut", erwiderte Holly, senkte aber schuldbewusst den Blick. 

„Danke Winston, ich dachte, wir halten dicht", sagte sie dann und boxte Winston nicht ganz unsanft gegen die Schulter. 

„Au!", beschwerte er sich, wandte sich dann zu Holly und grinste. 

„Detective Allisons Vernehmungstechniken haben mich schwach werden lassen!", sagte er, dann kicherten sie beide und auch Ally musste mitlachen. Wie immer war Winston einfach zu albern. 

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