Kapitel 21 - Winston
Winston wachte am nächsten Morgen knapp zwei Stunden vor seinem Notfall-Wecker auf.
Verschlafen rieb er sich die Augen, wusste aber in diesem Moment, dass er nicht noch einmal würde einschlafen können.
Er drehte sich noch einmal auf die andere Seite, aber auf einmal kam ihm sein Bett ungemütlich vor und mühsam erhob er sich. Seine Glieder fühlten sich schwer an, auch wenn er eigentlich lang genug geschlafen hatte.
Langsam schlurfte er zum Schrank, holte sich ein frisches T-Shirt heraus, schnappte sich seine Jeans von gestern und verließ sein Zimmer.
Als er ins Wohnzimmer kam, bemerkte er ein leises Schnarchen und sah, dass Ally auf dem Sofa schlief.
Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, denn sie umklammerte eine Flasche Cola, als sei sie ihr Kuscheltier.
Leise schlich er ins Bad, drehte den Affen herum und stellte sich unter die Dusche. Zwar hatte er noch massig Zeit, bis er zur Arbeit musste, aber er wollte sich schon einmal fertig machen.
Das warme Wasser fühlte sich auf seiner Haut gut an und er erlaubte sich, eine Minute lang einfach nur da zu stehen und dieses Gefühl zu genießen.
Doch auf einmal riss ihn ein lautes Klopfen aus seiner Versenkung und unwillkürlich zuckte er zusammen.
„Besetzt!", rief er, doch es klopfte unentwegt weiter.
„Ich weiß, aber ich muss ganz dringend!", rief eindeutig Ally von der anderen Seite der Tür. Winston seufzte und verdrehte die Augen.
„Geh doch oben", rief er, denn auch wenn eigentlich das Bad oben den anderen dreien gehörte, würde sie ja mal schnell auf die Toilette gehen dürfen.
„Da ist besetzt! Bitte Win, ich mach mir gleich in die Hose", rief sie, ganz offensichtlich Panik in der Stimme. Winston zog ein Stück den Duschvorhang zurück, damit Ally ihn besser verstehen konnte.
„Dann komm schon rein", sagte er, verzog sich wieder hinter den Vorhang und lauschte, wie sie die Tür öffnete und mit einem erleichterten Seufzen auf die Toilette ging.
„Puh, das war knapp", sagte sie und spülte ab.
Winston wartete, dass sie wieder die Tür schloss, doch nichts geschah. Noch einmal warf er einen Blick nach draußen und bemerkte, dass sie ein wenig verlegen mitten im Raum stand und auf den Boden starrte.
„Ehm, Ally... ich dusche", sagte er, denn auch wenn sie schon alles gesehen hatte, wollte er, dass sie ging.
Sie errötete und als sie den Blick hob, erkannte er Verlangen darin.
„Ein bisschen Privatsphäre brauche auch ich, also... könntest du...", stammelte er, denn er wollte nicht, dass sie noch auf dumme Ideen kam.
Sofort wandte sie den Blick ab, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich um.
„Okay", sagte sie, ließ ihn dann aber allein. Allerdings ließ sie die Tür offen stehen, was ihn wütend vor sich hin brummen ließ. Diese Frau machte ihn verrückt.
„Allison, die Tür!", rief er und wartete einen Moment lang, dass sie zurück kam. Was sie allerdings nicht tat.
„Ally, verdammt!", rief er, aber anscheinend legte sie es heute darauf an, ihn zu ärgern.
„Na warte, das bekommst du wieder", sagte er mehr zu sich selbst als zu ihr, zog den Duschvorhang beiseite und stieg aus der Dusche, um die Tür selbst zu schließen.
Gerade als er die wenigen Schritte zur Tür gehen wollte, erkannte er, dass jemand im Türrahmen erschien.
Erschrocken blieb er stehen und erkannte Holly, die mit frischen Klamotten unter dem Arm in der Tür stand und ihn vollkommen perplex ansah.
Winston griff eilig nach einem Handtuch, um sich zu bedecken, dennoch spürte er, wie seine Wangen heiß wurden.
Holly sog scharf die Luft ein und hielt sich eine Hand vor die Augen.
„Entschuldige! Ich... ich dachte es wäre frei", sagte sie und Winston sah, wie sie errötete.
Erst da griff sie nach der Türklinke und schloss die Tür, bevor er sie erreicht hatte. Er hörte, wie sie draußen die Luft ausstieß und leise vor sich hinmurmelte.
Winston wusste nicht wieso, aber er verspürte den Drang, ihr die Situation zu erklären.
„Ally hat die Tür aufgelassen, nachdem ich sie netterweise auf die Toilette habe gehen lassen. Ich wollte sie gerade wieder zumachen", sagte er durch die Tür, drehte aber gleichzeitig den Schlüssel im Schloss herum.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen", rief sie, dann hörte er, wie sie eilig davonging.
Verwirrt schüttelte Winston den Kopf, denn er wusste nicht so recht, ob Ally irgendetwas mit ihrer Aktion hatte bezwecken wollen oder ob es nur Zufall gewesen war, dass Holly gerade jetzt ins Bad wollte. Er schnaubte, denn dafür würde Ally noch einmal durchgekitzelt werden und ging zurück unter die Dusche, wo noch immer das Wasser lief.
Er beeilte sich, damit Holly ins Bad konnte und er Ally noch erwischte, bevor sie zur Arbeit fuhr.
************************
Wenige Minuten später verließ Winston frisch geduscht und ohne weitere Zwischenfälle das Bad. Sein Haar war noch feucht, doch es zu föhnen würde einfach zu lange dauern und außerdem wäre es dann noch fülliger.
„Ally", rief er, ging zu ihrer geschlossenen Zimmertür und klopfte.
„Was?", rief sie von drinnen, was er als Aufforderung interpretierte, hineinzugehen. Wütend baute er sich vor ihr auf. Sie lag noch im Bett, war aber inzwischen angezogen.
Sie tippte auf ihrem Handy herum, das sie nun zur Seite legte.
„Was sollte das?", fragte er woraufhin sie die Augen verdrehte und sich aufsetzte.
„Reg dich nicht so auf, war doch nur Spaß", sagte sie und klopfte mit ihrer flachen Hand neben sich auf die Matratze.
Winston schüttelte den Kopf.
„Holly hat mich gesehen, wie ich gerade aus der Dusche kam, um die verdammte Tür zu zu machen, die du offen stehen gelassen hast", sagte er und sah, wie sie unsanft zusammenzuckte. Offensichtlich hatte sie das also nicht mit Absicht getan.
„W...was? Sie... oh...", stammelte sie und senkte verlegen den Blick.
Winston seufzte und ließ sich nun doch neben ihr nieder.
„Ich muss mich noch dran gewöhnen, dass hier noch jemand wohnt außer uns beiden", sagte sie, hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen.
Sofort war seine Wut verflogen.
„Schon okay, aber... das war wirklich peinlich", sagte er, was Ally unsicher auf ihrer Lippe kauen ließ.
„Also... wenn du sagst, sie hat dich gesehen... meinst du damit, dass sie dich nackt gesehen hat?", fragte sie, was Winston lachen ließ.
„Ja, natürlich. Ich gehe selten mit Klamotten duschen", sagte er, stieß sie mit der Faust an der Schulter an und versuchte, ihre auf einmal nachdenkliche Miene zu durchdringen.
Sie fuhr sich durch die Haare, wich seinem Blick aus und stand auf. Ein wenig verunsichert ging sie ein paar Schritte vor ihm auf und ab.
„Und hat dir das gefallen, dass sie dich gesehen hat?", fragte sie leise, was Winston verwirrt die Augenbrauen zusammen ziehen ließ.
„Was soll das heißen? Ich meine... es war nur für eine Sekunde und uns beiden ziemlich unangenehm", sagte er, doch als er es aussprach, dämmerte ihm, worauf sie hinaus wollte. Er formte ein stummes Oh, denn offensichtlich war Ally eifersüchtig.
Ally blieb vor ihm stehen und er bemerkte, dass sie zitterte.
„Wenn... wenn du mit ihr zusammen sein willst, dann... stehe ich euch nicht im Weg. Es wäre egoistisch, euer Glück...", sagte sie, den Tränen nahe.
„Warte, warte, warte", sagte Winston, hob die Hand als Zeichen, dass sie nicht weiterreden sollte und sah sie ungläubig an.
„Noch einmal für dich zum Mitschreiben. Ich liebe weder dich noch Holly. Ihr seid Freundinnen, mehr nicht, okay? Ja, Holly ist attraktiv, aber ich kenne sie doch eigentlich kaum", sagte er klar und deutlich, damit Ally endlich aufhörte, überall Gespenster zu sehen.
Einen Moment lang blieb sie regungslos stehen, dann nickte sie.
„Okay, ich... tut mir leid. Ich war wohl...", sagte sie verlegen, beendete den Satz aber nicht.
„Unbegründet eifersüchtig?", fragte Winston leise und kaum merklich nickte sie.
Mit einer schwungvollen Drehung ließ Ally sich wieder aufs Bett fallen, die Arme über den Kopf ausgestreckt.
Für ein paar Sekunden sahen sie sich in die Augen, bevor er den Blick abwandte.
„Allison, du treibst mich noch irgendwann in den Wahnsinn", sagte er, drückte sich mit den Händen hoch und stand auf.
„Ach ja?", fragte sie, sprang auf und stellte sich auf ihr Bett. Blitzschnell schlang sie die Arme um seine Schultern und kletterte huckepack auf seinen Rücken.
Erschrocken hielt er ihre Beine fest, damit sie nicht herunterfiel, ging aber in Richtung Wohnzimmer. Er spürte, wie Ally ihre Gesicht in seinen Haaren vergrub und genüsslich seufzte.
„Hmm dein Shampoo riecht so zum Anbeißen", sagte sie, was ihn lachen ließ.
„Verdammt, du hast mich auf frischer Tat ertappt, ich habe deines benutzt", sagte er, denn tatsächlich benutzte er meist Allys Beerenshampoo anstatt sein eigenes.
Plötzlich schob sie eine Hand in sein Haar und biss mit einem genüsslichen „Hamm" in ein Büschel hinein, sodass es unangenehm auf seiner Kopfhaut ziepte.
„Spinnst du?", fragte er, musste aber gleichzeitig lachen. Er ließ sie herunter, packte sich an den Kopf und sah sie ungläubig an.
„Hast du in meine Haare gebissen?", fragte er, was Ally nicken ließ. Sie grinste über ganze Gesicht, dann ließ sie ihn stehen und verließ ihr Zimmer.
„Du bist absolut verrückt!", rief er ihr nach, dann folgte er ihr.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top