Kapitel 17 - Ally
Ally schwitzte und sie blieb einen Moment lang unter dem angenehm kühlen Wind des Deckenventilators in Hollys Zimmer stehen. Zum Glück hatten sie neben dem Bett nur noch eine kleine Kommode in einem kleinen, süßen Antiquariat gekauft, sodass es nicht allzu viel zu schleppen war.
Allerdings mussten sie nun das Bett noch zusammenbauen. Eigentlich hätte Ally für eine solche Aufgabe auf Winston gewartet, aber vielleicht stellte sich Holly ja als gute Handwerkerin heraus.
Ihr Blick wanderte in Richtung Zimmertür und als hätte sie Holly mit ihren Gedanken heraufbeschworen, kam sie in diesem Moment von der Toilette zurück.
„Meinst du, wir kriegen das hin?", fragte Holly und machte eine Kopfbewegung auf die beiden Kartons, in denen sich einmal das Bettgestell und einmal das Lattenrost befand. Ally schürzte die Lippen, nickte dann aber.
„Bestimmt", erwiderte sie, kniete sich neben den ersten Karton und riss ihn auf. Holly ließ sich ebenfalls nieder und half ihr, die dicke Pappe aufzureißen.
„Bist du gut im Handwerken?", fragte Holly, doch sofort schüttelte Ally den Kopf.
„Nein, meistens lasse ich Winston so etwas machen. Ich bin zu ungeduldig", sagte sie, was Holly lachen ließ.
„Das kann ich mir bildlich vorstellen", kicherte sie. Ally grinste ebenfalls, doch heute fühlte sie sich ruhig genug, um sich sicher zu sein, dass ihr Geduldsfaden länger war als sonst. Holly wusste immerhin noch nichts von ihren Stimmungsschwankungen und erst recht nicht von ihren Aggressionen, die hin und wieder noch einmal durchkamen.
„Hier ist die Anleitung", verkündete Holly und zog ein kleines Heftchen aus dem Karton. Sie blätterte eine Weile darin herum, bis sie es aufgeschlagen neben sich legte.
„Sieht nicht wirklich schwierig aus", erklärte sie, holte einen Bettpfosten aus dem Karton und legte ihn neben sich auf den Boden, bevor sie ihn mit einer kraftvollen Bewegung in Richtung Wand schob, ungefähr dort hin, wo das Bett später einmal stehen sollte.
Nachdem sie alle Teile herausgeholt hatten, bemerkte Ally, dass Holly sie schon in eine ungefähre Anordnung gelegt hatte, wie sie montiert werden mussten. Offensichtlich war sie eindeutig organisierter, als sie selbst.
„Hast du das schon öfter gemacht?", fragte sie, was Holly lachen ließ.
„Nein, eigentlich noch nie", lachte sie, betrachtete anschließend die Anleitung noch einmal genauer und nickte schließlich.
„Zuerst müssen wir das Kopfteil zusammenschrauben. Habt ihr einen Akkuschrauber?", fragte sie und sofort nickte Ally. Tatsächlich wusste sie, dass Winston ein paar Werkzeuge hatte und eilig verließ sie das Zimmer. Sie bog nach links ab und öffnete Winstons Zimmertür. Sie wusste, dass er nichts dagegen haben würde, wenn sie sich sein Werkzeug ausliehen, doch als sie sein Zimmer betrat, fühlte sie sich auf einmal beklommen.
Ihr Blick wanderte zu seinem Bett, das wie so häufig nicht gemacht war. Erinnerungen strömten auf sie ein, was sie und er in diesem Bett bereits getan hatten. Eilig riss sie den Blick los, denn sie musste endlich einmal über Winston hinwegkommen. Es nervte sie selbst, dass ihre Gedanken jede freie Sekunde zu nutzen schienen, um an ihn zu denken.
Kopfschüttelnd wandte sie den Blick zu seiner Kommode, in der er das Werkzeug aufbewahrte. Sie ging in die Hocke, öffnete die unterste Schublade und fand direkt den Akkuschrauber. Sie griff danach, schloss die Schublade wieder und huschte zurück zu Holly.
Sie spürte, wie ihr Herz heute verrückt spielte und ihre Sehnsucht nach Winston ungewöhnlich groß war. Wie sehr sie sich doch wünschte, mit ihm zusammen einschlafen zu können, einfach nur in seinem Arm zu liegen und am Morgen von ihm mit einem Kuss geweckt zu werden. Ein Seufzen entfuhr ihr, denn anscheinend wollte ihr Hirn sie quälen. Denn das würde sie niemals bekommen, so sehr sie es sich auch wünschte.
„Danke", riss Holly Stimme sie aus ihren quälenden Gedanken und erst da bemerkte sie, dass sie vor Holly stand, die die Hand nach dem Akkuschrauber ausstreckte. Eilig gab sie ihn ihr und sah, wie Holly ziemlich geschickt den Bettpfosten an der Rückwand des Kopfteils festschraubte.
„Kannst du das halten? Dann geht es leichter", fragte sie und sofort tat Ally wie geheißen. Ihr wurde bewusst, dass sie die passive Rolle einnehmen würde und Holly ziemlich sicher das Bett ohne lustige Zwischenfälle aufbauen würde. Auch wenn es sicherlich effektiv war, konnte es auch witzig sein, wenn man sich sehr unbeholfen anstellte, so wie sie selbst.
Ally beobachtete Holly eine Weile schweigend, während sie selbst eher unbeteiligt daneben stand. Schon nach knapp einer Stunde stand das Bett und mit einem Seufzen ließ Holly sich hineinfallen.
Ally lächelte und ließ sich ebenfalls auf die Matratze nieder. Sie roch noch nach der Plastikverpackung, in der sie gesteckt hatte, aber sie war gemütlich. Ally legte sich auf die Seite, sodass sie Holly eine Weile im Profil ansehen konnte. Nach wenigen Sekunde drehte sie jedoch das Gesicht zu ihr und lächelte ziemlich zufrieden.
„Das haben wir ziemlich gut hinbekommen, findest du nicht?", fragte sie, was Ally lachen ließ.
„Du hast das ziemlich gut hinbekommen. Ich habe nicht wirklich viel geholfen", erwiderte sie, was Holly die Schultern zucken ließ.
„Du warst die moralische Unterstützung, die ist auch echt wichtig", sagte sie, lachte aber gleichzeitig.
„Haha", sagte Ally, gespielt genervt, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, hörte sie die Haustür ins Schloss fallen. Erst da wurde ihr bewusst, dass die keine Ahnung hatte, wie spät es inzwischen war.
„Hi, seid ihr zu Hause?", rief Winston, der jedoch merkwürdig erschöpft klang.
„Wir sind hier!", rief Ally, fläzte sich verführerisch auf dem Bett und richtete den Blick zur Tür. Nur wenige Sekunden später erschien Winston, der überrascht du Augenbrauen hochzog.
„Wow, das habt ihr allein hinbekommen?", fragte er, wobei er den anerkennenden Ton nicht ganz verbergen konnte. Nicht, dass sein Lob ihr nicht schmeichelte, aber ein Bett aufzubauen war nun wirklich nicht schwierig.
„Holly hat das gemacht, ich war nur die moralische Unterstützung", sagte Ally schnell, woraufhin Holly eine wegwerfende Handbewegung machte. Winston grinste, kam näher zu ihnen und blieb schließlich am Fußende des Bettes stehen.
„Habt ihr Hunger? Ich habe was von der Arbeit mitgebracht", fragte er und sofort sprang Ally auf. Immerhin hatte sie seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.
„Manchmal bist du wirklich zu was zu gebrauchen", lachte sie, ging an Winston vorbei und verließ das Zimmer. Allerdings hielt sie inne, als sie bemerkte, dass Winston und Holly ihr nicht folgten. Sie wandte sich um und sah, wie Winston sich neben Holly auf die Bettkante setzte.
Panisch wandte sie den Blick ab und verschwand in der Küche. Ihr Herz flatterte, denn sie wurde das Gefühl nicht los, dass Holly und Winston sich anziehender fanden, als sie es zugaben, nur um sie zu schützen.
Ally griff nach einer der drei Tüten auf dem Esstisch und linste hinein. Es roch verführerisch und eilig nahm sie die Styroporbox heraus. Noch einmal warf sie einen Blick zu Hollys Zimmer, aber entweder schwiegen sie sich an oder sie redeten so leise miteinander, dass sie nichts verstehen konnte.
Sie wandte sich wieder dem Essen zu, öffnete die Box und erkannte, dass es Reis mit Bohnen und Hähnchen war. Sofort lief ihr das Wasser im Munde zusammen und sie beförderte die Leckerei auf einen Teller, den sie in die Mikrowelle schob.
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