Kapitel 16 - Holly
Nachdem Holly und Ally 3 Pfannkuchen in Herzform, 37 gebackene Bohnen, zwei Spiegeleier und 4 Hash Browns verdrückt hatten, verließen sie das Restaurant, in dem Winston arbeitete wieder und machten sich auf den Weg zum Möbelhaus.
Es gab in dieser Stadt nur zwei, ein teures und eines mit humanen Preisen. Sie fuhren mit Hollys Auto und Ally navigierte sie ihrer Meinung nach nicht ganz zielsicher zu dem Möbelhaus. Obwohl es Mittwoch war, schien der Laden gut besucht zu sein, zumindest wenn man nach der Autoanzahl auf dem Parkplatz davor ging.
Holly parkte, stieg aus und sah fragend zu Ally, die übers ganze Gesicht strahlte. Offensichtlich hatte sie heute gute Laune und schien ziemlich motiviert zu sein.
„Also, was suchen wir zuerst?", fragte sie, während sie sich in Bewegung setzte. Holly lief ihr nach, bis sie sie eingeholt hatte und legte einen Finger ans Kinn, als würde sie überlegen.
„Naja, ein Bett wäre sinnvoll", sagte sie, begleitet von einem kleinen Lachen. Ally gluckste, nickte dann aber.
„Ja, du hast recht. Also erst mal ein Bett. Und ich hatte mich schon so gefreut, tausend kleine Kerzen, Figürchen und Kissen für dich zu kaufen", erwiderte sie, was Holly langsam den Kopf schütteln ließ.
„Dir ist klar, dass wir mit einem Focus hier sind und nicht mit einem LKW?", fragte sie, woraufhin Ally leise grummelte, aber nichts weiter kommentierte.
Sie betraten das große, quadratische Gebäude, das außen eine für diese Gegend offensichtlich typische ockerfarbene Metallverkleidung hatte. Sofort spürte Holly, wie die angenehme Kühle der Klimaanlage sie frösteln ließ.
Daran musste sie sich wirklich noch gewöhnen, dass es draußen unendlich heiß war, während die Gebäude gefühlt auf nahe dem Gefrierpunkt heruntergekühlt waren.
Ally schnappte sich einen der Lasteneinkaufswagen, die links neben dem Eingang standen und gemeinsam betraten sie die Verkaufsfläche. Der Laden wirkte von außen viel größer, als er eigentlich war und recht schnell hatten sie die Bettenabteilung gefunden.
Es gab nicht allzu viel Auswahl und Holly suchte nach etwas Zeitlosem, an dem sie sich nicht in einem Jahr würde sattgesehen haben.
„Was hältst du von dem da?", fragte sie Holly und deutete mit dem Finger auf ein einfaches Bett mit einem weißen Holzrahmen. Ally stellte den Wagen beiseite und musterte das Bett von allen Seiten, bis sie schließlich nickte. Beinahe hätte Holly erwartet, dass sie äußerst kritisch sein würde, aber vermutlich war ihr auch klar, dass ein Bett vor allem zweckmäßig sein sollte.
„Ja, das sieht gut aus. Leg dich doch mal rein", sagte sie und ein wenig verlegen sah Holly sich um, ob sie von einem der Verkäufer beobachtet wurden. Doch weit und breit war niemand zu sehen, also ließ sie sich auf dem Bett nieder, die Schuhe sorgsam über der Bettkante baumelnd.
Seufzend schloss sie die Augen, denn es war wirklich gemütlich. Plötzlich spürte sie, wie sich die Matratze neben ihr senkte und als sie den Kopf herumdrehte, sah sie in Allys lächelndes Gesicht.
„Das ist auf jeden Fall bequem", sagte sie, erhob sich wieder und griff nach dem Preisschild, das an einem der Bettpfosten hing. Eilig sah sie zu Holly und wirkte verunsichert.
„So wie es hier steht mit Matratze und allem kostet es 320 Dollar", sagte sie und auch wenn Holly nicht wirklich Ahnung hatte, ob das ein guter Preis war, nickte sie.
Mühsam erhob sie sich wieder von der bequemen Matratze, ordnete ihr Haar, das ein wenig durcheinander geraten war und ging zu Ally um das Bett herum.
„Ich nehme es", sagte sie, knipste mit dem Handy ein Bild des Preisschildes samt der Artikelnummer und sah sich nach einem der Infostände um, an denen sie das Bett kaufen konnte. Schließlich entdeckte sie ihn, stupste Ally am Arm an und marschierte dorthin.
Ally folgte ihr mit dem Einkaufswagen, dessen Räder lustig quietschten. Ally kicherte, offensichtlich fand sie das Geräusch lustig. Unwillkürlich musste Holly schmunzeln, denn Allys albernes, halb unterdrücktes Kichern war ansteckend.
Als sie über die Schulter sah, erkannte sie, dass Ally die Hand vor den Mund gepresst hielt und ihre Gesichtsfarbe sich mehr und mehr der ihrer Haare annäherte.
„Du bist so albern", sagte sie, lachte nun aber auch.
„Schh", machte Ally, als sie an dem Infostand ankamen und nur mit Mühe gelang es Holly, sich zusammenzureißen. Sicherlich hielt der Verkäufer sie für verrückt, doch in diesem Moment war es ihr egal.
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Einige Minuten später warteten Ally und Holly mit ihrem Einkaufswagen vor der Warenausgabe, die sich in einem abgetrennten Bereich des Möbelhauses befand. Sie hatten erst wieder nach draußen gehen müssen und nun standen sie in der prallen Sonne, gemeinsam mit noch etwa fünfzehn anderen Leuten, die auf ihre Möbel warteten.
Ally seufzte, lehnte sich über die Griffstange des Einkaufswagens, sodass sie unter ihren Achseln klemmte und ihre Arme nach vorn baumelten. Die Stirn lehnte sie an die Griffstange, dann fing sie an, vor und zurück zu wippen, sodass der Wagen quietschend wenige Zentimeter vor und wieder zurückfuhr.
Holly kicherte, denn auch wenn sie vollkommen entspannt auf dem Wagen hing, sah es ziemlich bescheuert aus.
„Was machst du da?", fragte sie, Allys Bewegungen mit dem Blick folgend.
„Warten, siehst du doch", sagte sie, wobei ihre Stimme durch ihre krumme Körperhaltung durch ihren Arm gedämpft wurde.
„Das sieht bescheuert aus", raunte Holly ihr zu, denn sie bemerkte schon die ersten Blicke der Leute. Tatsächlich hörte Ally auf, richtete sich mühsam wieder auf und ließ sich stattdessen auf der Ladefläche des Einkaufswagens nieder.
„Ich hasse Warten", brummte sie, während Holly sich neben ihr nieder ließ.
„Geht bestimmt schnell", sagte Holly, doch gleichzeitig bekam sie ein schlechtes Gewissen. Immerhin machte Ally das hier nur für sie, obwohl sie sich noch nicht wirklich lange kannten.
Holly betrachtete Ally, die auf einmal traurig wirkte. Sie hatte die Arme verschränkt auf auf den Knien angelehnt und hielt den Blick gesenkt.
„Hey, was ist denn?", fragte Holly, legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie. Ally setzte ein Lächeln auf, so als hätte sie erst in diesem Moment bemerkt, dass sie ein wenig abwesend war.
„Ach, nichts. Ich...", setzte sie an, machte dann aber eine wegwerfende Handbewegung.
„Sag doch", forderte Holly sie auf, denn offensichtlich bedrückte sie etwas. Holly schluckte schwer, denn auch wenn sie Ally noch nicht lange kannte, waren ihr ihre Stimmungsschwankungen schon jetzt aufgefallen.
„Nein, ich will dich damit nicht nerven", stöhnte sie, woraufhin Holly sie eindringlich ansah.
„Na los, raus damit", drängte sie weiter, denn sie wusste selbst, dass es nicht gut war, seine Sorgen in sich hineinzufressen. Ally rieb sich die Nase, als wollte sie ein Niesen unterdrücken, doch dann drehte sie den Kopf herum und sah sie an.
„Es ist wegen Winston. Immer wenn ich nichts zu tun habe, muss ich an ihn denken", sagte sie leise. Sofort wurde Hollys Herz schwer, denn sie wusste nicht, was sie Ally sagen sollte. Bevor ihr eine passende Antwort eingefallen war, sprach Ally jedoch schon weiter.
„Mir ist klar, dass er mich nicht liebt und es auch niemals tun wird, aber ich kann meine Gefühle für ihn doch nicht einfach ausknipsen", sagte sie, eindeutig Verzweiflung in der Stimme.
Holly schluckte schwer, denn offensichtlich beschäftigte Ally ihre unerwiderte Liebe zu Winston deutlich mehr, als sie bisher angenommen hatte.
Etwas verunsichert sah Holly sie an, denn sie konnte verstehen, warum sie Winston mochte. Er war ohne Frage attraktiv und schien ein netter und lustiger Kerl zu sein.
„Vielleicht tut dir etwas Abstand gut?", schlug sie unsicher vor, was Ally heftig den Kopf schütteln ließ.
„Nein! Ich brauche ihn um mich, damit ich nicht durchdrehe", sagte sie und auch wenn Holly Ally in dieser Sache ziemlich selbstzerstörerisch fand, konnte sie sie verstehen.
„Ihr könnt ja weiterhin befreundet sein, wenn es dir nicht jeden Tag das Herz bricht. Denn dann wirst du irgendwann daran ganz zerbrechen", sagte sie und sah, wie Ally langsam nickte.
Einen Moment lang schwieg sie, doch dann schwang sie mit einer geübten Bewegung das Haar über die Schulter und setzte sich aufrechter hin.
„Du hast ja recht. Außerdem steht er auf dich, auch wenn er es nicht zugibt", sagte Ally, wieder in ihrer gewohnt selbstsicheren Art und zwinkerte ihr zu. Holly spürte, wie sie errötete.
„Nein, das glaube ich nicht. Ich bin sicherlich nicht sein Typ", sagte sie leise, bemerkte aber, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Immerhin war sie eher Typ graue Maus, wohingegen Winston selbstbewusst und voller Ausstrahlung war. Ally kicherte.
„Doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass du sein Typ bist. Er braucht einen ruhigen Pol zum Ausgleich", sagte Ally, stupste sie mit dem Arm an und grinste.
Holly war verwirrt. Immerhin war Ally doch in Winston verliebt, wieso freute es sie dann, dass er anstatt Gefühle für sie zu haben, welche für ihre beste Freundin hatte? Kopfschüttelnd sah Holly sie an.
„Du verwirrst mich. Selbst wenn es so wäre, müsstest du nicht eifersüchtig auf mich sein? Also ich meine, nicht dass du dir da Gedanken machen müsstest", sagte sie, doch Ally zuckte nur die Schultern.
„Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Vielleicht wäre es einfacher für mich über ihn hinzuwegzukommen, wenn er eine Freundin hätte", sagte sie, aber Holly bemerkte den Schmerz in ihrem Blick.
„Lass uns doch über etwas anderes reden. Zum Beispiel darüber, was wir alles am Wochenende auf unserem Ausflug machen", wechselte Holly das Thema, denn über Winston zu reden schien bei Ally generell unsicheres Terrain zu sein.
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