--Chapter 2--
Jeder Teil seines Körpers schmerzte, stach und brannte. Er wusste nicht, wo ein Schmerz endete und ein anderer begann. Er fühlte sich wie im Todeskampf, voll von Agonie.
„Versuche, dich nicht zu bewegen, dann wird es schneller heilen." Hörte er Riza wispern.
Er wollte etwas erwidern, aber selbst diese leichte Bewegung seines Kopfes ließ alles wieder schmerzen. Stattdessen wurde erschlaffte er wieder und versuchte, sich auf seine Atmung zu konzentrieren, nicht auf die Schmerzen in seinem Hals und seiner Lunge.
„Es tut mir so leid, Edward..." Ihre Stimme erklang erneut, kaum hörbar. „Ich konnte das nicht verhindern."
Er war immer wieder abwechselnd bei und ohne Bewusstsein, für eine lange Zeit. Er wusste nicht sicher, für wie lange, aber als er seine Umgebung endlich wieder richtig wahrnehmen konnte, saß Riza noch immer an seinem Bett.
„Überanstrenge dich nicht", riet sie ihm, als sie sah, wie er sich rührte.
Ed stöhnte, zwang sich aber, sich aufzusetzen. Er war noch immer im selben Raum. Er konnte sich nicht an die Details erinnern, was passiert war, nachdem der Hohenheim-Faker aufgetaucht war – abgesehen von einer Menge Schmerzen.
Stur schüttelte er den Kopf und versuchte sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren. Der Junge nahm ein paar tiefe Atemzüge und wendete sich dann mit gerunzelter Stirn Riza zu.
„Leutnant, was zur Hölle geht hier vor?"
Sie sah ihm nicht in die Augen, sondern richtete ihren Blick auf die Tür, dann schweigend in den Raum.
„L-!"
„Shh, ich kann jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, wir könnten belauscht werden." flüsterte sie. „Ich werde dir mehr erzählen, wenn es sicherer ist, jetzt musst du mir erst mal vertrauen-"
„Dir vertrauen-?!" zischte er mit gesenkter Stimme. „Du hast ihnen geholfen, bei was auch immer sie mit mir gemacht haben, an so viel erinnere ich mich! Also wieso sollte ich?!"
„Edward, bitte..." wiederholte sie, ihre Augen vernebelt. „Es gab keine andere Möglichkeit, mit der ich das hätte verhindern können, ohne alle anderen zu gefährden. Den Oberst, die Familie Hughes, jeder der mit uns zu tun hat, sie wären alle in Gefahr gewesen, hätte ich etwas anderes getan. Ich will keine Ausreden bringen, es ist meine Schuld, dass ich das nicht verhindern konnte, aber es war der einzige Weg, damit alle es lebend überstehen konnten."
Der Junge zögerte, verlor jedoch seine Feindseligkeit und tauschte sie in Vorsicht und ein wenig Angst.
„Ich- okay, aber... was ist mit mir passiert? Ich – dieser Bastard hat mir diese ganzen Wunden zugefügt, aber mir geht es gut, ich..."
Sie schürzte die Lippen und betrachtete die Tür noch einmal, bevor sie ihm in die Augen sah.
„Du weißt, was ein Homunculus ist, nicht wahr, Edward?"
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Er begann, sich zu sorgen. Der dunkelhaarige Mann trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch, sein Blick hochkonzentriert.
Hawkeye sagte, sie würde sich darum kümmern, aber inzwischen hatte er Neuigkeiten erwartet. Ist etwas... passiert?
Nein, selbst wenn etwas passiert wäre, Hawkeye wäre in Ordnung. Es ist ja nicht so, als könne sie wirklich sterben... jedenfalls mit gewöhnlichen Mitteln.
Er seufzte und schloss seine Augen. Fullmetal war ungeachtet seiner Zähigkeit sehr fähig und stark. Was, wenn er noch ein oder zwei andere Gliedmaßen verloren hatte? Sie würden ihn doch nicht sterben lassen, oder? Sie sagte ihm, dass er wichtig für sie wäre, genauso wie er selbst interessant für sie war.
Feh, nur wegen deren „Interesse" an ihm wurde Hawkeye überhaupt erst in dieses Chaos verwickelt. Er wusste nicht, wie er sie dazu bringen konnte, ihm zu helfen, wenn deren Interesse an ihm überhaupt erst der Grund war, wegen dem sie ins Visier genommen worden war, der Grund warum sie ihre Menschlichkeit verloren hatte.
Der skeptische Teil seines Verstandes zischte ihm seine Zweifel zu: „Vielleicht ist sie es nicht, vielleicht lügt sie dich auch an, du weißt, wie sie sie nennen, warum bist du dumm genug, ihr zu vertrauen?"
Mustang schnaubte und seine Augen öffneten sich. Nein, wenn es jemanden in diesem Leben gab, dem er vertraute, dann war es sie. Sie hatte ihm schließlich auch vertraut.
Es war kurz nach Ishval gewesen, als sie ihn eines Nachts angerufen hatte. Es war wichtig, hatte sie gesagt und ihn gefragt, ob er zu ihrer Wohnung kommen könnte. Unter den meisten Umständen hätte er um diese Zeit ein paar Witze gemacht, über eine Frau, die ihn zu dieser Zeit in der Nacht »brauchte«, aber sie hatte todernst, sogar ängstlich, geklungen. Es war also keine Zeit für Scherze und er war so schnell wie möglich zu ihr gegangen. Sie war sichtbar wachsam gewesen und sah sich um, eindeutig nervös wegen was auch immer sie ihm zu sagen hatte.
„Kommt mit mir, hier rein." hatte sie ihm gesagt, als sie zu ihrem Schlafzimmer ging. Er hatte nur einen Moment gezögert und sich gefragt, ob er die Situation vielleicht falsch verstanden hatte, aber er folgte ihr. In dem Moment, in dem er den Raum betreten hatte, schloss sie sogleich die Tür und verriegelte sie. Die Fenster und Jalousien waren bereits geschlossen.
„Ich muss dir etwas sagen" platzte sie heraus, ihre Stimme gesenkt. „Es ist wichtig."
„Ich bin bereit."
Sie zögerte.
„Hawkeye, was ist los?"
„Sir-..." Sie nahm einen tiefen Atemzug und stützte sich ab. „Sir, ich bin kein Mensch."
Er blinzelte einmal, dann nochmal, starrte sie an. Er war sich nicht sicher, ob er sie falsch verstanden oder es sich komplett eingebildet hatte, jedenfalls verblüffte ihn die Aussage ihrer Worte für einen guten Moment.
„Was?" Er schüttelte den Kopf. „Hawkeye, wovon sprichst du? Du bist eindeutig ein Mensch – warum führen wir diese Unterhaltung überhaupt? Um was geht es hier?"
„Ich war mal ein Mensch, ich bin aber keiner mehr. Ich war nicht mehr menschlich, seit ich mich gemeldet habe."
„Hawkeye-"
„Sie müssen jetzt genau zuhören, was ich sage. Ich werde es erklären, aber bitte... lass es mich dir sagen."
Dann erzählte sie, was sie getan hatte, von ihrem „Vater", von den Homunculi, wie sie alles manipulieren, wie sie auf fähige Alchemisten zielen, wie er ihre Aufmerksamkeit mit seiner Alchemie erregte, und...
„Sie haben mich kurz nach Ihrem Eintritt „bekehrt". Irgendwoher wussten sie von der Arbeit, die Sie mit meinem Vater gemacht haben" sagte sie stirnrunzelnd. „Sie wollten, dass jemand Euch Nahestehendes Euch beobachtet, um euch zu beschützen, wenn es sein muss. Also haben sie mich... genommen. Ich konnte nicht... ich konnte mich nicht erinnern, wer ich war, für eine Weile war alles verschwommen. Sie sagten mir, ich sei ihre Schwester, seine Tochter, und ich müsse gehorchen, also... tat ich es. Für eine lange Zeit. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Als meine Erinnerungen klarer wurden... wusste... wusste ich nicht, wem ich es erzählen konnte."
Er erinnerte sich nicht mehr genau, was er damals gesagt hatte, aber es war wohl so etwa wie „Hast du deinen Verstand verloren?". Damals hatte sie drastische Maßnahmen ergriffen, um ihre Geschichte zu beweisen, und er erinnerte sich sehr genau an diesen besonderen Moment.
Sie zog ein Messer aus ihrer Kleidung hervor und während die Klinge aufblitzte, hatte sie die Waffe schon über ihre Kehle gezogen.
„Riza-!" rief er, sein Gesicht weiß. Er war herangetreten um zu helfen, dann kam er plötzlich zum Stehen. Der tiefe Schnitt an ihrem Hals ... begann zu leuchten. Funkensprühende, rote Teile von etwas, das aussah wie Elektrizität, sprangen herum, zogen ihre Haut zusammen wie ein Faden, der zwei Stoffstücke zusammennähte.
Innerhalb weniger Sekunden war die Wunde verschwunden, als hätte sie nie existiert.
„Glauben Sie mir jetzt, Sir?"
Sie redeten bis tief in die Nacht hinein, er konnte sich nicht erinnern, wann er überhaupt nach Hause gekommen war.
Sie erzählte ihm vieles, gab aber zu, dass es auch viele Dinge gab, die sie nicht wusste. Die Homunculi schienen sehr vorsichtig zu sein; wenn sie ihr etwas erzählten, war es nur das, was sie unbedingt wissen sollte. Sie kannte nicht ihr Endziel, aber sie wusste, dass sie die Kriege, das Land, die Regierung diktierten und sie wusste, dass sie nach talentierten Alchemisten suchten. Alles was sie wusste, teilte sie ihm mit, einschließlich der Anzahl der Homunculi und deren Fähigkeiten.
„Pride ist derjenige, um den ich am besorgtesten bin. Er kann im Schatten leben, er kann überall sein." Sie erzitterte. „Aber ich kann spüren, wenn er in der Nähe ist – wenn einer von ihnen es ist – ich kann es nicht erklären, aber ich weiß es einfach. Er ist schnell, also... müssen wir vorsichtig sein."
Es war eine Menge die sie erzählte, viel dass er glauben musste, doch je mehr er hörte, desto mehr fügte es sich zu einem verständlichen Ganzen zusammen.
„Da ist noch eine letzte Sache, Sir."
„... In Ordnung, was ist es?"
Zu seinem Schock hatte sie begonnen, ihre Bluse aufzuknöpfen.
„W-Was zum- Riza! Was tust du-?!" stammelte er, während sein Gesicht knallrot wurde.
„Dies, dieses Zeichen haben sie alle."
Er unterbrach sich und starrte auf das Zeichen.
Es war direkt über ihrem Herzen, auf der linken Seite ihrer Brust.
Leicht zu verstecken, aber ein gewagter Punkt, um ihn einem Mann zu offenbar. Trotzdem wirkte es recht normal, eine lila Ouroboros-Tätowierung...
„Es ist aufgetaucht, nachdem sie mich verändert haben" erklärte sie, den Kopf gesenkt. „Ich kann es verstecken, aber... nun, das Wichtigste ist, es ist ein Indikator für Sie."
Sie sah wieder auf, traf ihn mit einem düsteren Blick.
„Ich weiß, dass Sie nach all dem keinen Grund haben, mir zu vertrauen, Sir" sagte sie. „Es wäre ziemlich dumm, jemandem zu vertrauen, den man »Verrat« nennt Also...tun Sie, was Sie tun müssen."
„Oberst?"
Mustang schüttelte sich, gedanklich wieder in der Wirklichkeit und sah über seinen Schreibtisch hinweg zu seinem Untergebenen.
„Was ist, Havoc? Haben Sie was Neues?"
„Alphonse ist hier. Er sagt, es könnte wissen, wo Fullmetal hingegangen ist."
„Schick ihn rein."
Wenn Alphonse zu ihnen kam, anstatt seinem Bruder direkt zu folgen, dann musste die Situation schlimmer sein, als er anfangs dachte.
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