ZWÖLFTES (1)
❧Jeder Tag ist ein neuer Anfang, atme, lächle und leg los☙
Sonnenstrahlen kitzelten Bonita im Gesicht. Durch das kleine und aufklappbare Schwingfenster schien Licht auf den Schreibtisch. Auf dem Tisch lag vom gestrigen Abend noch ihr Tagebuch, reingeschrieben hatte sie letztendlich nichts.
Die Zeit hatte gefehlt. Seufzend stemmte sie sich auf und streckte ihre Arme von sich. Ein leises Knacken in ihrer rechten Schulter und schon war sie wach, als hätte jemand einen Schalter in ihr umgelegt.
Bonita stand auf und schleppte sich zu ihrem kleinen Schreibtisch.
Die total verwüsteten, geknickten und teilweise abgerissenen Blätter stapelten sich links und rechts, ihre Bücher wiesen Fettflecken auf und die Stifte auf dem Tisch waren angeknabbert.
Sie schob die Unordnung zur Seite und machte sich so ein kleines aber feines Plätzchen zum Arbeiten. Aufgeschlagen lag das einfarbige Buch vor ihr. Das Mädchen hielt einen Stift in der Hand, stützte sich mit der anderen ab und knabberte derweil am Füller. Ihre Gedanken überschlugen sich, wie sollte sie all das nur in Worte fassen? Unmöglich!
Zögernd legte sie den Füller am oberen Teil des Buches an und fing an.
30. 𝑂𝑘𝑡𝑜𝑏𝑒𝑟
Lieber Levin,
seit genau 8 Tagen habe ich nichts geschrieben. Ich glaube es ist die längste Pause, die ich je hatte. Es passieren so seltsame Dinge und ich muss sie einfach aufschreiben!
Ich fange mit dem schlimmsten an, denn ich will dich nicht auf die Folter spannen: Gestern in zwei Monaten könnte ich sterben. Ich kann dir nicht erklären wie oder warum und vielleicht spinne ich ja nur, aber ich träume Träume, die anders sind als alle anderen. Ich weiß nicht was sie so besonders macht, aber sie machen mir Angst. Mit niemandem außer dir kann ich darüber sprechen, zu groß ist die Gefahr, dass man mich als Irre abstempeln würde
In den träumen existiere ich nicht, denn ich bin in den Träumen Tod. Ich weiß nicht wie das sein kann, aber ich bin fest entschlossen dieses Rätsel zu lösen. Wie kann ich das aber nur anstellen? Ich muss ermitteln, wie ein richtiger Detektiv und schaffen muss ich es vor dem 28. Dezember dieses Jahres, nur damit ich mich wohlfühle.
Somit freue ich mich also auch nicht auf Weihnachten. Wie könnte ich, wenn ich fürchte, dass es mein letztes Weihnachtsfest sein könnte. Zurzeit sind diese Träume das Wichtigste für mich, aber es gibt (leider) noch andere Dinge die mich beschäftigen!
Ich bekomme ein Geschwisterchen.
Ein Adoptivgeschwisterchen.
Irgendwie freue ich mich aber irgendwie auch nicht. Ich weiß ja nicht einmal wer der „Vater" ist. Denn Mama hat einen Freund: Flori. Es ist so ein abscheulicher Name, welcher Mann nennt sich auch Flori? Da wäre sein voller Name (wahrscheinlich und hoffentlich !) Florian besser.
In letzter Zeit hab ich den großen Drang einfach nur zu weinen.
Mit Lily will ich auch nicht mehr reden, warum auch? Vielleicht noch einmal in einem Traum, sollte es einen geben. Ich glaube, ich MUSS dann sogar mit ihr reden, wegen Informationen, verstehst du?
Lily verdient mich nicht mehr, oder eher: sie braucht mich nicht.
Manchmal muss man eben loslassen um weiterzukommen. Ich glaube DAS ist mein Zeitpunkt sie gehen zu lassen, obwohl sie mir so vieles gegeben hatte.
Sie glaubt an die EINE RICHTIGE Liebe und vielleicht hat sie diese genau jetzt gefunden.
Vielleicht finde ich sie auch noch
Ich verspreche dir Levin, dass ich mich ab heute häufiger melden werde, selbst wenn ich nichts Besseres als irgendwelchen langweiligen Mist zu erzählen habe. Für heute ist es aber alles, ich muss zum See.
Und wenn wir gerade über den See reden... Ich sollte schwimmen werden.
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