ZWANZIGSTES

Freundschaft ist eine Tür zwischen zwei Menschen.

Sie kann knarren und klemmen, ist aber nie verschlossen

„Wie findest du das?" Lily hob ein Kleid hoch. Es war weinrot oder wie ihre Mutter sagen würde, bordeaux. Es hatte einen bemerkenswerten V-Ausschnitt und war noch dazu rückenfrei.

Eigentlich ziemlich schön, nur eine sehr präsente Farbe und dann noch die mit Perlen besetzte Spitzenteil an beiden Schultern.

„Nicht so meins", erwiderte sie Kopfschüttelnd.

Ein enger Taillenbund verbannt das Oberteil und den Rock, welcher sich elegant bis zum Boden schlängelte, dabei wurde der Stoff immer breiter.

Lily warf dem Kleid noch einen kritischen Blick zu und nickte. „Dann halt eben nicht", meinte sie und legte das Teil wieder ab.

Nach kaum zehn Sekunden Kramen, holte sie dieses Mal ein violettes Monster aus der Stoffmasse.

„Beste Qualität", erklärte sie stolz und hob es hoch, damit Bonita es näher betrachten konnte.

Sie zog ihre Stirn kraus, denn das was ihr als erstes auffiel war, dass es kurz war. Also so superkurz, nicht mal bis zu den Knien.

Außerdem wirkte der im Brustbereich eingearbeitete Schal nicht wirklich schön und elegant.

Auch dieses schulterfreie Chiffonkleid musste sie abweisen.

„Ich verzichte!", sagte sie bestimmt und ließ sich dann auf einen rumstehenden Hocker fallen, „Können wir nicht eine Pause machen? Ich fühle mich wie auf der Suche nach dem perfekten Hochzeitskleid."

Empört schüttelte Lily ihren Kopf. „Wir hören doch jetzt nicht auf!", knurrte sie beinahe gefährlich, „Und es ist ja fast wie die Suche nach dem perfekten Hochzeitkleid, nur ist es ein Ballkleid."

„Eben!", nutze Bonnie die Wortwahl, der ihr gegenüber, „Es ist nur ein Ballkleid. Deswegen schlage ich vor, dass wir eine kleine Pause einlegen." Mit einem Seufzen gab Lily sich geschlagen. „Na gut", flüsterte sie offensichtlich enttäuscht.

Sie setzte sich auf den Hocker neben Bonnie und starrte ins Leere.

Wieso mache ich mir überhaupt die Mühe? Wahrscheinlich bin ich zum Ball nichtmehr hier... Nein Bonnie! Denk Positiv und denke daran, dass du hier für eine Freundschaft kämpfst.

„Kennst du Nolan?", fragte sie und beobachtete die Reaktion ihrer Freundin. Ruckartig drehte die ihr den Kopf zu. „Welchen?", rief sie erstaunt aber etwas zu laut, schüttelte dann aber ihren Kopf, „Es gibt nur einen. Klar kenn ich den. Er ist im Klassenrat und eine Klasse über uns." Jetzt war Bonnie die, die starrte.

Er geht auf meine Schule?! Ich hab ihn noch nie gesehen!

„Und wie ist er so?", wollte sie ganz unschuldig wissen.

„Er ist nett, aber redet nicht immer mit und", Lily unterbrache sich und schenkte Bonita einen merkwürdigen Blick. „Warum interessierst du dich für ihn?", hakte sie nach. „Nur so, hab ihn letztens getroffen und irgendwie hat sich ein Gespräch entwickelt", das es nicht das erste Gespräch war und bestimmt auch nicht das letzte, ließ sie aus.

„Aha? Na dann glaube ich, dass du mir über ihn erzählen kannst als ich dir", teilte Lily ihre Gedanken und hob dabei eine Augenbraue.

„Wir haben nicht lange geredet", das ist keine Lüge, die meiste Zeit hab ich mit Naomi geredet „Aber er war witzig."

„Welche Musik spielt eigentlich auf dem Ball", lenkte sie dann vom Gespräch ab. Bei den meisten Menschen hätte so etwas nie funktioniert, aber Lily war halt nicht einer dieser Menschen.

„Wir haben einen DJ gebucht!"

„Ich will nicht mehr Lily. Wir waren in sieben verschiedenen Läden, haben x-tausend Kleider anprobiert und gesehen", beklagte Bonnie sich.

„Du meinst du", erwiderte Lily und zuckte mit ihren Schultern.

„Was?!", Bonita verstand nicht, anscheinend hatte sich jetzt auch noch ihr Gehirn verabschiedet. „Du hast x-tausend Kleider anprobiert und gesehen", sagte Lily tiefentspannt.

„Man! Ich will einfach nach Hause", jammerte sie.

„Wie wär es damit, wir gehen noch in einen Laden und dann gehen wir. Sowieso machen die bald zu", erklärte Lily mit einem Blick auf ihr Handy. Müde stöhnte Bonita, stimmte dann aber doch zu.

Als sie den Laden betraten, begrüßte sie ein leises Klingeln einer Glocke und ein menschenleerer Raum.

„Komm wir sehen uns um", flüsterte Lily und zog ihre Freundin tiefer in den Raum. Sie begann in den Kleidern zu wühlen und holte triumphierend ein rosa Tüllbiest heraus.

„Auf gar keinen Fall", entschied Bonnie entsetzt und schüttelte schnell ihren Kopf.

Sie entfernte sich von Lily und ging selber durch die Reihen, welche von Kleidern überfüllt waren. Manchmal blieb ihr Blick an den einem oder anderen Kleid hängen, doch immer stimmte der Schnitt oder die Größe doch nicht.

Je weiter sie in den Laden ging, desto dunkler wurde es, nur eine flackernde Lampe erhellte ihre Sicht.

Dann spürte sie eine kalte Hand auf ihrer Schulter, die sie trotz ihrer dicken Winterjacke spürte.

„Was machst du hier Kindchen?", fragte sie eine weibliche Stimme. Schnell drehte Bonnie sich um und schaute in das dunkle Gesicht der Frau ihr gegenüber. Wegen des schwachen Lichtes bedeckten dieses Gesicht viele Schatten und Bonita konnte nicht wirklich etwas erkennen. Sie blinzelte und stotterte dann: „Ich suche ein Kleid."

Die Frau stand still da und nickte dann. „Ein Kleid also, ich glaube ich habe etwas für dich!", sagte sie, ließ Bonnies Schulter los und eilte in den Abstellraum.

Wie willst du wissen was zu mir passt, hier hängen bestimmt tausend Kleider!

Als die Verkäuferin wiederkam, hielt sie etwas in ihrer Hand. Wahrscheinlich grün, schätzte Bonnie.

Plötzlich ging im ganzen Laden das Licht an, erschrocken blinzelte Bonnie schnell und versuchte sich an das Licht zu gewöhnen.

„Hier Süße, schau mal" Die Frau hielt ihren Kopf gesenkt und reichte Bonnie das Kleid. Es war dunkelgrün, ohne Strasssteine und nicht bodenlang.

Es war schön. Bonnie nahm das Kleid und verschwand in der Umkleide, auf welche die Verkäuferin deutete, ihr langes schwarzes Haar fiel ihr dabei tief ins Gesicht.

„Wow", hauchte Bonnie als sie das Kleid hatte. Die spitzenbesetzte Corsage war asymmetrisch geschnitten, ein breiter Träger hing über ihre rechte Schulter. Der Stoff fühlte sich unglaublich gut an und schmiegte sich perfekt an ihren Körper. Auch der Rock, welcher nur bis zu ihren Knien reichte, war grün und üppig drapiert, machte ihre Figur nicht wirklich breiter. Das war für sie wichtig, denn sie war wie sie war und das auch, wenn ihr hinterer Teil nicht sonderlich groß schien.

Hinten am Kleid war eine Schleppe befestigt, welche bis zum Boden reichte, aber über ihn nicht gezogen wurde.

Das dunkle Grün harmonierte wunderschön mit ihrer roten Mähne.

Es ist perfekt.

Schnell aber vorsichtig zog sie es aus und eilte aus der Umkleide um zu bezahlen, Lily könnte sie es auch später zeigen.

Die Frau wartete immer noch am gleichen Ort und lächelte als sie Bonnies freudestrahlendes Gesicht sah. „Du nimmst es?", fragte die Verkäuferin und Bonnie nickte zu Antwort.

Als sie das Geld überreichte, hob die Frau ihren Kopf und starrte Bonnie direkt an, sie wirkte nicht mehr so nett und lieb...

Ein Schauer fuhr über Bonitas Körper. „Behalten sie den Rest", nuschelte sie und machte sich auf der Suche nach Lily.

„Lily!", rief sie, flüsterte dabei aber halb. „Lily!", zischte sie. Doch ihre Freundin war nirgends. Alleine verließ die Jugendliche den Laden und kramte nach ihrem Handy.

Sie tippte schnell eine Nachricht ein, prompt kam die Antwort.

Ich bin vor dem Laden!

Sie sah sich um und bemerkte erst da ihre Freundin. Merkwürdig... „Ich hab dich gesucht, du warst plötzlich nicht mehr drinnen!", Motzte Lily sie beleidigt an. „Doch war ich! Ich hab ein Kleid gekauft!", zum Beweis hob Bonnie die großer Papiertüte. Lilys Gesicht schien fast zu leuchten und alles andere vergaß sie wieder. „Echt?! Zeig her!" Sie griff nach der Tasche aber Bonnie zog sie weg. „Lass dich überraschen!", beschloss sie in dem Moment.

„Nein! Das machst du nicht? Wir haben x-tausend Kleider anprobiert und gesehen. Das kannst du mir doch nicht antun", bettelte Lily und Bonita lachte.

„Ich habe x-tausend Kleider anprobiert und gesehen, wenn wir schon dabei sind Lily", erwiderte sie und grinste dabei etwas hämisch, „Ich mach es sogar, denn Überraschungen sind super. Hast du zumindest immer behauptet!"

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