ZEHNTES (3)
Lily und Alex, den Bonnie bisher nur zweimal gesehen hatte, waren in einen leidenschaftlichen Kuss vertieft. Lily hatte sich über die Stuhlarmlehne gedreht und Alex beugte sich zu ihr hinunter.
Eigentlich sah er ja ganz gut aus, zumindest objektiv gesehen,
denn Bonitas Typ war er bestimmt nicht.
Er hatte ein Engelsgesicht mit strahlend blauen Augen, eine kleinen Stupsnase und einer kleinen Narbe am Kinn. Noch dazu besaß er äußerst hervorgehobene Wangenknochen und umrandet wurde das Ganze von blonden Locken.
"Hey", begrüßte Bonnie ihn, ohne jegliche Reaktion. Die verschlingen sich ja beinahe! Etwas angewidert sah Bonita weg. Küssen war ja okay, aber das hier? Wollte Lily ihren Schatzi verspeisen damit er nicht mehr flüchtete? Diese ganze Situation war total merkwürdig für das Mädchen und sie sah sich flüchtig um. Ihre Rettung kam in Form zweier Eisbecher, erleichtert atmete sie aus.
Lily riss sich von ihrem Freund los und leckte sich über die Lippen, ehe sie mit einem Finger ein paar verwischte Lippenstiftreste entfernte.
"Danke", bedankte Bonita sich während Lily schon den ersten Löffel Eis auf ihrer Zunge schmelzen ließ.
Bonnie ließ den Eisbecher nicht aus dem Blick, während sie den Löffel mit ihrer Hand auf dem Tisch suchte.
Doch ihre Hand griff ins Leere. Der Löffel lag bereits in Alex Hand,
der schaute Lily verträumt in die Augen während sie gemeinsam Lilys Eis aßen. Wie schön das sie mir wenigstens mein Eis gelassen haben!
Das Mädchen stand auf und stapfte zu Theke. "Können sie mir bitte ein Löffel geben", schnauzte sie den jungen Mann dahinter an, sofort tat er ihr leid. Wie viele Leute ihn wohl tagtäglich so anmotzten? Der Verkäufer deutete einfach in eine Richtung und sah dann wieder auf sein Smartphone. Nein, du tust mir doch nicht leid, knurrte sie im Kopf. Sie sah sich um und scannte die Umgebung nach Löffeln.
Endlich entdeckte sie die vielen Löffel, versteckt in der allerletzten Ecke.
Schließlich schaffte sie es doch noch zu dem roten Tisch.
Ihr besonders gesundes Eis schmolz selbstverständlich schon eine Weile vor sich hin und als sie den ersten Löffel der braunen Masse kostete,
wollte sie sich übergeben. Lauwarm, zuckerfrei und eher wässrig.
Bonnie nahm noch einige Löffel Sahne und schob dann den Becher zur Mitte des Tisches. "Lecker, was?", fragte Lily, schenkte ihrer Freundin aber keinen Blick. "Hmm" Doch jetzt sah Lily auf.
"Alles in Ordnung? Ohh sorry Bonnie", langsam strich Lily ihrem Freund über die Wange, "Ich war so beschäftigt das... naja du weißt schon.
Aber Alex macht sich jetzt auf den Weg, stimmt's?" Etwas verdattert nickte Alex. Tatsächlich erhob er sich, winkte Lily noch einmal zu und ging seiner Wege. "Weißt du noch damals in der Schwimmhalle?", versuchte Lily sich an einem Gespräch. "Das ist doch Jahre her", natürlich erinnerte Bonnie sich, noch immer zählte dieses Erlebnis zu einem ihrer Peinlichsten. Trotzdem musste sie ein bisschen lächeln. "Genau deswegen! Ich habe dich ins Wasser geschubst", Lily lachte. Jetzt wirkte Bonitas Lächeln etwas steif.
Obwohl du wusstest das ich nicht schwimmen konnte.
"Dein Bikini ist verrutscht und dann bist du heulend in die Umkleiden gerannt" Lily wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. "Es war zweite, dritte Klasse?", wollte sie noch wissen. Bonnie schüttelte ihren Kopf. "Ende sechste Klasse, seitdem nannte man mich FlachlandBunny", presste sie durch ihren halbgeschlossenen Mund. "Ach FlachlandBunny, das waren coole Zeiten.", wisperte sie und starrte zum Himmel hoch.
Nein waren es nicht!
"Ich muss jetzt gehen", knurrte Bonita leise und bedrohlich. Ihre lächelnde Fassade fiel Stück für Stück auseinander.
"Ja alles klar", Lily hob ihre Hand, deutete dem Kellner die Rechnung zu holen. Dann kramte sie ihren Geldbeutel raus.
"Ohh Mist", fluchte sie.
"Hör mal FlachlandBunny", sag dieses Wort nicht! "Ich hab kein Geld mehr, glaubst du, du könntest..."
"Selbstverständlich", erwiderte Bonnie, denn sie wollte einfach nur weg von hier. Die Rechnung kam und natürlich war dieser gesunde Becher sauteuer. Sie legte einen zwanziger Schein auf den Tisch und packte ihre sieben Sachen. "Den Rest kannst du nehmen", sagte sie in Lilys Richtung, "Mach's gut"
Und lass dich bitte nie wieder blicken, zumindest in nächster Zeit nicht!
Fügte sie noch im Stillen dazu und verließ die Eisdiele Zuckerschlecken. Sie schaute nicht zurück, sondern joggte die Straße zurück und hoffte, dass Lily ihr nicht folgte.
Du hast dich verändert Lily...
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