SECHSTES (2)

"Mensch Bonnie, pass doch auf", lachte er und stand auf. Wer ist das und woher kennt er meinen Namen? Das Gesicht des Jungen verbarg der silberne Helm. "Nolan?", fragte sie unsicher und wich einige Schritte zurück um sicher auf dem Bürgersteig zu stehen. Nun nahm der Motorradfahrer seinen Helm ab und offenbarte ein grinsendes Gesicht. "Nolan!", rief sie. "Hat ja auch lange genug gedauert", erwiderte er, "Ich dachte du hättest mich schon vergessen." Nolan zog das Motorrad Richtung Bibliothek und stellte es am Rand ab. Auf Bonnies irritierten Blick öffnete er seinen Mund. "Frau Bäcker hat mir erlaubt für eine Weile hier zu parken", erklärte er und öffnete die Tür zum Haus der Bücher. In seiner anderen Hand baumelte der Helm und stieß zweimal gegen die Ziegel aus welchen das Gebäude bestand. Bonnie schlüpfte durch die Öffnung und freute sich über die angenehme Wärme im inneren. Sie wartete bis sie das Klicken der Tür hörte, welches verriet das Nolan die Tür geschlossen hatte.

Bonnie spürte den warmen Atem an ihrem Hals als er an ihr vorbeiging. Kurz sah der Junge sie an ehe er die Treppen hochnahm. Langsam folgte ihm Bonnie während sie die Ohrstöpsel nahm und in ihren Rucksack packte. "Guten Nachmittag Bibliothekarin Bäcker", begrüßte sie die alte Frau im Sessel. Anders als vor wenigen Tagen, wirkte die zerbrechliche Frau sehr entspannt und sogar ein Lächeln lag auf ihren Lippen. "Och Bonnie, du wirst es nie lassen, oder?", kichernd schüttelte Nora den Kopf. Nun bemerkte Bonita den fragenden Blick von Nolan. Mit einem leichten Abwinken mit ihrer Hand, schützte sie sich vor seinen Fragen. "Ich hab hier noch was", Bonnie reichte der Frau hinter dem Tisch das ausgeliehen Buch.

"Schon fertig?", wollte Nora verwundert wissen und dabei musterte sie den Roman mit über fünfhundert Seiten. Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf und ihr Dutt aus weißen Haaren schaukelte bedrohlich hin und her. Bonnie hob ihre Schultern, von den schlaflosen Nächten aufgrund Angst vor neuen Träumen erzählte sie lieber nichts. "Sag mal Nora", begann sie und beachtete den Wunsch der Bibliothekarin, was mit einem breiten Lächeln belohnt wurde, "Hast du Bücher über Träume? So Richtung Traumdeutung." Verdutzt schaute die kleine Bibliothekarin sie an. "Traumdeutung?", fragte sie und wischte sich ein paar verirrte Strähnchen hinter ihr Ohr.

"Ich glaube wir haben etwas im oberen Bereich, wenn du Michael findest, würde er dir bestimmt weiterhelfen", Frau Bäcker runzelte ihre Stirn, "Du solltest ihn auch da oben finden, nur sitzt er wahrscheinlich noch an seinem Mittagessen." Sie schüttelte ihren Kopf und nahm Bonnie ihr Buch ab. "Wer ist denn Michael?", wollte Nolan genau das wissen, was sich auch Bonita fragte. "Hab ich ihn euch noch nicht vorgestellt? Entzückender, junger Bursche, er hilft mir aus.", erläuterte Nora, dann rückte sie ihre kleine Brille zurecht und widmete ihre Aufmerksamkeit nun dem Buch vor.

Nolan war zwischen den vielen Regalen aus Bonnies Sicht verschwunden, vielleicht war er sogar schon gegangen. Bonnie nahm die Treppen hoch, ins Dachgeschoss des Hauses. Der Raum hier war nicht sehr breit sondern eher lang, immerhin befand sie sich hier in der Spitze der Bibliothek. Bonnie konnte zwar ohne Probleme durchlaufen, aber eine zweite Person würde wahrscheinlich nicht mehr neben sie passen. Die Regale hier waren nicht so voll wie die unten und man hatte sie so hingestellt das man im Zickzack gehen musste um weiterzukommen, ein bisschen erinnerte es das Mädchen an eine Art Labyrinth. Hinter den Regalen, in der allerletzten Ecke, befand sich ein kleiner Tisch und eine Miniküche. Am Tisch saß ein Junge. Seine langen schmutzblonden Haare hatte er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und trotzdem fielen ihm einige Strähnen in den Teller vor ihm. "Ehm, 'tschuldigung?", flüsterte Bonita und klopfte gegen das Regal neben ihr. Der Typ warf ihr einen tödlichen Blick. Wie kannst du es wagen mich beim Essen zu stören, sagten seine braunen Augen. Verschreckt stolperte Bonnie gegen das Regal hinter ihr, nicht wegen dem Ton sondern weil sie ihn erkannte. Es war einer der Typen von der gestrigen Party was an sich nicht schlimm wäre, aber ihr Verfolger hatte lange Haare und als sie ihm mit der Taschenlampe in sein Gesicht geschienen hatte, blitzte vor ihr braune Augen auf. Braune Augen mit grauen Sprenkeln, genau solche hatte dieser Typ von der doofen Party in ihrem Bauernhaus, der der ihr gefolgt war...Konnte es sein? 

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