NEUNTES (1)
Bonnie wachte tatsächlich in ihrer zweiten Welt auf. Sie stand genau an derselben Stelle und durchbohrte den Menschen ihr gegenüber mit ihren Blicken. Zumindest hatte sie es geplant, doch dort stand niemand mehr. Es war längst Nacht geworden, Sterne funkelten am Himmel und nur das Stille Rauschen des Wasser unter der Eisfläche war zu hören. Der Schnee ließ das Eis dick und fest wirken, aber das war es gewiss nicht. Aber die Dicke wäre egal, niemand aus ihrer Stadt würde diesen Winter den See betreten. Irgendwo rief eine Eule, ein Kauz vielleicht. In der heutigen Nacht war der Mond kaum zur sehen, nur das leichte Scheinen hinter einer Wolke verriet ihn. Nun fror Bonita wirklich, sie musste sich verkriechen, möglichst schnell. Vergeht hier dieselbe Zeit, wie bei mir zu Hause? Sie schlotterte vor Kälte. Erstmal muss ich hier weg! Sie erinnerte sich an die kleine Höhle unweit von hier, doch dort musste es bestimmt beinahe genauso kalt sein wie hier draußen. Wo wohne ich? Bonnie entsperrte ihr Handy, also eigentlich das ihres Traum-Ich's. Es gab keine Kontakte, Fotos und Chatverläufe oder anderes was etwas über sie verraten würde. Sie durchforstete ihre Taschen, mehr als ihr Schlüsselbund und einige Geldscheine konnte sie dort nicht finden. Dann stutzte sie, der Schlüsselbund wirkte irgendwie groß... Zu groß für einen kleinen Schlüsselbund. In ihrer Jackentasche befand sich noch ein Schlüssel, ein Schlüssel mit einem quadratischen Plastikanhänger.
Motel am Glück
13
Ein Motel also. Bonita zuckte mit ihren Schultern, immerhin etwas! Sie kannte das Motel, einmal hatten sie und ihre Mutter dort schlafen müssen aufgrund eines Wasserrohrbruchs in ihrer damals recht kleinen Wohnung. Trotz der kleinen Zimmer gab es gemütliche Betten und sogar kostenfreies W-Lan. Sie machte sich auf den Weg und dachte darüber nach, welcher Volltrottel einem fünfzehnjährigen ein Zimmer verliehen hatte. Schon bald schlich sich ein anderer Gedanke in ihren Kopf und sie grübelte über ihren eigenen Tod.
Aus irgendeinem Grund musste sie diese Träume haben und wenn sie die Ursache und vielleicht den Mörder finden sollte, würde sie es tun!
Bei jedem ihrer Schritte knisterte der Schnee unter ihren Schuhen. Die Lampen an jeder Straßenecke erhellten die Umgebung und hüllten Bonnie endlich in die Decke der Sicherheit, zumindest ein wenig beruhigte sie dieses Licht. Vielleicht noch dreihundert Meter bis zu ihrem Ziel. Das Mädchen zwang sich etwas ruhiger zu laufen, sie durfte nicht auffallen. Neben ihr befand sich Ema's Bar, noch brannte Licht und sie verspürte einen leichten Drang sich dort drinnen einfach zu verkriechen... Aber sie hatte ein Ziel! Mit bestimmten aber langsamen Schritten näherte sie sich dem Motel und so verringerte sich die Möglichkeit einer Gefahr, wie beispielsweise eines Angriffs.
Nur noch hundert Meter, dachte sie und ließ erneut ihren Blick schweifen. Längst hatten sich ihre Augen an diese Dunkelheit gewohnt und so beobachtete sie wie jemand, nein etwas auf sie zukam.
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