ERSTES (2)
Noch stärker als zuvor fiel das Wasser auf den Boden, weichte alles und jeden ein, der es wagte nur einen Schritt auf die Straße zu setzten. Aber ehrlich, welcher Idiot würde sich bei diesem Wetter hinauswagen?
Den kleinen Rucksack hatte Bonnie schon lange nicht mehr auf dem Rücken. Um die geliehenen Bücher noch etwas zu schützen beförderte sie den Rucksack auf ihren Bauch und schloss dann die dünne Jacke. Nun sah sie zwar aus wie eine schwangere 15-Jährige aber immerhin besser als ein Teenie mit Huckel, man würde sie noch für ein Monster halten! Etwas vor sich zu sehen war unmöglich und so hielt Bonita zur Sicherheit ihre Arme vor sich.
Perfekt! Ein 15-jähriger, schwangerer Zombie, dachte sie mürrisch. Irgendwann kam sie endlich an einen ihr bekannten Ort, der Markt. Von hier aus waren es fünfundzwanzig, wenn sie sich beeilte zwanzig Minuten nach Hause. Eigentlich hatte sie keine Lust mehr zu laufen.
Ihre Klamotten weichten mit jeder Sekunde immer mehr ein, jeder Knochen tat ihr weh und mit ihren Augen sah sie keinen Meter weit. Anstatt wie ein Zombie zu laufen entschloss sie ihre linke Hand an die Wand zu legen. Eine Weile lief sie so weiter, bis ihre Hand gegen etwas kaltes Stieß.
Der Form nach zu urteilen handelte es sich um eine Türklinke. Mit ihrer Hand schützte sie ihre Augen etwas vor dem Regen. Auf einem Schild über der Tür entzifferte sie die Worte "Ema's Bar".
Durch die gläserne Tür konnte sie Licht erkennen und von Innen drangen tiefe Stimmen raus, sie lachten laut und fröhlich. Es war zwar etwas beängstigend aber drinnen würde es warm sein!
Langsam drückte Bonita die Klinke runter.
Hinter der Bar stand eine hochgewachsene Blondine. Ihre neongrün und blau lackierten Fingernägel stachen im Raum hervor und gaben ihm einen fröhlichen Glanz. Hinten in der Kneipe saßen mehrere Männer, alle starrten gebannt auf den Flachbildschirm vor ihnen. Ein Fußballer in rotem Trikot sprintete dem Ball hinterher, von der anderen Seite rannte ihm ein Spieler des besseren Teams entgegen.
Warum besser? Ich weiß es einfach... Nach einigen weiteren Sekunden wurde ihr klar dass es sich um das Spiel handelt. Gesprächsthema der Woche in der Schule.
Noch immer stand Bonita im Eingang. Das Regenwasser fiel von ihren Klamotten, unter ihr hatte sich bereits eine große Pfütze gebildet. Mit beiden Händen wischte sie sich über das Gesicht um wieder bessere Sicht zu bekommen.
Bis jetzt hatte sie immer noch keiner bemerkt und das fand Bonnie auch völlig in Ordnung. Sie zog ihre Jacke aus und hängte sie an den Kleiderständer. Er schaukelte ein bisschen wegen des Gewichts des vollgesaugten Kleidungsstückes. Mit ihrem Rucksack setzte sich Bonnie an einen Platz in der Ecke und hoffte unbemerkt zu bleiben. Sie griff in den Rucksack und holte ihr Handy heraus.Es war halb fünf, noch eine gute Stunde bis sie zu Hause sein musste.
Gelangweilt verfolgte sie das Spiel und probierte nicht daran zu denken wie kalt ihr war. Sie fror. Das Blut gefror ihr langsam im gesamten Körper. Neben ihrem Tisch stand ein Spiegel, Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht.
Ihre rostbraune Lockenmähne, auf welche sie so stolz war hing in leblosen Strähnen an ihrem Gesicht runter, genau wie ihre Klamotten an ihrem Körper hingen. Ihre Lippen hatten sich blau verfärbt, ihr Consealer war ganz verschwunden und offenbarte so ihre dunklen Augenringe. Ohh Gott, ich sehe schlimm aus. Ihr Atem wurde schneller, unregelmäßiger. Eine Panikattacke bahnte sich an und das nur wegen ihres Aussehens.
Bonita konzentrierte sich auf ihre Augen.
Ihre hellgrünen Augen.
Diese hellgrünen Augen mit einem Hauch von blau, sie blieben immer dieselben und konnten Bonnie immer beruhigen.
Diese hellgrünen Augen gehörten nicht nur ihr, es waren auch die Augen ihres Vaters.
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