DRITTES (3)
Bonita stand am Brunnen am Markt. Die Rathausglocke schlug zwölf und viele Leute schwirrten umher.
Wie jeden Samstag standen überall kleine Verkaufsstände und boten jedem Vorbeigehenden eine Kostprobe der gebotenen Ware an.
Wie bin ich hier bloß gelandet?Sie sah sich fragend um und bemerkte einen ihr bekannten Haarschopf. Es waren schwarze Haare und Bonnie glaubte Nolan zu erkennen aber als sie ihm näherkam, war sie sich nicht mehr ganz so sicher.
Die Haare waren um einiges kürzer und seine Haltung wirkte irgendwie steif. "Hey", begrüßte sie ihn trotzdem, zur Sicherheit nannte sie aber keinen Namen.
Aber er war es. Es war Nolan.
Nolan lächelte sie nicht an, er wirkte eher traurig und nicht wirklich bei Sinnen. Als sie ihn eindringlicher musterte, gefror ihr das Blut in den Adern. "Was los?", murrte er und Bonnie setzte zur Antwort an, "Kennen wir uns?"
Wie ein Karpfen öffnete Bonita ihren Mund, schloss ihn dann und öffnete ihn erneut ohne etwas zu sagen. Nolan gab ein undefinierbares Grunzen von sich und starrte sie weiter an.
Sprachlos schüttelte Bonnie ihren Kopf. "Na dann ist ja gut.
Zisch ab Kleine"
Jetzt reichte es ihr.Zisch abwürde sie ja noch ertragen aber Kleine?! Mit ihren 1,74 war sie größer als die meisten Mädchen ihrer Altersgruppe, eigentlich größer als viele erwachsenen Frauen. Aber Nolan wirkte viel größer als gestern. Sie musste zu ihm hochschauen, ihr Nacken tat bereits weh.
"Bist du taub? Ich hab gesagt zisch ab", wiederholte er sich. Etwas verdattert stolperte Bonita zurück. Mehr als ein Meter lag nun zwischen ihnen und fremde Menschen versperrten ihr die Sicht auf den jungen Motorradfahrer. Sie sah nur noch wie er seinen Kopf schüttelte. Salzige Tränen brannten Bonnie in den Augen, aus irgendeinem Grund verletzte es sie unglaublich.
Vielleicht weil sich gerade alle anderen von ihr abwanden und sie sich gerade einfach nur einsam im Leben fühlte. Auf der Stelle drehte Bonita sich um und rannte die Wolkenstraße hoch, immer weiter und weiter. Ihr linker Oberbauch begann fürchterlich zu zwicken. Ohh Gott warum ausgerechnet jetzt Seitenstechen. Trotzdem sprintete Bonnie weiter über die Pflastersteine. Kann die Stadt nicht einen normalen Bürgersteig bauen lassen?! Nach etwa hundert Metern bog sie in die Alte Schillergasse und gleich darauf in die Waldallee. Endlich stoppte sie. Nur zwölf Minuten Sprint und sie war platt, irgendwie erbärmlich. Bonita lehnte sich gegen die raue weiße Betonwand, welche den kleinen Parkplatz "Am Rehkitz" umrandete. Mit einer Hand griff sie sich an ihre schmerzende Stelle und atmete tief ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top