Jade - Unerwartet

Jonathan + Fede

„Ich glaubʼ nicht, dass du's wirklich durchziehst.”

Kopfschüttelnd beobachtete ich, wie Federico neben mir aufstand und sich den Dreck von der Hose klopfte. „Wir kennen uns jetzt ein paar Jahre, aber du schaffst es immernoch, mich falsch einzuschätzen? Ich hab dich echt für klüger gehalten”, witzelte Fede rum, aber verdammt, er hatte Recht. Ich unterschätzte ihn noch zu oft.

Er reichte mir seine Hand, um mir aufzuhelfen, aber ich war ja kein verfickter alter Mann, der nichts mehr alleine konnte, also stand ich ohne seine Hilfe auf.

„Sturkopf”, murmelte Fede und ich konnte mir zu gut vorstellen, dass er seine Augen verdrehte.

Mein linker Mundwinkel zog sich ein Stück nach oben und mein Blick wanderte an Federico hoch und runter.

„Aber so bekommt man, was man will.”

Ich leckte mir provokant über die Lippen, als er seinen Kopf zu mir gedreht hatte.

„Was willst 'n dir eigentlich stechen lassen?”

Federico zuckte mit den Schultern. „Aber nicht so 'n beschissenes Herz, indem 'I love Mom' steht oder?”

Ich starrte vor mir auf den Boden, beobachtete, wie die mickrigen Ameisen unter meinen Schuhen zerquetscht wurden. Hatten es eh nicht anders verdient.

Er musste ja nicht unbedingt wissen, dass mich das wirklich interessierte.

„Ich hab' eigentlich mehr an deinen Namen in dem Herz gedacht, aber ich wette, dass Samu schon so eins hat.”

Heute hielt er sich wohl wieder für besonders witzig, aber ich musste zugegebenermaßen ein wenig schmunzeln. Aber nur ein wenig. Dann schüttelte ich meinen Kopf.

„Ne, der hat zu viel Schiss, dass er Stress mit seiner Alten bekommt. Der Typ hat keine Eier.”

„Im Gegensatz zu dir natürlich.”

„Sagst du mir jetzt, was du haben willst?”

„Nein.”

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„Du bist sicher, dass man dich nicht durch ein Alien ersetzt hat?”

Federico sah mich genervt an.

„Jay, inzwischen solltest du wirklich kapiert haben, dass ich manchmal Dinge tue, die du nicht erwartest.”

Das wusste ich auch, aber Fede hat sein Gesicht kaum verzogen. Ich warf einen Blick auf seinen mit Folie umwickelnden Oberarm. Der Ärmel seines T-Shirts war ein wenig hochgerutscht.

Er hatte sich ein paar Planeten und Sterne tätowieren lassen, darunter stand in verschnörkelter Schrift irgendeine italienische Weisheit.

Lotta per i tuoi sogni.

Kein Plan, was das heißen sollte, aber es war bestimmt nichts, das ich jemals ernstnehmen würde.

„Ich muss jetzt gehen, meine Mutter macht Pizza.”

„Dann beeil dich, du kannst das gute italienische Essen nicht verpassen.”

Federico drehte sich um und ging. Ich sah ihm noch einige Sekunden hinterher, bevor ich nach ihm rief.

„Federico?” Er drehte sich wieder zu mir um.

„Geiler Arsch”, rief ich ihm zu und ging dann mit einem Zwinkern davon.

(Lotta per i tuoi sogni = Kämpfe für deine Träume)

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