3 - Das Licht von Senora (Ausschnitt aus der Geschichte)
Sie lag noch schluchzend auf ihrem Bett aus Ebenholz, als Cecilia in ihr Zimmer trat.
Es stand in der Mitte des kleinen Raums. Nur noch ein kleiner Tisch mit einem Spiegel und einem Kerzenleuchter waren in dem Gemach zu finden. Die ganze Zeit hatte Apollonia unter Tränen darüber nachgedacht, was sie nun tun konnte.
»Meine Prinzessin, kann ich Euch etwas bringen?«
Apollonia setzte sich auf und wischte die Tränen weg. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Auch wenn ihr Vater sehr enttäuscht sein würde, das hatte ihre Mutter sicher nicht für sie gewollt. Sie spürte, dass es ihrer Mutter das Herz gebrochen hätte, sie so traurig zu sehen. Sie beschloss noch in dieser Nacht Arona zu verlassen.
Ihre Stimme zitterte, als sie zu sprechen begann. »Ja und du musst mir eins versprechen. Du darfst niemandem davon erzählen. Niemandem! Hörst du? Kannst du das Cecilia?«
In Cecilias Augen lag Verwirrung und Angst, sie begann zu stottern.
»Ich...ich weiß nicht, meine Herrin. Was soll ich denn tun?«
Die Prinzessin stand auf, ging auf ihre Kammerdienerin zu und packte ihre Hände.
»Du musst mir versprechen niemandem zu erzählen, was es mit meinem Verschwinden auf sich hat, ja? Bitte, ich brauche jetzt deine Hilfe! Hole mein Pferd aus dem Stall und bring ihn an die kleine Tür auf der Rückseite der Burg. Ich bitte dich, versuch keine Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen. Wir treffen uns dort kurz nach Mitternacht.«
»Prinzessin, welches Verschwinden? Ihr wollt doch nicht etwa weglaufen, um Eurer Hochzeit zu entgehen. Hoheit, ich weiß, es fällt Euch schwer, aber ich bitte Euch inständig, überdenkt diese Entscheidung noch einmal! Ihr brecht des Königs Herz!«
Apollonias entschiedener Blick bekam eine traurige Note, doch ihr Entschluss stand fest. Trotz der sorgenvollen Miene ihrer Kammerdienerin würde sie gehen, und zwar noch heute Nacht.
»Ich werde aufbrechen, egal was passiert. Ich halte das nicht mehr aus. Hier werde ich immer mit größter Vorsicht behandelt. Niemand traut sich der Prinzessin zu widersprechen, noch mir die Wahrheit zu sagen. Trotz dessen wird von mir erwartet, zu tun was man von mir verlangt. Und wenn es bedeutet meinen moralischen Vorstellungen zuwider zu handeln und einen mir völlig Fremden zu heiraten. Das halte ich nicht mehr aus. Ich möchte einmal eine freie Frau sein und tun was ich für gut und richtig halte. Man soll mir ohne Scham ins Gesicht sagen, was man von mir denkt. Ich möchte endlich Freunde, mit denen ich sprechen kann, worüber ich möchte. Kannst du das verstehen Cecilia? Versprichst du mir, nichts zu verraten? Ich bitte dich, als meine einzige Freundin hier.«
»Ich...ich verspreche es Euch. Nur stellt bitte nichts Dummes an, ohne noch einmal darüber nachzudenken«, sagte Cecilia mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.
***
Apollonia war nervös. Nur noch eine Stunde, dann war es soweit. Sie würde auf ihren Hengst steigen und los reiten. Wohin wusste sie noch nicht. Die Hauptsache war, so weit weg wie möglich von dem Leben hier und vor allem von ihrem, ihr unbekannten Verlobten zu kommen.
Sie brauchte nun einfach Abstand. So konnte es nicht weitergehen. Deshalb zog sie sich eine lederne Reithose und eine helle Baumwollbluse über. Dazu ihre alten Reitstiefel und einen alten braunen Mantel. Dann band sie sich die Haare hoch und setzte sich die Kapuze auf. Niemand würde sie so erkennen können. Das hoffte sie zumindest.
Nun war es an der Zeit aus den Vorratskammern ein bisschen Proviant zu holen. Apollonia schnappte sich, was sie tragen konnte. Einen Laib Brot, ein Stück Käse, vier Äpfel und eine Feldflasche mit Wasser balancierte sie in ihren Armen. Beinahe wäre ihr alles heruntergefallen und damit hätte sie sich verraten. Zum Glück konnte sie gerade noch das Gewicht ausgleichen, ohne dass etwas fiel.
Danach lief sie so leise und so schnell sie konnte zu der kleinen Tür, bei der sie sich mit Cecilia treffen wollte. Die Kammerdienerin erwartete ihre Herrin bereits voller Nervosität.
Den Proviant steckte Apollonia in eine der zwei Satteltaschen, in die anderen hatte sie bereits weitere Kleidung gepackt. Schnell band sie sie an dem Sattel ihres Hengstes fest.
Jetzt drehte sie sich zu ihrer Kammerdienerin um.
»Danke Cecilia, ich danke dir! Du bist die einzige und beste Freundin, die ich hier jemals hatte. Also bitte vergiss mich nicht. Ich werde dich auch nicht vergessen!«
Mit Tränen in den Augen umarmte die Prinzessin ihre Zofe und drückte sie fest an sich. Alles was sie gesagt hatte, meinte sie auch so. Sie würde nicht vergessen, was Cecilia alles für sie getan hatte und was sie heute Nacht für sie aufs Spiel gesetzt hatte.
»Wie könnt ich meine Prinzessin vergessen? Versprecht mir, dass Ihr auf Euch aufpasst. Ich würde mir die Schuld geben, wenn Ihr nun los reitet und Euch etwas zustößt. Seid bitte vorsichtig. Nicht alle Menschen sind so liebenswürdig wie Ihr es seid!« Cecilias Stimme zitterte, als sie ihre Herrin so verabschiedete. Sie konnte ihre Tränen kaum zurückhalten.
»Ich verspreche dir, dass mir nichts geschieht. Ich lasse dich wissen, dass es mir gut geht, wenn ich irgendwo untergekommen bin. Pass auch du auf dich auf. Wir werden uns wiedersehen!«
Mit diesen Worten verabschiedete Apollonia sich und stieg auf ihr Pferd. Sie versetzte ihm einen leichten Stoß mit ihren Absätzen und schon galoppierte sie, wohin auch immer ihr Hengst sie bringen würde.
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