2 - Das Glück am Ende
Geschickt schloss er die Haustür mit einer Hand auf, nur um ihre Hand nicht loslassen zu müssen.
Ihr Gesicht war gerötet vom Wein und der Sonne und sie kicherte als er sie hinter sich her durch die Haustür zog.
„Nicht so schnell, mir tun die Füße weh", jammerte sie immer noch lächelnd.
„Das ist doch wirklich kein Problem", entgegnete er lachend, zog sie an sich und drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen, bevor er sie hochhob und die ersten Stufen hinauftrug.
Ihre Haut kribbelte von seinen Berührungen und das Lächeln tat inzwischen schon fast weh, weil es sich gar nicht verscheuchen ließ. Sie war sich sicher, dass sie jetzt schon einige Wochen ununterbrochen lächelte.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und grinste noch breiter, bevor sie ihre Lippen sanft auf seine Wange drückte.
„Du bist der Beste", raunte sie in sein Ohr.
Als hätte sie es gerochen, öffnete genau in dem Moment Frau Selzer die Tür ihrer Wohnung. Ausgerechnet heute musste sie die beiden im Treppenhaus erwischen. Dabei wollte er doch schnellstmöglich mit ihr nach oben. Er hielt es nicht mehr lange aus. Schon gar nicht, wenn sie sich so an ihn drückte und er ihren Atem an seinem Hals spürte.
„Ach hallo, ist das Ihre neue Freundin Herr Wagner?", fragte die alte Dame, kaum dass er sie an ihrer Tür vorbeigetragen hatte. Sie schien gar keine Notiz davon zunehmen, in welcher Situation die beiden gerade waren.
„Hallo, Valentina Wolf und ja, ich bin die neue Freundin", antwortete sie für ihn mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen von seinem Arm herunter.
„Ach Herr Wagner. Das Mädchen ist ja entzückend. Halten Sie sie bloß fest. Und das meine ich wörtlich. Lassen Sie sie nicht auf die Treppe fallen!"
Den letzten Satz musste Frau Selzer ihnen schon nachrufen, weil er ohne Rücksicht auf sie einfach weiter in Richtung seiner Wohnung gelaufen ist. Er wollte jetzt wirklich nicht mit ihr sprechen.
„Schönen Abend noch, Frau Selzer", rief Valentina hinunter, während er sie abstellte, um auch seine Wohnungstür zu öffnen.
Er wollte sich absolut nicht mit seiner neugierigen Nachbarin unterhalten. Dafür freute er sich viel zu sehr auf das, was er jetzt mit seiner Freundin vor hatte. Es klang immer noch komisch, die junge Frau seine Freundin zu nennen, weil er nie gedacht hätte, dass sie das mal für ihn sein würde. Und alles hatte mit ihr an dieser Bushaltestelle begonnen.
Sie selbst konnte nur immer wieder über diesen Mann staunen. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, jemanden dadurch kennenzulernen, sich immer wieder verstohlene Blicke zuzuwerfen. Wenn man es richtig erzählte, klang es sogar sehr romantisch, anstatt vollkommen schräg und unheimlich, dass er sie über Wochen aus seinem Auto im Vorbeifahren betrachtet hat. Sie war so froh, dass die Frau neben ihm wirklich nur seine Schwester gewesen war. Denn an dem Nachmittag, als er sie ansprach, war sie sich sicher, dass sie die letzten Tage der Arbeit nur seinetwegen in der Bibliothek war. Um ihn an sich vorbeifahren zu sehen.
Endlich in seiner Wohnung angekommen, schloss er die Tür, umgriff ihre Hüften und zog sie wieder an sich. „Weißt du eigentlich was für ein Glück ich hatte, dass du mich nicht für einen Axtmörder gehalten hast?"
„Nein, weiß ich nicht. Aber ich hatte ein riesiges Glück, dass wir uns zufällig wieder getroffen haben", antwortete sie kichernd und lehnte sich an seine Brust. Sie streckte sich ihm entgegen und wartete darauf, dass er sie endlich küsste. Er beugte sich langsam zu ihr herunter und strich ihr eine lose Haarsträhne aus dem erhitzten Gesicht.
„Ich liebe dich", flüsterte er ihr entgegen, statt sie zu küssen und sofort flatterten tausenden von Schmetterlingen in ihrem Bauch.
Ein strahlendes Lächeln legte sich auf ihr Gesicht und es rötete sich noch mehr. Seine Gefühle so offen zu benennen, passte gar nicht zu ihm. Aber gerade deshalb wusste sie, wie besonders seine Worte ihr gegenüber waren. Ihr Herz war erfüllt von tiefer Wärme und Zuneigung.
„Ich liebe dich auch", erwiderte sie ohne zu zögern und sein Mund verzog sich zu einem glücklichen Grinsen. Jetzt röteten sich sogar auch seine Wangen ein wenig und sie zog ihn zu sich herunter, um den langersehnten Kuss zu erhalten. Er fasste in ihr Haar, zog sie noch enger an sich und küsste sie, dass ihr schwummerig wurde.
Schließlich löste er sich von ihr, nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her in sein Schlafzimmer. Nie hätte er gedacht, dass er das junge Ding von der Bushaltestelle mal neben sich in seinem Bett wiederfand oder besser gesagt mit sich. In dem Moment glaubte er jedenfalls der glücklichste Mann auf der Welt zu sein und in seinem Bauch kribbelte es vor Vorfreude auf das, was gleich geschehen sollte.
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