In Walhalla
In Walhalla
(Teil 1 - Ásaheill ok Vana!)
Er war der einzige Sohn seines Vaters. Seine beiden jüngeren Brüder nahm der Winter. Nach seiner Mutter waren es die Götter, die seine beiden Brüder für etwas Größeres brauchten. Als wären sie dazu bestimmt in der Kälte des Winters und im Leibe seiner Mutter zu ersticken und dann in einem kalten Grab zu liegen. Nach seinem Vater hatten die Götter nichts mit dem zu tun und nach dem nun auch seine Mutter starb, verbat ihn sein Vater frische Blumen auf die kleine Opferstelle zu legen. Verbat ihn auch nur die Namen leise zu flüstern, wenn mal wieder ein kalter Wind bevorstand. Die Götter waren schon lange kein Thema mehr für ihn, während er sich in seinem dicken Pelz kuschelte und mit seinem Hund kleine Kaninchen jagte. Verbittert und alt nannten die Leute im Dorf seinen Vater. Verbittert, weil er nicht mehr Söhne zeugen konnte. Starke Söhne, die in seine Fußstapfen folgen würden. Sein Vater war ein Krieger und ein Jäger. Er brachte dem Jungen alles bei, was er in der Wildnis wissen musste und doch nichts, als seine Mutter ging. Patrick war es gewohnt, dass er für sich selber sorgen musste. War es gewohnt keinen Glauben zu besitzen und vertraute nur dem Laut der Natur, während sein Vater immer wieder viel zu viel trank.
Er schritt durch den kalten Wald und war immer wieder erstaunt von dem Bild, was sich vor ihm bot. Er hatte selber nur 7 Winter erlebt und war deswegen immer wieder fasziniert. Wie die Äste glitzerten und sachter weißer Schnee von den Baumkronen fiel. Die leichte Kälte, die ihn immer wieder traf, obwohl sein Pelz dick genug war. Aki stolzierte neben ihm und fraß immer wieder die weißen Flocken, wenn der kleine Rüde durstig war. Sie folgten keiner wirklichen Spur, denn dieses mal war Patrick nicht in dem Wald um zu jagen. Er hatte die Kinder von dem Fischer gehört, wie sie über einen kleinen See sprachen. Sie hatten gesagt, dass das Eis so dick war, dass sie darüber tanzen und schlittern konnten. Patrick war sofort gefesselt von der Vorstellung über den Boden zu gleiten, wie ein Vogel durch die Lüfte flog. Deswegen folgte er nun der kleinen Beschreibung von ihnen und schritt mit Aki durch den verschneiten Wald.
Patrick sprang über einen größeren Ast und erblickte die große Fläche, wo kaum Bäume wuchsen. Er pfiff seinen Hund zu ihm, welcher gehorsam folgte und mit seiner Rute den Schnee auf dem Boden aufwirbelte. „Scheint der richtige Weg zu sein", murmelte Patrick und sah zu Aki, welcher einmal bellte, als würde er ihm antworten. Der Junge lächelte und kniete sich vor seinem Hund, um ihn einmal durch das weiche Fell zu streichen. „Du bleibst hier. Ich will nicht, dass ich dich nachher von der Fläche zerren muss", sprach er sanft zu dem Rüden, welcher seinen Kopf schräg legte und Patrick zum Lächeln brachte. Der Junge stand auf und schritt langsam auf die Fläche zu, während sein Atem kleine Wölkchen bildete. Er musste vorsichtig sein, denn Patrick hatte schon oft von den Weibern gehört, die auf ihn aufpassten, dass gerade solche Flächen gefährlich waren. Weswegen er immer Schritt für Schritt nach vorne trat, aber dann von der Neugierde und Vorfreude so gepackt wurde, dass er ein wenig Anlauf nahm. Er schlitterte über die kleine Fläche und sein Herz schlug ihm bis zum Hals, während ein Lächeln sein Gesicht zierte. Patrick blickte sich kurz um und sah seinen Hund, der sich weiter zu ihm tastete. „Aki. Nicht", rief Patrick und wollte wieder zu dem Rüden schreiten, aber ein Knacksen ließ sein Herz kurz anhalten.
Aki schien auch zu bemerken, dass sich Patrick in Gefahr befand und ehe er sich versah, brach der Junge in das kalte schwarze Wasser. Er wollte schreien, doch im nächsten Moment sammelte sich schon Wasser in seinen Lungen und er keuchte und hustete, als er langsam versuchte sich an dem rutschigen Eis festzuhalten. Aki jaulte und zog an dem Ärmel von ihm und im nächsten Moment brach das komplette Stück. Es zog ihn wieder nach unten, während er dieses Mal versuchte seinen Mund geschlossen zu halten, doch der Schmerz in seiner Lunge und das Stechen auf seiner Haut, war so groß, dass er aufschreien wollte. Seine Arme und Beinen verkrampften, während die Kälte weiter in seinem Körper drang und seine nassen Klamotten ihn weiter in die Tiefe ziehen wollten. Patrick erahnte, dass er das hier nicht überleben würde. Sah seinen Vater, der seinen toten Körper in den Händen hielt. Sah seine Mutter, die wahrscheinlich irgendwo auf ihn wartete mit seinen beiden Brüdern. Patrick wollte aufgeben und sich in die Tiefe reißen lassen, denn sein Körper kämpfte schon lange nicht mehr gegen die Kälte an, doch etwas festes packte ihn am Arm und zog ihn an die Oberfläche, während er die kalte Luft einatmete, als wäre es das einzige, was er je gewollt hatte.
Der Junge schrie und weinte, doch kein Laut kam aus seinen schmerzenden Lungen. Nur kaltes Wasser, was der Fremde und sein Retter schnauben ließ. „Behalte es nicht drin. Würge Junge", sagte er und Patrick spuckte alles aus, während der Fremde ihn von der Eisfläche zog. Sie waren schneller auf festem Boden, als Patrick dachte, während die Kälte nun seine Knochen durchdrang und seine Zähne schmerzhaft aufeinander klapperten. Der Fremde seufzte genervt und kniete sich endlich vor dem fröstelnden Kind. Patrick stockte für einen Moment der Atem, als er die grünen Augen sah, die ihn an die Blätter des Bäume erinnerten. Ein kräftiges gefährliches Grün, was ihn nun prüfend musterte. „Du musst die Klamotten ausziehen. Nimm meinen Pelz und laufe zu dem versoffenen Vater so schnell du kannst", sprach er klar mit einer Stimme, die kein Widersprechen zuließ. Sie war hörte sich besonders an und wertvoll, wie der Honig, den sie manchmal von den Leuten im Dorf neben ihnen bekamen. „Aki", fragte Patrick schlotternd und der Mann vor ihm blickte kurz auf den vereisten See. „Ich konnte nur einen von euch retten", murrte der Mann und stand nun wieder auf, während er ihm den Pelz zuwarf. „Du solltest niemanden von ihnen retten", sprach eine andere Stimme. Ein weiterer Mann stand etwas abseits und biss von seinem Apfel, während er Patrick kritisch musterte. „Der Bengel ist gottlos", murrte der Mann und spuckte das gekaute Stück in Patricks Richtung.
Der Mann vor ihm schnaufte wieder und lenkte somit Patricks Blick wieder auf ihn. Braune längliche Haare in einem Knoten, wobei ein paar Strähnen in seinem Gesicht hingen. Schwarze Farbe, die in seinem Gesicht und seinen Armen abgezeichnet waren. Er trug Klamotten, die keiner von den Bauern tragen würde und trotzdem kriegerisch wirkten. Mit einer Axt an seinem Gürtel, die mit goldenen Verzierungen versehen war. „Danke", sprach er und der Mann sah ihn wieder an. „Wer bist du", fragte er im gleichen Moment und der Mann vor ihm verzog sein Gesicht zu einem kurzen Lächeln, aber es verschwand so schnell, wie es erschienen war. „Lauf. Ein Leben an dem Tage ist genug. Mehr sollten nicht genommen werden", sprach er ruhig und drehte sich im nächsten Moment weg von Patrick. „Wie ist dein Name", schrie der Junge dem Mann hinterher und ließ ihn wieder stocken. „Nenn mich einfach Manuel", erwiderte der braunhaarige Mann und der Andere schnaubte wütend. Patrick nickte und blickte noch einmal auf den See, während er den Pelz des Mannes fester um seinen Körper schlang. Er wärmte ihn soviel mehr, als es ein Pelz jemals könnte und trotzdem fühlte er sich kalt. Kalt bei dem Anblick des Loches im See und der Vorstellung, dass sein kleiner Hund auf dem schwarzen Grund lag.
Patrick erzählte seinem Vater nie etwas über diese Begegnung. Er erklärte ihm, dass sein Hund starb, aber niemals von den beiden Männern, die ihn retteten. Den beiden Männern, die Patrick niemals vergessen würde. Besonders nicht den Mann mit den grünen Augen. Der Pelz blieb an seiner Seite und er wusste, dass er etwas Besonderes war. Er wärmte ihn und schützte ihn. Kein Pfeil und keine Klinge durchbrach das Fell. Er war viel gereist, besonders nach dem Tod seines Vaters. Hatte viele Dörfer besucht um vielleicht diesen Mann wieder zu finden. Ihm endlich aufrichtig sagen zu können, dass er ihm dankte. Ohne den Mann wäre er gestorben und würde nun diese Welt nicht mehr sehen können. Die Jahre zogen ins Land und Patrick kämpfte einige Schlachten, nachdem er endlich eine Klinge halten konnte. Der Pelz immer an seiner Seite und seine Gedanken stets bei dem Mann mit dem Namen Manuel.
„Die Alten sagen...", fing die Frau an und Patrick schnaubte. „Die Alten sagen viel", erwiderte er und trank einen Schluck von dem wärmenden Gebräu. „Die Götter waren stets auf unserer Seite, aber düstere Zeiten folgen", murmelte sie und einer der Männer lachte. „Die Götter sind nicht mehr als Lügen", sprach der Mann und die Alte krächzte. Ihr glasiger Blick fiel auf Patrick, der sich ein wenig in der Gruppe von Männern verkrochen hatte. Sie waren hier weil es der Kriegsführer wollte. Viele nannten ihn einen abergläubischen Narr, weil er für die Gunst der Götter sprechen wollte. Patrick ließ es meistens zu. Warum auch nicht? Wenn es sein Gewissen verstärkte, dann würde er sich dem Kriegsführer fügen. „Du", raunte sie und stieß einen Mann, der vor Patrick saß beiseite. „Du bist einem begegnet", murmelte sie, während ihr Blick starr auf seinem Pelz lag. Schwarzes Fell mit einer goldenen Gravur, die Patrick in so vielen Nächten mit dem Finger gefolgt war. „Das ist das Fell von dem Fenriswolf", murrte die Frau und wollte über den Pelz streichen, aber Patrick warf ihr einen warnenden Blick zu. „Welcher der Götter hat ihn dir vermacht", wollte sie wissen, während die Männer um die beiden herum lachten. „Geh Alte. Der Bursche kann keine Götter gesehen haben, weil sie nicht leben", sprach der Mann vor ihm und schubste nun die alte Frau in den Dreck. „Sie werden euch verachten und wenn ihr vor eurem Untergang steht, dann werden sie einfach nur zuschauen", kreischte sie und zischte, während die Männer wieder lachten.
Patrick strich sanft über das schwarze Fell, welches immer noch so weich wie am ersten Tag war. Nachdem sie endlich fertig waren und die Männer gingen, band er sich sein Pelz um und schritt zu der Alten, die leise murmelnd auf dem Boden saß. „Du sagtest, dass ich einem Gott begegnet sein soll", raunte er und die Alte lachte. Krächzend und röchelnd. „Du bist nicht irgendeinem Gott begegnet. Der Pelz ist wertvoll. Was mag er nur in einem Gottlosen gesehen haben?" Patrick schnaufte genervt, während er sich nun neben der immer noch murmelnden Frau kniete. „Was meint ihr damit?" „Wer weiß das schon. Die Götter entscheiden. Wir folgen nur ihrem Ruf", murmelte sie und starrte starr an die kahle Wand. Patrick stand wieder auf und ging von der Alten weg, während sie lachte und schrie. Konnte es wirklich sein, dass ihn ein Gott gerettet hatte? Doch warum hatte er es dann getan, obwohl Patrick niemals an solche Sachen glaubte? Sein Vater hatte es ihm so gelehrt und Patrick konnte sich nicht vorstellen, dass es wirklich höhere Mächte gab, die sein Leben bestimmten. Doch der Pelz war etwas Mystisches. Etwas Wertvolles, welcher ihn immer wieder schützte. Lag sein Leben wirklich in den Händen eines Gottes? In den Händen des Mannes mit den grünen Augen?
Sie reisten weiter in Richtung Küste. Die Stämme waren aufgewühlt und einige Anführer schlossen sich zusammen gegen die anderen Dörfer, doch Patrick wusste, dass etwas passieren würde. Der Wind drehte sich und der Winter ließ auf sich warten. Er hatte angefangen immer wieder öfter an die Götter zu denken. Hatte immer wieder öfter Wörter an sie gerichtet. Hatte sie darum gebeten, dass der Winter kommen sollte, denn der Wind trug Kunde von anderen Menschen. Menschen mit Booten und Waffen, die sie nie besitzen würden. Menschen, die sie tot sehen wollten. Patrick zweifelte immer mehr an dem Willen der Götter und verfluchte sich für den Gedanken, dass sie wirklich existierten. Dass sie über die Menschen wachten, während er seine Brüder umbringen musste. Während er im Blut von Bauern badete, weil sie alle Angst hatten. Weil die Angst sie zu Feinden werden ließ. Und als ihn dann eine Klinge ungünstig erwischte, wusste er, dass er mal wieder kurz davor stand, diese Welt zu verlassen. Doch dieses Mal rettete ihn nicht der Mann mit den grünen Augen, sondern seine Schildbrüder, die ihm vom Schlachtfeld zogen. „Lasst mich da sterben", murmelte er, während einer von ihnen seinen Bauch verband, so fest, dass ihm schwarz vor den Augen wurde. „Wer mit der Klinge in der Hand", flüsterte er, aber er unterbrach sie selber. Er würde nicht als Krieger sterben und dann zu den Göttern gelangen. Er würde hier sterben und dann würden sie seinen Körper den Hunden geben, damit sie noch fixierte auf das Menschenfleisch reagierten.
Patrick fieberte. Sie ließen ihn nur am Leben, weil es sein Kriegsführer so wollte, während seine Wunde schmerzte und schon eiterte. Sein Leben rauschte mal wieder an ihm vorbei und die Schmerzen machten es ihm unerträglich auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Er wollte nicht sterben. Nicht hier auf einer dreckigen Matte, während alle seine Kameraden nur darauf warteten, dass er an seinen Wunden erlag. Patrick wünschte sich in diesem Moment nur noch ein Mal in die grünen Augen des Mannes zu sehen. Die leise Worte von ihm zuhören und verfluchte sich, dass er aufgegeben hatte nach ihm zu suchen. Immer wieder sprach er zu den Göttern. Murmelte. Flüsterte. Röchelte, während seine Wunde immer mehr schmerzte. Er fiel oft in Ohnmacht, aber zwang sich dazu wach zubleiben. Umklammerte den Pelz so fest, dass niemand ihm diesen entreißen konnte. Er betete zu seinen Göttern. Betete für sein Leben. Betete für den Mann, der vielleicht ein Gott war. Betete, dass ihn irgendjemand erhören würde. „Ásaheill ok Vana!" Patricks Ohnmacht holte ihn immer weiter ein, während er die Worte wie ein Mantra sprach. Sein Mantra. Doch im nächsten Moment holte ihn die Schwärze ein und sein Mantra verstummte. Götter konnten ihm anscheinend schon lange nicht mehr helfen.
Das hier wird wahrscheinlich ein dreiteiliger OS, weil ich einfach nicht kurz schreiben kann xD Der zweite Teil folgt dann morgen und der dritte vielleicht übermorgen, aber ich denke schon :)
Euch eine wundervolle Gute Nacht <3
Muffin
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