Behind the Glass

Behind the Glass


~91 Tage nach dem Erwachen~


„'Cause I'm the wanderer yeah the wanderer. I roam around around around", sang er leise, während er den Staub um seinen Füßen aufwirbelte. Sein Rucksack fest auf seinen Rücken gebunden und seine Schutzbrille um die Stirn. Die braunen Haare voller Staub und giftgrüne Augen stur auf die Ruine gerichtet. „Oh well I roam from town to town. I go through life without a care." Er sprang auf einen Betonblock und zog sich singend seine Schutzbrille über die Augen, während er seinen Baseballschläger schwang. Ein großes schwarzes Insekt kam auf ihn zu gekrabbelt, welche er liebevoll 'Scheißviecher' benannt hatte. Der junge Mann holte aus und schlug das Insekt beim Sprung auf ihn mit voller Wucht. „'Till I'm happy as a clown. Woah! Touchdown meine verehrten Damen und Herren", grölte er und zog sich seine Schutzbrille wieder von den Augen. Seinen Schläger immer noch in der rechten Hand, schritt er weiter auf das Gebäude zu. Staub bedeckte den Boden, während alle Fenster zersprungen waren und die Scheiben leise unter seiner Sohle knackten. Es war eine Ruine, aber er erhoffte sich etwas Gutes zu finden. Auf dem Rückweg müsste er nochmal bei dem 'Scheißvieh' halt machen und er schüttelte sich jetzt schon bei dem Gedanken. Momentan blieb ihm nichts anderes übrig und gebraten schmeckte das Insekt nicht ganz so schlecht.


Seichtes Licht fiel durch die zerbrochenen Fenster und der junge Mann wirbelte immer wieder den Staub auf, wenn er sich weiter in das Gebäude hineinbewegte. Viel würde ihm nicht begegnen, aber er wollte nicht schon wieder auf so ein Nest stoßen. Den Gestank würde er wieder Wochen in seiner Nase haben, auch wenn er von den Eiern einige Zeit leben konnte. Doch der junge Mann hörte nichts auffälliges und band seinen Schläger wieder an seinen Rucksack. Er schritt zu den umgefallenen Stühlen. Den kaputten Tischen. Den zerrissenen Gemälden. Es war ein Wunder, dass das alles hier noch so stand. Unberührt mit einer dicken Staubschicht. Der Anblick machte ihn traurig und nahm ihm die gute Stimmung, die er draußen gehabt hatte. Der junge Mann seufzte schwer und schob die Schubladen auf, während er nach irgendetwas Nützlichen kramte. Das Leben war scheiße und der junge Mann war alleine. Nicht ganz alleine, aber diesen Gedanken verdrängte er auch schnell. Die Ausbeute war bis jetzt nicht wirklich gut und deswegen schritt er weiter in das Gebäude, auch wenn die Balken ächzten. Sein Gefühle sagte ihm, dass sich noch etwas hier drin befinden könnte, was er brauchte, aber sein Instinkt schrie, dass das hier nicht sicher war. Doch sterben würde er sowieso alleine. Also warum nicht hier. Er strich sachte über die Wand und fühlte die Nässe, die sich durch den Beton bohrt. Lange würde das Gebäude hier nicht mehr stehen, weswegen es wichtig war, dass er alles durchsuchte und die wichtigen Dinge rettet.


Knarrend schob er eine Tür auf und zuckte zusammen, als er die kleinen Knochen sah. Das Grundgerüst eines Bettes war zu sehen und der junge Mann schluckte schwer, während er den Raum betrat und seinen Blick von den drei Skeletten abwandte. Anscheinend eine Familie, die keine Möglichkeit hatten und dann an den Folgen des Krieges gestorben waren. Der junge Mann band sich seine Haare zusammen, während er zu der Kommode trat und sie leise aufschob, als würde er sie nicht wecken wollen. Er keuchte auf, als er nicht nur ein paar Klamotten fand, sondern auch eine Brieftasche, die unter den Klamotten versteckt war. Er zog sie hervor und biss sich hart auf die Lippe, als kleine Bilder zum Vorschein kamen. Sie sahen nicht gut erhalten aus und eigentlich konnte man kaum etwas erkennen. Trotzdem drehte er sich um und blickte zu den drei Gerippen, die eng umschlungen auf den Bett lagen. Schnell schüttelte er seinen braunen Schopf und kramte in der Brieftasche, während er erleichtert feststellte, dass sich darin wirklich Münzen befanden. Kupfermünzen. „Die muss ich mir leider ausleihen", murmelte der junge Mann und steckte die Münzen in seine Hosentasche. Sachte strich er über die Klamotten und seufzte, während er zu dem Bett schritt und sie neben den Körpern platzierte. So leise wie er in den Raum getreten war, schritt er nun aus diesem raus und schloss sachte die Tür. Er hätte die Klamotten gebrauchen können, aber er hatte sich schon die Münzen genommen und diese waren wichtiger.




Viel hatte er am Ende des Tages nicht gefunden. Vor dem Gebäude zog er ein altes Blatt Papier heraus und kritzelte kurz auf diesem herum. Er wollte nicht in das selbe Gebäude zweimal reingehen, weswegen er sich immer eine Karte machte. Der junge Mann stand wieder auf, während er das Blatt Papier in seiner Jackentasche verstaute und zu dem Insekt ging, welches immer noch an der selben Stelle lag. Er rümpfte die Nase, während er sich dem Vieh nährte und es dann an eines seiner Beine packte. Mit Blick gen Himmel schritt er dann wieder in Richtung seiner Unterkunft, während er das Insekt hinter sich herzog und leise eine Melodie summte. Um ihn herum lagen Trümmer. Kaputte Autos und unter der Asche lagen Menschen. Der Krieg brachte niemanden was Gutes und irgendwie wusste er, dass er wahrscheinlich der einzige lebende Mensch auf der Welt war. Obwohl das nicht ganz stimmte. Er war der einzige Mensch, der wirklich erwacht war.



Seine Unterkunft war eine alte Armeestation. Nicht weil es hier sicherer war oder es hier nicht zu kalt und nicht zu warm war. Hier war er nur nicht komplett alleine. Eine riesige Schlucht grenzte an dem Gebäude und durchzog es, während an der offenen Seite einige Decken hingen, damit der Wind nicht komplett durch das kleine Gebäude fegen konnte. Es war riskant, dass er sich seinen Unterschlupf genau hier ausgesucht hatte und wirklich geschützt war er nicht. Der junge Mann schob das stinkende Insekt näher an die Schlucht, weil auf der anderen Seite des Raumes sein Bett war und er ohne den Gestank von dem Vieh einschlafen wollte. Er schritt zu der Kapsel und strich sanft über das Glas, während er den Staub entfernte. Seinen Rucksack stellte er an die Maschine und grinste frech durch das Glas. „Bin wieder da", verkündete er freudig und streckte sich ein mal, bevor er sich zu seinem Rucksack hockte. „Ich habe ein bisschen Kupfer gefunden. Mal schauen, ob ich damit wirklich das bauen kann, was ich will", murmelte er und stand wieder auf um einen Blick auf den Körper in dem Gefäß zu werfen. Er kannte den jungen Mann in der kleinen Kammer nicht wirklich, außer die paar Informationen, die er in dem kleinen Computer von dem Gefäß fand. Der junge Mann hatte Glück und wusste es nicht mal, weil er schlief und auf sein Erwachen wartete. Die Bombe hatte alle seine Kameraden mitgerissen. Nur nicht ihn, doch er brauchte Energie, damit er aufwachen konnte.



Der junge Mann strich nochmal über das Glas und setzte sich dann in Bewegung. Er hatte schon einige Dinge in dieser Welt gefunden, welche er geordnet lagerte und hoffte, dass er sie bald gebrauchen könnte. Für eine Batterie fehlten ihm noch einige Dinge, aber er kam seinem Ziel jeden Tag einen Schritt näher. Langsam ging er auf ein Gefäß zu und schüttete da die wenigen Münzen zu den anderen, die da schon seit einigen Tagen lagerten. „Heute gibt es mal wieder 'Scheißvieh'", sprach der junge Mann und blickte nochmal angewidert zu dem Insekt. „Du weißt ja. Mein Lieblingsgericht", murrte der Braunhaarige, während er sein Messer aus seinem Gurt zückte und sich sein Halstuch über die Nase zog. Der Panzer von den Viechern war an einigen Stellen nicht so hart. Gerade am Bauch waren sie leichter zu knacken, weswegen der junge Mann das Insekt auf den Rücken drehte und den Panzer langsam zerbrach. Ruhig rührte er durch die Suppe und wärmte seine Hände ab und zu an dem Feuer, welches nun auch seinen kleinen Unterschlupf aufwärmte. Die Nächte waren kalt, aber der junge Mann war schon daran gewöhnt und hatte eigentlich genug Decken, aber er wollte noch ein bisschen bei dem Offizier in dem Gefäß sitzen. Er schöpfte sich die Suppe in sein Behälter und schritt zu der Kapsel, bevor er sich an dieser lehnte. „Guten Hunger", sagte er und schlürfte seine Suppe, während er auf den Körper sah, der sachte schlief.



Er konnte sich nicht vorstellen, wie es genau sein müsste, obwohl er in der selben Situation war. Konnte der Mann ihn hören? Leben tat er noch nach seinen Werten, auch wenn es wahrscheinlich nicht mehr lange sein wird. Er trug die Uniform eines Offiziers und hatte mehrere Abzeichnungen an seinem Hemd geheftet. An seiner linken Brust war ein kleines Namensschild mit den Initialen P. Mayer aufgestickt. Braune Haare klebten ihn gegen seiner Stirn und seine Augen waren sanft geschlossen, während eine Atemmaske sein Gesicht verzierte. Der junge Mann schlürfte wieder an seiner Suppe und wischte über den kleinen Monitor, wo er die Lebenszeichen des Mannes in dem Gefäß überprüfen konnte. Patrick war sein Name. 29 Jahre alt und bei guter Verfassung. Und wahrscheinlich der einzige Überlebende in der ganzen Stadt neben dem jungen Mann, der weiter an seiner Suppe schlürfte. „Ich bekomme das schon irgendwie hin", sagte der Braunhaarige und wandte seinen Blick endlich von dem Körper ab.




„Manuel!", schrie sie und der junge Mann sah geschockt zu seiner Mutter, die ihn in den Keller zerrte. „Hol die Sachen und geh dann in den Bunker", sprach sie und Manuel sah sie verwirrt an. „Was ist denn los?" „Mach", zischte sie und rief schon nach seinen anderen Brüdern. Der braunhaarige junge Mann stockte kurz, schritt danach aber mit schnellen Schritten in den Keller und ging zu der kleinen Kiste. Es war ihre Notfallkiste, die seine Mutter schon Wochen vor dem Ausbruch des Krieges gekauft hatte. „In den Bunker", sagte Peter und hielt seinen kleinen Sohn fest in den Armen. Manuel sah sie lächelnd vor sich, wie sie im Garten spielten und dann war es dunkel. Finsternis umgab ihn und eine unangenehme Kälte, während er merkte, dass irgendetwas immer wieder Sauerstoff in seinen Lungen pumpte. Danach sag er nur noch rot. Blut und verzerrte Fratzen, die eigentlich seine Familie sein sollten.



Manuel schreckte aus seinem Schlaf und keuchte schwer, während er versuchte sein rasendes Herz zu beruhigen. Immer wieder wenn er die Augen schloss, sah er die ausgezehrten toten Gesichter seiner Familie und ein Schluchzen durchfuhr seinen Körper, während er sich in seinen Klamotten krallte. Das Erwachen war nicht nur schmerzhaft, sondern hatte anscheinend nur bei ihm funktioniert. Seine komplette Familie hatte einen Fehlfunktion an den Kapseln. Nur seine nicht. Nach dem Erwachen dann seine tote Familie zusehen, ließ ihn immer noch schmerzerfüllt aufschreien. Tränen rannen seinen Wangen hinab und er versuchte sein Schluchzen zu unterdrücken, aber der Schmerz in seinem Inneren war zu groß. Mit wackeligen Beinen und seiner Decke stand auf und schritt vorsichtig zu dem Gefäß. „Alptraum", brachte er zittrig hervor und ließ sich neben Patrick nieder. Er lehnte seinen überhitzten und dröhnen Kopf an das kühle Metall. „Werde ich jemals wieder leben können?" Manuel blickte kurz zu den Decken, die im Wind wehten und seufzte. „Ich hätte mich schon längst umgebracht, hätte ich dich nicht gefunden. Obwohl es keine Hoffnung gibt", sprach er und schluchzte wieder, bevor er sich über die Augen wischte. „Ich will nicht mehr alleine sein."




~98 Tage nach dem Erwachen~



Manuel streckte sich, nachdem er den alten Plattenspieler ordentlich hingestellt hatte. Er hatte alle Sachen ein wenig aus dem Weg geräumt und schritt nun auf die kleine Plattensammlung zu. Er zog eine Scheibe aus dem Stapel und lächelte dann, während er zu dem kleinen Spieler ging. „Vielleicht nicht ganz deine Musik, aber heute ist Tanztag", sprach der Braunhaarige und legte die Platte auf. Musik erfüllt den Raum und der junge Mann nickte zu dem Takt, während er kurz seine Augen schloss. „Somewhere beyond the sea. Somewhere waitin' for me. My lover stands on golden sands", sang er mit und drehte sich leicht, während er mit seinem Füßen ihm Takt der Musik trat. Er tanzte sachte durch den Raum und lachte, während er sich drehte. Die Sonne wärmte den Boden unter seinen Füßen und die Decken lagen sachte auf den Boden. Ihm war es in dem Moment so egal wie er aussehen müsste, denn es gab keinen der ihn sehen konnte. Niemand in dieser schrecklichen Welt konnte ihn singen hören, weswegen er den Text so laut er konnte mit schmetterte. „It's far beyond a star. It's near beyond the moon. I know beyond a doubt. My heart will lead me there soon:" Manue lachte und sah kurz zu dem Gefäß, während er sich zu dem Glas bewegte. Sanft im Takt der Musik klopfte er auf das Glas. „We'll meet beyond the shore. We'll kiss just as before. Happy we'll beyond the sea and never again I'll go sailin'."




„Wenn du erst mal wach bist, dann tanzen wir zusammen", murmelte der Braunhaarige und warf einen Blick zu dem Mann in der Kapsel. „Und ich will kein 'Nein' hören. Vielleicht nicht zu dem Song, aber zu irgendeinem tanzen wir dann", sprach er weiter und strich über das Glas. Ihm würde es wahrscheinlich sogar reichen, wenn er ihn nur kurz in den Arm nehmen würde. Zu groß war das Verlangen nach menschlicher Nähe und besonders nach der von Patrick, der schon seit etlichen Wochen bei ihm war. Wie er wohl klingen wird? Was er wohl sagen würde, wenn Manuel ihm alles erklärte? „Es wäre schön, wenn ich endlich jemanden bei mir hätte. Wir wären dann die letzten beiden Menschen auf dieser Welt", erklärte Manuel und stand auf. Er strich über sein Shirt und zog sich seine Jacke über. „Ich muss jetzt aber nochmal los. Hoffentlich finde ich endlich alles", flüsterte der Braunhaarige. Er nahm sich seinen Rucksack und überprüfte seinen Schläger, während er aus seinem Unterschlupf trat. Die Sonne brannte auf die Erde hinab und Manuel zog sich seine Kapuze über, während er sich seine Schutzbrille auf die Augen zog. Er wollte verhindern, dass er einen Sonnenstich bekommen würde. Das wäre dann nämlich so gut wie sein Todesurteil und eigentlich wollte der Braunhaarige erst den Löffel abgeben, wenn er wirklich alles versucht hatte, um Patrick zu helfen.



Er schritt mal wieder über Trümmern und holte seine Karte heraus, als er an einer Kreuzung ankam. Einige Häuser hatte er schon durchsucht, aber nichts gefunden, was irgendwie wichtig wäre. Manuel seufzte, während er über die staubigen Straßen schritt und versuchte der Hitze der Sonne aus dem Weg zu gehen. Wirklichen Schutz hatte er nicht und seine Brille schränkte seine Sicht enorm ein, aber seine Augen waren die hohe Sonnenstrahlung nicht gewohnt. Er wollte nicht blind werden, auch wenn das verringerte Sichtfeld ebenfalls seinen Tod bedeuten könnte. Insekten konnte Manuel ziemlich leicht aufspüren und hören, aber hier in der Stadt gab es gemeinere Kreaturen, die der Braunhaarige zum Glück nur vom Weiten bestaunen konnte. Eine Tankstelle erschien in seinem Sichtfeld und Manuel schritt freudig zu dieser. Die Benzinsäulen waren nicht wirklich ganz, aber darum musste er sich keine Sorgen machen. Hätte er einen Generator, dann wäre Patrick wahrscheinlich schon seit Wochen wach und würde mit ihm durch die Gegend streifen. Die Tankstelle lag gut versteckt hinter einem größeren Gebäude und der Innenraum war kühler als gedacht. Manuel schob sich seine Schutzbrille gegen die Stirn und entfernte somit die störenden Strähnen. Er schritt schnell zu der Kasse und seufzte genervt, als er merkte, dass sie abgeschlossen war. Vielleicht lag hier irgendwo ein Schlüssel, aber in diesem Moment fiel ihm etwas ganz anderes ins Auge. Aluminiumfolie und das nicht gerade wenig. Das sollte eigentlich mehr als genug für die selbstgebaute Batterie reichen, weswegen er einige von ihnen in seinen Rucksack packte. Sein Herz hüpfte freudig in der Brust bei dem Gedanken, dass er Patrick bald aufwecken könnte und Manuel lachte kurz auf. Schon bald würde er nicht mehr alleine sein.




Schnell band er die Kabel an das Gefäß und setzte sich auf. „Bald ist deine Batterie voll und dann müsste es eigentlich funktionieren", sprach er und lächelte breit, während Patrick immer noch schlief. „Dann können wir uns auch endlich ein ordentliches Versteck suchen, weil wirklich sicher sind wir hier nicht", sprach Manuel und sah nochmal kurz zu seiner selbstgebauten Batterie. „Dann werde ich nicht mehr alleine sein, also wenn du dann bei mir bleiben willst", warf er noch kurz ein und kaute nervös auf seiner Lippe. „Wir werden dann die Letzten sein, aber wenn einem das Leben was schenkt, dann sollte man es annehmen und das Beste daraus machen, nicht wahr", fragte er und sah kurz durch die wehenden Decken. „Keine Ahnung, wie ich dir das alles erklären soll. Hey Patrick. Schön, dass du wach bist, aber alle die du kanntest sind tot", murmelte der Braunhaarige und wischte sich kurz über die Augen. „Ich sollte nicht sentimental werden. Bitte wach einfach nur auf", flehte der junge Mann und schaute nochmal kurz zu der Batterie. Er wischte über den Monitor und drückte auf die verschiedenen Programme. Die Kapsel war so eingestellt, dass Patrick eigentlich nach 100 Jahren aufwachen sollte, aber der Zähler von dem Gerät war nicht aktuell, auch wenn Manuel selber nicht wusste, welches Jahr nun war. Doch auch wenn die 100 Jahre noch nicht erreicht waren, würde Patricks Werte nicht mehr lange durchhalten und sich dann die Kapsel Notausschalten. Es musste einfach klappen.




~99 Tage nach dem Erwachen~



Manuel streckte sich unangenehm und stöhnte auf, als er über seiner schmerzenden Schulter fuhr. Sein Nacken war mehr als verspannt und eigentlich wollte er die Nacht wach bleiben und darauf warten, dass Patrick endlich erwachte. Erschrocken sprang Manuel auf und blickte auf das Gefäß. Seufzend sah er zu den Körper, welcher immer noch schlafend dalag. Hatte es nicht funktioniert? Schnell schritt er zu der Batterie, aber mit dieser war alles okay, weshalb er zu dem Monitor sah und mit Erschrecken feststellen musste, dass der Monitor aus war. „Nein. Nein. Nein", zischte der junge Mann und tippte wild auf den Display, aber nichts tat sich. „Bitte tu mir das nicht", sprach er und schluchzte auf. Das Gefäß war aus. Alle Systeme waren heruntergefahren und Patrick noch immer nicht erwacht. Manuel wusste, warum der Offizier noch schlief. Warum die Werte von ihm eigentlich noch gut waren. Er war klinisch tot. Manuel hatte mit einem Toten gesprochen. Hatte sich Hoffnung gemacht, dass der junge Mann dort vor ihm noch leben würde. Er schrie und trat gegen die Maschine. Er weinte und hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Scheiben, bis seine Hände schmerzten. „Warum tust du mir das an", schrie er und schluchzte. Kraftlos ließ er sich auf seinen Knien sinken und lehnte seine Stirn wie so oft gegen das kalte Metall.



Es war alles umsonst. All die Mühe und das Suchen. Die ganzen Nächte, die er in seinen Decken gewickelt lag und sich Hoffnung machte, dass er bald nicht mehr alleine liegen würde. Dass er jemanden bei sich hatte. Dass Patrick bei ihm war. Manuel schluchzte wieder und stockte dann, während er sich die Tränen weg wischte. Er hatte etwas gehört. Es war nicht laut, aber es hatte sich wie Schritte angehört. Der junge Mann schnappte sich seinen Schläger und schlich aus dem Gebäude, während er die Fenster immer wieder im Blick hatte. Er hörte wirklich Schritte und er roch Blut. Metallisches Blut. Das Flüstern drang durch die Decken und Manuel konnte keine wirkliche Sprach ausmachen. Es waren Laute. Es waren Menschen. Doch anscheinend keine so wie Manuel. Sie trugen Knochen um ihre Körper und hatten sich komplett mit der Farbe des Blutes und der Asche bedeckt. Sein Instinkt schrie ihn wieder an, dass er hier schnell weg musste. Doch kaum hatte er einen Schritt in die eine Richtung getan, hörte er sie nicht mehr und im nächsten Moment spürte er einen stechenden Schmerz in seinem rechten Arm. Manuel schrie auf und zog den Pfeil aus seinem Fleisch, während er den Krater hinabrutschte und die Menschen ihm hinterher. Sein kompletter Ärmel verfärbte sich rot und Manuel hielt sich zischend die Wunde zu. Das war sein Tod. Er mordet durch Menschen, wobei er dachte, dass es keine mehr gab. Einer der Typen umfasste sein Bein und Manuel stürzte die letzten Meter hinab, während er mit seinem Bein hängen blieb. Wieder durchfuhr ihn ein stechender Schmerz und der junge Mann schrie auf. Tränen schossen ihm in die Augen, während er einen der Typen näher kommen sah.



Der Mann lächelte unter der Maske aus Asche und Blut. Sein Speer fest in der Hand. Er trat ihm noch einmal gegen das Bein, welches schon so schmerzte und Manuel schrie auf. Er würde sterben und dann würde diese Typen ihn bestimmt verspeisen. Patrick und ihn. Wie konnte er nur die ganze Zeit so leichtsinnig sein. Diese Leute hatten ihn bestimmt schon länger überwacht und wahrscheinlich nur darauf gehofft, dass er endlich den Offizier befreite. Zwei Menschen waren wohl immer noch besser als einer. Auch wenn der eine schon seit einigen Jahren tot war. „TU ES", schrie der Braunhaarige und sah den Mann vor ihm hasserfüllt an. Ihn hielt hier nichts mehr, weswegen er seine Augen schloss und nur noch auf den erlösenden Stoß wartete. Doch ein Knall ließ ihn zusammen zucken. Der Mann vor ihm sackte zusammen und die anderen Männer schrien, während sie sich in allen Richtungen verstreuten. Ein weiterer Knall folgte und dann noch einer. Manuel konnte nicht wirklich ausmachen, woher es kam, weil es in der kleinen Schlucht immer wieder hallte.



Wenige Minuten später setzte sich Manuel auf und sah eine Gestalt, die sich auf ihn zu bewegte. Sein Herz hämmerte wild gegen die Brust, als er den jungen Mann erkannt und wieder brannten seine Augen, weshalb er sie einmal fest zusammenkniff. Er wischte sich mit seinem gesunden Arm über die Augen und stöhnte schmerzerfüllt auf, als sein blutender Arm sein ganzes Gewicht halten musste. Schwerfällig sackte er wieder in den Staub und lächelte, als der junge Mann sich zu ihm setzte. „Alles gut", fragte Patrick lächelnd, während er seine Waffe beiseite legte und Manuels Bein aus den Trümmern befreite. „Ich dachte, dass du", fing der Braunhaarige an, aber zischte dann wieder auf. „Sorry", murmelte Patrick. „Wir tragen dich erst mal nach oben und schauen uns dann deine Wunden an, okay", erwiderte der Offizier und stützte Manuels Rücken mit einer an. Er ließ Patrick gar nicht weiter machen, sondern bewegte seine Arme um ihn, auch wenn es schmerzte und drückte den jungen Mann fest in einer Umarmung. Patrick schien im ersten Moment überrascht und eigentlich wollte Manuel schon loslassen, auch wenn es sich gerade viel zu gut anfühlte, doch Patrick drückte ihn nun auch fest an seine Körper. Er war nicht mehr alleine.




Hallo :D Ich bin momentan ein wenig in OS Stimmung und wollte mal schauen, wie euch solch ein Genre gefällt :) Hätte sogar eine Idee für einen zweiten Teil, aber das lasse ich euch entscheiden :3



Gaaaaanz liebe Grüße

Muffin

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top