2. Berührung

(P.o.V. Otabek Altin)

Zwar studierte ich nebenbei und arbeiten tat ich ebenfalls, doch spielte es gegen meinen Instinkt den fremden Jungen einfach in dieser persönlichen Hölle zu lassen. Das man jemanden anfasst der Berührungsängste hat und ihn dann nicht losließ, zerriss selbst meine Nervenstränge. Das war aus meiner Sicht gegen jegliche Menschenwürde. Wir konnte man so skrupellos mit jemandem umgehen? Somit schlief er in meinem Bett, während ich schon seit geschlagenen drei Tagen auf der Couch lebte. Dem Anschein nach war er irgendwie in Ohnmacht gefallen. Mit viel Gerede konnte ich die Angestellten dazu bringen, ihn mir zu überlassen. Somit war er irgendwie mein.. Eigentum... Ich konnte bestimmen was er tat, wie er es tat und wann er es tat. Grauenhaft diese Gesetze. Wie konnte man sowas nur veranlassen? Der junge hatte ernstahfte Probleme, aber als ich mir seine Akte durchgelesen hatte, hab ich nur herausgefunden, dass er unter 'Aggressionsproblemen' leidet. Was ist das für dummes Gelaber? Offensichtlicherweise leidet er unter allem nur nicht darunter.

Genervt drehte ich den Schlüssel im Schloss. Nicht nur meine Gedanken nervten mich, sondern auch die Tatsache, dass heute alle Leute nur scheisse geredet hatten. Ob an mich gerichtet oder nicht, es war einfach dumm. Gerade wollte ich meine Schuhe in die Ecke pfeffern, da stand der Blondhaarige vor mir. Irritiert sah ich in diese ausdrucksvollen grünblauen Augen. Angst spiegelte sich in genau diesen. Im selben Moment stolperte er rückwärts zu Boden, während er irgendetwas nuschelte. "A-Alles gut! Ich berühre dich nicht! Du berührst nicht mich! Alles in reiner Butter!" Was laberte ich da eigentlich für einen Mist. Nichts war hier in 'reiner Butter'. Der Junge hatte panische Angst vor meiner puren Anwesenheit und wir lebten mittlerweile zusammen. "Wo bin ich?! Was mach ich hier?! W-", durch das heben meiner Hand konnte ich ihn unterbrechen. Langsam rutschte ich an der Tür runter, was ihn etwas zurückzucken ließ. "Du bist bei mir zuhause.. Ich hab dich mitgenommen, weil ich die Umstände in dem Heim eine Unverschämtheit fand", erklärte ich so ruhig wie möglich, was ihn misstrauisch blicken ließ. "Sie lügen doch! So wie alle!" "Aggressionsprobleme", spottete ich, übergang seinen Kommentar und nahm seine Akte aus der Kommode. Ich lagerte sie aus reinem Platzproblem dort. "Ganz offensichtlicherweise leidest du unter meinetwegen allem, aber nicht darunter", platzte es aus mir heraus. Sein Blick war nicht wirklich definierbar. Allerdings rechnete ich mit allem, aber keiner großen Freude. "Danke", kam es monoton. Er stand auf, um leicht schwankend den Flur ins Wohnzimmer zu gehen. Oh.. ich hatte ihn geduzt..

Mittlerweile saßen wir an dem mittelgroßem Esstisch, um zu mittag zu essen. Erstaunlicherweise nahm er reichlich, was ich nicht unbedingt geahnt hatte. "Ist dein Badezimmer sauber?" "Ja.. so wie alles hier.. warum..?", mehr als nur etwas Verwirrung lag in meiner Stimme. „Kann ich nach dem Essen duschen?" „Klar. Frische Handtücher sind unter dem Waschbecken.." Was hatte dieser junge in seinen 17 Jahren nur durchgemacht?

(P.o.V. Yuri Plisetsky)

Ich schloss die Tür hinter mir. Das Essen war gut, das konnte ich nicht leugnen, aber ich war verunsichert. Alles war neu: Die Umgebung, Die Gerüche, der Untergrund.. alles. Das Taubheitsgefühl aus meinem Schlaf war verschollen. Leicht zweifelnd nahm ich ein zwei Handtücher aus dem Unterschrank. Diese legte ich auf der Toilette ab, da ich mir bei dieser sicher war, dass sie sauber ist. Die Badewanne, welche neben der Dusche war, schien ebenfalls sehr sauber. Vielleicht log er doch nicht.. Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung. Es war kühl hier, weshalb ich zügig unter die warme Dusche sprang. Endlich hatte ich Privatsphäre beim Duschen. Normalerweise gab es nur schmutzige Gemeinschaftsduschen. Allein von dem Geruch konnte ich auf der Stelle kotzen. Nervös nahm ich die Shampooflasche. Diese Fragen und Gedanken machten mich fertig. Ein Zittern durchfuhr meinen Körper.

Frischgeduscht, aber immer noch mit diesem seltsamen Gefühl kam ich hinter dem Vorhang vor. Irgendwas stimmte nicht.. Der Aufschlag ließ mich wieder aktiver werden. Mein Körper schmerzte irgendwie.. aber andererseits auch nicht. War es vielleicht lediglich meine Psyche die mir einen Streit spielte? „Yuri? Alles okay?" Stille. Für den Moment hatte ich alles verlernt. Denken, Atmen, Leben. Die Tür ging auf. Seine dunkelbraunen Augen musterten mich. „Nicht anfassen", keuchte ich hervor. Bedrückt nickte er. „Was ist überhaupt passiert?" Meine Schultern zuckten kurz, was ihm zu verstehen gab. Hatte ich Angst? Keine Ahnung.. vielleicht.. vielleicht nicht. „Du kannst aber nicht auf dem Boden liegen bleiben", drang seine ruhige Stimme an mich heran. „Bitte.. lass mich dich in das andere Zimmer tragen.." Knapp schüttelte ich den Kopf. „Tut mir leid.."

Seine Hände umgriffen meinen Rücken, sowie meine Kniekehlen. Kurz stockte mir der Atem. „L-lass mich los!", klagte ich kleinlaut. Angst durchzuckte mich. Unkontrolliert brüllte ich, schlug auf ihn ein. Doch er legte mich stumm auf dem Bett ab und ging wieder. Zitternd zog ich meine Knie zu mir. Zu viel. Zu viel. Es beängstigte mich. Oft wurde ich getragen, aber nich nie hatte ich mich so federleicht dabei gefühlt. Keine Ahnung warum das so war.. Diese Unwissenheit machte mir nur noch mehr Angst. Im Eifer des Gefechts zwischen Stress und Angst, übergab ich mich einfach. Es war nicht das erste Mal, dass ich brechen musste, nachdem man mich berührt hatte oder etwas negatives vorgefallen war. Allerdings machte mich genau das, meist noch unruhiger.

Mit den Armen um meinen grummelnden Bauch geschlungen, zog ich mir irgendetwas an, um das Zimmer zu verlassen. Ich wollte Tücher holen, so wie ich es sonst auch immer tat. „Yuri? Brauchst du was? Du bist so blass...?" Wieso war er hier? Ich wollte das nicht! Ich wollte.. was wollte ich überhaupt? „Tücher..", hauchte ich so leise, dass ich mich selbst kaum verstand. Wieso fragte ich überhaupt? Allein hätte ich sie früher oder später auch gefunden.. Er nahm eine Küchenrolle, aber fragte dann, für was ich sie brauchen würde. „Zum Putzen", antwortete ich wahrheitsgemäß. Er gab sie mir, doch folgte mir sogleich. Es machte mich Unsicher so einen Schatten hinter mir zu haben. Wenn ich einen Fehler machen würde.. würde er dann zubeißen? Ein unangenehmer Schauer durchfuhr meinen Körper.

Gerade wollte ich mich niederknien, da spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

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