kapitel o7; anstoß finden
DER BASS HÄMMERT so tief, dass er Jimins Kopf mit einem zufriedenstellenden, dumpfen Rauschen erfüllt. Es ist einer dieser Momente, in denen Denken überflüssig wird, nur noch unnötiger Ballast. Dein Körper wird nicht mehr von vegetativen Körperfunktionen getragen, sondern bewegt sich aufgrund von Musik. Der Bass ist dein Herzschlag. Der Rhythmus wird zu deiner Atmung und die Lyrics sind alles, was du jemals wissen musstest. Alles verschwimmt in dem Strudel aus Melodien, Lichtern und Menschen. Tanzen wird zu der einzigen Bewegung, die eine Bedeutung hat.
Jimin lebt für diese Momente. Er lebt in diesen Momenten.
Und wahrscheinlich markiert genau das den Unterschied.
Außerplanmäßig wurde Jimin heute freigestellt und Jin begründete es damit, dass Jimin in letzter Zeit so viel arbeiten würde, immer sein Bestes gebe und dass er es einfach mal wieder verdient habe, eine Nacht auszuspannen. Jimin hat die willkommene Auszeit dankend hingenommen und sich verkniffen darauf hinzuweisen, dass ihm Taehyung bereits gesteckt hatte, dass Namjoon für heute Nacht einen erneuten Besuch des Serendipitys plante. Sicher hat Jins Verhalten rein gar nichts damit zu tun. Haha.
Sicher genauso wenig wie Jimins Aufenthalt im Interlude mit Taehyung zu tun hat. Es ist Samstagabend und die Discothek ist hochfrequentiert. Natürlich nutzt Jimin die Gelegenheit einer freien Nacht, um seinem Freund Gesellschaft zu leisten. Zumindest im übertragenen Sinne. Taehyung steht zwar hinter der Theke, denn selbstverständlich hat er als Barkeeper gerade an einem Samstagabend NICHT frei, aber immerhin sind sie nicht viele Meter voneinander entfernt und manchmal halten sie intensiven Augenkontakt, selbst über die Menge der tanzenden Meute hinweg.
Eigentlich tanzt Jimin nur für sich selbst. Genießt die Befriedigung und das freie Gefühl, das er nur auf einer Tanzfläche findet. Aber es reizt ihn auch, sich lasziv auf die Unterlippe zu beißen und seinen Körper in Leidenschaft rollen zu lassen, wenn er Taehyungs brennenden Blicke auf sich spürt. Sie sind verheißungsvoll. Also versucht Jimin ebenfalls voll von Verheißung zu sein. Seine Erwiderung besteht aus einem Augenaufschlag, der auf Halbmast endet und Händen, die an seinem Körper entlang streichen. Er wirft seinen Kopf in den Nacken, umgreift seinen Hals, streift an seinem Nacken entlang nach oben und bedeckt seine Augen mit einer Hand. Einen Beat später befindet er sich in einer tiefen Grätsche, lässt seine Hüfte sprechen, geschmeidig wie eine Einladung, und schenkt Taehyung den nächsten silbrigen Blick. Die nonverbale Kommunikation ist die einzige Sprache, die in den raren Momenten auf der Tanzfläche von Bedeutung ist. Wie immer verstehen sie sich blind und Jimin kann selbst im neonverwaschenen Dämmerlicht glasklar erkennen, dass sein Freund gerade über eine ihrer letzten Unterhaltungen sinniert und seine Professionalität hinterfragt.
In den Spiegelungen der Lichter in Taehyungs Augen kann Jimin förmlich mitansehen, wie er ihn gedanklich auf die Theke vor sich schiebt. Wie er sich über ihn beugt. Ihn mit einem Kuss gefangen nimmt. Mit einem Kuss, der in viel mehr enden soll...
Sie haben doch letztens darüber gesprochen, ob es seitens des Arbeitgebers in Ordnung wäre, wenn man mit seinem Partner auf der Theke herumknutscht. Wären sie hetero, vielleicht. Wären sie lesbisch, könnte es noch als gute Showeinlage durchgehen. Aber als schwules Paar? Sie haben keine Antwort auf ihre Fragestellung gefunden. Dafür stehen sie hoffentlich kurz vor der nächsten Pause von Taehyung. Sie könnten sie dazu nutzen, um ihren Überlegungen eine praktische Grundlage zu verleihen. Tatsächlich glaubt Jimin nicht daran, dass der Besitzer des Clubs Taehyung deswegen rauswerfen würde (wahrscheinlich schuldet er Namjoon einen bis dreihundert Gefallen oder Namjoon kennt ein bis dreihundert Geheimnisse von ihm oder er will generell nicht in der Gunst des gefürchteten RM sinken), aber macht es dieser Umstand allein schon zu einer guten Idee?
Je länger sie sich jedoch gegenseitig mit hungrigen Augen auffressen, desto gefälliger erscheint ihm der Gedanke. Man kennt sie doch hier schon. Was soll passieren? Im schlimmsten Fall lauert ihnen am Morgen irgendein homofeindlicher Vollidiot im Hinterhof auf. Wenn es nur einer ist, könnten sie sich vielleicht sogar wehren. Oder sie verlassen das Interlude am Morgen im Schutz der anderen Kollegen von Taehyung? Andererseits haben sie es immer vermieden, jemand anderen in ihren Ärger mit reinzuziehen. Wenn sie sich wegen ihrem Verhalten ein paar auf die Fresse einfangen, dann muss das niemand sonst ausbaden. Die Option fällt also flach.
Also – ein paar heiße Küsse mit Taehyung auf der Theke austauschen und dafür eventuell ein paar Schläge kassieren? Wollte Jimin nicht damit aufhören, sich ständig nur zu verstecken? Die Idee in seinem Kopf wird wirklich immer verlockender.
Seinen nicht besonders rationalen Gedanken hilft es überhaupt nicht, dass Taehyung sich jetzt auch noch seine verschwitzten Locken aus dem Gesicht streicht und sein gesamtes Gesicht zu sehen ist, inklusive Stirn und hungrigen Grinsen. Ein Taehyung, dem seine Locken süß ins Gesicht fallen? Liebenswürdig. Ein Taehyung mit zurückgestrichenen Haaren und lodernden Augen? Anbetungswürdig. Und zwar auf die Art, in der Jimin auf die Knie sinken möchte, um seinen Schwanz zu lutschen. Gott. Er will ihn so sehr, dass es wehtut. Zwischen seinen Beinen.
Wenn sein Freund ihn noch etwas länger auf diese Weise ansieht, dann wars das bald mit den unschuldigen Bewegungen auf der Tanzfläche (und ja, nur Jimin selbst bezeichnet seine Bodyroll und seinen Hüftschwung als unschuldig, obwohl sie einfach nur anders erotisch sind). Er braucht kaltes Wasser im Gesicht. Und vielleicht auch an anderen Körperstellen. Ein gewisses Körperteil reagiert ziemlich eindeutig auf Taehyungs noch eindeutigere Blicke. Kaltes Wasser. SOFORT.
Jimin stolpert mehr von der Tanzfläche, als dass er geht. Er versucht die rhythmischen Bewegungen der Menge nachzuahmen, um im Takt vorangetrieben zu werden. Aber seine dreckigen Gedanken haben ihn im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Vorstellung davon, wie ihn Taehyung auf die Theke hebt, sich zwischen seine bereitwillig geöffneten Schenkel schiebt und Jimin hungrig den Verstand aus dem Kopf küsst, macht. Es. Nicht. Besser. Verdammt.
Mit einem hektischen Kopfschütteln in Richtung der Theke symbolisiert er, dass es besser ist, wenn er allein den Weg in Richtung der Toiletten antritt, ansonsten eskaliert es. Taehyung beobachtet seinen Abgang mit einem wissenden Schmunzeln und einem so dreckigen Zwinkern, dass es Jimin die Schamesröte in die Wangen und sein Blut in südliche Gefilde treibt. Verdammt hoch zwei.
Seine hautenge Skinnyjeans verdeckt natürlich rein gar nichts. Mit ein paar diskreten Bewegungen richtet Jimin das Missgeschick so weit es geht und klemmt seinen Ständer hinter den Hosenbund. Die ausgewachsene Beule sieht man trotzdem noch. Naja. Kann man nichts machen.
Auf dem Weg in Richtung der Toiletten versucht Jimin daher mit seiner Hüfte einen großzügigen Bogen um jeden Menschen zu machen, der ihm entgegenkommt. Im überfüllten Club wahrlich eine Meisterleistung, die seines Gleichen sucht. Aber ihm läuft bereits ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn er nur daran denkt, dass sein bestes Stück an einen anderen Körper gepresst wird, als den seines festen Freundes.
„EY! Pass doch auf!", wird Jimin angepöbelt, als er mit einer ausschweifenden Bewegung der entgegenkommenden Person ausweicht, und dabei prompt mit seinem Rücken in jemand anderen hineinläuft.
Er murmelt eine leise Entschuldigung, die vollständig vom Bass verschluckt wird und vermeidet es sich umzudrehen, damit nicht auch noch seine Vorderseite diese unschöne Bekanntschaft machen muss. Jimin deutet also nur eine halbe Verbeugung an, dreht sich dabei in eine andere Richtung, um eine weitere Kollision zu vermeiden und...
... prallt natürlich direkt in die nächste Person.
Frontal diesmal und mit ordentlich Wumms dahinter. Aua. Nur fraglich, ob es ihm mehr wehtut als der anderen Person.
Wirklich kein schönes Gefühl, mit einer ausgewachsenen Erektion an einen fremden Körper gepresst zu sein. Die irre Gänsehaut, die sich augenblicklich bei ihm ausbreitet, lässt die Erregung zum Glück beinah augenblicklich verschwinden. Puh. Schwein gehabt.
„Was soll das?", fragt ihn eine dunkle Stimme, die Jimin bereits beim ersten Ton erkennt.
Sein Blick schnellt nach oben, die unangenehme Situation fast vergessend und
(pause)
die Szene gefriert in einem Standbild. Ab jetzt läuft alles nur noch in extremer Zeitlupe ab.
Jimin sieht funkelnde Augen, die in den verhangenen Lichtverhältnissen beinah schwarz wirken. Er kennt diese Augen, auch wenn er ihrem Anblick noch nie so offensichtlich ausgeliefert war. Noch nie so... nah. Noch nie so intensiv. Heute sind die Augen mit einem schwarzen Kajal umrahmt und mit einem feinen Lidstrich abgerundet. War er jemals zuvor geschminkt? Im Café? Jimin kann sich nicht erinnern. Es lässt den Fremden noch verwegener wirken, noch... gefährlicher. Weil Jimin dem intensiven Augenkontakt nicht standhalten kann, lässt er seinen Blick unweigerlich tiefer wandern. Diese Lippen wirken aus der Nähe voller. Heute sind sie nicht zu einer schmalen Linie zusammengepresst, sondern stehen einen überraschten Spalt breit offen. Die Unterlippe glänzt obszön vor Speichel oder Lipgloss. In den wechselnden Neonlichtern ist der Unterschied nicht auszumachen. Jimin will seine Hand danach ausstrecken und mit seinem Daumen die Feuchtigkeit darauf verstreichen. Will ausprobieren, ob die vollen Lippen unter dem Druck seiner Finger nachgeben, will sie in die Mundhöhle schieben, bis sie die Zunge berühren, will mehr Kraft ausüben, bis sich der feuchte Mund noch weiter für ihn öffnet und seine Finger dann durch seine eigene Zunge ersetzen. Er will zubeißen und probieren und mehr, mehr, immer mehr wollen...
(pause ende)
„Hallo?", schwerer Satoori tränkt die Stimme seines Gegenübers, während er Jimin mit einer kräftigen Bewegung ein Stück von sich wegschiebt. So offensichtlich hat Jimin seinen Dialekt noch nie wahrgenommen. Beides (die Ansprache und die Bewegung) lassen ihn aus seiner Trance aufwachen. Scheiße. Wie peinlich. Er ist vollkommen im Anblick von Suga versunken. Und dass er ihn dabei beinah mit seinem neuerwachten Ständer aufspießt, macht die Situation eindeutig noch unangenehmer. Scheiße. Mal wieder.
Durch den Abstand zwischen ihnen scheint Suga ihn nun auch endlich zu erkennen.
„Du schon wieder", sagt er und klingt dabei alles andere als begeistert. „Der Kellner."
„Jimin", entgegnet Jimin mit einer Ruhe, die sich nur in seiner Stimme finden lässt. Jeder andere Part seines Körpers vibriert vor tausend unterschiedlichen Gefühlen. „Ich heiße Jimin."
„Ich weiß."
„Dann nenn' mich doch auch so."
Suga scheint dieser Aussage keine weitere Aufmerksamkeit schenken zu wollen. Er dreht sich weg und Jimins ganzer Körper schreit laut NEIN, als er sich ihm erneut in den Weg stellt und nach seiner Hand greift, um ihn aufzuhalten.
„Was machst du hier?"
„Das geht dich nichts an."
Langsam frustriert ihn diese Aussage wirklich. Dass an ihr ziemlich viel Wahrheit dran ist, macht dabei keinen Unterschied.
„Das sagst du ständig", entgegnet Jimin.
„Aber das hält dich offensichtlich nicht davon ab, zu fragen."
„Exakt. Und es wird mich auch zukünftig nicht davon abhalten, zu fragen."
„Warum?"
„Weil es sich nicht danach anfühlt."
„Was meinst du?"
„Es fühlt sich nicht danach an, als würde es mich nichts angehen", erklärt Jimin ehrlich.
„Wir kennen uns nicht."
„Und es gibt immer noch nicht viel mehr, das mich trauriger macht."
Es liegt eindeutig nicht am Alkohol, dass Jimin sein Herz plötzlich auf der Zunge trägt. Er hat ehrlich gesagt noch nicht sonderlich viel getrunken, außer Wasser. Klar, bereitet ihm Taehyung die Getränke kostenlos zu, aber Jimin vermutet, dass es ihm von seinem Trinkgeld abgezogen wird (auch wenn Taehyung natürlich nie was sagt) und das will er ihm (und ihnen) nicht zumuten.
Vielmehr ist es also dem Moment geschuldet, der (eingebildeten) Intimität zwischen ihnen und dem plötzlichen Überwältigt werden von Gefühlen, die er sich auf diese Weise bislang nicht eingestehen konnte. Auf einmal muss alles raus. Alles fühlt sich zu drängend an, um es noch länger für sich behalten zu können.
„Du bist seltsam", reagiert Yoongi und auf eine Weise ist das wohl das Passendste, was er in diesem Moment hätte sagen können. Es löst die Spannung in Jimins Innerem auf und lässt ihn lächeln.
„Ich weiß", antwortet er. „Aber du bist auch seltsam."
Es ist das erste Mal, dass Suga ihm mit einem kleinen Lächeln begegnet und die Welt pausiert schon wieder.
Solange, bis sich eine dritte Person in ihre Konversation einmischt.
„Hier bist du", sagt der Dritte und Jimin fühlt sich, als würde er implodieren. Zumindest tun es die Gefühle in ihm.
Ein Mann, der so schön ist wie die Person, die gerade neben Suga getreten ist, sollte nicht diese Wirkung auf ihn haben, aber er tut es. Jegliche Erregung in Jimins Körper löst sich in Luft auf.
Es ist wieder der Mann aus dem Café, Jungkook. Sein Freund. Partner. Der, den Suga angerufen hat, als er verletzt war und der ihn abgeholt hat. Jegliche Optionen, dass zwischen ihnen vielleicht kein romantisches Interesse besteht, lösen sich augenblicklich in Luft auf. Nicht einmal Taehyung und er verbringen so viel Zeit miteinander. Ätzend. Jungkook hängt an Suga wie eine Klette. Ein Parasit. Dass er sich gerade bei ihm unterhakt, verbildlicht die Metapher ironischerweise passend.
Suga nickt nur.
„Wollte gerade gehen", sagt er, aber seine Begleitung scheint nun auch Jimin erkannt zu haben.
„Hey!", wendet er sich an ihn und seine Stimme klingt eindeutig erfreut. Sein Mund verzieht sich zu einem heiteren Lächeln und offenbart dabei eine perfekte Reihe gerader, weißer Zähne. Lächerlich. Langweilig. So langweilig wie es nur sein kann, wenn absolut alles an einem Menschen makellos ist.
„Du bist der, der Yoongi letztens aufgesammelt hat, oder? Ich hab' ihn doch bei euch in der Wohnung abgeholt. Wirklich – danke nochmal, dass ihr mir gesagt habt, dass ich vorbeikommen muss... Dieser Sturkopf hätte es keine drei Meter weit ohne mich geschafft, wirklich, er ist –"
Ein Stoß in die Magengrube lässt den plötzlichen Redeschwall der dritten Person verstummen.
„Jungkook", zischt Suga eindeutig angepisst, „wir gehen."
Die Betonung in seiner Stimme könnte andere vielleicht abschrecken oder zumindest einschüchtern. Seine Begleitung zeigt sich vollkommen unbeeindruckt.
„... so ein Sturkopf", beendet er seinen zuvor unterbrochenen Satz. Dann fällt ihm scheinbar selbst auf: „Oh, ich hab' mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Jungkook. Und du?"
„Jimin", stellt er sich einsilbig vor und fühlt sich seltsamerweise auf einmal sehr verbunden mit der schweigsamen Art von Suga. Das gequälte Lächeln auf seinen Lippen kann hoffentlich noch als freundlich interpretiert werden. Er zwingt seine Augen dazu, Blickkontakt mit seinem Gesprächspartner zu halten, aber er wird immer wieder abgelenkt von der Stelle, an der Jungkooks und Sugas Arme miteinander verschränkt sind. Passenderweise trägt Jungkook ein schwarzes, transparentes T-Shirt, welches einen eindeutigen Blick auf seine stramme Bauchmuskulatur zulässt. Ist das ein fucking 8pack??? Der Schmuck an seinen Ohren funkelt billiger als die Fake-Strasssteine an den kurzen Kleidchen von so manchen Clubbesucherinnen. Das Gesamtbild lässt ihn wie einen Callboy aussehen.
Jimin schnaubt verstimmt. Ist er das? Haben sie sich so kennengelernt? Arbeitet dieser Jungkook auch für die Kkangpae? Vielleicht in einem ihrer besonderen Etablissements?!
„Also, danke nochmal Jimin-ssi. Wie können wir uns erkenntlich zeigen? Dürfen wir dich auf einen Drink einladen?"
„Wowowow, nicht so voreilig. Ich denke, Jimin war gerade auf den Weg zu den Toiletten. Einen Reisenden sollte man nicht aufhalten."
Die Ablehnung in Sugas Stimme tut weh, aber weckt gleichzeitig auch Jimins Kampfgeist. Auch wenn er ehrlich keine Lust hat, noch mehr Zeit mit dieser nervigen Begleitung zu verbringen, es ist auch eine Chance mehr Zeit mit Suga zu ergattern und vielleicht endlich etwas mehr über ihn in Erfahrung bringen zu können.
„Ach was, das ist schon vergessen – liebend gerne würde ich etwas mit euch trinken", antwortet Jimin zuckersüß und hakt sich, aus reiner Bockigkeit, weil Suga ihn schon wieder ungalant loswerden wollte, auf der anderen Seite von Jungkook unter. Dieser strahlt ihn voller Begeisterung an. „Lasst uns gehen. Taehyung mixt hervorragende Drinks."
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„Also kanntet ihr euch schon vorher? Woher kennt ihr euch?", fragt Jungkook interessiert und beugt sich noch ein Stück näher in Richtung von Jimin, damit er ihn auch über die Lautstärke hinweg verstehen kann. Er hängt dabei halb über Suga, der unglücklicherweise den Platz in der Mitte ihres Trios eingenommen hat.
„Wir kennen uns nicht", wirft Suga unwirsch ein.
Jimin ignoriert den Kommentar und antwortet zuckersüß: „Aus dem Café – Serendipity. Vielleicht erinnerst du dich, wir haben uns da auch schon mal gesehen. Ich übernehme meistens die Nachtschicht."
„Ahhh, der Kellner!", erkennt ihn nun auch sein anderes Gegenüber.
Jimin knirscht mit den Zähnen und es kostet ihn jegliche Überwindung, seinen Mund nicht zu einem missbilligenden Ausdruck zu verziehen. Ist es wirklich zu viel verlangt, als mehr als nur den Kellner angesehen zu werden? Da haben sich ja scheinbar zwei gesucht und gefunden. Hervorragend. Ganz, ganz toll.
„Jimin", presst er erneut zwischen seinen Lippen hervor. „Ich heiße Jimin." Der Nachdruck in seiner Stimme ist unleugbar angepisst, aber Jungkook scheint dies genauso ignorant zu übergehen wie Jimins generell ablehnende Haltung ihm gegenüber.
„Das weiß ich doch", versichert ihm Jungkook mit einem aufmunternden Lächeln. Mittlerweile hat er sich so weit zu ihm hinüber gebeugt, dass sich sogar eine Hand im Anschein von falscher Vertraulichkeit auf seinen Oberschenkel verirrt hat. Irgh. Den anderen Arm hat Jungkook locker um Sugas Schultern geschlungen. Doppelt Irgh.
„Und wie ist es...", fragt nun Jimin seinerseits und versucht, den neugierigen Blick in Richtung von Suga zu unterdrücken, „...zu eurer Verbindung gekommen?"
„Hahahahaa", lacht Jungkook erfreut, „das hast du aber nett ausgedrückt. Ich geb' mir deswegen auch mal Mühe mit einer Formulierung und würde sagen... Es war Schicksal. Wir sind schon so geboren wurden. Und jetzt wird Yoongi mich nicht mehr los. Oder vielmehr: Ich werde ihn nie mehr los. Auch wenn ich mir zeitweise echt viel Mühe damit gegeben habe, ihn abzuschütteln. Rebellische Jugend und so." Jungkook kichert bei der Erinnerung daran.
Ein leichter Kotzreiz manifestiert sich in der Kehle von Jimin. Schön, dass Jungkook ihm auch noch auf dem Silbertablett serviert, dass Suga es damals war, der um ihn gekämpft hat, bis er sein Herz erobert hatte.
„Charmant", presst Jimin zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Das klingt danach, als... würdet ihr euch schon lange kennen."
„Jaaa natürlich. Sieht man das nicht?!."
„...Doch... Klar...Wirklich... wundervoll", entgegnet Jimin wenig enthusiastisch. Ihm steht nicht der Sinn danach, dem Pärchen jetzt auch noch ein Kompliment dafür zu machen, wie unheimlich verliebt sie wirken. Toll. Wirklich eine großartige Leistungen zu den Pärchen im Park zu gehören, die von anderen Menschen am liebsten vergiftet werden wollen. Jungkooks Aussage ist wie der Urteilsspruch des Scharfrichters, der ihm verkündet, dass Jimin gegen ihn verloren hat.
(In welchem Prozess denn?, schaltet sich wieder die böse Stimme ein, die zwischen Jimins Gehirnwindungen lebt, und ihn ständig dazu zwingen will, Dinge zu hinterfragen, die Jimin lieber einfach so hinnehmen würde. Verhandlungsgegenstand Suga?! - Halt die Fresse, würgt Jimin die Stimme grob ab.)
"Es war nicht immer so wundervoll", beginnt Jungkook, aber seine Worte werden von Suga im Keim erstickt.
"Jimin ist sicher nicht an unseren Kindheitsgeschichten interessiert", sagt er und meint damit eigentlich: Ich will nicht, dass er unsere Kindheitsgeschichten erfährt.
Jimin nickt bekräftigend, aber nur, weil er auf die sicher sehr tragische Liebesgeschichte mit Happy End zwischen Jungkook und Yoongi dankend verzichten kann. Seine Fantasie erzählt sie ihm ohnehin schon in blühenden Farben.
Es entsteht eine unangenehme Gesprächspause, die Jimin unweigerlich dazu nutzt, sich mit Jungkook zu vergleichen. Äußerlich kann er nicht mit ihm mithalten (klar, er sieht auch gut aus, aber eben auf eine ganz andere Art und Weise. Er ist weich an den Stellen, an denen Jungkook hart ist. Seine Gesichtszüge sind nicht so markant, eher weiblich, sein Bauch ist flach, aber um Längen nicht so durchtrainiert wie der seines Gegenübers, er... okay. Das führt zu nichts. Jimin sieht gut aus. Jungkook sieht leider besser aus. Ende der Geschichte. Und warum ist das überhaupt wichtig, wie er im Vergleich zu Jungkook wirkt???). Bei den zahlreichen Erinnerungen, die Suga bereits mit seinem Freund gesammelt hat, kann er auch nicht punkten. Und wenn der andere tatsächlich ein Callboy ist, kann Jimin ihn sicher auch nicht bezüglich seiner sexuellen Fähigkeiten übertrumpfen.
Jimin nimmt einen großen Schluck von seinem Cocktail, um die aufkommende Stille zu ignorieren. Er hat echt keine Lust, sich weiter diesem Thema zu widmen.
„Also bist du dafür verantwortlich, dass die Kaffeesucht von unserem Yoongi hier nur noch ungesündere Ausmaße annimmt?", versucht Jungkook das Gespräch nach der unangenehmen Pause erneut in Gang zu bekommen.
„Könnte man so sagen, ja."
Yoongi. Stimmt. So hat er Suga eben schon genannt. Vermutlich ist das sein bürgerlicher Name, den er natürlich als sein Vorzeige-Boyfriend kennt. Ziemlich unvernünftig von ihm, ihn einfach so vor einem Fremden zu benutzen. Er wird ja wohl wissen, dass Suga, Entschuldigung – Yoongi, in die Geschäfte der Kkangpae verwickelt ist. Es gibt Decknamen aus einem GRUND. Nur Vollidioten ignorieren diese Gründe. Nicht, dass Jimin etwas anderes von seinem Gegenüber erwartet hat. Gutes Aussehen macht nun mal nicht klug.
"Und was machst du so beruflich?", bringt Jimin wenig interessiert über die Lippen.
"Oh", erwidert Jungkook sichtbar erfreut darüber, dass ihm mal eine Frage gestellt wurde und er nicht selbst zwanghaft nach dem nächsten Gesprächsthema suchen muss. "Ich studiere Jura."
Jura. Natürlich. Was sonst.
"Jura", wiederholt Jimin auch laut. "Das klingt... kompliziert." Das wars dann also mit seiner Callboy-Theorie. Wobei... Ist so ein Studium nicht sau teuer? Wie finanzieren sie das? Arbeitet Suga deswegen für die Kkangpae? Um seinen Boyfriend zu sponsern?
"Ach, eigentlich ist es nur viel, sehr viel auswendig lernen. Mehr Fleißarbeit als alles andere."
"Aber das ist doch sicher nicht alles", wendet Jimin ein.
"Jungkook war Klassenbester in der Oberschule", fällt Yoongi ausnahmsweise mal in ihre Unterhaltung ein. Der Stolz in seiner Stimme ist unüberhörbar. "Man hat ihm danach ein Stipendium angeboten."
"Ein Stipendium... Wow."
"Ach was", winkt Jungkook verlegen ab und nimmt endlich die verfluchte Hand von Jimins Oberschenkel. Er greift damit seinerseits zu seinem Cocktailglas und nimmt einen Schluck, um die Verlegenheit wegzuspülen. "Das ist gar nichts."
"Das ist ein Stipendium", wiederholt Jimin, den es eigentlich nicht wundern sollte, dass Jungkook noch perfekter ist, als er nach außen wirkt. "Du siehst eigentlich nicht danach aus, als würdest du", er lässt seinen Blick abfällig über das freizügige Outfit wandern, "sonderlich viel über trockenen Büchern hängen."
"In meiner Freizeit mache ich Karate! Außerdem habe ich kürzlich mit Karate angefangen."
"Du machst also Karate und Karate?!"
"Boxen", korrigiert Jungkook sich schnell und das süße Grinsen, dass er danach zeigt, hätte sicher die Titanic vor'm Untergang bewahrt. Weil es den Eisberg einfach weggeschmolzen hätte. "Ich meinte, dass ich noch mit Boxen angefangen hab'. Neben dem Karate. Ich mach' Beides."
Ob es unhöflich wäre, sich auf den perfekten Jungkook zu übergeben? Jimin findet ihn zum Kotzen.
Vor allen Dingen auch, weil er keine Chance gegen Jungkook hat. In keiner Kategorie. Jetzt hat er es schwarz auf weiß.
Jimin greift nach seinem Cocktail und trinkt den Rest mit einem Zug aus. Da er ansonsten nicht sonderlich viel Alkohol trinkt, setzt die betäubende Wirkung zum Glück augenblicklich ein.
Zwischen ihnen breitet sich wieder Stille aus. Jimin würde ja aufstehen und gehen, wenn er nicht seine Mission so glasklar vor Augen hätte. Musik machen. Mit Sug- Yoongi, korrigiert er sich gedanklich. Das ist ja eigentlich sein Anliegen und nichts anderes. Dafür sollte es nicht zählen, dass Jungkook nicht nur aussieht wie ein Supermodel, sondern auch noch superintelligent und sportlich ist. Vollkommen nebensächlich. Es geht um die Musik. Um die Worte auf den Servietten, die gehört werden müssen.
Wenn dir nicht einmal mehr ein Traum bleibt, erinnert Jimin sich. Es reicht, damit er die Zähne fest zusammenbeißt und sitzen bleibt.
„Ihr müsst euch ja gut miteinander verstehen, wenn du genauso schweigsam bist wie Yoongi", missinterpretiert Jungkook die schwerfällige Konversation katastrophal fehl.
„Eigentlich bin ich nicht sonderlich schweigsam", antwortet Jimin trocken. Was er eigentlich damit sagen will, ist: Halt die Fresse, ich möchte nun mal nicht mit dir, sondern mit deiner Begleitung sprechen. Aber Suga hält sich jetzt natürlich wieder vollkommen aus dem Gespräch raus.
Was Jungkook versteht, ist allerdings: „Also bist du nur schüchtern?" Er wirkt nahezu begeistert von dieser Idee. In seinen Augen glimmt ein ehrgeiziges Glitzern. Als hätte Jimin ihn nicht gerade eiskalt abblitzen lassen, sondern herausgefordert. Oh Gott. Nicht, dass er sich jetzt noch mehr Mühe damit gibt, bei Jimin gut anzukommen. Aber scheinbar prallt jegliche Negativität wirkungslos an ihm ab. Vielleicht ist das sein spezieller Schutzschild. Wahnsinnige Superkraft. Echt jetzt.
„Nicht unbedingt."
„Aber du tust dich schwer mit Fremden? Kein Problem. Ich komm' auch nicht immer direkt mit allen klar."
„...Kaum zu glauben."
„Ja, wenn ich mit Yoongi unterwegs bin, lässt mich das immer viel besser dastehen, als ich in Wirklichkeit bin, hahaha. Aber ich denke, wenn ihr euch trotz seiner grumpy Art miteinander angefreundet habt, dann sollte das für uns auch möglich sein."
„Wir sind keine Freunde."
Diesmal wieder Suga. Vielen Dank, dass du dich immer nur dann in das Gespräch einmischst, um deine ach so wichtige Distanz zu Jimin noch einmal hervorzuheben. Das ist echt hervorragend und gibt viel Kraft.
Jimins innere Stimme tropft nur so vor Ironie, aber er lächelt trotzdem tapfer weiter.
„Wir sind gerade dabei uns anzufreunden", versucht er klarzustellen und sinniert sich kurz darauf auch verbal auf sein eigentliches Anliegen. „Um genau zu sein, versuche ich gerade Yoongi davon zu überzeugen, die Hilfe von meinem Freund, Taehyung, und mir anzunehmen."
„Echt?"
Die Begeisterung in Jungkooks Stimme ist eindeutig echt und nicht gespielt. Er sieht ein bisschen danach aus, als hätte man ihm gerade die beste Nachricht des Abends verkündet.
„Wobei wollt ihr ihm denn helfen? Ich versuche Yoongi ja schon SEIT JAHREN zu helfen, aber er lässt es einfach nicht zu."
Genau, denkt Jimin, beton' doch bitte noch einmal mehr, wie lange ihr euch schon kennt und wie gut ihr euch versteht. Klasse. Er weiß, dass er schnippisch ist, aber er kann es nicht abstellen (seine Bereitschaft dazu ist eventuell auch wenig ausgeprägt).
„Beim Musikmachen?", erkundigt sich Jimin, nur um sicherzugehen, dass sie von der gleichen Sache sprechen.
„Musik?", echot Jungkook mehr oder minder intelligent (eher minder).
(Jura? Ernsthaft? Vielleicht hat sich das Superpaar nur einen Scherz mit Jimin erlaubt.)
„Seine Texte?", versucht Jimin seinem Gegenüber auf die Sprünge zu helfen. „Die er immer auf die Servietten schreibt? Ich hab' sie als... Songtexte... interpretiert."
„DU SCHREIBST NOCH, HYUNG?"
Die Begeisterung ist real. Spätestens ab jetzt ist es wohl wirklich die beste Nachricht, die Jimin Jungkook am heutigen Abend hätte überbringen können.
Bei der direkten Ansprache kann sich nicht mal Suga um eine Antwort drücken. Seine Begleitung durchbohrt ihn mit so einem intensiven Ausdruck, dass selbst Jimin beim bloßen Zusehen unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her rutscht.
„Ab und zu", antwortet er kurzangebunden. Nimmt daraufhin den Strohhalm in den Mund, um einen Schluck von seinem Cocktail zu trinken. Eventuell tut er aber auch nur so, um sich vor einer ausführlichen Antwort zu drücken. Nice Try, aber leider nicht sonderlich effektiv.
„HYUNG, WARUM HAST DU MIR DAS NICHT ERZÄHLT??"
„Weil es... nicht wichtig ist?"
„NATÜRLICH IST DAS WICHTIG. DAS WICHTIGSTE!"
Zumindest dabei scheinen er und Jungkook endlich einen gemeinsamen Konsens zu finden.
„Es bedeutet nichts", antwortet Suga barsch und erklärt damit das Thema – zumindest für sich selbst – eindeutig für beendet.
„Es bedeutet alles", sagt Jungkook.
„Und es kann noch mehr Menschen etwas bedeuten", mischt sich Jimin ein.
Tja. Suga kann das Thema zwar gerne abblocken, aber dabei hat er die Rechnung nicht mit seinen enthusiastischen Begleitungen gemacht, die endlich auf dem Schlachtfeld sowas wie eine unparteiische Zone gefunden haben. Waffenstillstand und so.
„Das kann es", stimmt Jungkook ihm zu. „Und ihr könnt ihm dabei helfen? Ihr wollt ihm dabei helfen?", wendet er sich jetzt wieder direkt an Jimin.
Der gibt sich alle Mühe damit, überzeugender zu wirken, als er sich innerlich fühlt: „Wir wollen es zumindest probieren."
Eine dunkle Stimme erinnert ihn daran, dass Taehyung so ausdrücklich eigentlich noch gar nicht zugestimmt hat. EIGENTLICH meinte Taehyung nur, dass er darüber nachdenken will. Aber ehrlich? Wann hat Chap seinen Chip jemals im Stich gelassen? Richtig. Niemals. Das ist es, was Leute meinen, wenn sie vom blinden Vertrauen sprechen.
„Und wie wollt ihr das machen?"
„Nun ja...", beginnt Jimin langsam. Weiter als bis zu diesem Punkt hat er noch nicht gedacht, dafür war die pure Möglichkeit bereits viel zu unrealistisch.
„Vergiss' es, Jungkook", wendet Suga erneut ein, „er hat selbst keine Ahnung. Hat keinen Plan, wovon er da eigentlich spricht. Er kann mir nicht helfen."
„Hallo? Ich bitte dich", antwortet Jimin schneller, als sein Gehirn denken kann. Yoongi zu widersprechen ist schon zu sowas wie einem natürlichen Reflex herangewachsen. Aber auch nach einer Sekunde (der Inhalt seiner Aussage wurde nun seinen Synapsen verarbeitet. Gut gemacht) gratuliert er sich innerlich zu seinem Widerspruch. Das kann er wirklich nicht auf sich sitzenlassen.
Er setzt zu einer Erklärung an:
„Natürlich kann ich dir jetzt keinen perfekten 12-Punkte-Plan bis zum Erfolg präsentieren. Aber für den Anfang reicht doch wohl die Bereitschaft, oder nicht?"
Jetzt blickt auch Jungkook ihn mit dem Ansatz von Enttäuschung an und Jimin entschließt sich zu improvisieren. Hoffentlich stapelt er dabei nicht zu hoch.
„Zunächst einmal habe ich alle deine Servietten aufgehoben und gesammelt. Also die Servietten, auf denen du deine Texte schreibst und nicht die... anderen. Nicht, dass du mich für komisch hältst oder so. Und ich hab' schon damit begonnen Abschriften zu machen und die Texte zu sortieren. Ihnen Überschriften zu geben und sowas. Wahrscheinlich haben wir genug Material für ein ganzes Album zusammen."
„Und?", fragt ihn Suga. Die Augenbraue provokativ erhoben.
„Und was?"
„Hast du das schon mal gemacht? Ein Album produziert?"
„Natürlich nicht", antwortet Jimin und klingt dabei wirklich zickig. Will ihn denn hier keiner verstehen? „Aber das hat vermutlich noch nie jemand in Dalseo-gu und irgendwer MUSS den Anfang machen, oder nicht?"
Er beschließt die Worte zu benutzen, die Taehyung zu ihm gesagt hat und die diesen Gedanken erst in seinen Kopf gepflanzt haben.
„Hör zu, Yoongi", sagt er, „ich weiß, dass wir uns nicht sonderlich gut kennen. Und ich kann mir vorstellen, wie mein Angebot auf dich wirken muss. Wahrscheinlich nicht sonderlich vertrauenserweckend. Aber wenn es so viel gibt, das du zu sagen hast, dann SOLLTEST du nicht länger schweigen. Ich habe deine Texte gelesen und ich habe sie gehört. In meinem Kopf, so wie Musik. Das Ganze hat Potenzial, auch wenn du mir jetzt vielleicht nicht glaubst. Ich bin kreativ und Taehyung kennt sich mit Technik aus und wir sind gut vernetzt und können dir mit Sicherheit den ein oder anderen Auftritt besorgen und... das KANN funktionieren."
Jungkook nickt bestätigend zu jedem einzelnen der Worte, die Jimin sagt. Seine Gesichtszüge sprechen von Ernsthaftigkeit, er wirkt beinah in sich gekehrt. Es wird deutlich, dass er sich die Sache wirklich durch den Kopf gehen lässt und darüber nachdenkt. Vermutlich tut er es für Yoongi, denn auch, wenn Jimin ihm bislang nicht sonderlich viel abgewinnen konnte, kann er es wertschätzen, wenn sich jemand so sehr um seinen Partner sorgt.
„Das klingt gut, Hyung, oder?", fragt er schließlich vorsichtig. „Natürlich, sie sind keine Experten, aber allein das Angebot... Das könnte eine echte Chance für dich sein..."
„Das ist keine Chance. Das ist lächerlich."
„Es ist besser als das, was du gerade machst."
„Es ist nicht so, als hätte ich mir das ausgesucht..."
„Ich weiß, Hyung. Und ich weiß, dass es gerade deswegen an der Zeit ist, dass du endlich mal wieder etwas für dich tust."
„Und dann ausgerechnet das?!" Suga klingt weiterhin nicht sonderlich überzeugt von der Idee.
„Was hast du zu verlieren?"
Das altbekannte Schweigen ist die Antwort. Jimin hält sich bewusst aus der Unterhaltung heraus. Er hat schon einmal versucht Suga von seiner Idee zu überzeugen. Es ist katastrophal schiefgelaufen. Aber vielleicht ist Jungkook zumindest dazu zu gebrauchen. Man kann fünf Meilen gegen den Wind riechen, wie verdammt schwach Suga für seine Begleitung ist. Zärtlichkeit und Fürsorge spricht aus jedem Blick und jedem Wort. Es wäre ätzend, wenn es Jimin nicht gerade zum Vorteil gereichen würde.
„Siehst du", übernimmt Jungkook schließlich die Antwort für ihn, „du hast nichts zu verlieren. Also Jimin, wir sind dabei."
„Das kannst du nicht für mich bestimmen."
Ein Todesblick sondergleichen lässt Yoongi verstummen. Fuck. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre es das jetzt gewesen. Puuuhh. So viel Killer-Mentalität hätte Jimin seiner Begleitung gar nicht zugetraut. Muss wohl vom Boxtraining kommen.
„Sagt der, der in der Vergangenheit alles für mich bestimmt hat."
„Ich hab's aber –"
Jungkook lässt ihn nicht ausreden: „Ich weiß. Du hast es nur gut gemeint. Und auch, wenn ich es in dem Moment nie gut fand, hat es sich meistens am Ende als die richtige Entscheidung herausgestellt. Also warum sollte es jetzt nicht so sein? Ich meine es auch nur gut. Und Jimin ganz offensichtlich auch. Also lassen wir es doch auf einen Versuch ankommen oder nicht?"
„Ich könnte Besseres mit meiner Zeit anfangen", wendet Suga schwach ein, aber es ist das letzte Argument von jemanden, der bereits weiß, dass er die Diskussion verloren hat.
„Und zwar?"
„Angeln gehen oder so..."
Die rollenden Augen von Jungkook sind Antwort genug.
„Vertraust du mir, Hyung?"
Oha. Emotionale Erpressung. Der junge Mann ist echt mit allen Wassern gewaschen. Jimin zieht den inneren Hut vor ihm.
„Natürlich..."
„Also dann", wendet sich Jungkook abschließend wieder an Jimin selbst, „dann ist es beschlossene Sache. Wir sind dabei."
Strike, denkt Jimin, Spiel, Satz und Sieg.
Auch wenn er auf den Plural wirklich hätte dankend verzichten können, ist immerhin auch Yoongi mit im Boot.
„Deal?", erkundigt sich Jimin rückversichernd.
„Deal", erklärt Jungkook breitlächelnd und ergreift die dargebotene Hand mit Schwung.
„Deal?", wendet sich Jimin an den eigentlichen Protagonisten.
„Deal", antwortet Yoongi zähneknirschend.
Nun, das ist zum ersten Mal am heutigen Abend wirklich hervorragend.
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