thousand promises


ARAGORN's POV

Seit geraumer Zeit waren Boromir und Frodo nun verschwunden und ein mulmiges Gefühl kam langsam in mir hoch.

Legolas und Gandalf redeten über den weiteren Verlauf unserer Reise, doch mein Blick glitt unwillkürlich zu Arien, die melancholisch an dem Rand des Sees saß. Ihre hellbraunen Haare floßen wie ein Wasserfall in sanften Wellen an ihrem Rücken hinunter.

Was sollten wir nur mit ihr machen?

Sie konnte nicht ewig mit den Fesseln mitnehmen und spätestens in Mordor wäre sie uns nicht mehr als eine Last, grob gesagt. Das grobe Seil, dass um ihre schmalen Handgelenke gezurrt war, konnte ich nicht durchschneiden und sie laufen lassen, sie könnte eine Gefahr für uns darstellen. Ich wusste nicht auf wessen Seite sie war, sie war unberechenbar. Trotzdem hatte sie die Freiheit verdient, oder nicht?

Ich spürte, dass mein Blick nun schon zu lange auf Arien gelegen ist und Legolas mir einen Blick zuwarf.
"Ich stimme Legolas zu", sagte ich, ohne zu wissen, was er zuvor tatsächlich gesagt hatte.
Gandalfs Mundwinkel hoben sich. "Du stimmst ihm zu, darin, dass Arien für einige von uns eine ziemliche Ablenkung ist?", fragte er.
Ich zog die Augenbrauen hoch und konnte nicht verhindern, dass einer meiner Mundwinkel kurz nach oben zuckte.

"Ich weiß einfach nicht, was wir mit ihr machen sollen...", erklärte ich und beide meiner Gefährten schauten mich wissend an. "Sie ist gerade nicht unser größtes Problem", erwiderte Legolas und seine blauen Augen bewegten sich suchend am Ufer des See entlang. "Frodo und Boromir sind weg."

Wir erhoben uns und liefen in den Wald. "Frodo!", hörte ich Legolas' Stimme mit einem leicht panischen Unterton hinter mir.
"Wir sollten uns teilen.

Aragorn, geht Ihr gen Westen, Legolas, folgt dem südlichen Pfad, ich werde dem Norden folgen."

Ich warf dem Zauber und dem Elben einen letzten Blick zu bevor ich entschlossen einen Fuß vor den anderen setzte und mich von ihnen entfernte.
Das Wetter war angenehm frisch und eine frische Brise blies mir eine Haarsträhne ins Gesicht.

Die Wahrscheinlichkeit, dass von uns dreien ausgerechnet ich Frodo fand, schätze ich als ziemlich niedrig ein, doch falls ich ihn finden würde, würde ich damit rechnen, dass der Ring Besitz von Boromir ergriffen hatte- bei dem Gedanken beschleunigten sich meine Schritte. Bereits auf der Hinreise zum verschneiten Pass Caradhras' hatte ich regelrecht mitansehen müssen, wie groß Boromirs Verlangen nach dem Ring war. "Du hättest mehr aufpassen sollen", schalt ich mich innerlich. Frodo und vor allem dem Ring durfte auf keinen Fall etwas passieren. Das Schicksal Mittelerdes' lag in der Hand des Halblings.

Wenige Meilen weiter erblickte ich Überreste von einer Ruine, an deren bemoosten Säulen eine Gestalt im Umhang lehnte und leise schnaufte. Mein Blick wanderte zu ihren Füßen, an denen keine Schuhe zu sehen waren. Ich konnte mein Glück im ersten Moment nicht fassen. Er war unversehrt!
"Frodo!", rief ich und versuchte vergeblich einen Blick auf den Ring zu erhaschen.

Wo war er?

"Er hat Besitz von Boromir ergriffen!", rief er beunruhigt, doch ich höre kaum zu.
"Wo ist der Ring?", fragte ich mit erhobener Stimme und er zuckt erschrocken zurück als ich auf ihn zukomme.
Er erhebt sich ruckartig und bringt wieder mehrere Meter Distanz zwischen uns. "Bleibt weg von mir!", ruft er erschrocken.
Das Misstrauen, dass er mir entgegenbringt, schwirrt förmlich in der Luft und er stolpert weitere Schritte rückwärts, ohne mich aus den Augen zu lassen.
"Frodo!", rufe ich abermals, diesmal versuche ich einen ruhigeren Ton in meine Stimme einfließen zu lassen.
"Ich habe geschworen Euch zu beschützen", rufe ich ihm in Erinnerung.
"Doch könnt Ihr mir vor Euch selbst beschützen?", fragt er.
Frodo öffnet seine Handfläche in der der goldene Ring liegt.
"Würdet Ihr ihn zerstören?", fragt er und ich erkenne Unsicherheit und Angst in seinen Augen, doch mein Blick gleitet zum Ring.
"Aragorn", höre ich eine leise, dunkle Stimme mehrmals flüstern. Tausende und abertausende Versprechen, Herrschaft, Reichtum und Macht, verspricht sie mir.

Ich spüre wie mir Frodo einen Blick zuwirft und gehe vor ihm auf die Knie.
Meine raue Hand legt sich um seine kalte, offene Handfläche in der der Ring liegt und schließt sie behutsam.

"Ich wäre bis zum Ende mit Euch gegangen, Frodo, bis in die Feuer Mordors hinein", sagte ich entschlossen und drücke seine Hand fest zu.

"Ich weiß", sagt er, doch ich erkenne einen Hauch von Erleichterung in seiner Stimme.
"Passt auf die anderen auf, vor allem Sam. Er wird es nicht verstehen", bittet er mich und ich erkenne einen glasigen Schimmer in seinen Augen, doch bevor ich zustimmen kann gleitet mein Blick wie von selbst nach unten, und ich sehe wie ein schwaches blaues Licht durch das Leder von Frodos Schwertscheide schimmert. "Hier sind Orks" schießt es mir durch den Kopf und ich zücke mein Schwert.
"Lauf!", rufe ich, beginne mich von Frodo zu entfernen und die Gegend alarmiert nach Orcs abzusuchen.
Doch als ich mich umdrehe und Frodo einen letzten Blick zuwerfen möchte, merke ich, dass er sich nicht von der Stelle gerührt hat.
"Lauf!", wiederhole ich nachdrücklich und sehe kurz zu wie er endlich in die Richtung des Ufers läuft.

Ich schreite um die Ecke der Ruine und erblicke Orks vor mir, doch mit neu errungenem Mut und Hoffnung schwinge ich mein Schwert und versuche so viele Orks wie möglich zu töten.

Es kommt mir so vor, als wären mehrere Stunden vergangen, tausende von Schwertstreichen gemacht worden und dutzende Liter dunkles Orkblut geflossen, bis der Großteil der Uruk-Hai endlich reglos am Boden liegt.
Im Augenwinkel nehme ich wahr, dass sich bald Legolas, Gandalf und Gimli zu mir gesellen.
Der Elb spannt unaufhörlich neue Pfeile in die Sehne seines silbernen Bogens und Zwerg schwingt seine Axt motiviert. Ich kann sogar Legolas fröhliches Zählen- er tötet gerade seinen einundfünfzigsten Ork- erahnen.
Doch von Boromir und den drei anderen Hobbits ist weder etwas zu sehen noch zu hören, was mir Sorge bereitet.

Wie auf Kommando ertönte in der nächsten Sekunde ein Horn, nicht weit weg von uns.
"Gondors Horn!", höre ich in dem Moment Legolas' Ruf durch die Bäume hallen und ich laufe sofort in die Richtung, in die ich Boromir vermute.

-

Heute ein sehr langer Part zur Abwechslung mal. ^^
Ich liebe liebe liebe die Szene des Abschieds von Frodo & Aragorn im Film <3

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top