ARIEN's POV
~Und dann wenn niemand es erwartet:
töte ihn.~
Ich atmete schwer auf. Hatte mich Legolas soeben bedroht? Anscheinend war Aragorn allerdings kein Teil von Legolas' Plan war, denn er schaute mich verwirrt an.
"Du schaust so geschockt, ist etwas?" Ich spürte förmlich wie mich nun auch Legolas Blick traf, der am Fenster stand. "Ach, es war nur ein anstrengender Tag. Die Orks erscheinen jedes Mal vor mir, wenn ich meine Augen schließe ", sagte ich und bildete mir ein, zu sehen wie Legolas' seinen Blick mit einer Spur Erleichterung von mir wandte.
Warum genau verteidigte ich ihn jetzt? Warum machte ich nicht reinen Tisch mit Aragorn?
Ich wusste es nicht.
"Verständlich. Willst du mit mir einen Spaziergang im Wald machen? Mir hilft das immer um dem Kopf frei zu bekommen und düstere Gedanken zu verscheuchen", bot er an.
Ich nickte.
"Ich würde euch gerne begleiten, wenn's euch nichts ausmacht", ertönt Legolas Stimme neben uns.
"Muss das sein?", fragte Aragorn mit einem genervten Unterton.
Legolas gab keine Antwort, sondern durchquerte das Zimmer mit schnellen Schritten und verließ den Raum. "Dann viel Spaß, meine hohen Herrschaften", hörte man es aus dem Flur in ironischem Tonfall nachhallen.
Ohne weitere Worte stand ich auf, Aragorn bot mir seinen Arm an und ich hakte mich unter. Sein fürsorglicher Blick von der Seite durchbohrte mich förmlich.
"Wirklich alles okay?"
Ich nickte schlicht und wir begaben uns zum Ausgang der Taverne.
Plötzlich fiel mir ein, dass dies der richtige Zeitpunkt war, meine Mission abzuschließen und endlich zu verschwinden. Es war perfekt, bis auf einen Haken. Ich hatte keine Waffe. Nichtmal ein Messer.
Mitten auf der antiken Treppe drehte ich um und Aragorn blieb verwirrt stehen. "Ich hole nur schnell meinen Mantel, ich glaube es ist ziemlich frisch im Wald", sagte ich. "Du kannst meinen haben", entgegnete Aragorn und machte Anstalten aus der Lederkluft zu schlüpfen.
"Nein, nein danke", stotterte ich und drehte mich auf dem Absatz um.
Das dunkle Holz seufzte tief auf, als ich mit hastigen Schritten zurück ins Zimmer lief. Mein Blick schweifte durch den Raum, ich griff schnell nach meinem hellen, dünnen Mantel, meinem Alibi.
Wo war ein Messer?
Da erst fiel mir die lederne Hülle auf, die auf dem morschen Tisch lag. Schnell öffnete ich sie und tatsächlich fand ich ein mittelgroßes Messer.
Rasch verstaute ich das Messer und begab mich zurück zu Aragorn.
"Auf geht's", sagte ich mit einem kleinen Grinsen in Aragorns Richtung. Ich merkte wie sich seine Mundwinkel hoben, er öffnete die Tür und machte spaßeshalber eine Verbeugung.
"Nach Ihnen Mylady...", sagte er gespielt ernst und ich brach in Lachen aus.
Gemeinsam schritten wir durch den Herbstwald. Buntes Laub raschelte unter unseren Schuhen und unsere Finger hatten sich unbewusst ineinander verschränkt.
Meine Schulter streifte seine und ich wurde mir wieder meiner Aufgabe bewusst.
Das war doch ein schlechter Witz, oder?
Ich blickte auf unsere einander verschränkten Finger. Meine Mission war doch ihn zu töten und nicht mit ihm herumzumachen.
Ich riss meine Hand aus seiner.
Ich sollte wirklich nicht mit ihm Händchen halten, wenn ich ihn gleich töten wollte.
Sein besorgter seitlicher Blick traf mich.
"Wirklich alles okay, Arien?"
"Nur weil ich deine Hand mal kurz nicht halte, und dich nicht von oben bis unten abküsse, kommst du drauf, dass etwas nicht passt?", fauche ich ihn an.
"Nein, so meine ich das nicht", sagte er in einem ruhigen Ton und hob seine Arme zu einer beschwichtigenden Geste.
Schweigend gingen wir weiter, eine kühle Atmosphäre herrschte nun. Zwischen uns lag eine Distanz, nicht nur physisch, sondern auch psychisch, als hätten wir eine unsichtbare Mauer zwischen uns.
Und ich schätzte das in diesem Moment sehr. Ihn zu töten war schon schwer genug.
Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und ich schluckte schwer.
Ich sollte so schnell wie möglich zur Sache kommen, bevor irgendjemand merkte, dass ein Messer fehlte.
Einige Meter vor uns bemerkte ich einen bemoosten Stein. "Lass' uns eine kurze Pause einlegen", schlug ich vor. Aragorn nickte bloß und setze sich auf den Felsen.
Ich beschrieb einen Halbkreis um den gigantischen Stein, sodass ich hinter Aragorn stand und atmete kurz aus.
"Arien-", sagte Aragon fragend, doch da spürte er bereits das kalte Messer an seinem Hals.
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