Phil saß mit pochendem Kopf auf einer Bank im Garten vor dem Motel und beobachtete stumm die Abschiedszeremonie der Autobots für ihre Gefallenen Krieger. Auch, wenn er nicht wirklich etwas erkennen konnte.
Drei von ihnen hatten beim Kampf gegen die Decepticons ihr Leben gelassen. Phil kannte keines der Opfer und war froh darum. Revolt stand neben ihm und beobachtete das ganze ebenfalls nur von weitem. Er hatte behauptet, das ganze würde ihn nichts angehen, doch Phil wusste, dass er sich einfach nur fremd fühlte und deshalb fernblieb. Als die Versammlung sich allmählich auflöste, kam Skymark auf beide zu.
"Mein Beileid", sagte Phil und blickte erwartungsvoll zu Revolt hoch, was ein Fehler war, da sich seine Kopfschmerzen dadurch verstärkten. "Ebenso", erklärte Revolt daraufhin knapp.
"Danke", sagte Skymark und warf einen Blick auf die letzten Bots, die noch still dastanden. "Ich habe mich ehrlich gesagt über eure Abwesenheit gewundert", meinte er dann mit fragendem Unterton.
"Ratchet lässt mich nicht vom Grundstück herunter", antwortete Phil. "Alleine um hier zu sitzen musste ich über eine Stunde mit ihm diskutieren."
"Eure Zeremonien gehen mich nichts an", erklärte Revolt, mit denselben Worten, die er zuvor auch schon gegenüber Optimus genutzt hatte. Skymark wirkte kurz überrascht, doch dann schien er zu verstehen, was wirklich vor sich ging. "Du hast unsere Mission geleitet und den Autobots, sowie diesem Planeten, das Leben gerettet", sagte Skymark mit Nachdruck. "Das macht dich zu einem aus unseren Reihen. Du hast für uns mehr getan, als so manch langjähriger Autobot von sich behaupten kann." Revolt schien den Worten nicht wirklich zu glauben, und Skymark warf ihm einen eindringlichen Blick zu. "Dein Spark sitzt am rechten Fleck, Optimus hat dies schon lange erkannt." Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr. "Ich hoffe, irgendwann tust du es auch." Nach einem kurzen Nicken zum Abschied gesellte sich Skymark wieder zurück zu den Autobots im Hauptteil der Basis, und Phil blieb mit Revolt allein zurück.
"Ich wollte mich noch bei dir bedanken", meinte er nach einer Weile.
"Nein. Vermutlich muss ich mich eher bei dir bedanken", unterbrach Revolt ihn jedoch und schaute zu ihm hinab. Fragend blickte Phil wieder hoch und das Pochen in seinem Schädel wurde erneut stärker. "Warum?", fragte er verwirrt und rieb sich die Stirn.
"Menschen sind nicht so unintelligent, wie ich geglaubt habe. Zumindest manche. Teilweise sind eure Traditionen sogar weiterentwickelter als unsere. Unsere Gefühlswelten sind sich ebenfalls sehr ähnlich. Das habe ich erst durch dich und dein Buch verstanden." Phil nickte vorsichtig. "Ohne dieses Wissen über eure Spezies hätte ich niemals erkannt, wie sehr Mordread dem Wahnsinn verfallen war", fügte er dann leiser hinzu.
Phil nickte erneut. "Was wird nun eigentlich aus deinem Bruder?", fragte er dann interessiert. Von dem Urteil hatte er bisher noch nichts erfahren.
"Er ist nicht mein Bruder", erwiderte Revolt mit hartem Unterton. Phil runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. "Wie ging euer Menschensprichwort nochmal? 'Familie hört nicht beim Blut auf.' Ich denke, es gilt in beide Richtungen - es beginnt dort auch nicht." Revolt schien zu seufzen. "Aber um deine Frage zu beantworten: Mordread wird fürs erste gefangen genommen, bis sich herausstellt, ob er sich erholen wird. Wenn das nicht der Fall ist, wird er einfach nur vom Planeten verbannt."
"Hmh", machte Phil und beobachtete das Geschehen der Basis. Er wusste nicht, was er lieber haben wollte - einen verbannten Mordread, der frei im Universum umherreisen konnte, oder einen, der ewig auf diesem Planeten gefangen blieb.
"Ich muss wieder ins Haus", sagte er nach einer Weile und stand auf. Er hatte schon am Abend zuvor erfahren, dass Ratchet die Bettruhe zutiefst ernst nahm, als er mit Josto eine abendliche Runde drehen wollte. Doddle wurde daraufhin dazu verdonnert, mindestens drei Mal am Tag mit dem Hund spazieren zu gehen und Phil im Auge zu behalten. Er wollte Ratchets Kompromissbereitschaft nicht ausreizen.
Der Tag, an dem der Medical Officer ihn für gesund erklärte, konnte nicht schnell genug kommen.

***

"Ich muss mit dir reden." Optimus ging auf Revolt zu und dieser versteifte sich ein wenig. Er musste sich noch daran gewöhnen, auf der Seite der Autobots zu stehen und somit Optimus nun tatsächlich als Anführer zu haben. Noch immer mochte er den Prime nicht wirklich. "Wir alle stehen tief in deiner Schuld. Du hast nicht nur uns, sondern den gesamten Planeten gerettet", sagte Optimus. Revolt nickte knapp, bevor er antwortete.
"Solange man dem Jungen Glauben schenken kann, ist die Rettung des Planeten jedoch unwichtig, angesichts der Prime-Geschichte." Optimus nickte und warf einen Blick auf das Motel, in dessen Innerem Phil vermutlich gerade am Schlafen war. "Ein Kampf steht uns eindeutig bevor. Wann er jedoch stattfindet, weiß keiner von uns. Es kann morgen sein, oder erst in Jahren. Jeder Tag, der den Menschen somit durch dein Einschreiten geschenkt wurde, ist ein Gewinn, und alles andere als unwichtig."
Revolt nickte leicht und dachte still nach. "Weshalb reden die Primes nicht mit dir?", fragte er dann nach einer Weile. "Du bist doch immerhin einer von ihnen". Optimus wandte seinen Blick von dem Motel ab, und wieder Revolt zu. "Der Junge scheint eine wichtige Position in diesem Krieg einzunehmen. Sie kommen immer nur in Momenten größter Not. Ich denke, Phil benötigte die Primes in dieser Situation einfach mehr als ich." Nun war Revolt es, der zum Motel blickte.
"Wird er das überhaupt schaffen können?", fragte er.
"Den Worten der Primes nach zu urteilen wird der Kampf, der vor uns liegt, von großer Bedeutung sein. Es ist möglich, dass wir einem sehr mächtigen Gegner begegnen werden - einem, der alles übersteigt, was wir uns heute vorstellen können. Doch Phil hat in den vergangenen Tagen eine Menge Kraft bewiesen. Zweifellos ist er weitaus stärker, als du vermuten magst", erklärte Optimus ernst.
"Ich hoffe, dass du recht hast", murmelte Revolt, den Blick von dem Motel abwendend, und wappnete sich innerlich für jeden Kampf, den die Zukunft bringen würde.