Sichtbarkeit

Manchmal frage ich mich, was heute wäre, wenn alles anders gelaufen wäre.

Wenn ich zwanzig, dreißig Jahre früher geboren wäre, nicht den heutigen Zugang zu Informationen gehabt hätte, meine Familie ein anderes Weltbild gehabt hätte.

Ich weiß es nicht.

Ich möchte heute, am Trans Day of Visibility allen trans Menschen danken, durch die mein Leben einfacher wurde.

Da ist der eine Freund von mir, an den ich mich ganz am Anfang wenden konnte, weil er auch trans war.

Da ist die Clique aus trans und nicht binären Menschen an meiner Schule, die mit mir gemeinsam kämpfen.

Da ist die Aktivistin, die mich vom ersten Tag in meiner politischen Gruppe aufgenommen hat. Die sich gefreut hat, nicht mehr die einzige trans Person zu sein und meine Unsicherheit innerhalb von Sekunden weggewischt hat.

Meine Partnerperson.

Und viele andere.

Es sind auch diejenigen, die ich nie kennengelernt habe.

Ein Freund von meiner Nachbarin, der auch trans war und durch den sie das Thema schon kannte.

Der erste geoutete trans Schüler an meiner Schule vor vielen Jahren.

Der trans Junge im Arbeitsumfeld meines Vaters, dessen Existenz in Kombination mit den Erzählungen meines Vaters von ihm mir Sicherheit gegeben haben und den Mut, mich zu outen.

Die enge Freundin von dem Studenten, der nachts mit mir telefoniert hat, wenn ich Probleme mit meinem Gutachter hatte, durch die ich gar nicht mehr so viel erklären musste.

Es sind viele.

Ich danke euch.

Und ich freue mich, dass auch ich für viele trans Menschen genau diese Rolle spielen werde: derjenige, den man schon kennt.

Schon allein, dass wir da sind, reicht aus.

Unsere Sichtbarkeit reicht für sehr vieles aus.

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