22

Wenn Seokjin für sich selbst eine Tarotkarte zog war es immer der Narr. Der Narr, der sowohl die Null als auch die 22 war, je nachdem wie man ihn zählte. Auch wenn jemand anderes für ihn legte, so war die Karte immer dabei. Im positiven wie im negativen. Der Narr begleitete ihn.

Der Bauwagen, der es sich am Rande der Wiese gemütlich gemacht hatte, die zu einem Veranstaltungsplatz gehörte, war voller Seidentücher, die wild im aufgekommen Wind flatterten. Er hatte eine sonnengelbe Farbe auf der es sich mystische Figuren bequem gemacht hatten.

Taehyung konnte sich vage daran erinnern diesen Wagen schon einmal gesehen zu haben. Wenn auch mit weniger Figuren. Nur bei einzelnen war er sich sicher diese tatsächlich zu kennen. Verwirrt betrachtete Taehyung den Wagen.

„Ist was?", fragte Hoseok, der das Zögern seines jüngeren Begleiters bemerkt hatte. Taehyung erfreute sich über die Aufmerksamkeit, hatte aber gerade keine Zeit dafür. In seinen Erinnerungen flimmerten Bilder auf.

„Können wir mal an den Wagen klopfen? Ich glaube, ich kenne den..."

Als Hoseok mit den Schultern zuckte, traute sich Taehyung vorsichtig an den Bauwagen heran und klopfte zögerlich an die Tür. Er wusste nicht, woher die Schüchternheit kam. Er wusste nicht, vor was er bangte. Er wusste nicht mal, was genau für eine Erinnerung er hiermit verband!

Die Tür öffnete ein alter Mann, mit wachem Blick. Er hatte Fältchen um seine Augen, die sich sofort verstärkten, als er sie beiden freundlich anlächelte.

„Ich habe nicht erwartet, dass ihr so früh kommt, aber es freut mich, dass ihr trotzdem den Weg zu mir gefunden habt."

Taehyung starrte den weißhaarigen Mann mehrere Sekunden still an, während Hoseok eine verwirrte Miene zog. „Sie haben uns erwartet?", fragte er kritisch, während Taes Erinnerungen sich klärten und er endlich wusste, wen er vor sich hatte.

„Oppa Seokjin! Du warst damals immer mit im Zirkus, nicht wahr?"

Das diesmal Hoseok derjenige war, der die Ignoranz erntete, machte Taehyung nicht so viel aus, wie es vielleicht sollte. Endlich traf er mal auf jemanden den er kannte, auch wenn die letzte Begegnung schon gute vier oder fünf Jahre her war.

„So ist es, freut mich, dass wir uns auf meine alten Tage doch noch mal sehen Taehyung. Sogar nach der Tragödie, die Medien haben so viel davon erzählt..."

Seokjin schüttelte den Kopf. Es war klar zu sehen, wie sehr er es missbilligte, dass die Medien Taehyungs Leben auseinander gerissen hatten. Seine Tragödie, sein Name, seine Familie waren einfach nur Klatsch und Tratsch gewesen. Und er der arme Junge zwischendrin, den jeder bemitleidete, doch keiner half.

„Tragödie?"

Das war Hoseoks nächste Frage, auf die Taehyung vielleicht später antworten würde. Aber nicht jetzt und nicht heute, dafür hatte er keinen Grund.

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