Kapitel 7
Ich musste mich zusammenreißen um nicht zusammen zu zucken. Ich sprach meinen Satz zu Ende als wäre nichts gewesen, dann schaute ich vorsichtig zu Bakugou. Er schaute mich nicht an, sondern blickte weiterhin zu den anderen und schien so, als würde er desinteressiert dem Gespräch lauschen. Dennoch sah ich wie sich einer seiner Mundwinkel zu einem leichten Lächeln verzog.
Es war eine so simple Geste. Versteckt unter dem Tisch und dennoch sehr eindeutig. In meinem Kopf fuhren die Gedanken Karussell. Er wusste, dass ich schwul war und zwar weil ich ihn anscheinend mehr als offensichtlich angestarrt hatte. Das hieß, er wusste, dass ich auf ihn stand. Und er fand das gut, wie seine Hand auf meinem Knie mehr als eindeutig vermittelte. Mein Herz raste.
Die Schulglocke beendete meinen Gedankenstrom. Um uns herum standen die Schüler auf, um ihre Tablets wegzubringen.
Bakugous Griff verstärkte sich einmal kurz, bevor er von meinem Knie abließ und wie die anderen aufstand. Einen kurzen Moment war ich wie erstarrt, dann erhob ich mich ebenfalls.
---
Ich hatte den ersten Schultag gut überstanden und es war inzwischen Abend geworden. Nun hockte ich mit gerunzelter Stirn über den Mathehausaufgaben. Eigentlich mochte ich Mathe, aber ich hatte das Gefühl, als hätte meine alte Schule nicht den gesamten Stoff unterrichtet, der hier vorausgesetzt wurde. Ich hatte zu viele Wissenslücken und kam einfach nicht weiter. Wir hatten das einfach noch nicht!
Stöhnend ließ ich meinen Kopf auf den Tisch fallen. Das konnte doch nicht wahr sein. Es war der erste Schultag und schon hatte ich das Gefühl hinten dran zu sein. Was soll ich nur machen?
Ich lächelte, als ich an Bakugou dachte. Wie gern würde ich einfach zu ihm rübergehen ... Moment, das war die Lösung! Bakugou schien im Unterricht genau zu wissen, was er tat! Zwei Fliegen mit einer Klappe!
Ich packte schnell meine Sachen zusammen und ging hinaus um an die Tür meines Zimmernachbarn zu klopfen. Ich hörte ein unwilliges Brummen, dann schwere Schritte, die zur Tür stapften.
Bakugou öffnete die Tür. Er hatte die Schuluniform gegen eine bequeme Jogginghose, die ihm gefährlich tief von den Hüften hing, und ein schlichtes weißes T-Shirt eingetauscht. Als er mich sah grinste er.
„Was machst du hier?"
Verlegen kratzte ich mir den Hinterkopf. „Ich komme mit den Mathehausaufgaben nicht weiter."
Bakugou runzelte die Stirn. „Das war jetzt wirklich nicht schwierig."
Ich seufzte. „Mag ja sein, aber meine alte Schule hat das Thema geskippt und jetzt steh' ich da wie ein Idiot."
„Tust du doch immer.", sagte er grinsend, ließ mich aber mit einer Geste eintreten.
Bakugous Zimmer sah genauso aus wie das meine, nur das es gespiegelt war. Er ging vor und setzte sich aufs Bett und klopfte neben sich. Ich setzte mich neben ihn und zog meine Sachen hervor.
„Was verstehst du denn nicht?", fragte er. Ich machte eine weitausholende Geste, die so viel wie „alles" heißen sollte.
Bakugou runzelte die Stirn und begutachtete mein Arbeitsblatt mit den halbgaren Lösungsansätzen. „Eigentlich ist das gar nicht so blöd.", sagte er und nahm mir das Blatt aus der Hand.
„Danke...", sagte ich mit einem sarkastischen Unterton.
Bakugou schnaubte. „So meinte ich das nicht. Man merkt, dass du das Thema nicht hattest und hast versucht alternativ heranzugehen um das Problem anderweitig zu lösen. Das ist natürlich viel schwieriger, aber wie gesagt ... gar nicht so blöd."
Ich errötete leicht und kam nicht umhin mich ein wenig geschmeichelt zu fühlen.
Er nahm ein neues Blatt Papier zur Hand und begann mir die Thematik zu erklären. Dabei machte er ein paar erklärende Skizzen und schrieb die wichtigsten Formeln auf. Er stellte das ganze sehr knapp, aber äußerst strukturiert dar, sodass ich ihm gut folgen konnte.
„Diese Formel", er umkringelte sie mit einem Rotstift, „und diese hier,", er markierte eine weitere, „solltest du auswendig lernen. Sie werden immer wieder vorkommen und das erspart dir die Zeit ständig ins Tafelwerk schauen zu müssen."
Ich nickte, unendlich dankbar, dass er es schaffte es so kurz und knapp darzulegen.
„Jetzt versuch dich mal an den Aufgaben."
Es war ja nicht so, dass er mir explizit dargelegt hat, wie man die Aufgaben löste. Er hat mir nur den mathematischen Grundgedanken und die wichtigsten Formeln an die Hand gegeben. Und daher brauchte ich einen Moment, bis ich den Bezug zu den Aufgaben herstellen konnte. Dann schrieb ich zögerlich, Schritt für Schritt, die Lösungen nieder.
Ich brauchte ziemlich lange. Bakugous intensiver Blick und sein Bein, das das meine streifte halfen dabei nicht sonderlich. Aber ich konnte die Aufgaben lösen.
Prüfend ließ ich den Blick noch einmal über die das Arbeitsblatt streifen.
„Du bist süß, wenn du so konzentriert guckst.", sagte Bakugou.
Ich errötete heftig.
Ich räusperte mich und übergab ihm das Arbeitsblatt. Er sah mir dabei tief in die Augen und setzte sich etwas dichter an mich heran.
Nun wanderten seine Augen über das Arbeitsblatt und überprüfte meine Arbeitsschritte.
Er ist ebenfalls süß, wenn er sich konzentriert.
„Und?", fragt ich vorsichtig.
Er schaute auf und grinste. „Wie gesagt ... gar nicht so blöd."
Nun musste auch ich grinsen. „Heißt das, ich habe alles richtig gemacht?"
Er nickte und schaute mir wieder in die Augen. Dann lehnte er sich langsam zu mir herüber. Sein Blick wanderte zu meinen Lippen.
Oh mein Gott!
Einen kleine Welle Panik übermannte mich und ich spürte wie sich mein Körper versteifte. Bakugou kam mir immer näher. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Er schien zu merken wie unentspannt ich war. Jedenfalls legte er vorsichtig seine Hand auf meine und flüsterte ein leises „Darf ich?" gegen meine Lippen.
Das war der Moment, wo mir wieder einfiel, wer vor mir saß. Es war Bakugou. DerBakugou. Derjenige, der mich von der ersten Sekunde so akzeptiert hat wie ich war und ich spürte wie ich mich entspannte. Ich nickte und überbrückte den letzten Zentimeter.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top