KAPITEL 20




Katsuki hatte sich mit der Anweisung, ich solle in einer halben Stunde fertig sein, in sein eigenes Zimmer zurückgezogen. Ich hatte bereits geduscht und stand nun vor dem Kleiderschrank, nicht wissend, was ich anziehen sollte.

Unser erstes richtiges Date.

Zugegebenermaßen war ich ziemlich aufgeregt. Noch nie hatte ich mich mit einer Person so verbunden gefühlt wie mit Katsuki und wir hatten in den letzten Wochen unsere Beziehung gefestigt, wobei er wiederholt bewies, dass er komme was wolle zu mir stand. Wir waren uns unfassbar nah, was unsere kleine Session heute morgen erneut bewiesen hatte. Wieso dann waren wir vorher noch nie auf ein Date gegangen? Und wieso war ich so aufgeregt?

Ich schüttelte die Gedanken ab. Da er nicht gesagt hatte was wir vor hatten, entschied ich mich schlicht für Jeans und T-Shirt. Ich machte mir schnell die Haare, bevor ich mir meine Schuhe anzog und auf den Flur trat.

Katsuki wartete schon und empfing mich mit einem Lächeln. Er nahm meine Hand und führte mich aus dem Wohnheim zum Parkplatz. Ich versuchte immer noch zu ergründen, was er vor hatte. Dann standen wir plötzlich vor einem Motorrad. Mir fiel die Kinnlade herunter, als Katsuki mir einen Helm reichte.

„Was? Ist das deins?", fragte ich mit leuchtenden Augen.

„Was denkst du denn?", fragte er mit gehobener Augenbraue, als er sich seinen eigenen Helm aufsetzte.

„Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fährst. Ich habe das Gefühl täglich etwas Neues über dich zu lernen."

„Naja ich habe auch nur den Führerschein der Klasse A1, aber wenn ich 18 werde, werde ich direkt den richtigen Führerschein machen. Es gibt nicht besseres als über die Landstraßen zu düsen."

Ich grinste. Ich war noch nie Motorrad gefahren und freute mich schon riesig auf die Fahrt. Katsuki setzte sich und bedeutete mir, dass ich auch aufsteigen sollte. Ich rutschte so nah wie möglich an ihn heran um legte die Arme um seine Taille.

Dann startete er sein Motorrad und ich hielt mich noch etwas stärker an ihm fest, bevor wir langsam den Parkplatz und damit das Gelände der U.A. verließen. Die Schule lag zwar nicht mitten in der Stadt, sondern war etwas außerhal, dennoch mussten wir uns kurz durch den Stadtverkehr kämpfen. Dann jedoch wurde die Straße zur Landstraße und Katsuki beschleunigte. Mein Herz setzte einen Schlag aus, dann genoss ich das berauschende Gefühl von Geschwindigkeit. Der Fahrtwind zerrte an meinen Klamotten und die Landschaft zog an uns vorbei.

Wir fuhren eine ganze Weile, doch ich genoss die Fahrt bis zur letzten Sekunde. Schließlich bog er in einen kleinen ungepflasterten Weg ein, der auch ziemlich schnell in einer kleinen Aussackung endete. Wir standen am in mitten eines kleinen Waldes.

Ich nahm den Helm ab und sah mich um. Hohe Bäume umringten uns und es war idyllisch still. Der Lärm der Landstraße war schnell von den ersten Baumreihen verschluckt worden. Ich spürte Katsukis Blick auf mir liegen und ich wandte mich ihm lächelnd zu. Auch er lächelte, als er mir seine Hand darbot.

„Gehen wir wandern?", fragte ich unsicher und blickte auf meine Schuhe.

Katsuki lachte leise. „Nein, wir machen nur einen kleinen Spaziergang. Du hast mir von deinem Lieblingsplatz erzählt, und ich wollte dir meinen zeigen."

„Oh.", machte ich überrascht und eine kleine Welle der Neugier überkam mich. „Ich hab gar nicht so genau aufgepasst, wie wir gefahren sind. Sind wir hier in der Nähe deiner Heimat?"

„Nicht so direkt, aber es ist nicht weit. Der Wald und die Gebirgsausläufer", er deutete auf eine kleine Bergkette, „bieten sich hervorragend zum Wandern an. Vielleicht findest du das uncool aber ich wandere gerne. Ich mag die Einsamkeit, die die Natur mit sich bringt. Auf einem meiner Trips hab ich diese eine Stelle gefunden, und bin seitdem immer wieder dorthin. Wir sind jetzt etwas näher herangefahren, weil ich nicht wusste ob du Lust hast stundenlang mit mir wandern zu gehen.", er kratzte sich verlegen den Hinterkopf.

„Ich find das überhaupt nicht uncool. Ich finde das klingt wunderschön. Irgendwann sollten wir mal zusammen wandern gehen. Aber du musst mich ein wenig unterweisen, ich war nämlich noch nie wandern." Ich lachte leise.

Katsuki nickte zustimmend und wandte sich dann dem kleinen Pfad zu, der tiefer in Wald hineinführte und marschierte los, seine Hand immer noch in meiner. Wir gingen ein Weilchen und redeten unterdessen, bis er innehielt und mich quer durch das Unterholz zog. Dann sah ich ihn. Den kleinen See der unberührt inmitten einer kleinen Waldlichtung lag. Die Sonne reflektierte sich auf der spiegelglatten Oberfläche und die weißen Stämme der Birken ringsherum, gaben dem Ort eine märchenhafte Anmutung.

„Wow.", sagte ich atemlos.

Katsuki sagte eine Weile nichts und blickte nur lächelnd auf das Schauspiel. Eine kleine Windböe strich über die Wasseroberfläche und zersprengte die sich reflektierenden Sonnenstrahlen.

„Ich wollte, dass du den See in der Mittagssonne siehst. Um die Jahreszeit steht die Sonne sonst nicht hoch genug um über die Bäume hinweg auf die Oberfläche zu scheinen." Er lachte verlegen.

„Es ist wirklich wunderschön.", sagte ich lächelnd.

Dann zog Katsuki mich mit zum Ufer und ich sah die Decke und den kleinen Korb, die bereitstanden.

„Ist es das, was du gestern vorbereitet hast?", fragte ich staunend.

„Ja genau. Ich war mir sicher, dass niemand hier zufällig vorbeikommen und die Sachen mitnehmen würde. Außerdem war ich jetzt auch ein paar Monate nicht hier und wollte sichergehen, dass hier alles unverändert geblieben ist."

Ich lächelte und gab ihm einen kleinen Kuss. Es rührte mich, dass er sich so viel Gedanken gemacht hatte.

Katsuki setzte sich auf die Picknickdecke und klopfte neben sich. Eine Weile saßen wir einfach nur da, in ein leises Gespräch vertieft.

„Hättest du was gesagt, hätte ich etwas zum Baden mitgenommen.", sagte ich und blickte auf das klare Wasser.

„Was hält dich ab?"

„Du meinst ... nackt?" Ich wurde rot, als ich das fragte.

Katsuki lachte und zog sich sein T-Shirt aus. „Das dir das immer noch peinlich ist.", neckte er mich. „Keine Sorge, hier kommt niemand her."

Er hatte ja recht, dennoch wurde ich noch ein wenig röter als er sich ungeniert auszog und mir voran ins Wasser stieg. Ich starrte unverhohlen.

„Komm schon, du Spanner.", sagte Katsuki lachend. Hektisch zog ich mich aus und folgte ihm.

Der Grund des Sees war ein wenig schlammig, aber das Wasser war unvergleichlich klar. Ich arbeitete mich langsam in das Wasser vor, musste aber zugegeben, dass ich es mir nicht so kalt vorgestellt hatte. Dann erwischte mich eine große Menge kaltes Wasser. Ich schnappte nach Luft und drehte mich zu Katsuki um, der mich nassgespritzt hatte. Er hatte ein teuflisches Grinsen auf dem Gesicht.

„Du hast dich mit dem Falschen angelegt!", sagte ich lachend und sprang auf ihn zu um ihn unter Wasser zu drücken.

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Wir hatten eine Weile jede Menge Spaß im Wasser. Doch nach und nach begann ich zu frieren und wir gingen wieder an den kleinen Strand des Sees. Wir trockneten uns notdürftig mit der zweiten Decke ab und schlüpften wieder in die Klamotten.

Katsuki hatten Kekse und Eistee aus dem Korb hervorgezaubert und wir stärkten uns ein wenig. Ich lehnte mich an ihn und genoss seine Körperwärme, während ich langsam an einem Keks kaute. Er hatte recht gehabt, die Sonne stand inzwischen schon ein wenig tiefer und der erreichte jetzt nur noch einen kleinen Teil des Sees.

Ich schloss die Augen und legte mich zurück auf die Decke. Ein Schatten fiel über mich und kurz darauf spürte ich Katsukis Lippen auf meinen. Ich lächelte in den Kuss hinein. Der Tag war so perfekt. Er war so perfekt. Ich öffnete die Augen, als er sich von mir löste. Er lehnte immer noch über mir und die Sonne, die ihn von hinten beschien, ließ ihn wie einen Engel aussehen. Mein perfekter Engel.

Ich sah ihm in die Augen.

„Ich liebe dich.", flüsterte ich leise.

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