KAPITEL 13




Am Abend ging ich mit Katsuki zusammen die Treppen hinunter zum Gemeinschaftsraum. Die meisten anderen waren schon da und hatten sich schwatzend auf der Couch und in der Küche versammelt. Ich ging herüber zu Ashido und Asui, ein Mädchen mit großen dunklen Augen und langen zu einer Schleife gebundenen Haaren.

„Wow, habt ihr das wirklich alles gemacht?", fragte ich und machte eine ausholende Geste. Der ganze Raum war in ein gemütliches Dämmerlicht getaucht. Der Couchtisch und die Sofas waren verrückt, sodass sie den Raum nicht mehr teilten, sondern mehr Platz für Gespräche boten. Vor dem Fenster standen große Lautsprecherboxen.

„Ja, größtenteils", meinte Asui verlegen. „Die Lautsprecherboxen sind aber von Jirou und den Einkauf haben Tokoyami und Ojiro gemacht. In der Küche ist ein kleines Buffet und die Getränke." Sie betonte das letzte Wort mit einem Augenzwinkern. Ich konnte mir also denken, was Tokoyami und Ojiro hauptsächlich eingekauft haben.

Katsuki stand die Zeit stumm hinter mir. „Willst du auch was trinken?", fragte ich ihn und deutete zur Küche. Der Blonde nickte und folgte mir, als ich mir einen Weg durch unsere Mitschüler bahnte.

Die kleine Küche war komplett auf den Kopf gestellt worden. Der Esstisch stand an der Wand und war mit zahlreichen kleinen Partysnacks bestückt. Chips, kleine Pizzateilchen und Brownies. Ich nahm mir eine der Minipizzen und schob sie mir in den Mund. Auf der Arbeitsfläche standen zahlreiche Getränke und die klischeehaften roten Plastikbecher. Die Spüle war mit Eis gefüllt und einige Bierflaschen darin kaltgestellt worden. Kaminari stand an der Arbeitsfläche und war außer uns der einzige in der Küche.

Ich beobachtete wie Bakugou sich eine der Bierflaschen nahm und sich kurz suchend umschaute. Dann zuckte er mit den Schultern und nahm sich eine der daneben stehenden Saftflaschen, benutze sie als Hebel und entkorkte damit sein Bier. Das hatte er wohl nicht zum ersten Mal gemacht.

Lächelnd drehte ich mich zu Kaminari um, der sich über die Arbeitsplatte lehnte und etwas zusammenmischte.

„Was machst du da?", fragte ich, während ich immer noch an dem Pizzastück kaute.

„Willst du probieren?", fragte dieser grinsend.

„Wenn du das so sagst, lieber nicht.", sagte ich lachend und lugte in den roten Plastikbecher.

Kami schaute beleidigt. „Das ist nur Ouzo mit O-saft. Du tust ja so, als wollte ich dich vergiften."

„Man weiß ja nie. Aber Ouzo ist wirklich nicht mein Ding. Was ist denn hier sonst noch?"

Kami deutete auf die gesamte Theke. „Fast alles. Tokoyami muss quasi das ganze Geschäft leer gekauft haben. Ouzo, Wodka, Tequila und ich glaub auch 43er. Und Bier natürlich."

„Oh 43er?", fragte ich und suchte nach der Flasche. Kami langte an einigen Flaschen vorbei und gab sie mir.

„Milch müsste im Kühlschrank sein.", sagte er noch, bevor er zu den anderen hinausging.

Ich holte mir die Milch aus dem Kühlschrank, bevor ich mir einen der Plastikbecher nahm und vorsichtig etwas von dem Likör in meinen Becher kippte. Was für ein Mischungsverhältnis war richtig?

„Eins zu vier ... oder eins zu drei, wenn du es härter magst.", sagte Katsuki mit rauer Stimme in mein Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut. Er stand so dicht hinter mir und seine raue tiefe Stimme ließ den Satz in einem perversen Licht erscheinen.

Ich schluckte, bevor ich es wagte den nächsten Satz auszusprechen. „Das tue ich.", sagte ich bevor ich mich umdrehte.

Kurz sah ich seinen überraschten Gesichtsausdruck, bevor er wieder einen Schritt zurückging, damit wir nicht erwischt wurden. Ich musste schmunzeln. Damit hatte ich ihn wohl etwas aus der Fassung gebracht. Ich mischte den Likör und die Milch und nahm einen tiefen Schluck. Okay, die Mischung hatte es in sich.

„Und jetzt?", fragte Katsuki. Ich zuckte mit den Schultern und ging mit ihm zusammen zurück in den Gemeinschaftsraum und wurde gleich von Sero begrüßt.

„Hey Kiri, Lust auf Bierpong?"

„Haben wir denn einen freien Tisch?", fragte ich stirnrunzelnd.

„Kami besorgt gerade etwas. Wärst du dabei? Wir können auch in 2er Teams spielen." Er warf Bakugou dabei einen fragenden Blick zu. Ich sah ihn ebenfalls an.

„Meinetwegen. Wir machen euch fertig."

„Na das will ich sehen!", rief Kaminari, der zusammen mit Tokoyami eine Tischtennisplatte aus dem Nachbarraum schob.

„Ich wusste gar nicht, dass wir eine Tischtennisplatte haben.", sagte ich verwundert.

Kami zuckte mit den Schultern. „Wir haben die auch gerade erst entdeckt. Sie ist ein wenig kaputt und ein Netz ist auch nicht dabei, aber zum Glück haben die Bälle gefunden.", er blickte in den kleinen Beutel und rümpfte die Nase. „Die sollten wir aber vorher nochmal waschen."

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Schnell war die Platte aufgebaut, die Becher halb mit Bier gefüllt und im Dreieck aufgestellt.

„Irgendwelche besonderen Regeln?", fragte ich.

Kami schüttelte den Kopf. „Nein das übliche. Der Ball muss vorher einmal die Platte berühren und wenn man in einen Becher trifft, muss der Gegner den Becher trinken. Welches Team zuerst alle Becher getroffen hat, hat gewonnen. Geworfen wird abwechselnd."

Katsuki fing an. Und traf direkt. „Woohoo!", rief ich ausgelassen und warf die Hände in die Luft, bevor ich meinen Freund abklatsche. Sero trank den Becher aus und stellte ihn zur Seite.

Natürlich gewannen wir. Ich war zwar auch recht zielsicher, aber Katsuki traf jedes verdammte Mal, sodass das Spiel schnell entschieden war.

„Boah, das macht ja echt keinen Spaß mit dir!", lachte Kaminari und boxte Bakugou freundschaftlich in die Seite. Etwas was mein Freund wohl sonst nicht toleriert hätte. Aber wir waren alle angetrunken und auch Katsuki wurde ausgelassener.

Ich selbst hatte schon gut was intus durch das Spiel und meine Mischung, an der ich die ganze Zeit parallel getrunken hatte. Ich klebte förmlich an Katsuki. Aber es schien niemanden zu geben, dem das großartig auffiel oder es fehlinterpretierte (oder eben genau richtig interpretierte).

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Es war schon später Abend geworden und die meisten waren schon gegangen, als ich mich zusammen mit Bakugou zu den restlichen anderen auf die Couch setzte. Die Stimmung war deutlich ruhiger geworden und wir unterhielten uns einfach, waren aber immer noch gut gelaunt. Besonders erstaunt war ich über Todoroki, der durch den Alkohol ausgesprochen gesprächig wurde. Midoriya hatte Mühe seinen Redefluss zu unterbrechen, um auch etwas zu ihrem Gespräch beizutragen. Er warf ihm dabei regelmäßig amüsierte Blicke zu, wenn Todoroki ihn zum wiederholten Male unterbrach.

„Wahrheit oder Pflicht!", rief Ashido ausgelassen. Ich verdrehte die Augen. Wie klischeehaft. Eine Stimme tief in mir, riet mir es besser sein zu lassen. Da war zu viel, was ich eigentlich nicht verraten wollte. Trotzdem wiedersprach ich nicht, obwohl ich Katsukis bohrenden Blick spürte.

Asui holte eine Flasche und wir setzten uns im Kreis auf den Teppich vor der Couch und ich bemerkte wie klein der Kreis der Anwesenden geworden war. Neben Katsuki und mir waren nur noch Kaminari, Sero, Ashido, Midoriya, Todoroki und Asui anwesend.

Ashido drehe zuerst die Flasche. Sie deutete auf Sero.

„Wahrheit.", sagte Sero gelassen.

„Bist du verlieeebt?", fragte Ashido.

„Nein.", antwortete Sero schlicht.

„Wie langweilig.", kommentierte Asui, bevor Sero nach der Flasche griff.

Das Spiel ging eine Weile weiter. Die meisten nahmen am Anfang Pflicht, um den peinlichen Fragen auszuweichen, die gerade die beiden Mädchen gerne stellten. Doch inzwischen war die zweite Runde angebrochen und meisten hatten ihre Pflichtaufgaben verspielt. Ebenso wie ich. Mir war ein wenig schummrig, da ich eine gesamte Flasche Bier exen musste.

Asui war gerade dran gewesen und sie drehte die Flasche. Sie deutete auf mich.

„Mit wem aus diesem Raum, würdest du am ehesten schlafen?", fragte sie verschmitzt und warf dabei Ashido einen bedeutungsvollen Blick zu.

Ich versteifte mich. Das war einer dieser Momente, von dem man genau wusste, dass sie einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunft haben. Ich hatte nur drei Optionen: die Wahrheit zu sagen und mich zu outen, zu lügen und damit Katsuki zu verletzen oder aus dem Spiel austeigen und wie ein Feigling den Schwanz einzuziehen.

Katsuki sah mich besorgt an. „Hey, du musst das nicht beantworten."

„Doch das muss du!", rief Ashido fröhlich und kassierte von meinem Freund einen tödlichen Blick. Da schien ihr aufzugehen, dass es hier wohl um mehr ging, als nur die Beantwortung einer peinlichen Frage und wurde still. Genau wie die anderen.

Ich starrte auf den Boden, als ich antwortete.

„Mit Katsuki. Ich würde mit Katsuki schlafen."

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